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Offener Programmwettbewerb | 05/2018

Wiedererrichtung der Bauakademie Berlin als Nationale Bauakademie

Anerkennung

Preisgeld: 17.000 EUR

Schlotmann Architekten

Architektur

Technische Universität Dresden (TU Dresden)

Universitäten / Hochschulen

Jörg Sellerbeck

Szenographie

Erläuterungstext

»SCHINKEL LOOP« FORTSCHRITT BAUEN

Körper und Geist

Veränderung – der Begriff, der unsere heutige Welt treibt und bestimmt.
Städte, insbesondere die sogenannten „Megacities“, sind Labore des permanenten Wandels. Die kluge Stadtentwicklung muss sich dieser Herausforderung ständig neu stellen.
Mit dem Hintergrund heutiger Herausforderung stellt sich uns die Frage: Wie können wir mit dem Wissen um die „alte“ Bauakademie die „neue“ Nationale Bauakademie „rekonstruieren“?
Es gilt einen Ort zu schaffen, der offen für Neues ist und das ursprüngliche städtebauliche Umfeld mit seiner besonderen Geschichte akzeptiert.
Diese Grundlagen in der Verbindung mit einer Architektur und seiner Nutzung in der „Das Wesen der Baukunst zu einer höheren Freiheit fähig, als die neue Zeit derselben
gewöhnlich zugestehen will“ (Erik Forssman, 1981), ist die Herausforderung dieser prominenten Aufgabenstellung.
Wie also erreichen wir einen offenen Ort, ein nationales und internationales Schaufenster für interdisziplinäre Forschung, für Lehre und Handwerk – einen „Zirkel der Disziplinen“, mit hoher Flexibilität und einer gemischten hybriden Nutzung?

Der Körper
Kaum ein Baumeister fasziniert und inspiriert Architekten und Historiker so sehr wie Schinkel, mit seinem Lebenswerk. Mit Blick auf die Bauakademie heben wir den von Schinkel benannten „Schlussstein“ hervor.
Die Idee des Wiederaufbaus ist heute aktueller denn je und eine ganz besondere Herausforderung!
Die Bauakademie ist perfekt dokumentiert: Pläne, Fotos, Muster der Terrakottatafeln lassen eine Rekonstruktion möglich erscheinen.
Mit heutiger Technik und noch vorhandener Handwerkskunst könnte diese Rekonstruktion auch in hoher Qualität umgesetzt werden.

Neben einer Rekonstruktion wurde und wird die Alternative eines „Neubaus im Sinne Schinkels“ kontrovers diskutiert und in Betracht gezogen.
Diese Herangehensweise wird mit dem Zitat von Schinkel begleitet: „historisch handeln ist das, welches das Neue herbeiführt und wodurch die Geschichte fortgesetzt wird“. (Karl-Friedrich Schinkel, Architektonisches Lehrbuch)
Mit beiden Ansätzen beschäftigt sich unser Beitrag zu diesem Programmwettbewerb:

Grundlage ist die städtebauliche Einordnung der Bauakademie.

Die städtebauliche Situation, die Stellung der Bauakademie am Kupfergraben ist von Karl Friedrich Schinkel in Bezug zu seinem
- Alten Museum
- zum Zeughaus (SchlĂĽter und Jean de Bodt1695/1729)
- zur Neuen Wache und auch zum Kupfergraben gesetzt.
Basis des "Schinkel-Städtebaus" ist der Goldene Schnitt und die Idee Schinkels der „korrespondierenden Kuben“.
Wir dokumentieren Beziehungen vom Alten Museum (Schinkel: „Nukleus der Architekturlandschaft“), zum Zeughaus und zur Bauakademie im goldenen Winkel.
Wir weisen städtebaulich dominante Fluchten auf, dessen Verlängerung eine spürbare Verbindung zwischen Zeughaus, Altem Museum und der Bauakademie herstellt.
Damit gehen wir ĂĽber das bisher bekannte Wissen, ĂĽber die Proportion aller Fassadenteile zueinander, wie auch ĂĽber die geometrische Aufteilung der Grundrisse hinaus. Wir
verbinden die neue und die alte Bauakademie spĂĽrbar und emotional mit der gebauten Stadtlandschaft am Kupfergraben.

