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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2018

Neubau des Betriebshofs des A.R.T. in Trier

Perspektive von Norden mit Verwaltungs-/Sozialbau

Perspektive von Norden mit Verwaltungs-/Sozialbau

1. Preis

Jim Clemes Associates S.A.

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Neubau des Betriebshofes soll den rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zweckverbandes A.R.T., ganz nach den Leitlinien des Unternehmens, eine funktional-moderne, qualitativ hochwertige und nachhaltige Arbeitsumgebung geboten werden, welche auch zukünftigen baubiologischen Ansprüchen gerecht wird.
Durch schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, Verwendung nachwachsender Rohstoffe, nachhaltiger Vorsorge und Rücksichtnahme der Umwelt gegenüber ist das Unternehmen der Gesellschaft Vorbild und Orientierung. Der Entwurf ermöglicht auf kommende Herausforderungen höchst flexibel zu reagieren und somit wettbewerbsfähig zu bleiben.

Städtebau
Das Grundstück für den neuen Betriebshof des Zweckverbandes wird südlich vom kommenden Bahnhaltepunkt, westlich von der künftigen Umgehungsstraße, östlich von einer Industriehalle und nördlich an der Metternichstraße von ehemaligen französischen Kasernengebäuden gefasst. Durch diese gut einsehbare, prominente Situation ergeben sich viele Blickbezüge auf die Gebäude und das Gelände. Der Entwurf reagiert hierauf, indem die Achse der ehemaligen Kasernen aufgegriffen wird, um den Straßenraum zu definieren. Die Entwurfskubatur referenziert auf verschiedene Gebäudekanten und generiert so eine klare, sinnvolle städtebauliche Ergänzung im Austausch mit dem Kontext.

Entwurf
Neben Verwaltung und Personalbereich ist der wichtigste Arbeitsbereich des Zweckverbands A.R.T. die mobile Abfallwirtschaft, demzufolge sich der Entwurf des Betriebshofes, neben der außenräumlichen Einbindung in die Umgebung, natürlich den funktionalen Abläufen und der Logik der Arbeitsorganisation unterwerfen muss. Somit wurde eine klare Erschließungsstruktur mit angegliederter Differenzierung der Nutzungsbereiche Verwaltung, Sozialbereiche und Werkstätten entwickelt.
Da bei der A.R.T. die Vision und die Unternehmenswerte eines ehrlichen Miteinanders, der Wertschätzung der Arbeit, jedoch im Besonderen der Mitarbeiter im Vordergrund stehen, sind diese Elemente für das Entwurfskonzept prägend und sichtbar. Die Werkhalle findet sich nahe dem neuen Verkehrsknoten, die folgend an die Straße gereihten Parkflächen der Abfallsammeltransporter eröffnen das Gelände. Der anschließende Verwaltungsbau nimmt sich zurück, bildet jedoch als Hochpunkt mit solitärem Charakter die Adresse des Betriebshofes. Der Höhenversprung zwischen öffentlicher Straßenfläche und Grundstück wird durch eine leichte Rampe ausgeglichen.
Die zweigeteilte Erschließung des Grundstückes erfolgt von der Metternichstrasse über eine neue Stichstraße, nordöstlich des Plangebietes. Dabei verläuft die Hauptanbindung für den morgen- und abendlichen Abfallsammelverkehr hinter dem Verwaltungsbau entlang der Bahnlinie über eine 7m breite Zufahrtsstraße im Gegenverkehr. Von diesem Hauptstrang werden sowohl Tankstelle, Stellplätze als auch die Werkhalle bestens erschlossen, ohne dass die Fahrzeuge rückwärts fahren müssen. Der Tankstellenbereich wurde auf Wunsch des Preisgerichtes gesondert verortet um eine optimale Fahrdynamik zu gewährleisten. Für die Hauptzufahrt wurde die Planungsvorgabe der Zufahrtsbreite optimiert, jedoch ist aufgrund des Erschließungskonzeptes auch eine alternative Lösung für die Zufahrt über den Mittelstrang denkbar. Über eine losgelöste, separierte zweite Zufahrt erreichen Besucher und Mitarbeiter die Parkplatzanlage (74 PKW) und den kleinen „Entreeplatz“ mit Haupteingang am Kopf des Verwaltungsgebäudes. Die Differenzierung zwischen öffentlichem und internem Bereich erfolgt einerseits durch die Trennung auf dem Grundstück zwischen Pkw- und Lkw-Parkplatz und dem hinter der Verwaltung liegenden Haupttor, andererseits im Inneren zwischen den beiden unteren und oberen Geschossen.
Der Haupteingang an der Stirnseite leitet im großzügigen Foyer zu den administrativen Bereichen im zweiten und dritten Obergeschoss, wo durch die weiten Blickbezüge, dem Lichthof sowie der Holzoberfläche eine helle Atmosphäre vorherrscht. Ein weiterer, funktionaler Eingang in nahem Bezug zu den Parkplätzen ermöglicht den Werkern einen optimierten Zugang. Hier finden sich im Erdgeschoss die Wäscheausgabe, Stiefel-/ Kleidungstrockung, Umkleidebereiche Herren, sowie der Zugang zum Betriebsgelände. Ein Treppenhaus mit Aufzug verbindet zum ersten Obergeschoss mit Damen-Umkleideund Pausenraum und Sanitätsraum, wie auch zu den Obergeschossen. Die Disponentenstelle wurde wie gewünscht an sinniger Stelle im Erdgeschoss angeortnet.
Die angedachte Qualität der Aufenthaltsflächen für die Mitarbeiter wird unterstrichen indem dort die Fassade großzügig geöffnet wurde um weite Blickbeziehungen zu schaffen. Diese Öffnungen sind signifikant für die Fassadengestaltung und verorten jeweils relevante Situationen: Foyer, Mitarbeitereingang, Pausen- und Besprechungsräume, sowie Direktion.
Vorbei an den Parkflächen, welche in zwei Reihen Platz für 47 Abfallsammeltransporter und andere Großfahrzeuge des A.R.T. bietet, führt ein überdachter, gut ausgewiesener Fußweg zu der Werkhalle im südwestlichen Teil des Areals. Diese ist beidseitig anfahrbar, erfüllt die geforderten Bedingungen und kann durch die modulare, schottenartige Bauweise flexibel auf erweiterte Anforderungen reagieren. Um ein effizientes Befahren auch bei erhöhtem Werksverkehr zu gewährleisten wurden die befestigten Flächen ausreichend großzügig dimensioniert.

Materialien
Vorfabrizierte Fertigteile, Schaumglasschotter, mineralische Dämmung, Holz als nachwachsendem Rohstoff, sowie die transparente Vorhangfassade aus rezykliertem, mikroperforiertem Metall sind ökologisch und nachhaltig im Entwurf sinnvoll eingesetzt. Der Verwaltungsbau ist im Sinne der nachhaltigen Kostruktion als leicht vorfabrizierbarer, wie auch einfach wieder demontierbarer Holzbau konzipiert. Es werden Brettstapeldecken eingesetzt, da diese durch die Verdübelung fast leimfrei sind und eine hohe Steifigkeit aufweisen. Der reziklierte Oberbeton auf den Decken erhöht den Massespeicher und reagiert auf die Druckbeanspruchung der Decke, dient weiterhin dem konstruktiven Brandschutz und verringert den akustischen Übertrag. Der darauf aufliegende ökologische Gussasphalt ist in höchstem Maße baubiologisch emmissionsfrei. Ebenso können als akustische Elemente wo nötig Module eingesetzt werden, die zu 100% aus recycletem PET bestehen (47-72 PET-Flaschen /m2 aus Mülldeponien und dem Pazifik).
Es wird darauf Wert gelegt, dass schadstofffreie Baumaterialien mit einer hohen Lebenserwartung, einer einfachen Rückbaubar- und Recyclingfreundlichkeit und geringem Trennungsaufwand verwendet werden, um sie nach der End-of-Life-Phase wieder in den Stoffkreislauf einfließen lassen zu können. Weiterhin wird für das vorliegende Projekt der Einsatz von Materialpässen vorgeschlagen, welche die genauen Eigenschaften der eingesetzten Materialien dokumentieren. Die Schaffung von Richtlinien zur Demontagefähigkeit ergänzt diese Vorgehensweise.

