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Offener Wettbewerb | 05/2018

Landesgartenschau Fulda 2023

Anerkennung

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gesamtkonzept – Grüne Netze am Fluß
Die Ausrichtung der Landesgartenschau ist das Initial, um die Freiräume beidseitig der Fulda stärker mitei-nander zu verknüpfen. Dabei entsteht eine multifunktionale Grüne Infrastruktur, die sowohl soziale als auch ökologische Ansprüche erfüllt. Ein wesentliches Ziel ist es, vor allem die Verbindungen zwischen einzelnen Freiräumen zu entwickeln und dabei Barrieren zu überwinden. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Land-schaft werden vielfältige Gartenräume vorgeschlagen, die den Flußraum wieder stärker erlebbar machen und benachbarte Stadträume aufwerten.

Von Galerie zum Heimattiergarten
Die bestehende Grünachse im Stadtteil Galerie wird nach Osten weitergeführt und mit geringstmöglichen Ein-griffen an die vorhandenen Anlagen angebunden. Mit der Drachenwiese spannt sich ein großzügiger Freiraum auf, an der visuell und funktionell wichtigen Schnittstelle zum Tierpark wird ein Entree-Gebäude positioniert. Die Nutzungen Eingang, Verkauf, Warmhalle und Café werden unter einem Dach kombiniert, wodurch sich im Betrieb Synergien entwickeln.
Die hier eingeordnete „Baumschlange“, ist ein vielfältiges, weitgespanntes Spielelement, das verschiedene Al-tersgruppen anspricht. Thematisch ist es vom Motiv der hier bereits existierenden Gehölzpflanzung inspiriert und bewegt sich als ein skurriles, rätselhaftes Objekt in den Dschungel der Vegetation hinein.

Landwirtschaft – vom Acker zur Frucht
Auf den landwirtschaftlichen Flächen werden verschiedene Themen der Agrarwirtschaft dargestellt, teilweise auch in besonderer Weise inszeniert. Mit besonderen Orten wie Naschgärten und Entdeckernischen werden Aspekte der auf unterhaltsame Weise vermittelt.

Von der Brücke in die Obsthaine
Das Brückenbauwerk wird als ein „Panoramasteg“ so positioniert, dass möglichst optimale Wegebeziehungen in verschiedene Richtungen möglich sind. Dabei dient die Brücke nicht nur der Verknüpfung. Von der oberen Ebene bieten sich weite Blickbeziehungen in die Umgebung.
Der südliche Auftakt ist in die „Obsthaine“ eingebunden, die als ein eigenständiger Raum eine besondere At-mosphäre erzeugen. In einer Kombination der vielfältigsten Obstsorten wächst hier ein ganz besonderer Baumhain heran, der kleine Spielteppiche mit Drehobst und Wackelbirnen bereithält.
Neben einer in die Böschung integrierten Freitreppe erfolgt die östliche Anbindung über eine barrierefreie Wegeverbindung, die als „Neue Hohle“ bestehende topografische Motive aufgreift.

Feuerwehr – die Heißen Gärten
Die Fläche der Feuerwehr wird stärker zum Landschaftsraum der Fulda orientiert. Mit den „heißen Gärten“ entstehen unterschiedliche Freiräume, die sowohl gärtnerische Themen aufgreifen als auch Elemente aktiver Freizeitnutzung beinhalten. Während der Gartenschau können diese Flächen im Bedarfsfall einbezogen wer-den.

Umweltzentrum – urbane Gartennaturen
Mit der Einbindung der Flächen am Umweltzentrum entsteht ein thematischer Schwerpunkt, der insbesondere dem Naturschutz und der Umweltbildung gewidmet ist. Vor allem die Gartennaturen des urbanen Raumes werden hier in besonderen Freiräumen präsentiert.
Die hier angrenzenden Parkplätze werden durch Baumpflanzungen aufgewertet, während der Gartenschau stehen sie als optional nutzbare Flächen zur Verfügung.

Klein Venedig - Badeluft am Fluß
Als historisch bedeutsame und immer noch wertvolle Freiräume werden der Badegarten und das Licht- und Luftbad zu einem großzügigen, modernen Freiraum entwickelt, der sich in seinem Charakter an städtischen Kuranlagen orientiert. Mit verschiedenen wasserbezogenen Freizeitangeboten wird der verlorengegangene Charme der Erholungslandschaft am Fluß zurückgewonnen.

Quartier am Badegarten – ein neuer Stadtbaustein
Mit dem „Quartier am Badegarten“ wird ein neuer Stadtbaustein entwickelt, der an einer wichtigen Schnittstelle den Übergang vom urbanen zum landschaftlichen Raum herstellt und die Qualitäten des Ortes nutzt. Die Öff-nung des Fuldagrabens ermöglicht am Übergang zum Stadtraum einen attraktiven Platz auszuformen, der über eine Treppe den unmittelbaren Zugang zum Wasser schafft. In einer Mischung aus gewerblicher und Wohnnutzung werden Baukörper als offene Hofstrukturen angeordnet, die sich zur Fuldaaue öffnen. Das im Westteil vorgeschlagene Wellnesshotel nutzt die neu entstehenden Qualitäten des Landschaftsraumes und bezieht sich auf die historischen Nutzungen des Badegartens und Luftbades.

Aueweiher – Lebensraum am Wasser
Der Aueweiher wird als ein vielfältiger Landschaftsraum konzipiert, der sowohl ökologische Funktionen als auch Elemente der Erholungsnutzung integriert. Über einen Rundweg ist der See aus wechselnder Perspekti-ve erlebbar, wobei wertvolle Uferbereiche geschützt bleiben. Am Standort der Segelhalle wird ein Ensemble aus verschiedenen Nutzungen (Gastronomie, Sport, Veranstaltungen) platziert, das sowohl während der Gar-tenschau als auch in der Dauernutzung einen wesentlichen Teil der nötigen Serviceeinrichtungen aufnimmt.

Auensteg – eine verbindende Promenade
Mit der Einfügung einer großzügigen Steganlage wird das Westufer des Sees zu einem prägnanten Freiraum mit hoher Anziehungskraft entwickelt, ohne die Uferbereiche zu stark zu beeinträchtigen. Mit einer brücken-ähnlichen Verbindung wird der Platz an der Segelhalle angebunden. Auch im südlichen Bereich erfüllt der Steg weitere Funktionen als Abgrenzung der Badezone.

Seebühne – Event am Wasser
In Kombination mit den künftigen Nutzungen der Segelhalle entsteht am Westufer ein attraktiver Veranstal-tungsort. Die gegenüberliegende vegetationsbestandene Uferzone bietet dabei die Kulisse für die Seebühne. Auch außerhalb von Veranstaltungen können die Flächen in die Freizeitnutzung einbezogen werden.

Industriekante – vielfältige Möglichkeiten
An der Übergangszone zu den gewerblichen Flächen werden für die Zeit der Gartenschau vielfältige Freiräume konzipiert, die der Großform des Gebäudes den menschlichen Maßstab gegenüberstellen.
Hier werden die Blumenschauhalle und Handwerkermarkt vorgeschlagen. Der Kaminturm kann als Aussichts-turm verwendet werden und den Besuchern einen weiten Blick in Fuldas Auenlandschaft bieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verwendet zwei Grundkomponenten, die sich durch die Gesamtplanung ziehen und hierdurch einzelne Örtlichkeiten betonen.

Es handelt sich einerseits um Holzkonstruktionen in Form von Brücken, Stegen, Spielgeräten und einem Kletterparcours und andererseits um Themengärten, die versuchen an besonderen Stellen zu einer Attraktivierung der Freiflächen beizutragen und die vorgegebenen Nutzungsbereiche zu betonen.

Die Darstellung vermischt hierbei temporäre und dauerhafte Flächennutzungen und führt gerade im Bereich des Aueweihers zu einer Überfrachtung der Freizeitangebote an den konzipierten Steganlagen.

Am Siedlungsrand der Fulda-Galerie und westliches Neuenberg bietet der Entwurf eine interessante Abgrenzung durch definierte wegebegleitende Streuobstanlagen. Der Landwirtschaft wird ausreichend Raum geboten, allerdings erfolgt durch die pflegeaufwändigen Bürger- und Mitmachgärten in Richtung Sickelser Straße eine starke räumliche Zäsur.

Der Heimattiergarten ist gut und sehr funktional eingebunden, der Kletterparcours scheint aufgrund der Höhensituation falsch platziert und sollte überdacht werden.

Eine barrierefreie Durchwegung des westlichen LGS-Areals konnte nicht nachgewiesen werden, auch fehlt die verbindende Gestaltung zur Fulda-Aue über die Neuenberger Straße. Die Themengärten im Bereich der Fulda-Aue, insbesondere der Feuergarten, überzeugen in ihrer Lage und inhaltlichen Ausrichtung.

Beim Umweltzentrum wird richtigerweise die ursprüngliche Struktur wieder aufgegriffen und um Angebote ergänzt. Der Entdeckerpfad durch das Röhricht sollte reduziert werden, stellt aber einen guten Beitrag zur Umweltbildung dar.

Südlich der Hornungsbrücke wurde die Flächenumgestaltung nicht hinreichend definiert.
Im Bereich Badegarten lässt die vorliegende Planung besondere Impulse vermissen. Die Ausrichtung der Themengärten zur Industrie erscheint fragwürdig.

Die Hauptwegeverbindung ist schlüssig und orientiert sich weitreichend am Bestand.

Trotz der Vielzahl origineller Einzelansätze, fehlen der Arbeit an neuralgischen Punkten die zielführenden Impulse zur freiräumlichen Stadtentwicklung.