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Einladungswettbewerb | 04/2018

Neubau Quartier an der Christuskirche Lendringsen

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

Hilker + Jochheim GmbH

Architektur

chora blau Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

T. Möhlendick Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

“Zusammenwachsen im Quartier an der Christuskirche”
Dieser Leitgedanke steht sowohl für das städtebauliche, gestalterische Konzept dieses Wettbewerbs als auch für die Art der Nutzung. Religiöse, kulturelle sowie soziale Aktivitäten sollen gebündelt und konzentriert an einem Standort zusammengefasst werden. Ein Zusammenführen aller Altersgruppen aus sämtlichen Schichten, um ein neues Miteinander erlebbar zu machen. Diese Philosophie spiegelt sich demnach auch im Städtebau sowie in der Architektur selbst wider.
Das Herzstück des Areals verkörpert natürlich die Christuskirche. Mittig auf dem Planungsgebiet gelegen, bildet sie das Zentrum des Quartiers. Um diese besondere Stellung weiter zu betonen, wird die Kirche behutsam durch ein Gemeindehaus im Norden angrenzend, erweitert. Die vorhandenen Gebäudegrenzen der Kirche werden nördlich fortgeführt und bilden eine Flucht. Das Fortführen dieser Fluchten bestärkt ebenso das optische Zusammenwachsen von Kirche und Gemeindezentrum. Sie kreieren zusammen eine Quadratur. Die Topographie lässt den Erweiterungsbau an dieser Position zu, ohne die Kirche aus dem Fokus zu verdrängen, denn der Kirchturm wird auch weiterhin vom peripheren Raum wahrgenommen werden können.
Im Inneren wird dem Besucher der besondere Stellenwert des Turms weiter ins Bewusstsein gerufen. Die Erschließung des Gemeindezentrums erfolgt ein Geschoss tiefer und man nimmt unweigerlich den Turm auch von Innen wahr. An diesem „angedockt“ verbindet die Treppe den Eingangsbereich mit dem eigentlichen Erdgeschoss. Über diesem, wo sich Neu- und Altbau
treffen, ist ein Oberlicht angeordnet, sodass auch von Innen der Turm außen noch sichtbar bleibt. Der jetzige bestehende Eingang der Kirche über den Turm hat weiter Bestand und soll eine Brücke von alt zu neu schlagen, denn man gelangt von diesem Turm aus sowohl in den Kirchenbereich, als auch in den Gemeindebereich. Zwischen Übergang vom Kirchenraum zu den Gemeinderäumen befindet sich ein Teil des Foyers, sowie die Gruppenräume. Hierbei sind die Räume so konzipiert, dass eine maximal flexible Zuschaltbarkeit der einzelnen Räume gegeben ist. Bei Bedarf kann so der sakrale Bereich deutlich vergrößert werden.
Abgetrennt von den Gruppenräumen sind der Jugendraum sowie sämtliche Nebenräume im unteren Geschoss angeordnet. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit direkt in den Außenbereich zu gelangen.
Sowohl durch die Formgebung des Erweiterungsbaus, als auch durch seinen Naturstein soll ein monolithisches Erscheinungsbild in Symbiose mit der Christuskirche entstehen. Bestehende Fenstermaße der Kirche wurden in die neue Fassade integriert und runden das Bild harmonisch ab.

Umrahmend zum neuen Gemeindezentrum befindet sich im Außenbereich der Gemeindeplatz. Von Norden aus kommend läuft man direkt darauf zu und wird folglich zum Eingang des Gemeindezentrums geleitet. Eine städtebauliche Besonderheit des Platzes ist der Übergang zum Außenspielbereich des neuen Kindergartens. Durch integrierte Sitzgelegenheiten lässt sich die Topographie mit in die Gestaltung einbeziehen und bietet gleichzeitig eine Trennung sowie auch eine Zugehörigkeit der beiden Plätze. Der bestehende Außenspielbereich im Südosten kann weiter genutzt werden.

Die ehemalige Lage des Kindergartens ist auch weiterhin die Neue. Diesmal jedoch gepaart mit betreutem Wohnen. Auch hier wird das städtebauliche Erscheinungsbild geprägt durch ein Quadrat. Dies ermöglicht kompakt auf zwei Ebenen die geforderten Nutzungen von Kindergarten (EG) und Wohnen (OG) unterzubringen, ohne dreigeschossig werden zu müssen, oder im südlichen Bereich zu nah an die Kirche zu gelangen.
Die Grundrisse der beiden Geschosse sind ebenfalls auf einen Mittelpunkt ausgerichtet. Dieser verbindet die einzelnen Nutzungen miteinander, obwohl sie sich räumlich auf verschiedenen Ebenen befinden. Dies ermöglicht ein „Lichthof“. Durch eine Verglasung (F90) können die Bewohner im Obergeschoss den Kindern im Kindergarten beim Spielen zusehen. In den Innenspielbereich des Kindergartens gelangt auf diese Weise Tageslicht. Eine weitere
Symbiose entsteht.
Die einzelnen Räume des Kindergartens, sowie des betreuten Wohnens sind radial zum Mittelpunkt ausgerichtet und bieten eine optimale Belichtung. Technik- sowie Hausanschlussräume sind in einer kleinen Unterkellerung untergebracht.
Die Fassadengestaltung ist in ähnlichen Farbtönen wie die der Kirche konzipiert, jedoch sollte hier aus Kostengründen auf Naturstein verzichtet werden. Ein getönter Kratzputz soll für die nötige Struktur der Fassade sorgen und sich optisch an die Kirche mit Gemeindezentrum anpassen.

