modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 01/2018

Entwicklung Flugbrunnenareal in Bolligen

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Husistein und Partner AG, Büro für Architektur und Planung

Architektur

SKK Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

FLUG - 2017 - Bolligen
Wohnüberbauung «SUISEKI» Wettbewerb 2. Rang

Die Lage am Ortskern von Bolligen, die Fernsicht nach Bern und in Richtung Bantiger sowie die Westhanglage begründen die hervorragenden Qualitäten des Flugbrunnenareals. Die abwechslungsreichen und attraktive Freiraumversorgung in naher und weiterer Distanz sind ein weiterer wichtiger Faktor für die Arealentwicklung.

Die städtebauliche Setzung gründet auf den folgenden Pfeilern:
- Identifikationsstiftung
- Diversität und Kohärenz
- Flexibilität, Robustheit und Etappierung
Die städtebauliche Setzung hat eine robuste, langfristig tragfähige Planung zu etablieren. Die Planung soll zukünftige Veränderungen antizipieren und integrieren können und jede Etappe hat eine starke räumliche Setzung zu erfüllen.

Die Bebauung des Flugbrunnenareals mit seiner Landfläche von rund 13'500 m2 stellt einen markanten Eingriff in den Siedlungskörper von Bolligen dar. Zu Gunsten einer angemessenen Integration in das Ortsbild schlagen wir ein Spektrum von unterschiedlichen Baukörpern, Gebäudehöhen und eine Vielfalt an funktionalen Aussenräumen vor. Die Bebauung besteht aus den drei Teilen «Ersatzneubauten», «Polygone» und «Schule». Die Neubauten reagieren ortsbaulich auf ihre jeweilige Lage. Die Ausrichtung der Bauten mit parallelen Fassaden zu den Strassenräumen und die Akzentuierung mit Baumgruppen entlang der Ränder definieren die Siedlung.


Der Erkennbarkeit und damit der Identifikation dienend, unter Berücksichtigung einer angemessenen Diversität, soll eine Kohärenz innerhalb der Siedlung geschaffen werden. Rückgrat bilden hierbei der verbindende Aussenraum und die Materialisierung und Farbigkeit der Bebauung, welche als «Variation eines Themas» vorgeschlagen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus drei Teilen: der bestehenden Schule, den Ersatzneubauten an der Hühnerbühlstrasse und den polygonartigen Wohnbauten. Der Projektvorschlag reagiert ortsbaulich und typologisch auf die jeweilige Lage und Ausprägung der Baubereiche.

Während an der Hühnerbühlstrasse die vorhandene zeilenartige Wohnbebauung durch den Neubau einfach erweitert wird, findet an der Kreuzung zur Flugbrunnenstrasse eine Akzentuierung durch den Punktbau statt. Bestehende Strukturen und Hierarchien werden so weitergeführt. Folgerichtig werden die beiden Gebäude von der Strasse her erschlossen. Da, wo Präsenz Sinn macht, nämlich an der Kreuzung, fungiert ein grösseres Gebäude als Gelenk.

Im Gegenzug spielen die Verfasser den Altbau des Schulhaues frei. Auf eine Integration des Schulhaustraktes von 1965 und des Verbindungsbaus zum Altbau wird bewusst verzichtet. Der Altbau erhält den nötigen Freiraum und markiert auf selbstverständliche Weise den höchstgelegenen Teil des Areals. Die typologisch mögliche Ergänzung erzeugt im Dachbereich einen Konflikt mit dem Bestand. Die vorgeschlagene Nutzung im Altbau erzeugt Denkmal unverträgliche Eingriffe.

