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Offener Wettbewerb | 05/2018

Landesgartenschau Fulda 2023

Aueweiher mit Seeuferplatz und Wassergarten

Aueweiher mit Seeuferplatz und Wassergarten

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

yellow z urbanism architecture

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Zwischen Natur und Produktion
Die Landesgartenschau 2023 setzt die Landesgartenschau von 1994 in der Fulda-Aue fort. Das breite Tal der Flussauen bildet dabei wie schon 1994 das Rückgrat der innerstädtischen Freiraumvernetzung. Nachdem 1994 bereits die Innenstadt mit ihren historischen Gärten an die Aue angebunden wurde, werden mit der Gartenschau 2023 die peripheren Industrieareale an die Aue herangeführt sowie der neue Stadtteil Fulda-Galerie inmitten der Agrarlandschaft der umgebenden Hügel über die Fuldaauen mit der Innenstadt verknüpft.
Die Fulda-Auen sind in klar erkennbare Abschnitte gegliedert, mit unterschiedlichen Anknüpfungsbereichen an das Stadtgebiet: Domviertel und Schlosspark, Naturraum und Umweltbildung, Freizeit- und Vereinssport. Bei der Fortschreibung des Auengrünzugs mit neuen Freizeitnutzungen liegt der Fokus jetzt auf dem Thema Produktion: industrielle Produktion, landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsmittelproduktion in der Stadt. Die charakteristische Abfolge an unterschiedlichen Atmosphären und Programmierungen drückt sich in der Vielfalt der Freiräume aus. Es entsteht ein starker Kontrast zwischen den naturnah geprägten Auenbereichen im Tal, den urbanen industriell geprägten Siedlungsrändern und den landwirtschaftlichen Flächen auf den Höhenrücken. Eine interessante Abfolge von Farbtönen geht über vom üppigen Grün der Aue bis hin zu warmen Erdtönen auf den Hügelkuppen.

Fulda-Aue mit Aueweiher
Die Talauen der Fulda werden als verbindendes Landschaftselement gestärkt. Die Laurentiusstraße wird zum wichtigen Parkeingang im Westen. Ein begleitender Gartenstreifen integriert die Flächen des Deutschen Feuerwehrmuseums und endet als schmale Wegeachse mit Vogelbeobachtungsturm am malerischen Altarm der Fuldaauen. Die wichtige Wegeverbindung von der oben gelegenen Bastion Fulda-Galerie bis hinunter zur Fulda erhält somit einen markanten Abschluss.
Ein neuer aktiv geprägter Parkabschnitt mit der zusammenhängenden Seefläche des Aueweihers ergänzt den vom Wasser geprägten Landschaftsraum der naturnahen Flutwiesen und Altarme. Die durch die Zusammenlegung beider Seen entstandene durchgängige Wasserfläche ist beidseitig durch Uferwege eingespannt, im Osten durch eine Uferpromenade, im Westen überwiegend naturnah gestaltet. Die Runde um den See verbindet verschiedene Attraktionen am Seeufer. Die Kopfenden erhalten markante bauliche Abschlüsse mit einer öffentlichen Badestelle im Süden und einem großen Wasserspielplatz im Norden. Ein breites Holzdeck mit Wassergarten prägt die nördliche Uferkante. Die Bestandsgebäude werden in das Wegesystem eingebunden und bilden durch vorgelagerte kleine Holzdecks Trittsteine ans Wasser. Eine stimmungsvolle Terrasse mit Café in der umgebauten Segelhalle schafft einen Fokus am westlichen Seeufer.
Zusätzlich zu den linearen Wasserläufen und Wegebändern verspannen neue quer verlaufende Freiraumklammern die verschiedenen Parkabschnitte mit den Stadträndern. Die öffentliche Badestelle im Süden wird über eine Wegeverbindung direkt an das westlich gelegene Vereinsportgelände angebunden und komplettiert den aktiven Freizeitbereich. Ein umlaufender Holzsteg rahmt den abgetrennten Badebereich mit Strand, Insel, Wasserrutschen und Sprungturm und integriert ein Funktionsgebäude mit WC, Duschen und Umkleide. Eine Schilffläche mit beregnetem Bodenfilter sorgt für gute Wasserqualität.

Industriekante
Ein Holzsteg quert den See mittig, verbindet die Jugendherberge mit dem Seeufer und führt als neue Fuß- und Radwegebrücke über die Fulda bis an die Industriekante heran. Hier entsteht ein neuer Trendsportbereich. Eine Tribüne vermittelt den Höhenunterschied zu den tiefer liegenden Werksflächen der Dura-Werke mit Blick auf die großmaßstäbliche Industriekulisse. Der raue Charakter der Parkplatz- und Lagerflächen bleibt erhalten, wird jedoch durch multicodierte Bereiche für Sportflächen überlagert. In den Abendstunden und am Wochenende beleben urbane Trendsportarten wie Skaten, Streetball, Parcourelemente oder eine Boulderwand die weitläufigen Parkplatz- und Lagerflächen, ohne den funktionalen Produktionsablauf zu stören.
Zwischen den Produktionsstandorten Kugelfabrik, Parzeller-Verlag und Dura-Werken wird die Freiraumverbindung in die Stadt als grüne Fuge ausgebildet. Entlang des freigelegten Fulda-Kanals verbindet eine neue Parkpromenade Fulda und Aueweiher mit der Stadt. Die Promenade teilt sich in einen stadtseitigen urbanen Abschnitt mit gefassten Ufermauern und einen parkseitigen Abschnitt mit weichen Böschungskanten. Die charakteristische Umlenkung des Kanals bildet als kleiner Platz mit Stufen zum Wasser einen ersten Auftakt zur Auenlandschaft inmitten der rauen Industriekulisse. In einer ersten Stufe werden die Gewerbenutzungen wie der Nahversorger in die neue Parkkante integriert. Das umgestaltete Wehr der Kugelfabrik mit Fischtreppe bildet einen wichtigen Knotenpunkt mit weitem Blick. Das Gebäude des Licht- und Luftbades aus den 50er Jahren wird als Gastronomiestandort in die Parklandschaft intergiert und an das neue Wegesystem angebunden.

Verbindung Heimtiergarten
Der neue Stadtteil Fulda-Galerie auf der militärischen Konversionsfläche Airfield wird durch den markanten Einschnitt der Schnarrenhohle angebunden. Der Aufstieg auf die Hochfläche erfolgt durch den dramaturgisch spektakulären Taleinschnitt des Hohlwegs. Die barrierefreie Wegeverbindung wird seitlich am Hang entlang des eintrittspflichtigen Tiergartengeländes vorbei geführt. Der neu geschaffene Eingangsplatz mit Kassen, Biergarten und Agrarspielplatz ist direkt an die Stellplätze Sickelser Straße angebunden. Der Heimattiergarten wird um Koppeln für heimische Weidetierrassen erweitert, mit einem zusätzlichen Nebeneingang am nördlichen Brückenkopf.
Eine neue direkte Fuß- und Radwegeverbindung zwischen den Stadtteilen Neuenberg und Engelshaus spannt sich als lange Panoramabrücke über die Sickelser Straße und die dicht bewachsene Schnarrenhohle. Die Brücke teilt sich in einen Gehbereich und eine lange Sitzkante als Aufenthaltsbereich knapp über den Baumwipfeln und mit weitem Blick bis zum Frauenberg. Eine zweite barrierearme Wegeverbindung führt vom bastionsartigen Auftakt an die Neuenberger Straße über den Wiesenpark bis zum östlichen Anschluss der Panoramabrücke.

Agrarpark
Charakteristisch für Fulda sind die Agrarflächen, die sich bis weit in das Stadtgebiet hinein ziehen und wichtige Kaltluftschneisen ausbilden. Um die Innenstadt verteilen sich die einzelnen Stadtteile auf Hochpunkten inselartig inmitten der landwirtschaftlichen Produktionsflächen. Dementsprechend verlängert sich der zentrale Freiraumkorridor des Stadtteils Fulda-Galerie als stimmungsvolle Streuobstwiese und passt sich gut in das Landschaftsbild ein. Das lockere Baumraster verdichtet sich am Ende im komprimierten Obstbaumhain. Ein Wiesenband betont die Hauptwegeachse und schafft mit seinem unregelmäßigen Rhythmus aus variierenden Mahdstufen und Kräutereinsaaten einen subtilen Übergangsbereich zu den angrenzenden Feldfluren. Verstreut liegende Picknickdecks schaffen Aufenthaltsbereiche zwischen den Feldern.

Städtebau
Westlich der Frankfurter Straße liegen wuchtige Gewerbe- und Industriebauten an der Aue und bilden dort willkürlich wirkende Rückseiten aus. An diesem sehr attraktiven, von Fulda, Grezzbach und Fulda-Kanal vielfältig durchzogenen Landschaftsraum bietet sich perspektivisch die Chance einer umfassenden Inwertsetzung durch eine räumlich-funktionale Neuordnung.
Wir schlagen vor, die Stadtkante im Bereich zwischen Parzeller-Verlag, Kugelfabrik und Fulda-Kanal als urbane Stadtkante zu arrondieren und die südlich gelegenen Grün- und Ausgleichflächen als Landschaftsfuge zu belassen. Vier Baublöcke nehmen die großmaßstäbliche städtebauliche Körnung der Umgebung auf, zwei etwas höhere Einzelbaukörper markieren die Antrittspunkte in das neue, gemischt genutzte Quartier. Die Blockränder sind nach Norden aus Lärmschutzgründen geschlossen und beinhalten ein tiefes Sockelgeschoß (h= 4,80m) sowie drei Obergeschosse für (nichtstörendes) Gewerbe und Dienstleistungen. Die übrigen Seiten der Blöcke sind für Wohn- und Büronutzung vorgesehen – wahlweise als flexible Loft-Typologie oder als überwiegende Wohnnutzung mit etwas geringerer Gebäudetiefe und Raumhöhe. Richtung Süden löst sich der Blockrand in den Obergeschossen auf und ermöglicht gute Besonnung und Durchblicke in den Freiraum. Ein kleiner Quartiersplatz mit quartiersbezogenen Angeboten befindet sich an der Fußgängerbrücke am Kanal. Ein Nahversorger findet im östlichen Baufeld an der Frankfurter Straße Platz.
Erschlossen wird das Quartier über einen einfachen Bügel entlang des Verlagsgeländes, die neuen Planstraßen werden eingeschränkt befahrbar als shared space vorgeschlagen. Die Parkierung wird in Tiefgaragen organisiert, Besucherstellplätze finden sich entlang der Haupterschließung.
Die Bebauung lässt sich mit Rücksicht auf die Bestandsnutzungen im östlichen Teil des Areals in mehreren Etappen realisieren.

Gartenschau
Das Konzept der „Verbindenden Gartenschau“ von 1994 wird fortgeschrieben. Anders als 1994 werden nun nicht die wichtigen Kulturgüter wie Schlossgarten und Domviertel in den Vordergrund gestellt, sondern die produktive Landschaft: zum einen Industrieproduktion und Gewerbe entlang der Stadtkante und zum anderen die landwirtschaftliche Produktion am Siedlungsrand. Nun stehen Themen wie nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und sozialverträgliche Integration von Wohnen und Gewerbe im Vordergrund.
Der Auenpark wird nach Süden erweitert und ergänzt den dicht programmierten Bereich der ersten Gartenschau durch neue attraktive Freizeitnutzungen an der Schnittstelle zum Wasser. Die temporären Interventionen beschränken sich auf die Bereiche der Industrieareale und auf die landwirtschaftlichen Flächen. Drei Rundwegesysteme bilden thematisch differenzierte Erlebnisrouten: Aue Loop, Industrie Loop und Agrar Loop.
Die Flächen der Dura-Werke bilden das Herzstück der Gartenschau. Auf dem zentralen Veranstaltungsgelände konzentrieren sich Hauptbühne und Hauptgastronomie sowie die Blumenhalle mit den urbanen Gartenthemen. Weitere Gastronomiestandorte verteilen sich über das gesamte Gartenschaugelände. Der Turm wird für die Zeit der Gartenschau zum markanten Aussichtsbauwerk mit weitem Blick bis in die Innenstadt.
Die bereits vorhandenen publikumswirksamen Attraktionen wie Feuerwehrmuseum, Umweltzentrum und Heimattiergarten werden in das Gartenschaugelände integriert. Das vorhandene Amphitheater wird als Nebenbühne genutzt. Alternativ könne die intensiv bespielten Veranstaltungsbereiche mit Blumenhalle und Hauptgastronomie auf den großflächigen Stellplatzbereichen am Stadion temporär untergebracht werden.
Das Gartenschaugelände teilt sich in zwei eintrittspflichtige Teilbereiche. Der Gartenschauteil Fulda-Aue wird durch drei Eingänge erschlossen: zentral an der Hornungsbrücke (mit Busvorfahrt), im Süden an der Karl-Storch-Straße sowie im Norden an der St. Laurentius Straße. Der Teilbereich Agrarpark ist von Süden von der Neuenberger Straße und von Norden über die Bastion im Stadtteil Fulda-Galerie (Haltestelle für Shuttle-Busse) zugänglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf gelingt eine wohltuende Balance zwischen dem Erhalt qualitätsvoller Landschaftsräume, der behutsamen Weiterentwicklung vorhandener und charakteristischer Orte im Gelände und der Schaffung einer Abfolge attraktiver Aktions- und Verweilangebote.

