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Offener Wettbewerb | 04/2018

Universität Erfurt - Forschungsneubau „Weltbeziehungen“

2. Rundgang

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA PartGmbB

Architektur

stock landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Konzeption für den Forschungsneubau „Weltbeziehungen“ als bauliche Hülle für
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Anziehungskraft, Ablehnung und
Gleichgültigkeit in den Kulturen („Attraktion, Repulsion, Indifferenz - eine
kulturvergleichende Analyse von Weltbeziehungen) geht von einer neutralen Basis
aus. Die Architektur soll also keine vordergründige Sprache oder gestalterische
Absicht haben.
Als Basis wird hierfür ein ungerichteter würfelförmiger Baukörper im Schwerpunkt
des Grundstücks platziert. Die scheinbare Unabhängigkeit dieses rigorosen
Solitärs von 30x30x30 Metern tritt in erste Beziehungen zur Umgebung: die
vorhandene Allee ist die tangentiale Haupterschließung und durch den dem
Haupteingang vorgelagerten Platz beeinflusst; das Grün umfließt den Baukörper;
Größe und Position erzeugen differenzierte Raumwirkungen zur heterogenen
Bebauung auf dem Campus, neue Wegeradialen schaffen Verbindungen ...
Der Kubus wird gleichmäßig allseitig perforiert und symbolisiert so eine
grundsätzliche Offenheit und Durchlässigkeit, die von Außen nach Innen als auch
umgekehrt gemeint ist. Einzige Ausnahmen des Lochbildes verdeutlichen hier durch
horizontale oder vertikale Zusammenlegungen die Hinweise zu den Ein- und
Ausgängen.

Der inneren Gebäudestruktur liegt ein Grundraster von 3x3 Metern zu Grunde. Die
neun Geschossebenen sind grundsätzliche Träger des Raumprogramms. Effektiv und
direkt werden sie durch Vertikalkerne mit Sicherheitstreppenhaus und Aufzug
erschlossen. Hier sind die Grundsätzlichen Versorgungsstränge gebündelt.
Wechselnde Freitreppen und Deckendurchbrüche lassen den Innere des Würfels zu
einer vertikalen Wandelhalle zwischen Erde und Universum werden. Auf diese Weise
entstehen vielfältige Räume, die beispielsweise flächig ebene Ausdehnungen
eröffnen, Loggien und Atrien anbieten, hohe Galerien ermöglichen, Verbindungen
über schmalere seitlich geschlossene oder breitere Freitreppen schaffen für eine
abwechslungs- und auch kontrastreiche Wege- und Blickbeziehung. Neben den
immanenten Schwellen- und Übergangsräumen entstehen unterschiedliche Angebote
für Präsentations-, Kommunikations-, Reflexions- und Erholungszonen.
Das geforderte Raumprogramm wird in einer organisatorischen Spielart der
Arbeitsräume in den Grundrissen dargestellt. Hierbei lagern sich die Denkzellen
und Büroräume vornehmlich an der Außenhülle des Neubaus an ohne diesen zu
verstellen. Besonderes Augenmerk liegt jedoch in der potentiellen Varianz der
Raumkonstellationen. Schematisch sind dazu weitere Möglichkeiten der
Raumbildungen als Cluster, Raster, Teppich, Turm in der Galerie oder auch
Großraumebene dargestellt, die Reaktionen auf Änderungen von Forschungsgruppen
oder Institutskonstellationen erlauben und auch besonders introvertierte oder
extrovertierte Denkzellenorganisationen aufzeigen. Grundlage hierfür ist das
Raummodul im Rastermaß, das aus Systemmöbeln von Regal und Glastür gefügt wird.
In diesem Verständnis wird eine Kollegstruktur zur Bearbeitung des
Forschungsprogramms, vielgliedrige flexible Raumstruktur angeboten.
Die primäre Schichtung ist im Gebäude so aufgebaut, dass die der
besucherintensivere Bereich in den ersten Geschossen befindet, mit aufsteigender
Höhe konzentrierte Zurückgezogenheit zunimmt und zum Dachbereich Offenheit und
geschützter Raum im Freien gewonnen wird (EG - Entree- und Tagungsgeschoss, 1.
OG Willy-Brandt-School, 2.OG Sekretariats- und Leitungsebene Max-Weber-Kolleg
(MWK), 3.-7.OG interner Bereich MWK, 8.OG („dem Himmelganz nah“) das
Theologische Forschungskolleg und im Dachgeschoss der informelle
Gemeinschaftsbereich.

Das Gebäude als Stahlbetonkonstruktion konzipiert, Stützen, Riegel und
aussteifende Kerne bilden die solide Struktur. Schlank profilierte Fenster
bilden Öffnungselemente hinter den runden Fassadenausschnitten der
spiegelpolierten Metallhaut. Die äußere Reflexion steht bewußt im Kontrast zur
Duchlässigkeit und Störung dieses Effekts durch die Öffnungen. Gleichzeitig kann
die gleichmäßige Öffnungsstruktur für „Signale“ von Innen - ähnlich einem
Pixelbild - genutzt werden.

Im Außenraum des Forschungsneubaus spiegeln sich die Weltbeziehungen in einer
zweiten Ebene von Wegebeziehungen wieder.
Diese neuen „Umlaufbahnen“ heben sich durch einen farbigen Bodenbelag (z.B.
Gussasphalt) von den bestehenden Wegen ab und leiten Besucherinnen und Besucher
auf elliptischen Wegen zum Gebäude.
“Mobile Denkwürfel“, deren Grundfläche und Gestaltung sich an den „Denkzellen“
im Neubau orientieren, umkreisen den Forschungsbau wie „Satelliten“. Sie
erlauben den Gedankenaustausch auch außerhalb des Hauptgebäudes und lassen sich
zu verschieden großen Gruppen zusammenstellen.
Ein großer Vorplatz mit wassergebundenem Wegebelag unterbricht die Max-Weber- Allee und wird zum Vestibül zwischen den geisteswissenschaftlichen Lehr- und Forschungsgebäuden. 

Hier liegen auch die 60 neuen Fahrradstellplätze
Auf dem Platz sind – wiederum analog der Denkwürfel – 3 x 3 m große quadratische
Holzdecks angeordnet, die es Studenten, Wissenschaftlern und Besuchern
ermöglichen, in entspannter Atmosphäre im Außenraum kleine Arbeitspausen zu
machen, am Campusleben teilzunehmen oder wissenschaftliche Themen zu
diskutieren.
Der Vorplatz führt zum Haupteingang des Gebäudes, ein Kurier- und ein
Behindertenstellplatz sind hier angeordnet und der Platz dient im Brandfall als
Feuerwehraufstellfläche.
Den drei Eingangsbereichen sind quadratische bzw. ein rechteckiger Platz aus
farbigem Gussasphalt vorgelagert.
Die Freiraumplanung setzt auf eine reduzierte Gestaltung, die sich bewusst auf
die beiden vorhandenen Alleen, Hecken, neue Einzelbäume, und große, englische
Rasenflächen beschränkt, die nur durch die „Umlaufbahnen“, „Denkwürfel“ und
Holzdecks strukturiert werden.
So bleibt noch genügend Raum für freie Bewegung.
Die Abfallsammelstelle für KIZ und Forschungsneubau verschwindet als
Unterflursystem aus dem Blickfeld.
Die Gestaltung des Außenraumes verknüpft sich mit dem Geataltungsansatz des
Campus‘ und wird als übergreifendes Konzept zum benachbarten Landschaftsraum
vorgeschlagen.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss