modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2018

Außenanlagen der Carl-von-Ossietzky-Schule (2. Bauabschnitt) in Berlin

3. Preis

Preisgeld: 8.520 EUR

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Architektur der Carl-von-Ossietzky-Schule ist in seiner klaren, orthogonalen Formsprache und der puristische Einsatz von Sichtbeton ein typisches Gebäude der 70-er Jahre Spätmoderne im Stile des Brutalismus.
Der erste Bauabschnitt folgt dieser klaren, architektonischen Formsprache in überzeugender Stringenz.
Die zentrale Hauptachse, die sogenannte „Esplanade“ stellt als Nord-Süd Achse des Schulcampus und als verbindendes Element zwischen Blücher- und Urbanstraße das Rückgrat des gesamten Schulcampus dar.

Der zweite Bauabschnitt schreibt die klare, orthogonale Formsprache für die „Esplanade“ und die westlich davon befindlichen Freiräume fort.
Östlich der „Esplanade, die den Campus wie eine Symmetrieachse teilt, werden die Freiräume grüner, weicher und bunter entwickelt, den Gegenentwurf der 60-er/70er Jahre Popkultur folgend. Sie sind in freier, organischer Form kontrastierend zur brutalistischen Gebäudestruktur und den streng-orthogonal geordneten Freiräumen des 1. Bauabschnitts ausgebildet. Der frei angeordnete, wertvolle Altbaumbestand bleibt dabei als übergreifende Basis des Gesamtentwurfes und als rahmender Puffer zur Umgebung (zur Blücherstraße, Urbanstraße und zur Fontanepromenade) nahezu vollständig erhalten. Lediglich die zur Fällung vorgesehenen Bäume sowie drei Bäume im Eingangsbereich an der Blücherstraße und ein werden zugunsten der deutlichen Öffnung des Schulgeländes zum umgebenden, städtebaulichen Kontext entnommen. Ein weiterer Baum muss für die Feuerwehrumfahrung gefällt werden. Der gesamte 2. Bauabschnitt wird insgesamt räumlich kleinteilig und sehr vielfältig nutzbar ausgebildet. Die Wünsche und Ergebnisse der Schülerinnenbeteiligung sind dabei nahezu vollumfänglich berücksichtigt.

Der neue Haupteingangsbereich an der Blücherstraße wird großzügig geöffnet, die Magistrale und der östliche Gebäudeteil wieder sichtbar gemacht. Dazu werden drei Bestandsbäume entfernt und der strauchartige Unterwuchs auf der Böschung entlang der Blücherstraße entfernt. Der vorhandene, identitätsstiftende Zaun bleibt erhalten. Im Eingangsbereich werden insgesamt 150 Fahrradstellplätze als Bügelparker angeboten. Eine Sitzmauer fängt die Böschung zum Haupteingang hin ab.
Die Magistrale wird in der Materialität des 1. Bauabschnittes fortgeführt. Entlang der mit pflegleichten, bodendeckenden Gehölzen begrünten Westseite wird eine Baumreihe aus schlankkronigen oder pyramidalen Bäumen (z.B. Säulen-Hainbuchen) gepflanzt, begleitende Sitzelemente bieten wechselsonnig bis schattigen Aufenthalt. Der Asphalt der Magistrale erhält am Eingang das Schullogo und eine begleitende, blaue Leitlinie als Unterstreichung der wichtigen Verbindung hinüber zur Urbanstraße. Das Carl-von Ossietzky-Denkmal begrüßt den Besucher hinter dem Eingangszaun westseitig. Die Mauer an der Südostecke der Sporthalle wird neu errichtet, sodass hier eine Kombination aus Treppe- und barrierefreiem Rampenzugang zu den Tribünen angeboten werden kann. Die Eingangsbereiche werden entsprechend der Gestaltung des 1. BA mit Farbe und Form codiert. Die bestehenden roten Kreise im Norden werden mit gelben Quadraten im Eingangsbereich des Sportplatzes sowie blauen Linien im Eingangsbereich der Blücherstraße ergänzt. Die durchgehende blaue Leitlinie schafft durch zusätzliche Beschriftung (Sporthalle, Kita, Grundschule, Schulpark, etc.) eine einfache Orientierung auf dem Schulgelände.

Die Spiel- und Sportflächen werden den Schulfarben rot gelb blau entsprechend aus farbigem EPDM-Belag (Basketball und Streetball sowie ein Bereich mit Kalistenika-Geräten (Street-Workout) in gelb, das kombinierte Fußball- und Tennisfeld (in blau) ausgebildet. Hier werden auch vier Tischtennisplatten angeboten. Die Beachvolleyball- und Beachsoccerbereiche sind den funktionalen Anforderungen entsprechend aus Spielsand erstellt. Alle Sportflächen sind von einem Plattenband eingefasst, welches sich partiell zu einer Sitzmauer mit Holzauflage erhebt. Die vorhandene Böschung zur Blücherstraße wird als Rasenböschung unter Berücksichtigung des Baumbestandes neu modelliert, geschwungene Sitzstufen laden zum Beobachten der sportlichen Aktivitäten ein.

