modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2007

CO2-neutrale Grundschule und 3-Feld-Sporthalle Klein-Flottbek

1. Preis

Trapez Architektur GmbH

Architektur

iproplan® Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Harald Stahr & Andreas Naumann GbR

Bauingenieurwesen

zweitraum - büro für architektur

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

Sporthalle und Schule wurden zu einem Baukörper verschmolzen, um einerseits möglichst wenig Oberfläche zu erzeugen und andererseits den komplexen Anforderungen an die Umgebung gerecht zu werden.

Straßenseitig wird das Gebäude zurückgesetzt. Der bestehende Grünstreifen wird reduziert in Länge und Höhe. So entsteht eine Vorplatzsituation im Zugangsbereich der Schule als geschützter Sammelplatz für den morgendlichen Ansturm. Die Schüler können hier mit dem Auto abgesetzt werden, mit dem Fahrrad und zu Fuß direkt diesen Vorplatz erreichen. Der straßenseitige Baukörper wird in einen zwei- und einen dreigeschossigen Gebäuderiegel geteilt. Die Stirnseiten dieser Gebäuderiegel wurden über die vorgesetzten Treppenhäuser schlank gehalten, um der ansonsten kleinteiligen Bebauung Klein Flottbeks keine zu große Gebäudemasse entgegenzusetzen.

Im Osten des Gebäudes befindet sich der geschützte Schulhofbereich, gegliedert in verschiedene Nutzungsebenen und –zonen. Hier kann unterschiedliche Aktivitäten parallel nachgegangen werden. Eine Durchwegung dieses Bereichs durch Bewohner oder Schüler des Gymnasiums ist nicht vorgesehen, um hier den grundschulspezifischen Außenraum zu schützen. Der südlich angrenzende Gebäuderiegel wurde im zweiten Obergeschoss so gestaffelt, dass der Schulhofbereich großzügig besonnt wird.

Entlang der Westseite des Gebäudes wird ein befestigter, doch unversiegelter Weg als Quartiersdurchwegung und Zuwegung zum Gymnasium angelegt. Dieser Bereich wird ebenfalls zum Parken für größere Veranstaltungen freigegeben. Die Sporthalle mit Nebenräumen wird auf dem Höhenniveau der Paula realisiert, so dass diese nicht über die Höhe des zweigeschossigen straßenseitigen Riegels hinausragt und sich im Gegenüber zur kleinteiligen Bebauung Klein Flottbeks zurücknimmt.

Wir haben wert darauf gelegt, dass bei unserem Entwurf der gesamte wertvolle Baumbestand erhalten werden kann.


Funktion

Der kommunikative Mittelpunkt der Grundschule Klein Flottbek wird der zentrale, offene Treppenraum sein, den man direkt über den Windfang des Haupteingangs erreicht. Von diesem zentralen Treppenraum aus werden alle Funktionsbereiche erschlossen und die erdgeschossige Aufweitung dient als kleines Foyer zum zuschaltbaren Musikraum mit „Sitzrampe“ im Erdgeschoss und Zuschauergalerie im Obergeschoss. Aus diesem Foyer gelangt man direkt zum Vorschulbereich und zum Hort, hat Einblick in die Bibliothek und erreicht direkt einen Ansprechpartner im Bereich der Lehrer und der Verwaltung. Auch die Sporthalle wird von hier aus durch die Grundschüler direkt erschlossen.

Zur besseren Orientierung der Schüler wurden farbige „Nester“ in den zentralen Treppenraum gehängt. Diese „Nester“ bergen die gemeinsam genutzten Differenzierungsräume. Sie können von nahezu jedem Standort im zentralen Treppenraum entdeckt werden und sind von allen Klassen auf kurzem Weg zu erreichen.