Ganz im westlichen Bereich des Planungsgebiets wird der „grüne Rücken“ weiter geführt. Aus Süden kommend, über dieses Grundstück bis zum nächsten Park im Norden, soll auch hier zusammenwachsen, was zusammen gehört. Daher wurde von einer Bebauung abgesehen.
Ausschließlich parkähnliche Strukturen sollen in diesem Raum für Rückzugsmöglickeiten sorgen und somit eine Entschleunigungszone für das Areal generieren.

Eine mögliche Erweiterung der Wohnbaufläche könnte südlich hinter der Christuskirche angedacht werden. Die Erschließung erfolgt auch hier über die Achse, die sich durch das Gebiet von Norden aus zieht. Alle entstandenen Strukturen und Nutzungen würden durch den Neubau nicht bzw. kaum tangiert.
Eine zusätzliche Variante wäre eine Aufstockung der vorhandenen Bebauung als Staffelge-
schoss. Nachteilig jedoch resultierend eine eingeschränkte Sicht auf die Christuskiche. Daher ist dieser Lösungsansatz nur als eine Möglichkeit der maximalen Aussnutzung zu betrachten.

Zusammenfassend ist Grundsatz des Entwurfs, vorhandene Strukturen aufzunehmen, zu erweiteren sowie zu optimieren. Die bestehenden Ressourcen zu nutzen und zu einem neuen Quartier zusammenwaschsen zu lassen:
- eine zentrale Erschließungsachse für das gesamte Quartier
- schlichte und kompakte Kubaturen der neuen Gebäude
- der westliche Grünzug bleibt bestehen, wird erweitert
- der Außenspielbereich des Kindergartens kann weiter genutzt werden
- Intergration der Schutzhütte in den Grünzug
- auf dem Gelände des Abrisses des früheren Kindergartens und Gemeindezentrums entsteht auch der Neubau, sodass diese Fläche nicht umgestaltet werden muss
- der Anbau des Gemeindezentrums fügt sich in die Topographie ein (Erschließung auf 2
Ebenen)
- der Gemeindeplatz kann zusammen mit dem Platz des Kindergartens für Feste genutzt
werden
.- Mitbenutzung des Außenspielbereiches für die Jugendlichen aus dem Gemeindehaus

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht zwei Solitäre vor, die keinen direkten Bezug zueinander haben. Eine städtebauliche Verbindung zu der Nachbarbebauung ist nicht zu erkennen.

Die Erschließung über den Böingser Weg ist grundsätzlich gelungen, die Stellplätze - in westlicher Reihe angeordnet - greifen aber sehr weit in das Grundstück ein. Wertvoller Raum zur Platzbildung vor der Kirche wird dadurch verschenkt.

Der Versuch, dass der Kirch- und Gemeinderaum in eine funktionale Verbindung treten, ist gut erkennbar. Die Erschließung nördlich des Kirchturmes im Untergeschoss ist positiv zu bewerten, ebenso die vorhandene Treppenanlage im Westen zu erhalten.

Das „Aufreißen“ der nördlichen Kirchraumfassade wird kritisch bewertet. Der Vorteil, dadurch einen großen Gemeindesaal zu schaffen, ist gegenüber dem erheblichen Eingriff in die alte Bausubstanz und den Sakralraum zu klein. Der Solitärcharakter der Christuskirche geht dadurch verloren.

Dem Entwurf fehlt eine Quartiersbildung, ein städtebaulicher Raum der Begegnung, von dem aus die verschiedenen Nutzergruppen zusammen gebracht werden können.
Die Erschließung der Wohneinheiten am Böingser Weg ist zu weit von den anderen Nutzungseinheiten entfernt.

Die Kubatur und Maßstäblichkeit der beiden Quadrate wird kritisch und eher formalistisch gese-hen. Sowohl für die Nutzung der Kindertagesstätte als auch für die Wohneinheiten im Obergeschoss ist das Quadrat mit den großen, innenliegenden Flächen in vielen Bereichen von Nachteil. Bei der Erschließung des Kindergartens wäre eine aufgeweitete Empfangsfläche im Eingangsbereich wünschenswert. Als positiv bewertet wird das Belassen des Außengeländes der Einrichtung in seinem Ursprung.

Die kompakte Baukörperstruktur und das Belassen des Außenraumes sowie des Baumbestands in vielen Bereichen werden als wirtschaftliche Lösung gesehen. Lobend anzuerkennen sind bei diesem Entwurf die hohen architektonischen und gestalterischen Qualitäten. Die Ansichten mit der Materialgebung passen sich gut an die Fassade der Christuskirche an.

Die Arbeit überzeugt in vielen Teilen in ihrer architektonischen Gestalt. Die Funktionalität der bei-den Solitäre wird jedoch kritisch gesehen. Außerdem wird der Wunsch des Auslobers, eine Quar-tiersbildung und einen Ort der Begegnung zu schaffen, nicht überzeugend umgesetzt.