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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 04/2018

7. Schlaun-Ideenwettbewerb in Mönchengladbach „Inneres Gladbachtal“

Berliner Platz am Gladbach

1. Preis / Architektur

Preisgeld: 3.000 EUR

Florian Krieg

Student*in

Martina Jany

Student*in

Erläuterungstext

Einleitung
Die Baustruktur rund um den Berliner Platz weist durch konkurrierende Bauformen, verschiedene Geschossigkeiten und divergierende Dachtypen eine erhebliche städtebauliche Komplexität auf. Der westlich des Berliner Platzes befindliche Baublock, welcher teilweise zum Planungsareal gehört, spiegelt diese Komplexität, in nuce, wieder: Westlich und teilweise auch nördlich wird der Block von einer geschlossenen Randbebauung gesäumt, im Norden knüpft zudem das ehemalige Hallenbad als solitärer Bau an. Im Süden und Osten hingegen wird der Baublock nahezu vollflächig von einem Büro- und Produktionskomplex mit Parkdeck überbaut. Dieser besitzt nach Süden gerichtet zwei Hochbauten: südwestlich einen sechs-geschossigen, südöstlich einen elf-geschossigen. Diese Hochpunkte reihen sich in eine Mehrzahl von höhen Solitärbauten an der Kreuzung Fliethstraße/Viktoriastraße ein. Die Fliethstraße, welche in Richtung des Hauptbahnhofs in die Rathenaustraße übergeht, ist eine der Hauptverbindungsachsen Mönchengladbachs. Mit ihren vier, teilweise sechs, Fahrspuren stellt sie zusammen mit der südöstlich des Plangebiets verlaufenden Bahntrasse eine erhebliche Lärmquelle für den Berliner Platz dar. Eine der primären Aufgaben bei der Entwicklung des Plangebietes ist es somit, eine qualitative Nachverdichtung zu entwickeln, welche zum einen vorhandene städtebaulichen Strukturen zusammenzuführt und zum anderen gegen die Lärmquellen aus Ost-West Richtung abschottet.

Städtebauliches Konzept
Der bestehende Blockrand im Nordosten wird am südöstlichen Rand des Plangebietes weitergeführt. Dadurch wird der vorhandene Baublock vergrößert, die neue Bebauung im Inneren des Berliner Platzes wird in das städtische Gefüge integriert und gegen äußere Lärmquellen abgeschottet. Der Neubau staffelt sich in seiner Geschossigkeit ausgehend vom Bestand hoch und formiert sich an der südöstlichen Blockecke zu einem kleineren Hochpunkt mit fünf Geschossen. Am südlichen Rand flacht die Randbebauung um ein Geschoss ab. In der weiteren Folge schiebt sich, mit geringer baulicher Distanz zur Blockrandbebauung, ein siebengeschossiges Punkthaus aus der Bauflucht heraus. Dieser neue Hochpunkt an der südwestlichen Ecke korrespondiert einerseits mit den bestehenden Hochpunkten entlang der Fliethstraße, zum anderen bildet er mit dem kleineren Hochpunkt an der östlichen Ecke eine Art Tor-/Eingangssituation für das Quartier im Berliner Platz.
Das siebengeschossige Punkthaus bildet den Auftakt für zwei weitere, sich entlang des Berliner Platzes hangelde Solitärbauten mit absteigender Geschossigkeit. Die oberen Geschosse sind bei beiden Baublöcken als Staffelgeschosse ausgebildet und ermöglichen dadurch Dachterrassen. Der vorderste Solitär springt aus der Bauflucht der Lüpertzenderstraße nach hinten, sodass sich ein Platz, an dem der Gladbach verläuft, bildet. Die in der Grundfläche fünfeckigen Baukörper verdichten das Areal in hohem Maße, sind aber so gegeneinander verdreht, dass die Bestandsbebauung weitestgehend nicht verschattet wird. Zwischen der existierenden Bebauung und den Punkthäusern entstehen hierbei zudem eindrucksvolle Freibereiche. Die bis dato überdimensionierte Straße entlang des Berliner Platzes wird auf eine verkehrsberuhigte Straße kanalisiert und führt nun westlich der Punkthäuser entlang. Sie dient lediglich als Anbindung für Einwohner, Haltemöglichkeit für Kurzparker und als Erschließung für die sich unter dem neuen Platz und den Punkthäusern befindliche Tiefgarage.
Das ehemalige Hallenbad bleibt in diesem Entwurf erhalten, erhält allerdings eine neue Funktionsbelegung und einen Anbau. Des Weiteren wird nordwestlich des Plangebietes die Blockrandbebauung durch einen sich in den Innenhof
erstreckenden, U-förmigen, viergeschossigen Bau vervollständigt. Zwischen ehemaliger Schwimmhalle und Neubau entsteht so eine private Hofsituation. Topographisch gesehen wirkt die neue Bebauung wie ein “Perlenkette”, die sich entlang des Blockrandes an der Rathenaustraße dicht zusammen reiht, sich in der Mitte mit vier großen “Perlen” als Punkthäusern (neue Punkthäuser und ehemalige Schwimmhalle) auflockert und im Norden wieder an die bestehende dichte Blockrandstruktur entlang der Lüpertzender Straße anschließt.