Die Vorschule wurde in drei Bereiche gegliedert und so angelegt, dass unter anderem dem Bewegungsdrang der Vorschüler bei jedem Wetter nachgekommen werden kann. Jeder Vorschulbereich hat einen direkten Zugang zum Schulhof und dort zu den verschiedenen Spiel- und Bewegungsflächen. Im Gebäudeinnern kann der Vorschule bis zur Umsetzung der Tribüne diese Fläche als Spiel- und Bewegungszone zugeschlagen werden. Eine innere Fassade trennt dort Sporthalle von der Spiel- und Bewegungszone, dem optionalen Tribünenbereich. Im Falle der Einrichtung der Tribüne kann diese Fassade dann mit geringem Aufwand in Richtung Vorschule verschoben werden. Die Vorschule sehen wir als offenes Raumkontinuum, in dem Räume über mobile Elemente, wie Schiebetüren, elementierte mobile Trennwände oder auch Vorhänge je nach Bedarf gebildet werden können. Einige feststehende Wandelemente im Bereich der auszuweisenden Gruppenräume strukturieren den Raum, wechselnde Boden-, Decken- und Wandbeläge lassen die unterschiedlichen Bereiche haptisch, wie akustisch differenziert wahrnehmen.

Der Hort wird ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht. Auf Grund der Nutzungszeiten des Horts wurde hier eine Zusammenschaltung der beiden Hortbereiche geplant, die sowohl den direkten Zugang zum Schulhof erlaubt, als auch die mittägliche Sonne in die Raumtiefe holt. Hort und Vorschule wurden WC-Einheiten zugeordnet, so dass hier keine langen Wege durch das Schulgebäude gemacht werden müssen.

Die Klassenräume befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss. Jeweils drei Klassen bilden eine „Adresse“ und haben einen eigenen Zugang zu Ihrem Bereich aus dem zentralen Treppenraum, eine Situation, die dem Klassenhausprinzip entspricht und eine Überschaubarkeit der Räumlichkeiten für die Schüler ermöglicht. Jedem Klassenraum wird ein Gruppenraum zugeordnet, der sich flurseitig als Nische widerspiegelt. Auf der Fassadenseite der Gruppenräume wird die innere Ebene des Kastenfensters nach innen verschwenkt und die Laibung farbig markiert, so dass der Gruppenraum und die Gruppenarbeit sich über das reflektierende Licht immer anders darstellen wird als der Klassenraum und der Unterricht dort.

Die Sporthalle befindet sich auf dem Höhenniveau der Paula und somit unterhalb des Zugangsniveaus vom Klein Flottbeker Weg. Vom Foyer aus gelangen die Grundschüler über den zentralen Treppenraum direkt zur Sporthalle und zu den Umkleiden. Die Schüler des Gymnasiums und externe Nutzer begehen die Sporthalle über den nördlichen Zugang.


Konstruktion / Energiekonzept

Die Erdgeschossebene beherbergt sehr unterschiedliche Nutzungen mit unterschiedlichen Anforderungen an die Konstruktion, während die Obergeschosse auf Grund der homogenen Nutzung durch Klassen- und Gruppenräume eine klare Struktur aufweisen.

Dem begegnen wir mit einer Tischkonstruktion in Massivbauweise. Stahlbeton-Fertigteil-Wandscheiben tragen eine massive Stahlbetondecke, die als Speichermasse in die energetische Betrachtung mit einfließt. Oberhalb dieses Tisches werden Wände und Decken aus vorwiegend CO2-neutralen Baustoffen in Holztafelbauweise erstellt; Wände als Holzständerwände mit dem entsprechenden Aufbau für die statischen Anforderungen, den Brandschutz, den erhöhten Schallschutz und den erhöhten Wärmekapazitätsbedarf; Decken als Brettstapeldecken mit schwimmendem Estrich und unterseitiger Bekleidung, Akustik aus gelochter, zementgebundener Faserplatte mit Dämmauflage. Über die Wahl der Oberflächenmaterialien kann ein gleichmäßiges, schwankungsarmes Raumklima gesichert werden.