Im Sinne der Vorbildfunktion des A.R.T. wird die Planung, Herstellung und Weiterverwendung hierbei ganzheitlich betrachtet und eine nachhaltige Vorsorge, wie auch schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen forciert.

Freiflächen
Die Freianlagengestaltung des neuen A.R.T.-Areals wird in erster Linie durch die geforderte hohe Funktionalität und den daraus notwendigen großflächigen Verkehrsflächen geprägt. Zudem bestimmen die Anlagen der Regenwasserbewirtschaftung mit ihren entsprechend bemessenen Grünflächen das Erscheinungsbild maßgebend. Der Entwurf versucht die Proportionen von Fläche und Höhe (Gebäudekubaturen) in Einklang zu bringen. Darüber hinaus wird durch geringe Eingriffe in die Formgebung der Überbrückung der Bahngleisanlage der dadurch entstehende massive topografische Eindruck abgemildert und zugleich ein harmonischer Übergang in das Gelände gestaltet.
Aufgrund der großen Befestigungsflächen werden bei Regen entsprechende Wassermengen abzuleiten und gem. Wasserhaushaltsgesetz, soweit möglich, auf dem Grundstück zu „bewirtschaften“ sein. Durch die seitliche Anordnung von großflächigen grasbewachsenen Retentionsmulden, kann der Hauptanteil der anfallenden Niederschläge direkt zur Versickerung und Verdunstung eingeleitet und später an die Vorflut weitergeführt werden. Aufgrund ihrer Anordnung, Formung und Ausgestaltung werden die funktionalen Flachmulden zu einem prägenden Gestaltungselement, zugleich entstehen durch die temporären Flutungen höherwertige ökologische Flächen. Zur Begleitung der o.a. großflächigen Verkehrsflächen werden seitlich angeordnete Großbaumreihen aus heimischen Gehölzen vorgeschlagen. Der baumüberstellte Parkplatz und der Vorplatz im Norden sollen mit einer Hecke zum Straßenraum hin räumlich gefasst und abgesetzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und gestalterische Qualität:
Die städtebaulichen Anforderungen werden gut erfüllt. Die Konfiguration des Gebäudekomplexes nimmt die Baustrukturen gut auf und zeigt eine klare „Kante“ entlang der Metternichstraße alsVis-à-vis zur vorhandenen Bebauung. Die Leitidee der Gebäudeanordnung ist sehr gut nachvollziehbar. Ein auseinandergeschobenes Rechteck lässt einen deutlich gefassten Mittelhof als Fahrzeugabstellbereich entstehen und die an beiden Endenangeordneten Kopfbauten, die als Verwaltungs-undSozialgebäude bzw. als Werkstatt genutzt werden, setzen die räumlichen Akzente. Durch die Anordnung entsteht im Nordosten vordem Verwaltungs-und Sozialgebäude ein Platzbereich als Entree in das Betriebsgebäude. Am westlichen Ende liegt die Werkstatt, der ein Vorbereich nach Süden hin zugeordnet ist.
Insgesamt zeichnet sich die Gebäudekonfiguration durch ihre Prägnanz aus. Sie ist klar, funktionsorientiert und städtebaulich attraktiv.
Als Fassade wird einVorhang aus rezyklierten, mikroperforierten Metallpaneelen gewählt. Dort, wo sich große und wichtige Aufenthaltsbereiche befinden, wird die Fassade „aufgeklappt“, sodass ein individueller Gebäudetypus entsteht.

Funktionale Qualität:
Die funktionalen Anforderungen werden generell gut erfüllt.
Sowohl Mitarbeiter, als auch Besucher nutzen den angebotenen Parkplatz. Zwei getrennte Eingänge ordnen Logistikbereich und Verwaltungsmitarbeiter, sodass die Wege zu den jeweiligen Arbeitsplätzen möglichst kurz sind. Bei dem Verwaltungsgebäude handelt es sich um einen dreihüftigen Gebäudekomplex über vierVollgeschosse. Der Logistikbereich ist im Erdgeschoss für die geschlechtsspezifisch größere Mitarbeitergruppe in Schwarz-und Weiß-Bereich mit den dazugehörigen Nebenräumen gegliedert. Der kleineren Gruppe wird ein kleinerer Bereich im 1.OG zugeordnet. Dort befinden sich auch ein großzügiger Pausenraum, sowie die IT-und Technikräume.
Der zweite Eingang, wahrgenommen als Haupteigang führt in ein großzügiges Foyer.
Ein eigenes Treppenhaus und Aufzug führen Besucher und Mitarbeiter in die dritte und vierte Etage, wo sich die Büros und Besprechungsräume befinden. Ein gut proportionierter Lichthof über die Ebene 3 und 4 sorgt dafür, dass auch ins Innere des Gebäudes Licht und Luft kommen. Die Flure sind alle gegen offene Fassadenteile geführt, was diese Wirkung unterstützt.

