modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 01/1996

Wohnpark Elbschloß

1. Preis

Preisgeld: 17.895 EUR

KPW Papay Warncke Vagt Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Für Heinrich Heine war sie die schönste Straße Europas, die Elbchaussee, die ‘Uferstraße’ zwischen Hamburg und Blankenese.
Ungefähr auf halber Höhe liegt, leicht erhöht, das weitläufige Grundstück der ehemaligen Elbschloß -Brauerei. Das große, backsteinerne Restaurantgebäude mit dem reichen Ornamentschmuck und dem dominierenden Turm, die ehemalige Mälzerei, ebenfalls ein Backsteinbau von majestätischer Größe, aber mit vielen filigranen Details und in dessen Schatten das klassizistische Kleinod von Christian Frederik Hansen, das Elbschlösschen.

Im Rahmen eines städtebaulichen Realisierungswettbewerbs entwickelten wir ein Konzept für gehobenen Wohnungsbau in der Mischung mit gewerblichen Einrichtungen, unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes für das ehemalige Restaurantgebäude, die Mälzerei und das Hansen-Schlösschen – und gewannen den 1. Preis.
Das Schicksal des Geländes nahm aber einen anderen, unerwarteten Lauf: Der Wettbewerbs-Auslober konnte das Grundstück nicht erwerben und erst der folgende Eigentümer hat mit uns einen rechtskräftigen Bebauungsplan erarbeitet. Das ganze hat er dann gleich wieder verkauft.

Schließlich hat ein Projektentwicklungs – und Bauunternehmen das Grundstück gekauft und für die Hoechst Pensionskasse ein Altenwohnkonzept entwickelt. Am Ende dieser Maßnahmen, die sich zuforderst und rigoros an wirtschaftlichen Kriterien orientiert haben, blieb uns nur noch der westliche Teil des Grundstücks als Planungsaufgabe.

Die wunderbaren unterirdischen Gewölbekeller vor der Mälzerei, die wir schützenswert fanden, wurden als erstes abgerissen. Patchwork-artig wurde das Ensemble zerpflückt und gedankenloser Vermarktung anheim gegeben und die Stadt hat mit zahlreichen Befreiungen vom B-Plan dieser Zerstörung von alter, kohärenter Substanz regelrecht Vorschub geleistet.

Da der Bauunternehmer gleichzeitig unser Bauherr war und dem eigentlichen Käufer den Bau zum Festpreis angeboten hatte, mussten wir als Architekten harte Kämpfe bestehen in der Bemühung um angemessene Qualität. Angemessen wären sicher auch größere Wohnungen in den 7 geräumigen Einzelhäusern gewesen, die sich in ihrem Maßstab an der Größe des Elbschlösschens orientierten. Und irgendwie hat auch das Haus Vogt, der klassische Bau mit seinen schönen Veranden, in der Baron Vogt Strasse, Pate gestanden. Moderner natürlich, leichter und durchlässiger sollten die neuen Häuser sein mit ihren großen Terrassen vor den holzverkleideten Staffelgeschossen und den in die Kubaturen geschnittenen Balkonen.
Unterirdisch sind die Seniorenhäuser mit einem geschwungenen Gang verbunden, der von einem Tageslichtpunkt zum nächsten führt, so dass die gemeinschaftlich genutzten Räume, das Restaurant, und die Versammlungsräume, trockenen Fußes erreichbar sind.

Hier, in dem ehemaligen Restaurantgebäude mit dem Turm begegnen sich Alt und Neu in einer klar distanzierten, aber respektvollen Konfrontation: die beiden kubischen Neubauten, ein glasverkleideter und ein holzverschalter, stützen und halten gleichsam die Reste des Altbaus und erweitern ihn, ohne ihm seine Würde zu nehmen. Im Gegenteil, wie so oft steigern sich die konträren Baustile in ihrer jeweiligen Eigenart, so wie der gläserne hohe Baukörper den alten Turm in doppeltem Wortsinne ’überhöht’.