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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2019

Altstadt Lüdenscheid – Neugestaltung der öffentlichen Räume

ein 3. Preis

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Lüdenscheid hat eine sehr prägnante Stadtstruktur; Gebäudezeilen und Freiräume legen sich wie Schalen um die an der höchsten Stelle positionierte Kirche. Dieses Prinzip wird in der Neugestaltung der Straßen- und Platzräume wieder stärker wahrnehmbar durch wiederkehrende Elemente, wie Stufen und Terrassen, die die Topografie betonen und gleichzeitig gut nutzbare Freibereiche schaffen.

Der Burgspielplatz wird offener, gut einsehbar und leicht zu pflegen. Spielbänder- und -häuschen auf einer EPDM-Fläche formen eine differenzierte Spiellandschaft, die vor allem für kleinere Kinder und deren Begleitpersonen einen attraktiven Treffpunkt bildet.

Der Graf-Egelbert-Platz tritt durch die weitgehend belagsbündige Markierung mit Plattenbändern im Stadtgrundriss stärker in Erscheinung, seine multifunktionale Nutzung bleibt erhalten. Die notwendige Infrastruktur für Veranstaltungen wird in Form von unterirdischen Anschlüssen vorgeschlagen, wie auch am Alten Markt und in der Wilhelmstraße. Das dominante Element des Platzes bleibt die Brunnenanlage.

Der südliche, städtische Bereich des Kirchenumfeldes wird neu geordnet, die Mauer durch eine Sitzstufenanlage ersetzt, die als Tribüne für Wilhelmstraße und Alten Markt genutzt werden kann. Die VHS erhält einen größeren Vorbereich, die Wilhelmstraße weniger Quergefälle. Die Grünfläche der Kirche wird stärker in das städtische Umfeld einbezogen. Auch der Alte Markt erhält mit dem neuen Wasserspiel einen attraktiven Fokus, der für alle Bevölkerungsgruppen erlebbar und bespielbar ist. Die Gastronomie soll künftig wieder auf dem Platzniveau stattfinden.

Die platzartig ausgebildete Fläche an der Turmstraße erhält als „Inlay“ den Turmspielplatz, ein die Topografie nutzendes, attraktives Spielangebot mit Kletter- und Rutschenturm.

Eine besondere Akzentuierung erhalten die Stadtzugänge: Die großen, an Gebäuden bzw. Masten abgespannten „Lichtringe“ können auch für Beflaggungen etc. genutzt werden. Zusätzlich ist jedem Stadteingang ein Thema zugeordnet, das in einem runden Objekt künstlerisch umgesetzt wird. Vom „Karussell“, einer im Boden eingelassenen Drehscheibe, mit Bezug zur ehemaligen Stadtwaage bis zur Litfaßsäule für Kurt Weill.

Beim Belagskonzept liegt das Hauptaugenmerk auf der weitgehenden Erhaltung bzw. Wiederverwendung der vorhandenen Natursteinbeläge, die aber nach einem klaren, hierarchischen Prinzip zugeordnet werden. Die neu herzustellenden Flächen werden überwiegend flächig mit ebenflächigem Material erstellt. In den Altstadtgassen wird auf einen kompletten Umbau verzichtet. Hier wird die geforderte Barrierefreiheit mittels Laufbändern hergestellt.

Pflanzflächen an Fassaden, Kübelpflanzen an öffentlichen Gebäuden und attraktive blühende Pflanzungen im Bereich des neugestalteten Kirchenumfeldes bringen mehr Grün in die Stadt, ohne ihren städtischen Charakter zu mindern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein zwar schlichtes, aber insgesamt schlüssiges Gesamtkonzept für die Altstadt vor. Die Dreiteilung der Fortführung der Granitplatten vom Sternplatz bis zur Grabenstraße, das sich anschließende gesägte Grauwackepflaster im weiteren Verlauf der Wilhelmstraße und die Wiederverwendung des Porphyrpflasters in den Gassen ist nachvollziehbar und im Grundsatz auch barrierearm herstellbar.
Wiederkehrendes Element sind neue Sitzstufen in den Aufenthaltsbereichen. Eine zentrale neue Sitzstufenanlage,
die neue Strahlkraft entwickeln kann, wird südlich der Erlöserkirche vorgesehen. Es wird angezweifelt, ob sie in diesem sensiblen Kontext die richtige Geste ist. Zwar kann sie eine hohe Aufenthaltsqualität bieten, in ihrer Materialität und dominanten Ausformung kann sie jedoch auch einen Fremdkörper darstellen. Die ebenfalls auf dem Graf-Engelbert-Platz vorgesehenen Sitzstufenanlage erscheint nicht praktikabel, da sie die Nutzbarkeit für Veranstaltungen zu sehr einschränkt und den Ort unnötig gliedert. Demgegenüber sind die Sitzstufen am Burgspielplatz grundsätzlich eine gute Idee, da sie die Aufenthaltsqualität erhöhen und den Burgspielplatz neu mit der Luisenstraße verknüpfen. Ihre Ausformung erscheint jedoch auch hier im kleinteiligen Kontext der Altstadt zu massiv. Die im Bereich der Gassen vorgesehene Schlitzrinne ist gestalterisch und funktional nicht nachvollziehbar. Gleiches
gilt für die geplanten Lichtringe an den Altstadteingängen.
Negativ bleibt festzuhalten, dass die Umgestaltung der unteren Wilhelmstraße in der Kostenschätzung völlig unberücksichtigt bleibt. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine klare Haltung und die Gestaltung gut proportionierter, zurückhaltender Stadträume.