Nutzungskonzept
An die bestehende Blockrandbebauung am südöstlichen Rand des Plangebietes, die bereits Wohneinheiten enthält, schließt ein weiterer Block mit Wohnungen an. Der Lärmschutz ist hier im Grundriss gelöst, die Wohn- und Schlafräume orientieren sich zum Hinterhof. In der Erdgeschosszone befinden sich neben einer Durchfahrt zum Hinterhof Räumlichkeiten für Läden und Kellerräume. Im restlichen Teil dieses Blockrandes sind im Wesentlichen Büronutzung bzw. Ladenflächen im Erdgeschoss geplant. Der Erschließungs- und Sanitärkern ist in diesem Bau zentral positioniert und gewährt damit ein hohes Maß an Flexibilität innerhalb der Büroflächen.
Das zur Fliethstraße gerichtete Punkthaus erhält die Funktion eines Ärztehauses, die zwei weiteren Punkthäuser im Lärm-geschützten Berliner Platz sind Wohngebäude. Jede Wohnung verfügt über eine private Freifläche in Form einer Loggia, zudem befindet sich aber im obersten Staffelgeschoss jeweils ein gemeinschaftlicher Dachgarten. In den Erdgeschossen dieser “Wohnpunkte” sind ebenfalls Räumlichkeiten die den nachbarlichen Zusammenhalt stärken sollen geplant. Es wurden beispielsweise auch bewusst keine Waschmaschinenanschlüsse in den Wohnungen vorgesehen, sondern jeweils ein gemeinschaftlicher Waschmaschinenraum im Erdgeschoss. Weiterhin findet man hier Fahrradabstellplätze, eine kleine Gemeinschaftswerkstatt, ein Veranstaltungsraum und, im zur Stepgesstraße gerichteten Bau, einen Gastronomiebetrieb.
Die drei Punkthäuser sind in ihrer Grundfläche und ihrem Tragwerkskonzept gleich aufgebaut und so geplant, dass sie viele verschiedene Nutzungen zulassen. Der ehemaligen Schwimmhalle wird im Erdgeschoss eine neue Nutzung als KITA gegeben. In den oberen Geschossen sind, mit Anspruchnahme des neuen Anbaus, Wohn- und Pflegeräume für Betreutes Wohnen vorgesehen. Im U-förmigen Bau im nördlichen Teil des Plangebietes sind Grundrisse für altersgerechte Wohngemeinschaften geplant.
Grundsätzlich steht bei der Planung des Nutzungskonzeptes eine soziale Durchmischung im Fokus. Es soll ein Ort geschaffen werden, an dem alle Altersgruppen willkommen sind, Platz für Begegnung besteht und nachbarschaftliches Interesse und Fürsorge gefördert werden.

Außenwirkung, Fassade
Die äußere Gestalt der entworfenen Neubauten orientiert sich an der Ästhetik der ehemaligen Schwimmhalle. Durch hervortretende Betondecken und Pfeiler im Raster von circa drei Metern wurde eine Fassadenstruktur geschaffen, die mit unterschiedlichen Materialien gefüllt wurde. In Abhängigkeit von den dahinterliegenden Räumen sind vollflächige Fensterelemente, Fensterelemente mit Mauerwerksbrüstung oder Glasbausteine vorgesehen. Die beschriebene Fassaden-Matrix erlaubt dabei, wie man vor allem an den Gewerbe-/Bürobauten sieht, viel Spiel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit hat mit dem Gedanken der Perlenkette eine leichte und lockere Antwort auf die geschlossene Randbebauung des Bestandes gefunden. Fünfeckige zueinander angeordnete Solitärbauten erstrecken sich von der Rathenau- bis zur Lüpertzender Straße. Der an der Fliethstraße angeordnete Solitärbau schafft es, mit der anschließenden Straßenrandbebauung geschlossene und offene Baukörper gekonnt zu verbinden. Es entstehen zwischen den Baukörpern unterschiedlich zu nutzende Freibereiche, die sowohl öffentliche als auch private Raumsituationen bilden. Die Architektursprache ist zeitgemäß und in der Höhenentwicklung dem Standort angemessen. Insgesamt eine schlüssige Arbeit, die viele Möglichkeiten der Weiterbearbeitung bietet.