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5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 05/2018

Neubau HeilpÀdagogische Schule in Bern

DUPLO

6. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

arb Architekten

Architektur

Graf Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektierenden verstehen die neue Schule als rĂ€umliche Weiterentwicklung der bestehenden Anlage auf der anderen Seite der Statthalterstrasse, was vom Preisgericht anhand des Modells nicht ĂŒberzeugend nachvollzogen werden kann. Das Neubauvolumen wirkt aufgrund seiner Dimensionen etwas sperrig. Im Grundriss ist es lang und breit. Die ausgewogen proportionierte Höhenstaffelung fĂ€llt hingegen positiv auf. Das GebĂ€ude ist geschickt im GrundstĂŒck platziert. Es teilt das GrundstĂŒck in langgezogene AussenrĂ€ume mit klar zugeordneten Funktionen und logischer Adressbildung. Dabei bildet es als strassenbegleitendes Volumen einen wirksamen LĂ€rmschutz fĂŒr die Aufenthaltsbereiche im Freien. Der nordwestliche Aussenraum ist der Nutzung durch die Schulen und das Quartier vorbehalten, wĂ€hrend die FlĂ€che zwischen Morgenstrasse und dem neuen Volumen der Erschliessung dient. Der durch das Volumen getrennte Freiraum wird jedoch mit grossem Nutzungsdruck belegt. Diesem Umstand begegnet das Projekt mit der Anordnung von GĂ€rten auf zwei der abgestuften DachflĂ€chen. AtmosphĂ€risch birgt diese Geste ein Versprechen, welches aber nicht zu ĂŒberzeugen vermag. So fĂŒhrt die geografische und topografische Trennung auch zur Trennung vom Lern- und Spielort und dem Erleben der Natur. Der Aussenraum wirkt trotz guter Auseinandersetzung mit dem Thema der BiodiversitĂ€t eher trennend als inkludierend.

Die volumetrische Höhenstaffelung widerspiegelt hingegen sehr schön die innere Organisation. Dabei liegt die Turnhalle prominent an der Statthalterstrasse und stellt den Bezug zu bestehenden Schulanlage auf einfache und selbstverstĂ€ndliche Weise her. Der dreigeschossige Schul- trakt ĂŒberragt alles und manifestiert die HeilpĂ€dagogische Schule nach aussen. Dazwischen liegt geschickt platziert, eine als Verbindung genutzte und multifunktional einsetzbare Eingangshalle, die sowohl eine autarke Erschliessung der Schule als auch der Turnhalle zulĂ€sst. Die Eingangshalle wird dadurch zu einer wichtigen und attraktiven Drehscheibe des GebĂ€udes.

Im Erdgeschoss befinden sich die GemeinschaftsrĂ€ume und der Verwaltungsbereich. Die Eingangsstufe ist im ers- ten und die Oberstufe im zweiten Obergeschoss angeordnet. Ein zentraler Kern teilt den Zirkulationsbereich relativ hart in zwei Zonen, sodass die Wege zu den Toilettenanlagen sehr weit werden können. Die grosszĂŒgige Treppenanlage liegt gut belichtet an attraktiver Lage und dient den Kindern zur Orientierung. Im ersten Obergeschoss gelangen die Kinder direkt zu ihren eigenen AussenrĂ€umen in luftiger Höhe. Diese an und fĂŒr sich schöne Idee mag fĂŒr eine Regelschule gut funktionieren. FĂŒr eine HeilpĂ€dagogische Schule mit Kindern unterschiedlichster BeeintrĂ€chtigung bestehen hier Fragen zur Sicherheit, die mit dem angedeuteten StaketengelĂ€nder nicht beantwortet werden.

Die Klassenzimmer sind nach Osten oder Westen orientiert, zwei GruppenrĂ€ume befinden sich jeweils zwischen drei Klassenzimmern. Die SpezialrĂ€ume wie Hauswirtschaft und Werken befinden sich optimal im Erdgeschoss. Der Essraum liegt in unmittelbarer NĂ€he zur QuartierkĂŒche. Sie bildet im SĂŒden den eingeschossigen Abschluss der Schulanlage und schafft so einen vertrĂ€glichen Übergang zum Wohnquartier. Die Anlieferung der QuartierkĂŒche und die Vorfahrt der Schule sind betrieblich gut getrennt. Die QuartierkĂŒche weist gute AblĂ€ufe auf, einzig der ausserhalb liegende Lift liegt nicht optimal.

Der architektonische Ausdruck mit dem vorgeschlagenen regelmĂ€ssigen Fassadenraster und den mĂ€chtigen Verglasungen erinnert stark an die Typologie neuzeitlicher BĂŒrobauten. Geschosshohe Verglasungen entsprechen nicht der Nutzung und der gewĂŒnschten MassstĂ€blichkeit ei- ner HeilpĂ€dagogischen Schule. Ausserdem sind die Klassenzimmer schwierig zu möblieren oder zonieren, um bei- spielsweise einen individuell betreuten Schulunterricht in Kleinstgruppen zu ermöglichen.

Das Energie- und GebĂ€udehĂŒllenkonzept vermag durch den hohen Glasanteil und die geringe Speichermasse nicht zu ĂŒberzeugen. Das Technikkonzept lĂ€sst wesentliche Fragen offen, sodass insgesamt Zweifel betreffend dem Erreichen der Minergie-P-Vorgaben bestehen. Die Vorgabe der Zielbaukosten wird eingehalten. Die Kosten liegen leicht ĂŒber dem Durchschnitt der rangierten Projekte.

Der Beitrag weist eine sehr einfache und intelligente Organisation auf und erzeugt AussenrĂ€ume mit vielseitigen BezĂŒgen. Aus den genannten GrĂŒnden vermag das Projekt das Preisgericht aber nicht vollends zu ĂŒberzeugen, auch wenn es ortsbaulich und typologisch einen wertvollen Beitrag zum Thema Regelschule darstellt. Als spezifische Lösung fĂŒr die HeilpĂ€dagogische Schule bleiben zu viele Fragen offen.
5. Rang 6 / 6