Die „Kleine Weltbühne“ nutzt die vorhandene Geländemulde für eine Freilichtbühne. Hier können Schulveranstaltungen im Freien angeboten werden. Geschwungene Sitzelementen fungieren als Tribüne: Passend dazu wird ein „Spieluniversum“ aus rotem EPDM-Belag vorgeschlagen. Wie kleine Planeten kreisen die Spielplaneten um die zentrale Bühne. So gibt es einen Hüpfplaneten“, einen „Schaukelstern“, die „Kletternetz-Milchstraße“ und den „Hängematten-Kosmos“. Der „Außerirdische Pavillon“ lädt zum interplanetarischen Palaver zwischen jungen und älteren Schülerinnen ein.
Bespielbare Baumhäuser sorgen für die notwendige Erdung in luftiger Höhe nach der Schwerelosigkeit des Spieluniversums.
Die Terrasse vor der Mensa wird als Lounge zum Abhängen, Entspannen und zum Lernen als Open-Air Workspace an Einzel- oder Gruppentischen für die Älteren ausgebildet. Vor der Mensa werden Tische, Stühle und Bänke als Freisitze angeboten. Ein Kiosk erweitert das gastronomische Angebot. Die vorhandenen, niedrigen Mauer beim Mensafreiraum werden zugunsten einer großen Offenheit zurückgebaut. Ein Baumhain aus Zierkirschen mit schönen jahreszeitlichen Aspekten (Frühjahrsblüte und Herbstfärbung) akzentuiert den neuen Mensafreiraum und bietet Aufenthalt im lichten Schatten der Baumkronen.
Die ehemaligen Terrassen und Pflanzungen auf der Ostseite werden als naturnahe Sinnesgärten für alle Altersgruppen ausgebildet. Hier werden ein „Duft- und ein „Tastgarten“ angeboten. Ein naturnaher Wildstaudengarten dient, als „Schmetterlings- und Insektengarten“, der praktische Anschauung für den Biologieunterricht.

Ein geschwungener Rundweg aus naturfarbenem wasser- und luftdurchlässigem Terraway oder aber gefärbtem, wasserdurchlässigen Asphalt ermöglicht, orientiert am Baumbestand, die Wegeerschließung und die erforderliche Feuerwehrumfahrung entlang der Ostseite der Schule. Im Nordosten des Rundwegs befindet sich eine von den Schülern frei gestaltbare Graffitimauer.

Die Zufahrt an der Fontanepromenade wird für die Zufahrt zu den drei behindertengerechten PKW-Stellplätzen und für die Andienung des hier angeordneten Müllstellplatzes neu errichtet. Hier werden auch weitere 140 Fahrradstellplätze angeboten.

Die Terrassen auf der Westseite des Hauptgebäudes werden ebenfalls gärtnerisch-grün ausgebildet. Hier entsteht ein kleines Gartenlabyrinth aus kleineren, freiwachsenden Heckensträuchern (z.B. Spiraea arguta oder Ribes alpinum), eine Chillout Terrasse mit Sitz- und Liegedecks aus Holz sowie ein Trampolingarten aus farbigem EPDM-Belag.
Der Baumbestand auf diese Terrassen bleibt erhalten und wird sensibel ergänzt.
Die vorhandenen 10 Pflanzkästen werden um weitere 14 Stk ergänzt und auf der begrünten Terrasse westlich der Grundschule zusammen präsentiert. Dort bieten die bestehenden Sitzelemente ausreichend Platz für Aufenthalt.


Der vorhandene Schulgarten bleibt mit seinen Betonmauern erhalten. Er erhält einen neuen Wegebelag und wird mit Kräutern, Gemüse und Obststräuchern als „Naschgarten“ bepflanzt.

Die Zufahrt zur Sporthalle von der Blücherstraße auf deren Westseite wird mit Betonwerksteinpflaster abgestimmt auf den 1. BA neu ausgebildet. Hier werden insgesamt 164 Fahrradstellplätze und im eingezäunten Bereich auch ein weiterer Müllstellplatz angeordnet.

Die westseitige Haupteingang der Sporthalle wird mit klarer Orientierung – der orthogonalen Gestaltsprache des 1. BA entsprechend - neu ausgebildet.

Ein neuer Naturspielplatz unter der bestehenden Baumgruppe bietet mit Bauhütten, Erd- und Lesesteinhaufen, Baumstämmen, Ästen und Wildwuchs einen naturnaher Erfahrungsbereich mit Raum für informelles, kreatives Spiel im Sinne eines Abenteuer- oder Bauspielplatzes.

