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Offener Wettbewerb | 05/2018

Königstraße 33 in Bad Oldesloe

1. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Meyer Steffens Architekten und Stadtplaner BDA, Lübeck

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Clasen Werning Partner Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Entwurf führt den Maßstab und die Struktur des umgebenden Stadtgefüges weiter.


Die Lage in der Stadt

Das neue Quartier liegt oberhalb der Hangkante zur Trave auf dem ehemaligen Burgberg südlich der Altstadtinsel.

Mit der benachbarten Peter-Paul-Kirche auf dem Kirchberg bildet die neue Reihe hoher giebelständiger Satteldachhäuser eine „Stadtkrone“ hoch über der Trave und den Dächern der Altstadt.

Die vorhandene Hangkante wird mit überwiegend giebelständigen Häusern besetzt, welche nach Süden über zwei bis drei Geschosse verfügen. Die lockere Anordnung mit Vor- und Rücksprüngen der Fassaden, die Höhenstaffelung und einige Durchblicke führen zu einer Gliederung des Bauvolumens und schaffen stadtraumverträgliche Ansichten sowohl aus südlicher Richtung, insbesondere aber auch von der Altstadtseite von Norden.


Der Hofgarten

Die vorhandenen und geplanten Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Freiraum, der auf dem Scheitelpunkt des ausgeprägten Höhenrückens die Verbindungswege aufnimmt.

Der erhaltenswerte Kern des VHS-Gebäudes wird freigestellt und wirkt als höchstes Gebäude an der Königstraße adressenbildend. Auf der gut 3 m über der Straße liegenden Plateauebene bildet sich ein attraktiver Freiraum unter der großen zu erhaltenen Eiche. Dieser „Hofgarten“ wirkt auch als wichtiger grüner Trittstein in der Abfolge Kirchhof, Pastoratsgarten und hinüber zur kleinen Parkanlage an der Trave (Schultwiete).
Zur Königstraße schirmen eine Mauer und eine Buchenhecke den Hofgarten vom Verkehrslärm ab. Der nach Süden offene und geschützt über der Königstraße liegende „Hofgarten“ wird zur gemeinsamen Freifläche für alle Anwohner. Von der Straße kann die zentrale Tiefgarage durch ein Tor in der Mauer ohne Rampe erschlossen werden.


Der Weg am südlichen Traveufer

Die neue Fußwegeverbindung am südlichen Traveufer verläuft von Westen durch den vorhandenen Park an der Trave, dann südlich der Giebelhäuser durch den neuen Hofgarten. An gezielt gesetzten Aussichtspunkten zwischen den Giebelhäusern auf die Altstadt führt der Weg weiter nach Osten zum Kirchplatz und zu den Brücken über die Trave.
Eine Zugänglichkeit oder Gartennutzung im Bereich des Steilhanges zwischen den Giebelhäusern und der Trave ist nicht vorgesehen. Die Schutzzone des FFH-Gebietes bleibt als grüne Fuge mit dem hohen Baumbestand unangetastet.


Überschaubare Nachbarschaft

Die neue Siedlung besteht aus den denkmalgeschützten Altbauten und individuellen eigenständigen Giebelhäusern. Jedes Haus erhält sein eigenes Gesicht und seinen eigenen Eingang.

Die Größe des neuen Quartiers bleibt auch für Kinder und Senioren überschaubar: rund 40 Wohnungen bilden die Nachbarschaft. Die größeren Häuser können sich Gemeinschafts-einrichtungen in den Sockelgeschossen leisten: z. B. Gästewohnung, Fitnessraum, Sauna, ... .


Stadtbaustein Giebelhaus

Als Baustein für eine lebendige Stadt hat sich das norddeutsche giebelständige Haus mit hohem Erdgeschoß, mehreren Obergeschossen und steilem Dach seit Jahrhunderten bewährt.

Es erlaubt die Kombination von Wohnen und Arbeiten, großzügiges Mehrgenerationenwohnen und eine Aufteilung in mehrere kleine Wohnungen. Die einzelne Wohnung kann im Lebenszyklus der Bewohner wachsen und schrumpfen.

Große Fenster und großzügig verglaste Vier-Jahreszeiten-Wintergärten gliedern die Außenfassaden und sorgen für viel Licht in den Wohnungen und weite Ausblicke. Im Sommer geöffnete bodentiefe Fenster holen die Natur ins Innere der Häuser.

Durch die gereihte Anordnung sind die Häuser sehr wirtschaftlich. Im Hausvorbereich verzahnen sich privat genutzte Flächen mit dem öffentlichen Weg und dem gegenüberliegenden Hofgarten.