Insbesondere schafft es der Entwurf, über die sehr unterschiedlichen Bereiche und die anspruchsvolle Topografie hinweg eine durchgängige und spannungsreiche Raumfolge von der städtischen Kante im Osten bis zur Bastion am Stadtteil Fulda-Galerie aufzuspannen.

Der Landschaftsraum an der Bastion wird in einer Abfolge aus weitestgehend offenen Landschaftswiesen und einem lockeren Obstbaumhain an den Heimattiergarten herangeführt und gleichzeitig durch ein für den landschaftlichen Kontext angemessenes Wiesengartenband begleitet.

In dieses Band integrieren sich einzelne Spiel- und Verweilangebote, die damit gekonnt die Länge des Weges brechen und attraktive Verweilsituationen schaffen.

Das Motiv des Wiesenbandes setzt sich südlich der Sickelser Straße am Übergang zum Wohnquartier Am Engelshaus fort und leitet von dort aus weiter zu den Flächen der Fuldaaue, in denen das Motiv entlang der St.-Laurentius-Straße wieder auftaucht und durch die Integration des Feuergartens den Bezug zum Feuerwehrmuseum herstellt.

Die Wegeverbindung über die Hangkante zur Neuenberger Straße ist barrierefrei ausgebildet. Eine gestalterische Integration des Straßenraums über den angebotenen Platz hinaus bis in die Laurentiusstraße wird aber vermisst.

Der Auenpark wird wohltuend zurückhaltend gestaltet. Das Angebot besonderer Verweil- und Aktionsbereiche (Vogelbeobachtungsstation, Holzdeck auf Höhe des Umweltzentrums, Wasserspielplatz mit Wassergarten, Gastronomie mit Seeterrasse, Strand mit Umkleide, Holzdeck am Bleichhäuschen, Anglerdeck, Licht- und Luftbad) schafft die gewünschte Weiterentwicklung der vorhandenen Qualitäten und verspricht über die Gartenschau hinaus attraktive Erlebnisse für die Besucher der Flussaue.

Das Strandbad sollte im Hinblick auf die Nutzungsangebote extensiviert werden und einen größeren Abstand zur Vogelschutzinsel wahren.

Besonders gelungen ist die Einbindung des Badegartens und die damit aufgewertete Verbindung in die Südstadt über einen neuen Eingangsplatz am Wasser.

Unterstützt wird die Vernetzung mit dem Stadtraum über ein urbanes Sport-Aktivitätsband, das auf den privaten Grundstücken der Dura-Werke angeordnet wird und über eine Brückenkonstruktion bis an das Westufer des Aueweihers andockt.

Der Vorschlag für die städtebauliche Ergänzung wird grundsätzlich begrüßt und zeigt vor allem im östlichen Bereich vorstellbare Entwicklungsmöglichkeiten entlang der Auenkante auf.

Die Bebauung wäre im weiteren Prozess jedoch hinsichtlich ihrer Geschossigkeit und der Nähe zum Fuldakanal zu überprüfen.

Im Bereich des Heimattiergartens ist der Verlauf der Fußwegeverbindung im Hinblick auf den gewünschten Erhalt der Bäume im Böschungsbereich zu prüfen. Gegebenenfalls wäre eine Führung des Weges oberhalb der Böschungskante, außerhalb des Heimattiergartens anzudenken.

Das Konzept der Gartenschau verspricht vielfältige Qualitäten müsste jedoch hinsichtlich der aufrecht zu erhaltenden Querung durch den übergeordneten Radwegeverkehr überprüft und angepasst werden.

Zusammenfassend liefert der Entwurf einen wertvollen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe und kann - abgesehen von kleineren Unzulänglichkeiten - den Vorstellungen und Wünschen des Auslobers in besonderem Maße gerecht werden.
Konzept Daueranlage M 1:1.000

Konzept Daueranlage M 1:1.000

Konzept Gartenschau M 1:2.500

Konzept Gartenschau M 1:2.500

Konzept Städtebau Ideenteil M 1:1.000

Konzept Städtebau Ideenteil M 1:1.000

Isometrie Städtebaukonzept

Isometrie Städtebaukonzept

Agrarpark mit Wiesenband und Streuobsthain

Agrarpark mit Wiesenband und Streuobsthain

Vertiefung Panoramabrücke Heimtiergarten M 1:250

Vertiefung Panoramabrücke Heimtiergarten M 1:250

Schnitt Panoramabrücke Heimtiergarten M 1:250

Schnitt Panoramabrücke Heimtiergarten M 1:250

Panoramabrücke

Panoramabrücke