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Offener Wettbewerb | 05/2018

Neubau HeilpÀdagogische Schule in Bern

Am Bach

1. Rang

Preisgeld: 60.000 EUR

Froelich & Hsu Architekten

Architektur

Tschumi Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Architron

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Am Bach ĂŒbernimmt die orthogonale Geometrie des Statthalter-Schulhauses. Dies wird vom Preisgericht als stimmige ErgĂ€nzung der Anlage von Hans BrechbĂŒhler aus den beginnenden 50er-Jahren gelesen. Die grosse Baumreihe, welche im Bestand den Pausenplatz vom grossen Spielfeld trennt, wird ĂŒber die Statthalterstrasse hinweg bis zum Haupteingang des Neubaus weitergefĂŒhrt, wodurch eine selbstverstĂ€ndlich anmutende, rĂ€umliche VerknĂŒpfung der beiden Schulen erzielt wird. Die Zufahrt der Kleinbusse sowie die Anlieferung der QuartierkĂŒche erfolgt nur leicht gegen Norden versetzt auch ĂŒber die Statthalterstrasse. Der konfiktfreie Betrieb der verschiedenen Nutzer ist in der vorgeschlagenen Form noch nicht gegeben. Der zweigeschossige GebĂ€udekörper gliedert mit seiner unregelmĂ€ssig vierschenkligen Figur den Aussenraum in vier atmosphĂ€risch sehr unterschiedliche, teilweise nischenartige Bereiche, welche jeweils in enger Beziehung zu den angrenzenden Raumbereichen im Inneren stehen. Ausserhalb der Unterrichtszeit, bei entsprechender ZugĂ€nglichkeit, können diese auch von der Quartierbevölkerung genutzt werden. Die Anordnung der verschiedenen Nutzungsbereiche er­­­­scheint sinnvoll und zweckmĂ€ssig. Die Turnhalle, mit dem von den benachbarten Wohnbauten abgewandten Hartplatz, fndet an der Statthalterstrasse eine NĂ€he zu den anderen Schulen. Alle KlassenrĂ€ume sind optimal nach SĂŒdwesten orientiert und proftieren ganztags von einer guten natĂŒrlichen Belichtung, wie auch im Falle der Eingangsstufe von einem direkten Zugang zum gut dimensionierten und geschĂŒtzten Garten. Der Essraum richtet sich dreiseitig auf attraktive AussenrĂ€ume aus, die QuartierkĂŒche wie auch die WerkrĂ€ume fnden im nordwestlichen Teil des Areals eine gute Situierung. Das Herz der neuen Anlage bildet die gut proportionierte Eingangshalle, um welche die UnterrichtsrĂ€ume, die Turnhalle, die SpezialrĂ€ume sowie die QuartierkĂŒche mit den WerkrĂ€umen angeordnet sind. Trotz dieser klaren funktionalen Gliederung, welche in ihrem Geiste durchaus auch an die Konzeption der gegliederten Anlage von BrechbĂŒhler erinnert, nimmt man den Neubau als ein GebĂ€ude wahr. Diese QualitĂ€t resultiert aus einer geschickten rĂ€umlichen VerknĂŒpfung der verschiedenen Trakte im zentralen Bereich, die interessante diagonale Sichtbeziehungen im Inneren wie Äusseren ermöglicht. Sie ist aber auch Folge einer ĂŒberzeugenden architektonischen AusprĂ€gung eines Shed-artigen Daches, welches sich ĂŒber die gesamte Anlage erstreckt und so dem GebĂ€ude zusĂ€tzlich IdentitĂ€t und Zusammenhalt verleiht.

Der Projektvorschlag zeichnet sich durch eine hohe architektonische QualitĂ€t aus. Es wird ein modulartiges, strukturelles Prinzip vorgeschlagen, welches dank weitgehender Vorfabrikation und klarer Trennung von lastabtragender und raumdefnierender Funktion eine hohe FlexibilitĂ€t bzw. auch VariabilitĂ€t verspricht. Neben den wohlproportionierten Raumdimensionen und einer wertigen und stimmungsvollen Materialisierung besticht das Projekt durch eine sehr raffnierte Gliederung der Fassaden und prinzipiell durch eine prĂ€zise rĂ€umliche FĂŒgung der Bauteile.

Die Gliederung der Umgebung in verschiedene Nutzungsund ErlebnisrĂ€ume verspricht eine interessante und vielseitige Abfolge von gut proportionierten AussenrĂ€umen mit spannenden Erlebnis- und Lernorten. Die kleinteilige Strukturierung birgt aber auch die Gefahr einer nicht einsehbaren Nischenbildung und verhindert die gewĂŒnschte DurchlĂ€ssigkeit der Anlage. Der hohe Anteil der befestigten FlĂ€chen ist hinsichtlich der Anforderung an die BiodiversitĂ€t noch nicht schlĂŒssig umgesetzt. Die bestehenden Hecken und BĂ€ume werden hingegen gut in den Projektvorschlag eingebettet. Der vorgeschlagene Bach als Namensgeber des Projektes lĂ€sst Fragen zur Sicherheit und zur technischen Umsetzbarkeit offen. Er wird in dieser Ausformulierung nicht umgesetzt werden können, auch wenn das Element Wasser grundsĂ€tzlich sehr begrĂŒsst wird.

Das Energie- und GebĂ€udehĂŒllenkonzept vermag durch die Mischbauweise sowie den ausgewogenen Glasanteil zu ĂŒberzeugen. Hingegen lĂ€sst das wenig bearbeitete Technikkonzept Fragen zur Dimensionierung der ZentralenfĂ€chen als auch zur Verteilung offen. Die Vorgabe der Zielbaukosten wird eingehalten. Die Kosten liegen im Durchschnitt der rangierten Projekte.

Das Projekt Am Bach stellt durch seine rĂ€umlichen wie auch betrieblichen QualitĂ€ten einen sehr wertvollen Beitrag fĂŒr eine neue HeilpĂ€dagogische Schule in Bern dar. Es ĂŒberzeugt durch seine stĂ€dtebauliche Setzung, die robuste Grundstruktur und die gut dimensionierten Innen- und AussenrĂ€ume. Im Inneren wie im Äusseren entwickelt die sorgfĂ€ltige architektonische Ausformulierung eine pavillonartige QualitĂ€t, wie sie besser in so enger Nachbarschaft zu den Bauten von Hans BrechbĂŒhler kaum zur Geltung kommen kann.