Moog-Villa

An die Stelle der ehemaligen Moog-Villa werden zwei Giebelhäuser gesetzt. Das östliche Haus orientiert sich nach Osten zum ehem. St.-Jürgen-Stift und zur Kirche. Die Gebäude sind von Süden nur 2 Geschosse hoch, öffnen sich aber dreigeschossig zu den vorhandenen Terrassen über dem Steilhang zur Trave.

Die beiden Häuser werden über einen gläsernen Zwischenbau verbunden. Hier könnten normale Wohnungen, aber auch besondere Wohnformen oder betreutes Wohnen im Zusammenhang mit dem ehem. St.-Jürgen-Stift realisiert werden.

Im Sockelgeschoß und im Dachgeschoß des Nord-Süd-ausgerichteten Giebelhauses können ein Cafe und ein Veranstaltungsraum eingerichtet werden.


Sozialer Wohnungsbau

Im Gegensatz zu den gereihten Giebelhäusern mit Steildächern soll der freistehende Wohnungsbau am Hofgarten ein flacher geneigtes Dach und Balkone erhalten, die teilweise als Loggia ausgebildet sind. Hier sollen die Wohnungsgrundrisse und die Raumhöhen den standardisierten Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus im altengerechten barrierefreien PlusWohnen-Standard entsprechen.


Materialien

Roter Ziegelstein soll das Bild der Außenanlagen und der Neubauten bestimmen. Die neue Wand an der Königstraße soll gemauert werden, die Treppe von der Königstraße und die privaten Terrassen durch niedrige Ziegelmauern eingefaßt werden.

Das Ziegelmauerwerk spielt mit abwechslungsreichen Öffnungen: Die Hausfassaden erhalten Lochfassaden mit großzügigen Verglasungen, die Treppenhäuser erhalten senkrechte Lisenen, die Wand vor dem Sockelgeschoß mit Tiefgarage und Nebenräumen erhält eine horizontale Bänderung mit kleinen Öffnungen zur Belichtung und Belüftung.


Mobilität

Die Entfernung zum Rathaus beträgt ca. 400 m, zum Bahnhof ca. 950 m (4 Minuten mit dem Fahrrad, 10 Minuten zu Fuß), Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf liegen im Umkreis von 500 m. Mehrere Buslinien halten an der Königstraße. Die Grundschule liegt gegenüber, die Gesamtschule und das Gymnasium liegen etwa 600 m entfernt.

Um eine möglichst große Begrünung des Quartiers zu erreichen, wird nur eine Tiefgaragen-zufahrt geplant. Die Stadthäuser haben in der Quartiersgarage ausreichend Stellplätze mit zusätzlichen Fahrrad-, Besucher- und Carsharingstellplätzen im öffentlichen Teil der Garage.

Ergänzt wird die Erschließung durch einen ebenerdigen autofreien Weg, der rollstuhlgerecht an das vorhandene Wegenetz anknüpft und im Notfall befahren werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des Entwurfs, sich hinsichtlich der städtebaulichen Struktur, des Maßstabs der Gebäude und der Freiräume mit großer Selbstverständlichkeit in das gewachsene Gefüge des Umfelds zu integrieren, wird sehr positiv bewertet. Den öffentlichen Weg durch den „Hofgarten“ zu führen, ist sehr gelungen.
Die Entscheidung, den 10m Uferstreifen unangetastet zu lassen, wird gewürdigt. Der Hofgarten als Anger in der Stadt bildet ein gutes neues Angebot für die Öffentlichkeit, die fokussierten Blickbezüge zur Trave und zur Kirche sind gut gesetzt.
Die Idee, den neuen Baukörper an der Königstraße parallel zur östlichen Grundstücksgrenze zu drehen, gibt der bestehenden Eiche den nötigen Raum und bildet einen schönen Garten aus. Der angrenzende Baukörper wurde verkleinert und erhielt dadurch schlankere Proportionen. Der nordöstliche Baukörper erhielt in der Überarbeitung einen angemessenen Abstand zum erhaltenswerten Baum.
Die versetzt angeordneten Stadthäuser bilden interessante Räume. Die Grundrisse der Stadthäuser weisen vielfältige Wohnungstypologien aus, die eine durchmischte Bewohnerstruktur erwarten lassen. Die bewusste Aktivierung des Hofgartens zur privaten Nutzung als wohnungsnaher gemeinschaftlicher Außenbereich wird positiv bewertet. Der Quartiersplatz schafft eine bewusste Verbindung der unterschiedlichen Nutzungstypologien und stiftet somit Identität und Gemeinschaft.
Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der Wohneinheiten und der Anzahl der Stellplätze. Die Ausformulierung der differenzierten giebelständigen Häuser wirkt identitätsstiftend und stadtbildprägend, ist aber in seiner Höhenentwicklung im Widerspruch zur umgebenden Bebauung zu überspitzt.