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2. Rang 3 / 3

anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 04/2018

Neubau Schulraumerweiterung in OberrĂĽti

Turnhalle

Turnhalle

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Morscher Architekten BSA SIA AG

Architektur

David & von Arx Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ortsbauliches und architektonisches Konzept
Die gesamten Schulbauten und die zugehörigen Aussenanlagen stehen in einem gemeinsamen orthogonalen Grundmuster, was deren Öffentlichkeit und Zusammengehörigkeit im Herzen von Oberrüti verdeutlicht.
Der Neubau soll entlang der Hauptstrasse beim Dorfeingang von Norden möglichst diskret in Erscheinung treten, damit der Kirchturm der Pfarrkirche St. Rupert als markanter Schwerpunkt von Oberrüti und als wichtigstes Ortserkennungsmerkmal weiterhin seine Wirkung entfalten kann.
Zudem verleiht die durch die Schulanlage durchlaufende Sichtachse zwischen bewaldetem Hügel und Kirchturmspitze dem Ort eine Einzigartigkeit, die mit dem Neubau sogar gestärkt werden kann.
Drei neue Baumdächer helfen, die Aussenräume zu zonieren und die Aufenthaltsqualitäten in der Anlage zu steigern:
Das neue Baumfeld beim Neubau schafft einen Filter zwischen den privaten Anstössern und bietet einen stimmigen Ankunftsort. Zwischen diesem und dem Neubau wird die Sichtachse zur Kirche freigespielt und eine grosszügige Erweiterung des Pausenplatzes geschaffen. Ein multifunktionaler Spielplatz grenzt direkt an den neuen Pausenplatz und dient auch der Freizeitnutzung.
Ein Baumfeld mit Brunnen auf dem bestehenden Pausenhof schafft einen kleinräumigen und schattigen Aufenthaltsort für die Schüler.
Die Parkierung im Hauptzugangsbereich wird neu unter Bäumen organisiert. Dadurch wird das Rasenspielfeld wirkungsvoll vom Zufahrtsbereich getrennt.
Der bestehende Kindergartenaussenraum bleibt in seiner Grösse und Gestaltung erhalten.
Das optionale Inline Spielfeld kann als selbstverständliches Modul am höchsten Punkt auf der Hügelkuppe vor dem Waldrand erstellt werden.

Funktionalität
Das neue Gebäude ist vertikal in drei klare Nutzungen aufgeteilt:
Das öffentliche Eingangsgeschoss als Foyer mit Galerie und Sichtverbindung zu den Hallen, das untere Geschoss mit beiden Turnhallen und seinen Garderoben sowie der Unterrichtsbereich im oberen Geschoss.
Alle drei Bereiche können unabhängig voneinander über die an der Fassade liegende Treppe erschlossen und damit auch benutzt werden, ohne einen "fremden" Bereich durchqueren zu müssen. Beispielsweise können Vereine abends in den Turnhallen Sport betreiben, ohne dass sie unbedingt Zugang zum Foyer oder gar den Schulräumen erhalten.
Der Sichtbezug vom Foyer zu den Turnhallen ist einerseits über die grosszügige Verglasung gewährleistet, andrerseits aber auch über eine kleine, zur Halle offenen Galerie, wo man seine Mannschaft auch lautstark anfeuern kann.
Der Garderobenbereich ist funktional und kompakt organisiert, die Hallen können direkt von der Garderobe erschlossen werden, ohne mit den sauberen Turnschuhen den Gang nochmals durchqueren zu müssen.

Wirtschaftlichkeit
Die Kompaktheit des Volumens und ein Raumkonzept, welches auf reine Erschliessungsflächen weitgehend verzichten kann, ermöglicht eine sehr wirtschaftliche Errichtung des Neubaus. Die kurzen Verbindungswege steigern die Effizienz in Betrieb und Unterhalt.

Materialisierung, Konstruktion, Tragwerk und statisches Konzept
Das Materialkonzept orientiert sich am Eco-Standard und setzt auf natürliche, schadstofffreie Materialien mit einem tiefen Bedarf an grauer Energie von der Herstellung bis zur Entsorgung. Die tragenden Elemente werden, wo möglich, aus Recyclingbeton hergestellt. Eine konsequente Trennung von Komponenten unterschiedlicher Lebenserwartung vereinfacht nicht nur den langfristigen Werterhalt des Gebäudes, sondern minimiert auch den Aufwand für Wartung und Unterhalt und vereinfacht allfällige spätere Umnutzungen oder Sanierungen des Gebäudes. Das Flachdach des Eingangsbereichs ist extensiv begrünt sowie das Schrägdach auf den Hallen mit einer gut integrierten und von aussen nicht einsehbaren Photovoltaikanlage belegt. Die Holz-Metall-Fenster sind langlebig und ermöglichen durch Öffnungsflügel den Kontakt nach aussen.
Die klar lasierten Holzrahmen der Fenster und der Parkettboden in den Schulräumen geben dem Innenraum einen wohnlichen Charakter.
Das Tragwerk des Gebäudes besteht aus Decken, Wänden und Stützen aus Stahlbeton. Optimale Trägerabstände und eine direkte, vertikale Lastableitung stellen die Material- und Kosteneffizienz der Gebäudestatik sicher.
Drei in die Dachform integrierte Zweifeldträger aus Beton überspannen die beiden Hallen und den östlichen Gebäudeteil, dessen Wandscheiben erfüllen auch die Aussteifung und Gewährleistung der Erdbebensicherheit.

Energie, Ă–kologie, Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept und die Wärmeerzeugung für die Gesamtanlage soll zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt werden. Unabhängig davon kann durch das kompakte Gebäudevolumen und die optimal gedämmte, luftdichte Gebäudehülle der Energieverbrauch für den Bau und Betrieb des Gebäudes auf ein Minimum reduziert werden.
Grosszügige Fensteröffnungen reduzieren den Bedarf an elektrischer Energie für die Beleuchtung und steigern gleichzeitig die Erträge aus der passiven Solarenergienutzung. Ein aussen liegender, tageslichtoptimierter Sonnen- und Blendschutz verhindert die sommerliche Überhitzung der Räumlichkeiten. Zudem kommt eine energieeffiziente Beleuchtung zum Einsatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzept
Das Projekt Pelikan sieht einen kompakten Baukörper vor, welcher sich in das orthogonale Grundmuster der bestehenden Schulanlage einordnet. Der Neubau tritt am Dorfeingang von Norden her diskret in Erscheinung und lässt den Kirchturm der Pfarrkirche St. Rupert als Ortserkennungsmerkmal weiterhin seine Wirkung entfalten. Die bestehende Sichtachse zwischen Kirche und bewaldetem Hügel nördlich der Schulanlage bleibt bestehen und wird durch die ortsbauliche Setzung des Neubauvolumens gestärkt.
Die Projektverfasser schlagen vor entlang dieser Sichtachse eine Folge von Baum- dächern zu etablieren, welche die drei räumlich voneinander getrennten Aussen- bzw. Pausenräume definieren. Vorgelagert zur neuen Turnhalle mit Werkräumen entsteht ein grosszügiger Pausenplatz, der eine angemessene Distanz zu den Privatliegenschaften im Osten schafft. Der Hartplatz soll auf der Hügelkuppe nördlich der Turnhalle platziert werden.
Der Neubau gliedert sich in einen ostseitigen Kopfbau mit Zugangsbereich im Erdgeschoss, Werkräumen im Obergeschoss und Garderoben zur Turnhalle im Untergeschoss und in einen westseitigen Turnhallenkörper mit Sheddach. Die drei funktionalen Einheiten des Kopfbaus sind über eine Treppenanlage unabhängig voneinander erschlossen. Im Eingangsbereich befinden sich ein Raum mit Theke, eine kleine Zuschauergalerie und WC Anlagen. Es besteht ein direkter Sichtbezug zu den Hallen und zum Pausenplatz. Im Obergeschoss sind die beiden Werkräume über einen zentralen Garderobenbereich erschlossen, die Materialräume liegen westlich davon und verfügen über eine interne Verbindung. Die Werkräume sind beide zweiseitig belichtet. Die Garderoben zur Turnhalle im Untergeschoss liegen zwischen einem inneren Erschliessungsgang und der Turnhalle. Der direkte Zugang von der Treppenanlage zur Turnhalle wird über einen kleinen Korridor gewährleistet. Beim Treppenzugang liegen zentral die WC-Anlagen. Die Doppel- turnhalle verfügt stirnseitig gegen Westen über einen Geräteraum, der von beiden Turnhallen zugänglich ist.

Gestaltung
Das Neubauvolumen tritt sehr kompakt in Erscheinung und verfügt mit dem im Obergeschoss auskragenden Volumen und der Differenzierung der Dachformen von Kopfbau und Turnhalle über eine angemessene Gliederung. Kopfbau und Turnhalle treten nie höher als zwei-geschossig in Erscheinung. Das Materialkon- zept sieht eine Tragstruktur in Recyclingbeton vor, Aussagen zur Fassadenmate- rialisierung fehlen.
Die innenräumlichen Qualitäten unterscheiden sich auf den verschiedenen Geschossen des Kopfbaus deutlich. Im erdgeschossigen Zugangsbereich über- zeugt der Bezug zum Pausenplatz und zur Halle, wobei die Zuschauergalerie eher klein ausfällt. Die dreiseitige Befensterung der Turnhalle ermöglicht angenehme Sichtbezüge zur umliegenden Landschaft. Die Werkräume im Obergeschoss sind gut belichtet und sinnvoll erschlossen. Eine Störung des Schulbetriebs durch die Pausenplatznutzung besteht nicht (Lage im Obergeschoss). Auch die Möglichkeit der gemeinsamen Nutzung der Materialräume bringt Vorteile im Betrieb. Die innenräumliche Organisation der Turnhallengarderoben im Untergeschoss ist wenig attraktiv. Insbesondere sind die Erschliessungsflächen zu klein dimensioniert und es fehlt ein adäquater Bezug zwischen der Treppenanlage und den Turnhallen.

Funktionalität und Wirtschaftlichkeit
Die Kompaktheit des Volumens und ein Raumkonzept, das auf reine Erschlies- sungsflächen weitgehend verzichtet, ermöglicht eine sehr wirtschaftliche Errichtung des Neubaus. Dies schlägt sich auch im Resultat der vergleichenden Grobkosten- schätzung nieder – dieses Projekt lässt die tiefsten Erstellungskosten erwarten.
Die funktionalen Einschränkungen, insbesondere im Bereich der Erschliessung der Turnhalle und im zu kleinen Galeriebereich, lassen aber in einer allfälligen Weiter- bearbeitung eine leicht höhere Gesamtkubatur erwarten, was die Erstellungskosten ebenfalls erhöhen würde.
Mit der Setzung des Neubaus auf die Flucht des bestehenden Kindergartengebäu- des wird dessen Aussenraum zwar in den Dimensionen erhalten, aber bezüglich Aussicht und Belichtung stark beschnitten.

GesamtwĂĽrdigung
Das Projekt Pelikan überzeugt durch seine ortsbauliche Setzung und seine volumetrische Erscheinung. Die Kompaktheit des Gebäudevolumens lässt eher tiefe Erstellungskosten erwarten. (Anpassungen in der Gebäudevolumetrie sind aber aufgrund funktionaler Mängel der innenräumlichen Organisation im Unterge- schoss zu erwarten.)
Die innenräumlichen Qualitäten liegen in den Bezügen zwischen Innen- und Aussenraum und in der Organisation und Erschliessung der Schulräume. Der Garderobenteil und die Erschliessung der Turnhallen im Untergeschoss mag nicht zu überzeugen.
Die Gliederung der Aussenräume hat Potenzial, die Ausgestaltung derselben ist jedoch schlecht lesbar und wenig aussagekräftig. Die Setzung des Neubauvolu- mens bringt Einschränkungen für die Nutzbarkeit des Kindergartengebäudes.
Blick auf den Kirchturm

Blick auf den Kirchturm

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3

Plan 4

Plan 4

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