Fazit: Der Körper der Bauakademie kann nur an diesem Ort stehen!
Die aufgezeigte städtebauliche Vernetzung, verbunden mit dem Wiederaufbau der stimmigen Fassade mit seinen wohlproportionierten horizontalen Gliederungen im goldenen Schnitt und der Aufbau der Gebäudestruktur beruhen auf der gleichen Logik und dem Gestaltungswillen Schinkels. Der hier vorgestellte Entwurf der „Neuen Bauakademie“ berücksichtigt diese Prinzipien nicht nur in der städtebaulichen Einbindung, sondern auch in Ansichten, Proportionen und Grundrissaufteilung. In allen Bereichen der Bauakademie ist der ursprüngliche Entwurf erlebbar. Dieser Grundgedanke formuliert sich von Geschoss zu Geschoss deutlicher, um sich in der Kubatur, in der von Schinkel
konzipierten Form zu vollenden. Es gilt dieses Erbe zu bewahren und zu stärken!

Der Geist
Neben der Fragestellung nach der Ausformulierung des Körpers steht die Frage nach dem „Geist“ im Mittelpunkt. Dieser „Geist“ wird immer mit Schinkel und den Funktionen verbunden sein. Bedeutet „So viel Schinkel wie möglich“ eine Rekonstruktion der Grundrisse und derer Funktionen oder wird es ein lebendiger Ort sein, der sich um die Architektur, die gebaute Umwelt in all seinen Variationen und um Veränderungen bemüht?
Ein Studien- und Informationsort, der offen und international zugleich, zu einem „neuen Zirkel der Disziplinen“ wird?

Der »SCHINKEL LOOP«
Wir entscheiden uns für diese konsequente und neuartige Lösung zur Wiedererrichtung der Nationalen Bauakademie.
Die vorhandenen Grundlagen als Fundament, die Kraft der Bauakademie in Verbindung mit den fortschrittlichsten technischen Möglichkeiten von „Heute bis Morgen“ führen uns
zu der Losung: FORTSCHRITT BAUEN!
Alle Teile der Bauakademie (siehe Booklet: Technische Details des Kooperationspartners TU, siehe Verfassererklärung) werden vor Ort, für Besucher und Interessierte Tag und
Nacht sicht- und erlebbar gedruckt.

Entscheidend für das Gelingen dieser Idee ist die jetzt möglich werdende technische Machbarkeit. Die Entwicklung wird durch die an dieser Arbeit Beteiligten und mit dieser Technik führenden Institutionen (TU) vorangetrieben. Die Fortführung des 3D-Drucks über die Baukonstruktionen und über das eigentliche Bauen hinaus, ist der Schlüssel, um die Grenze zwischen Alt und Neu, zwischen Realitäten und Konzeptionen und der Diskussionen über die Gültigkeit von Schinkels Werk für die Gestaltung des neuen Berlin aufzulösen. Nach Fertigstellung des Bauköpers werden in der Neuen Bauakademie ebenso die Möbel und das Inventar im additiven Fertigungsverfahren hergestellt. Nach
endgültiger Fertigstellung dieses „Fortschritt Bauen“ bleibt der 3D-Druckraum der Mittelpunkt der Bauakademie.
Weiterhin Tag und Nacht erlebbar, gespiegelt in Größe und Lage des Oberlichtes des Original-Lichthofes der Bauakademie, baut dieser Fortschritt-Modulator Modelle u. a. für Ausstellungen (z. B.: Hochhäuser M 1:1000, nicht realisierte Schinkelbauten M 1:100, Möbeldesign M 1: 1) und treibt die Sichtbarmachung der aktuellen Ideen der Protagonisten der Nationalen Bauakademie voran – Prototyping in Echtzeit – um nur ein Stichwort vorweg zunehmen.

Die Neue Bauakademie wird Experimentierfeld neuester Entwicklungen und Ideen - in „Echtzeit“!

Mit diesem neuen Geist, dem „Machenden“ neuen Herz der Bauakademie, schaffen wir einen Raum, der durch Wahrnehmungen, Bewegungen und Handlungen entsteht.
Dieser, durch die neue Bauakademie initiierte »Salon des Situativen« ist ein Salon der Veränderungen inkl. der räumlich angeschlossenen »Wandel Bar«. Diese Bar ist auch für die nachtaktiven Mut- und Wutbürger. Er steht in optimaler Sichtbeziehung zu dem 3D–Drucker. Dieser ist ebenfalls in ständiger Bewegung und wandelt Konzeptionen aller Art - aus aller Welt - zu Realitäten!
Das Bespielungs- und Nutzungskonzept reagiert und inszeniert die Schinkel Gestaltungsgrundsätze. Mit Themen- und Veranstaltungsformaten - mit Hinweisen auf die internationale Vernetzung, mit Interdisziplinarität und Ganzheitlichkeit und mit dem besonderen Fokus auf das Neue und das Alte und auf deren Nachhaltigkeit.
„So viel Schinkel wie möglich“ gilt im Besonderen auch für die Nutzung! Ein internationales Kuratorium handelt und verhandelt die Leitlinien für die Bespielung des Hauses. Das Kuratorium setzt sich aus Experten und Persönlichkeiten aus den 5 Kontinenten zusammen und steht per se schon mal für einen internationalen Wissenstransfer und für eine offene und hybride Nutzung mit permanenter Veränderung. Die Kuratoren steuern und legen Prinzipen und Leitlinien fest. Eng miteinander verknüpfte und dennoch unterschiedliche Formate aus Architektur, Bauwesen, Städtebau, Stadtentwicklung und Umweltgestaltung bekommen in der Bauakademie ihren Raum und die Chance der Vernetzung.
Der »Salon des Situativen« wird ein Ort der Lebhaftigkeit, Lebendigkeit, der ständigen Bewegung. Der Salon bietet in vielfältigen Ereignisformaten Begegnungen, in denen Erlebnisse entstehen. Das Programm wird unter dem Begriff „Salon des Situativen“ zusammengefasst. Als Podium für eine neue Streitkultur und Begegnungskultur. Es geht immer um prozesshafte Zeitachsen. Das Innen und Außen wird verknüpft, digitale und haptische analoge Erlebnisse werden möglich. Originale Fundamente mit rekonstruierten Gebäudeteilen erlebbar.
Die gastronomische Nutzung der Wandel Bar, 3D-Pop-up Store und Education mit vielen haptischen und digitalen Angeboten für Kinder öffnen die Neue Bauakademie in neue Richtungen. Inhaltlich und räumlich reagiert die Bauakademie flexibel auf die diversen Anforderungen Ihrer Nutzer.
Mut zur Offenheit. Der Prozess des Bauens ist offen – die Nutzung auch.

Damals wie Morgen: SCHINKEL LOOP – FORTSCHRITT BAUEN.
Wir wollen Körper und Geist der Bauakademie!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Idee beschreibt ein offenes Haus, in dem ein international zusammengesetztes Kuratorium die Leitlinien einer zukunftsorientierten Bauakademie definiert.

Veränderung ist Kernbotschaft des Konzeptes und orientiert sich an dem Experimentierfeld der neuesten Entwicklungen.

Der 3D-Drucker im Zentrum ist einerseits als gegenwärtige Botschaft zu verstehen, die Bauakademie kann heute wahrscheinlich so detailgetreu wie noch nie rekonstruiert werden. Gleichzeitig kann der 3D-Drucker als eine Metapher gelesen werden.

Die Bauakademie wird so als eine Baupraxis verstanden, die sowohl Experiment über kl. Prototypen die Nutzer und Besucher zur Interaktion einlädt in den Salon des Situativen, als auch im übergeordneten Sinn eines Gesamtkonzeptes der Bauakademie, die im Geiste Schinkels offen für Erneuerung und Veränderung bleibt. Das Konzept bietet daher vielfältige Möglichkeiten konzeptionell in den Dialog zu treten. Dies gilt hinsichtlich der Einbindung der historischen Spolien und der Bodenarchäologie genauso wie im Hinblick auf innovative Elemente im OpenSpaceformat, ein Post-Present-Future Ansatz, der durch räumliche und zeitliche Flexibilität zu überzeugen vermag.