Der Hausmeistergarten bleibt inkl. Zäunung erhalten.

Ökologie/Nachhaltigkeit:

Das anfallende Niederschlagswasser wird soweit möglich dezentral vor Ort versickert. Die Oberflächenbeläge orientieren sich an der abgestimmten Auswahl des 1. BA. und werden auf das notwenige Minumum reduziert. Zusätzliche Beläge wie die Sportflächen und der Rundweg auf der Ostseite des Hauptgebäudes werden luft- und wasserdurchlässig hergestellt.
Die Materialien sind robust, langlebig und regionaltypisch und- verfügbar.

Baumfällungen:
Es werden insg. 49 Bäume gefällt, 45 Stk. davon dürfen gem. Auslobung gefällt werden.
Die Fällung von 3 Stk. geschützten Bäume wird im Eingangsbereich Blücherstraße zugunsten einer großzügigeren Öffnung des Schulstandortes zum Straßenraum erforderlich. Ein Baum muss für diew Feuerwehrumfahrung entfernt werden.

Die Neupflanzung von 40 Stk. standorttypischen Bäumen gleichen die erforderlichen Fällungen aus.

Barrierefreiheit:
Alle Bereiche des Schulhofes sind barrierefrei über das Grundstück oder über die Schulräume von innen barrierefrei im Sinne des „Design for All“ erschlossen.

Gender Mainstream:
Die prägnante Formsprache und farbige Materialoptik generiert spezifische Orte mit hoher Identität. Die Vielfalt der räumlichen Situationen und Nutzungsangebote weisen ein hohes Aneignungspotential für die Kinder auf. Die Fortführung des Gestaltkanons des 1. BA, die Materialeinheitlichkeit und die Signaletik der Farben erzeugt ein hohes Maß an Orientierung. Die selbst zu gestaltenden Schulgärten und die Berücksichtigung der Schülerinnenwünsche bei der Neugestaltung lassen einen respektvollen Umgang und eine gewissenhafte Pflege der Gesamtanlage erwarten.

Feuerwehrflächen:

Die erforderlichen Zufahrten, Aufstell- und Bewegungsflächen für die Feuerwehr bleiben in ihrer Lage und Funktionalität prinzipiell erhalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept basiert auf dem kontrastreichen Spannungsfeld ‚Brutalismus meets Popart’ zwischen Architektur und Freiraum bietet damit den Nutzerinnen und Nutzern ein vielfältiges Angebot.
Die ruhige Gestaltung und Materialität der Haupterschließungsachse, Magistrale, zwischen Urban- und Blücherstraße wird begrüßt. Die Neupflanzung entlang der Sporthalle bereichert den Ort und verbessert die Aufenthaltsqualität. Die Aufweitung des Eingangsbereiches ist schlüssig und unspektakulär. Das CVO-Logo ist einladend integriert in den Belag.
Der Zugang zur Sporthalle ist schlicht und ohne Abbruch der Terrasse gelöst. Die Rampe ist jedoch zu kurz für einen barrierefreien Zugang, dies könnte jedoch gelöst werden.
Die differenzierte Planung der Grundschul- und die Oberschulterrassen mit den vielfältigen Begrünungs- und Nutzungsvorschlägen werden positiv bewertet. Insbesondere der Trampolingarten wird als Bereicherung für die Grundschüler*innen begrüßt.
Der östliche Schulbereich wird dem Bedürfnis nach einem hohen Vegetationsanteil gerecht. Die Mensaterrasse bietet durch einen neuen Baumhain angenehme Sitzmöglichkeiten zur Mittagszeit. Jedoch die eigenwillige Formensprache der Sportflächen und der Mensaterrasse wird kontrovers diskutiert. Insbesondere durch die Ballfangzäune wird die Nutzbarkeit der Kleinflächen am Rand fraglich.
Die Neugestaltung des Amphitheaterplatzes lässt durch seine großzügige Dimensionierung, auch größere Schulveranstaltungen zu und im Alltag spannungsreiche Aufenthalts- kontemplatives Miteinander zu. Die Barrierefreiheit ist nicht gegeben. Das punktuelle Einstreuen der Spielmöglichkeiten und die Setzung des Pavillons überzeugt.
Der westliche Eingang an der Blücherstraße ist funktional gelöst. Mit dem angrenzenden Naturspielplatz, den Sitzmöglichkeiten am Umkleidepavillon und dem hohen Grünanteil wird der Bereich den Anforderungen gerecht.
Eine gute Baumbilanzierung zwischen Rodung und Neupflanzung rundet das Konzept mit insgesamt wenig Versiegelung ab.
Die geringen oder wenig aussagekräftigen Beteiligungsformate werden kritisch gesehen.
Lageplan M250

Lageplan M250

Skizze Schuleingang

Skizze Schuleingang

Skizze Theater

Skizze Theater