Die passivhaustaugliche thermische Hülle wird gleichermaßen über alle Gebäudeteile gestülpt. Auf Vor- und Rücksprünge in der Fassade wurden zur Vermeidung von geometrischen Wärmebrücken verzichtet. Die außen liegenden Treppenhäuser liegen außerhalb der thermischen Hülle und werden lediglich frostfrei gehalten. In der thermischen Hülle gibt es geschlossene und verglaste Flächen. Die geschlossenen Flächen werden in wärmebrückenfreier, passivhauszertifizierter Holzbauweise mit Zellulosedämmung erstellt und die verglasten Flächen werden im ebenfalls zertifizierten Kastenfensterprinzip mit innen- und außenseitiger Doppelverglasung vorgesehen. Die Kastenfenster auf Basis einer Pfosten-RiegelKonstruktion mit Brettschichtholz-Profilen haben Öffnungsflügel in der äußeren und der inneren Glasebene, was sowohl eine raumbezogene Unterstützung von Lüftung und Heizung, als auch eine sommerliche Nachtauskühlung ohne Energieverbrauch erlaubt. Mit den verschiedenen Möglichkeiten der Öffnung von Fensterflügeln kann nach technischer Einweisung auch im Unterricht experimentiert werden, um möglicherweise einen spielerischen Zugang zum Thema Energie zu erlangen. Im Fensterzwischenraum werden Jalousien geführt, die als Blendschutz dienen und durch die Form der Lamellen die einstrahlende Sonne unter die Decke reflektieren, so dass selbst bei heruntergelassener Jalousie ausreichend Tageslicht genutzt werden kann.

Auf der Sporthallenebene wird eine Holzpellet-Anlage für Heizwärme und Warmwasser sorgen. Über einen Erdwärmetauscher unterhalb des Gebäudes wird die Luft für die Lüftungsanlage im 2.OG vortemperiert. Für die Stromerzeugung wird eine Photovoltaikanlage auf dem Sporthallendach installiert, die auf Grund von Einspeisevergütungen und über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, nicht nur die Investitionskosten sondern noch darüber hinaus einen Gewinn erwirtschaften wird.


Bauphasen

In einer ersten Phase kann der bestehende Zweigeschosser und die beiden eingeschossigen Gebäude der Grundschule am Klein Flottbeker Weg abgebrochen werden und, unter Nutzung des Erweiterungsbaus für das Gymnasium, der Straßen begleitende Neubaukörper erstellt werden. Nach Einzug in diesen Baukörper sind dann, erneut unter Einbeziehung des Erweiterungsbaus für das Gymnasium, ausreichend Flächen vorhanden, um die übrigen im Baufeld bestehenden Altgebäude abzubrechen und die Sporthalle mit Nordflügel zu bauen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Leitidee basiert auf einer kompakten Komposition aus 2- und 3-geschossigen Elementen, die eine gelungene kontextuelle Integration formulieren. Das Öffnen von Freiräumen zum Klein Flottbeker Weg im Kontinuum mit Foyer und sich terrassierenden Schulhofbereichen prägt interessante abwechslungsreiche Raumfolgen. Die Proportionen und die Gliederung der Höhe, die Intervention einer subtilen Faltung kennzeich- nen eine klare Eingangssituation zur Grundschule.

Die innenräumliche Verknüpfung aller Ebenen, die Formulierung eines großzügigen Foyerbereichs und die visuelle Durchdringung zwischen Straße und Hof versprechen optimale Orientierung, Kommunikation und Identität.

Die konstruktive Grundidee einer 1-geschossigen Massivbauweise, auf die eine Stapelholzkonstruktion für die Klassenräume aufgesetzt wird, überzeugt unter energetischen wie architektonischen Aspekten. Die großzügige Öffnung der Sporthalle nach Westen verspricht hohe innenräumliche Qualitäten.

Das Projekt zeichnet sich durch eine starke kon- zeptionelle Durchgängigkeit im Städtebau über die architektonische Gestaltung bis in den kreativen Umgang mit dem Programm und den Räumen aus.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Musik-Foyer

Musik-Foyer

Musik-Foyer

Musik-Foyer

Musik-Foyer

Musik-Foyer

Zugang

Zugang

Zugang

Zugang

Zugang

Zugang

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG