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nicht offene, einphasige, hochbauliche Planungskonkurrenz | 01/2018

Hotelneubau Spaldingstraße in Hamburg

Hotelneubau Spaldingstraße

Hotelneubau Spaldingstraße

Teilnahme / Zur Überarbeitung aufgefordert

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Der Hotelneubau Spaldingstraße besetzt die Spitze einer durch Nordkanalstraße und Spaldingstraße eingefassten Gebäudespange, welche als Verlängerung der Eiffestraße eine der Hauptausfallstraßen Hamburgs nach Westen darstellt. Mit der Amsinckstraße endet hier die A1 aus dem Süden. Im Norden befindet sich in Sichtweite die Trasse des Hauptbahnhofs. Unser Entwurf für das Hotelgebäude transformiert diese faszinierende Dynamik in einen Baukörper von Einfachheit und souveräner Ausstrahlung.
In Absetzung von den großartigen Gesten der benachbarten Architekturen versucht die Fassadengestaltung in zeitgenössischer Interpretation des traditionellen norddeutschen Materials – des Klinkers – die besondere Lage des Grundstücks als unterschwelliges, jedoch raffiniertes Relief zu inszenieren.
Aus dem dreieckigen Zuschnitt des Grundstücks (und den Vorgaben des Bebauungsplanes) ist das Hotel als dramatisch gestaffelter Kopfbau entwickelt. Die Kanten des „Dreiecks“ werden abgerundet, so dass sich der Baukörper sanft in die Umgebung einschmiegt und einen Bezug zu den umgebenden Gebäuden wie dem Hotelneubau auf der gegenüberliegenden Seite der Nordkanalstraße herstellt. Entlang der Nordkanalstraße formuliert das Volumen eine leichte Rundung und bildet in Richtung Westen schließlich eine dynamische, abgerundete Spitze aus. In seiner Höhenentwicklung orientiert sich der Baukörper an der Planung von zehn Vollgeschossen mit einem aufgesetzten Technik- und Spa-geschoss. Die Abtreppungen und Rücksprünge vom achten bis zum zehnten Obergeschoss, respektive dem Technikgeschoss resultieren aus den notwendigen Abstandsflächen. Im Erdgeschoss entsteht durch den Rücksprung gem. den Vorgaben aus dem B-Plan ein überdachter Gang zur Spaldingstraße, der den Haupteingang markiert und zugleich eine Verbindung zum öffentlichen Raum herstellt. Durch den zurückgesetzten Sockel scheint das Gebäude von dieser Seite zu schweben, während es zur Nordkanalstraße fest auf dem Boden steht. Um den Raum durch die enorme Auskragung nicht zu sehr der Verschattung auszusetzten, wurde die Klinker-Unterseite teilweise durch Lichtdecken ersetzt. Die Abtreppungen in den oberen Geschossen bieten Platz für begrünte Außenräume und optionale Dachgärten mit Blick über die Stadt.
Die rote Klinkerfassade greift Elemente des traditionellen norddeutschen Backsteinstils auf und übersetzt sie in eine zeitgenössische Sprache. Damit bezieht sich das Gebäude auf die benachbarten denkmalgeschützten Gebäude als auch auf das in Blickbeziehung stehende Chilehaus, dessen expressionistische Sprache hier eine zeitgemäße Entsprechung findet. Die vorspringenden Pfeiler erzeugen eine starke Plastizität und betonen die vertikale Gliederung des Hochhauses. Die Gliederung durch die horizontalen Bänder lässt dem Gebäude eine angemessene Proportionierung zuteilwerden. Mit den schräg geschichteten Ziegelsteinen erzeugen sie einen lebendigen Rhythmus und zeichnen zugleich den dynamischen Schwung der Gebäudekubatur nach. Die besondere Verwendung der Ziegel interpretiert klassische Mauerwerkstechniken neu und stellt die handwerkliche Arbeit wieder in den Vordergrund. Das Changieren zwischen helleren und dunkleren Rottönen verleiht den Flächen zusätzlich Lebendigkeit. Große Glasflächen im Erdgeschoss und ein überhöht ausgeführtes erstes Obergeschoss zeigen die öffentlichen Nutzungen wie die Rezeption, den Lounge Bereich und das Hotelrestaurant an. Die Planung für das Gebäude respektiert durch Material, Tektonik und Volumen den Denkmalbestand im direkten Umfeld und reagiert sensibel auf die direkte Umgebung in den filigranen Rücksprüngen. Gleichzeitig positioniert sich das Gebäude durch die neue Grundrissanordnung als repräsentatives Hotel mit exklusiven Zimmern, welches nach neuer Planung ebenfalls hochwertige Zimmer mit Blick über das Stadtzentrum Richtung Elbphilharmonie sein aufweist.

Mitarbeiter: Shin Hye Kwang, Jochen Soydan, Alexander Bonte, Annette Kern, Moritz Schröder

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury würdigt zunächst das hohe Engagement der Entwurfsverfasser, welches in dem überarbeiteten Entwurf erkennbar ist. Die Grundidee des Entwurfs in Form eines „dreieckigen“ Baukörpers mit konsequent abgerundeten Ecken zu allen Seiten wurde in der Überarbeitung beibehalten, ebenso die prägende Asymmetrie des Gebäudes sowie die Geschossigkeit (XI + S).

Das Erdgeschoss wurde von den Entwurfsverfassern grundlegend überarbeitet und öffnet sich nun einladend zum öffentlichen Straßenraum. Zur Spaldingstraße sind insgesamt drei Eingänge vorgesehen; wobei der Haupteingang im Eckbereich Spaldingstraße/Repsoldstraße positioniert wurde. An der Spaldingstraße wird durch die Auskragung des Gebäudes über den öffentlichen Grund ein überdachter Gang ausgebildet. Die weite Auskragung des Vordaches im Bereich des Haupteingangs und der dadurch entstehende „schwebende Eindruck“ vermag jedoch nicht alle Mitglieder die Jury zu überzeugen.

Die im EG verorteten Funktionen wurden ebenfalls neu angeordnet. Zur Optimierung des Flächenbedarfs und der inneren Organisation ist in dem überarbeiteten Entwurf nunmehr eine zentrale Treppenanlage (Doppelhelix) zur Gebäudeerschließung vorgesehen. Die daraus resultierende Fluchtweglänge für einzelne Zimmer wird jedoch von der Jury kritisch gesehen. Zudem wurde die Anlieferung komplett in das Gebäude verlegt. Insbesondere seitens der Auftraggeberin wird dies als problematisch erachtet.

Um auf die bemängelte Zimmergröße insbesondere in den oberen Geschossen zu reagieren, wurde das Gebäudevolumen in diesen Bereichen angepasst. Wenngleich hier deutlich nachgebessert wurde, sind für den Zimmertyp B sowie für die Sonderzimmer in der Westspitze aus Sicht der Auftraggeberin dennoch wesentliche funktionale Defizite, die u.a. aus der Unterschreitung der Mindestmaße der lichten Zimmerbreite von 3 m im Zugangsbereich resultieren, festzustellen. Von Teilen der Jury wird zudem konstatiert, dass die Rücknahme der Staffelung die Wirkung der Gebäudesilhouette im Straßenraum schwächt und einen adäquaten Gebäudeabschluss vermissen lässt.

Positiv hervorgehoben wird der Umgang mit der Insellage des Grundstücks und die Ausgestaltung der Fassade, insbesondere die Gliederung durch die horizontalen Klinkerbänder sowie die Wahl eines ruhigeren Ziegels. Der geforderte Schutz gegen Brandüberschlag wird jedoch auch in der jetzt dargestellten Lösung nicht gewährleistet.

Die erforderlichen Technikflächen werden unterschritten.

Die nunmehr planen Fensterscheiben in den abgerundeten Gebäudeecken werden als wirtschaftlich sinnvolle Lösung gewürdigt. Der im Aufgabenpapier vorgegebene Kostenrahmen für die Fassadengestaltung wird jedoch auch nach der Überarbeitung nicht eingehalten.
Hotelneubau Spaldingstraße

Hotelneubau Spaldingstraße

Hotelneubau Spaldingstraße

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