Energiekonzept und ökologische Qualität:
Als Grundprinzip für die Konstruktion und für die ausgewählten Materialien wurde ein überzeugender Dreiklang gewählt, der gut zum Geschäftsfeld des A.R.T. passt:
re-duce, re-use,re-cycle!
Das Verwaltungs-und Sozialgebäude wird als Holzbau ausgeführt. Es ist leicht vorfabrizierbar und kann auch wieder demontiert werden. Die Spannweiten und Bauweisen sind wirtschaftlich wie effizient. Der Entwurfbietet Passivhausstandard an.

Das Preisgericht beschließt einstimmig die Arbeit mit der Tarnziffer 6153 mit dem 1.Preis auszuzeichnen.
Der Entwurf greift die städtebaulichen Kanten klar auf.

Der Entwurf greift die städtebaulichen Kanten klar auf.

Relevante Kanten und Orientierung

Relevante Kanten und Orientierung

Wegeführung auf dem Gelände. Der Verkehrsfluss zwischen PKW und Werksverkehr ist sauber und klar getrennt.

Wegeführung auf dem Gelände. Der Verkehrsfluss zwischen PKW und Werksverkehr ist sauber und klar getrennt.

Straßenansicht: Die Fahrzeuge des A.R.T. treten im Straßenraum und Stadtbild selbstbewusst und sichtbar auf.

Straßenansicht: Die Fahrzeuge des A.R.T. treten im Straßenraum und Stadtbild selbstbewusst und sichtbar auf.

Ansicht mit Verwaltungsgebäude und Parküberdachung

Ansicht mit Verwaltungsgebäude und Parküberdachung

Ergeschoss: Der Verwaltungsblock rechts und der Werkstattbereich links, begrenzen die Parkflächen

Ergeschoss: Der Verwaltungsblock rechts und der Werkstattbereich links, begrenzen die Parkflächen

links Erdgeschoss Verwaltungs-/Sozialbau mit Foyer und Umkleiden, rechts Obergeschoss mit Umkleiden, Technik, Pausenraum, Luftraum des Foyers

links Erdgeschoss Verwaltungs-/Sozialbau mit Foyer und Umkleiden, rechts Obergeschoss mit Umkleiden, Technik, Pausenraum, Luftraum des Foyers

links 2. Obergeschoss Verwaltungs-/Sozialbau mit Verwaltung, rechts 3. Obergeschoss

links 2. Obergeschoss Verwaltungs-/Sozialbau mit Verwaltung, rechts 3. Obergeschoss

links Erdgeschoss Werkstattbereich mit Pflege- und Wartungsbereich, rechts obergeschoss mit technik und Lagerflächen

links Erdgeschoss Werkstattbereich mit Pflege- und Wartungsbereich, rechts obergeschoss mit technik und Lagerflächen

Schnitt durch überdachte Parker und Verwalungs-/Sozialbau mit Innenhof und Foyer

Schnitt durch überdachte Parker und Verwalungs-/Sozialbau mit Innenhof und Foyer

Schema Fassade: reziklierte, mikroperforierte Vorhangfassade mit öffenbaren Klappläden

Schema Fassade: reziklierte, mikroperforierte Vorhangfassade mit öffenbaren Klappläden

Draufsicht des Betriebshofes

Draufsicht des Betriebshofes

Straßenansicht mit den offenen Parkern, dem Werkstattbereich rechts, sowie dem nach hinten gelagerten Verwaltungs-/Sozialbau links

Straßenansicht mit den offenen Parkern, dem Werkstattbereich rechts, sowie dem nach hinten gelagerten Verwaltungs-/Sozialbau links