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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 04/2018

7. Schlaun-Ideenwettbewerb in Mönchengladbach „Inneres Gladbachtal“

ZWEISTROMSTADT

3. Preis / Städtebau

Preisgeld: 1.500 EUR

Jonathan Stimpfle

Student*in

Calvin Valentino Nisse

Student*in

Theresa Finkel

Student*in

Erläuterungstext

Konzept
Ursprünglich stellten als das Gladbachtal als Sinnbild der natürlichen Landschaftsstruktur
und die Hindenburgstraße als Zeitzeuge des Siedlungswachstums Mönchengladbachs die
zwei markantesten raumstrukturellen Elemente der Stadt dar. Infolge der Industriealisierung, der Zerstörungen in den Weltkriegen und des folgenden Strukturwandels gingen diese charakteristischen Stadtstrukturen verloren. Ein dadurch vielerorts zerstückeltes Gefüge des urbanen Raums sowie ein undefiniertes Stadtzentrum sind die Folge.

Das präsentierte Konzept greift die großen Potentiale der ursprünglich charakteristischen Elemente – Gladbachtal und Hindenburgstraße – auf und nutzt ihre Qualitäten zur stadtstrukturellen Neuordnung der Innenstadt. Die positiven Einflüsse beider Strukturen kommen in den dazwischen liegenden Stadträumen zusammen und lassen die lebendige und fruchtbare „Zweistromstadt“ entstehen. Neben der Stärkung des urbanen Stroms durch die Schließung von Baulücken und die Ausbildung klarer Raumkanten hilft vor allem die Entwicklung des grünen Stroms in Anlehnung an das frühere Gladbachtal bei der Entstehung einer vielschichtigen und lebenswerten Innenstadt.

Urbaner Strom
Die Hindenburgstraße wird zum Zentrum einer der Stadtgröße Mönchengladbachs angemessenen Urbanität. Mit einem reichen Angebot an Einzelhandel, Gastronomie, Büro und Gewerbe wird sie zum linearen und verbindenden Kernstück der Gladbacher City. Dazu wird jeglicher motorisierte Verkehr verbannt und durch eine stadttypische Tram ersetzt. So entsteht nicht nur mehr Raum zum Flanieren und Aufenthalt sondern auch ein urbaneres Flair. Ein dunkler Belag markiert höchste Urbanität und löst sich über die abgehenden Seitenstraßen langsam in helleres Pflaster auf. Über diese Seitenstraßen gelangt man in die Steinmetzstraße im Norden, wohin die zahlreichen Buslinien verlegt werden, und in das revitalisierte Friedrichviertel im Süden der Hindenburgstraße. Hier ist es um einiges ruhiger und die schmalen Gassen laden ein die verwinkelten Hinterhöfe des Quartiers zu erkunden. Im Erdgeschoss entwickelt sich ein individueller Einzelhandel, Kleingewerbe und Gastronomie wodurch das Viertel nachhaltig belebt wird. Im Regelgeschoss werden Wohnungen in zentraler Lage und spannenden Innenhofsituationen angeboten. Die Höfe sind der Öffentlichkeit über Durchstiche oder Öffnungen im Block zugänglich und beinhalten Pocket Parks, Rückzugsorte, Platz für Werkstätten, aber auch private und gemeinschaftliche Gartennutzungen. Diese bunte Vielfalt wird übe eine lebendige Topografie erzeugt, die sich aus überbauten Garagen und Lagerflächen ergibt und so auf mehreren Ebenen unterschiedliche Grade der Öffentlichkeit gewährleistet. Das Friedrichsviertel profitiert nicht nur vom urbanen Einfluss der Hindenburgstraße, sondern auch vom neuen Stadtpark der direkt im Süden anschließt und bietet mit dem Friedrichplatz im Zentrum des Quartiers eine kleine Platzsituation mit hoher Aufenthaltsqualität.

Grüner Strom
Der Stadtpark fungiert als Teil eines gesamtstädtischen Grünzugs, der Mönchengladbach
einmal von Westen nach Osten quert, die Lücke zwischen dem Geropark am Abteiberg und dem geplanten Quartierspark in der City Ost schließt sowie die Grünräume des Stadtzentrums mit den großen Naherholungsräumen im Umland, Hardter Wald und Volksgarten, verknüpft. Um diese grüne Kontinuität zu unterstützen wird der Bahndamm im Bereich des Parks aufgebrochen, sodass der Freiraum selbstverständlich darunter hindurchfließt. Mit einer Breite von bis zu 120 Metern fungiert der Park als grüne Lunge und steigert die Lebensqualität in der Innenstadt enorm. Um dies zu unterstützen verdichtet sich der Baumbestand zu den Rändern hin und blendet die Stadt mit ihren unterschiedlichen Stressfaktoren weitgehend aus. Neben einer Skateanlage im Norden, die Teil der Aktivitätsfläche ist, werden im Süden Einzelhandel und Gastronomie unter dem Damm untergebracht und so eine Entrée-Situation mit Tramhaltestelle im Süden des Projektgebiets geschaffen. Fuß- und Radwege folgen dem Fluss des Freiraums und queren diesen an wichtigen Verbindungsstellen wie auch die Tram, deren Gleise durch das Grün des Parks verlaufen.

Durch die klare Definition von unterschiedlichen Potentialräumen, können die einzelnen Quartiere im Entwurf unabhängig voneinander entwickelt werden. Zwar profitieren die einzelnen Räume stark voneinander, vor allem von Hindenburgstraße und dem Stadtpark, jedoch birgt das Friedrichsviertel mit seiner besonderen Hofstruktur genügend eigene Stärken um ein dynamisches Wohnviertel im Herzen der Stadt zu werden. Repräsentative Plätze wie Europaplatz oder Bismarckplatz funktionieren nahezu eigenständig und gliedern sich als orientierungsgebende und identitätsstiftende urbane Orte in das Stadtgewebe ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überwindet die trennende Wirkung des Bahndamms über einen starken Grünzug, der neue Aufenthaltsqualitäten schafft und Stadträume verbindet. Dafür müssen funktionierende städtische Strukturen weichen. Für die Weiterentwicklung der Hoflagen im Friedrichviertel wird durch Dachgärten, Pocket Parks und Durchwegungen ein überzeugendes Konzept geliefert. Diese Ansätze würdigt die Jury mit einem 3. Preis.