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Offener Wettbewerb | 04/2018

Suffizientes Bauen im Bestand am Beispiel der Sanierung des Wohngebäudes Georg-Büchner-Straße 27-31 in Ludwigshafen

Werkzeugkasten

Werkzeugkasten

2. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Jöllenbeck & Wolf Architekten BDA

Architektur

Engineering Consult Albert+Schaar Beratende Ingenieure TGA PartGmbB

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Aspekt der Suffizienz dieser Arbeit geht von der kalkulatorischen Basis des Faktors Wohnraum qm/Person aus. Dabei wird aus der ursprünglichen Wohn- und Bemessungssituation einer 4-köpfigen Familie der 50er-Jahre mit 17 qm/pro Person aus argumentiert. Mittlerweile hat sich der Wert durch geringere Personenbelegung auf 35 qm/Person vergrößert. In den vom Verfasser aufgeführten Bespielgrundrissen wird eine große Varianz an Grundrisstypologien erreicht, ohne unangemessene oder problematische Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz. Die erreichte Bandbreite der Grundrisse ist beachtlich und stimmig. Durch das Beibehalten der ursprünglichen Treppenhäuser ist ein Betrieb auch im Ursprungszustand möglich – allerdings um den Preis einer zweiseitigen Doppelerschließung der Wohnungen.
In einer additiven Zone im Nordwesten wird mit einem Lift ein zweites Erschließungssystem geschaffen, welches aber auch der Vernetzung und der informellen Verbindung der Wohneinheiten dienen kann. Dabei werden Zonen vor den Wohnungen geschaffen, welche Begegnung und Gemeinschaft fördern. Die zusätzlichen Lauben und Spielgeschosse mit Gästewohnungen sollen laut Verfasser in einem partizipativen Prozess programmiert werden. Damit soll die Bindung an Raum in der Gemeinschaft gefördert werden und eine Identifikation mit den kollektiv genutzten Räumen entstehen. Es müsste jedoch sichergestellt werden, dass auch nach einem Bewohnerwechsel die Verantwortung für die gemeinschaftlichen Räume wahrgenommen wird. Im vorgeschlagenen Projekt ist ein großes Spektrum an baulichen Möglichkeiten abgebildet, um die Gemeinschaft positiv zu stimulieren und Räume für Begegnung zu schaffen. Soziale Stabilität durch Optionen von Begegnungen werden als wichtiger sozio-ökonomischer Faktor für den Betrieb des Wohngebäudes gesehen. Dabei stellen die vorgeschlagenen Optionen sicher ein Maximum an Eingriffen dar, welche auch in reduzierter Form zum Erfolg führen können.
Die Ergänzungen durch die Laubengänge und den »Satelliten« werden als städtebaulicher Mehrwert gesehen und vom Verfasser geschickt mit den vorhandenen Grünflächen verbunden. Der gefasste Außenraum mit deutlicher Abgrenzung zur Straße und die zugeschalteten kollektiven Räumen im Gartengeschoss bilden eine eigene einladende Atmosphäre, gut einsehbar und überschaubar für Spiel und Gemeinschaftsnutzung. Im Südosten werden durch die loggiaartigen Ergänzungen der Individual-(Schlaf)-Räume sinnvolle Ergänzungen geschaffen, die der Bewohnbarkeit und Nutzung in den jahreszeitlichen Übergangsperioden gerecht werden können. Bei dem Projekt bleibt die Frage, inwieweit Bewohnergemeinschaften vorab gebildet werden können und, ob die Prinzipien des addierten kollektiven Raumes zu einer stabilen lebenswerten Wohnsituation führt, die auch nach einem unvermeidbaren Wechsel der Bewohner genutzt und akzeptiert wird. Für eine Baugemeinschaft wäre dies gut vorstellbar; im Rahmen der Vermietung für eine Wohnungsbaugesellschaft sicherlich eine Herausforderung.
Einzelelemente der Entwurfsprinzipien (Satellit, bewohnbare Wärmedämmung, Laubengang mit Lift als externe behindertengerechte Erschließungsverbesserung) sind durchaus auch einzeln exemplarisch anwendbare Typologien, welche in bestehenden Wohnquartieren einen positiven Beitrag zur Wohnsituation liefern können. Eine Aufstockung wäre aus wirtschaftlicher Sicht zu prüfen. Funktional sind die direkten Eingänge in den Wohnküchenbereich eine Einschränkung.
Die Architektur erscheint als legere filigrane Ergänzung des ursprünglichen 50er-JahreVolumens, wird aber im abgebildeten Gesamtumfang und damit verbundenem Invest hinterfragt. Zu Fragestellungen von Technik und Energie werden sinnvolle Vorschläge unterbreitet, die jedoch noch weiter ausgearbeitet und ergänzt werden könnten. Als Katalog von Möglichkeiten stellt das Projekt aus Sicht der Jury einen wesentlichen Beitrag zum Thema Suffizienz dar.
Laube

Laube

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2