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Offener Programmwettbewerb | 05/2018

Wiedererrichtung der Bauakademie Berlin als Nationale Bauakademie

Anerkennung

FAR frohn&rojas Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

Raumskelett
"Das Pfeilersystem erscheint als völlig durchgehende Struktur nur in den Außenwänden. Wir haben einen Bau ohne tragende Wände vor uns. Es wäre äußerst aufschlussreich, wenn man sich einmal in den Rohbau zurückversetzen könnte: er muss phantastische Züge gehabt haben." (Jonas Geist, Karl Friedrich Schinkel. Die Bauakademie. Eine Vergegenwärtigung, Frankfurt a.M. 1993)

Die Rekonstruktionsdebatte hat sowohl die langjährige Diskussion um die Zukunft der Bauakademie selber wie auch die Neugestaltung ihrer unmittelbaren Umgebung geprägt.

Wir setzen der Rekonstruktion der Fassade die Verwirklichung der Bauakademie als Raumskelett entgegen. Während Schinkels Fassade bereits die im damaligen Kontext radikale und wegweisende Struktur eines Skelettbaus suggerierte, wurde dieser aufgrund bautechnischer und regulatorischer Gegebenheiten bei der ursprünglichen Bauakademie nicht wirklich realisiert.

Dem Bild der Bauakademie von Gestern (Rekonstruktion) setzen wir ein Weiterdenken der den Entwurf maßgeblich prägenden strukturellen und räumlichen Innovationen entgegen. Wir schlagen den Neubau der Bauakademie als dreidimensionales Raumskelett, als bespielbaren “Rohbau” vor.

Gradient
Das dreidimensionale Stahlbeton-Fertigteilskelett basiert auf dem ursprünglichen Raster Schinkels. Die Bauteile werden von außen nach innen sukzessive filigraner. Entlang der Außenkanten des Baukörpers rahmen Stützen, Balken und Bodenplatten die Fassadenöffnungen. Im Gebäudeinneren verjüngt sich die Struktur. Sie bildet im Kernbereich ein infrastrukurelles Gerüst, an dem Leuchten, Projektoren, Leinwände, Modelle und andere Elemente ein- und abgehangen werden können. Die Dualität von Fassade und Innenwelt verschwindet.

Synthese
"In der Bauakademie, die schon F. Adler als ein Erstlingswerk synthetischer Richtung bezeichnet hat, kommt jenes Streben nach einem Ideal zum Ausdruck, das in der Geistesgeschichte der Epoche eine bedeutende rolle spielt: der Vermählung des Heidnischen mit dem Christlichen, des Hellenischen und Vaterländischen, des Klassischen und Romantischen." (August Grisebach, Karl Friedrich Schinkel, Leipzig 1924)

In spielerischer Weise greifen wir das synthetische Prinzip, das Schinkel unter anderem bei der Fassade der Bauakademie angewendet hat, auf. Dort vereinigte er das konstruktive System der Gotik und ihre Vertikalität mit dem Stützen- und Balkensystem der Antike.

Unser Entwurf vereinigt die beiden Bauakademien, die an Ort und Stelle gestanden haben bzw. stehen: der auf dem 5,5 m x 5,5 m Raster basierende Baukörper Schinkels und das heutige folierte trompe l'oeil, das von einem zum Zentrum hin abgestuften Stahlgerüst gehalten wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieses Projekt schlägt vor, den Bauakademie-Denkansatz gleich von Anfang an als Konzept zu setzen und das zukünftige Publikum zu berücksichtigen.

Durch den Einsatz spezifischer kuratorischer und räumlicher Mittel werden gleichzeitig die Öffentlichkeit vor Ort sowie ein nationales und internationales Publikum angesprochen. In öffentlichen Workshops wird das lokale Netzwerk für Diskussionen zusammenkommen; das nationale Publikum wird durch Ausstellungen und Forschungsaktivitäten angelockt und das internationale Publikum durch Stipendien, Vorträge und Ausstellungen.

Die Flächen sind ist so gestaltet, dass all diese unterschiedlichen Aktivitäten einen Raum finden. Die Räumlichkeiten sind regelrecht als dreidimensionale Struktur konzipiert, als Skelett, welches diese Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten und Interaktionen zulässt. Die Flächennutzung ist offen und flexibel. Für die Allgemeinheit wird das Gebäude durch all die vertikalen Verkehrsflächen frei erlebbar.

Bei dieser Arbeit liegt der Mehrwert darin, dass die Bauakademie räumlich klar definiert wird, aber gleichzeitig eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten und internationaler Präsenz ermöglicht. Der Bezug zur Schinkelschen Bauakademie bleibt in der Masse und der Präzision des Baus formell erhalten, aber vor allem zeigt er sich im Konzept einer Institution als einem Ort für lebenslanges Lernen und für unterschiedliche Lehrformate zum Erfahren von Architektur.