Die drei neuen Wohnbauten besetzen mit dem nötigen Abstand zum Altbau den wiedergewonnen parkartigen Freiraum. Die Topographie wird als fliessender, durchgängiger Raum wiederhergestellt. Drei Baukörper bilden geschickt ein Ensemble und spielen dabei differenzierte Sichtbeziehungen und Räume frei. Die Volumina sind als Polygone ausgebildet und reagieren mit ihrer Geometrie auf Ausrichtung und Nachbarschaft. Inwiefern die Baukörper bereits auf ihre spezifische Lage optimiert sind, bleibt offen.

Der netzartige Freiraum schafft sowohl Ost/West wie auch Nord/Süd Bezüge. Die differenzierte Durchwegung unterstützt diesen Umstand und ermöglicht so ein feines Beziehungsnetz von Nachbarschaft. Fraglich bleibt die Hierarchie und Befahrbarkeit des Wegesystems (Notzufahrt etc.). Der Aussenraum ist «parkartig» gestaltet. Die Aneignung durch die Bewohner ist erwünscht. Wege, Plätze und Baumgruppen schaffen einen zusätzlichen Massstab. Die zusammenhängende Spielfläche genügt in dieser Form noch nicht den gesetzlichen Anforderungen, kann aber entsprechend angepasst werden. Die Freilegung des Gewässers am Stegackerweg ist grosszügig ausformuliert und schafft so einen feinen Übergang zur kleinteiligen Nachbarschaft im Süden. Interessant ist der Umstand, dass die Gebäude von zwei Seiten und Niveaus erschlossen sind. Dadurch wird der Aussenraum insbesondere für Familien und Kinder beleb- und erlebbar. Das Terrain wird genutzt, um zusätzliche Gartenwohnungen anzubieten. Ungewiss bleibt die Frage der privaten Vorgärten. Ob Hecken und ausnivellierte Sitzplätze zum gewählten Konzept passen, ist zu klären.

Durch ihren Entscheid, das Areal je nach Lage unterschiedlich zu betrachten, schlagen die Verfasser folgerichtig ein abgestuftes Wohnungsangebot vor. Je nach Baukörper weisen die Gebäude verschiedene Wohnungstypologien auf. Der Punktbau gruppiert um einen Kern die Mietwohnungen. Alle Wohnungen sind entweder zweiseitig belichtet oder nach Süden ausgerichtet wobei durch die 5-Spänner-Typologie einzelne ausschliesslich Nord-Ost-orientierte Wohnungen entstehen. Loggien sorgen über Eck für ein grosszügiges Raumgefühl. Die Wohnungen im «Ersatzbau» an der Hühnerbühlstrasse sind Ost/West orientiert und weisen die nötige Flexibilität auf, um mit dem Mix auf den Markt reagieren zu können.

Die polygonartigen Grundrisse der Wohnungen im Park sind um innenliegende Kerne organisiert. Die tiefen Baukörper bedingen verschiedene Wohntypen mit unterschiedlichen Qualitäten. Leider gelingt es den Projektverfassern nicht, diese begrüssenswerte Vielfalt als Vorteil zu nutzen. Viele Wohnungstypen weisen anhand der Geometrie Mängel auf.
Die Folgen sind Wohnungen mit langen Abwicklungen über Eck und tiefen innenliegenden Koch- und Essbereichen in der Mitte. Die nach Westen ausgerichteten Loggien ermöglichen vielfältige Sichtbezüge und gliedern die Baukörper.

Alle Neubauten werden durch horizontale Bänder in der Fassade strukturiert. Unterschiedlich ist dann die Wahl des Fassadenmaterials. Als «Variation des Themas» werden verschiedene – aber verbindende – Materialien vorgeschlagen.

Durch die zentrale Anordnung der Treppenhäuser und die Erschliessung von bis zu fünf Wohnungen pro Geschoss kann die geforderte Flächeneffizienz übertroffen werden. Die effiziente Erschlissung und die kompakten Bauvolumen ermöglichen eine kostenoptimierte Bauweise. Allerdings führen die grossen Gebäudevolumen zu suboptimal ausgerichteten Wohnungen mit Raumtiefen bis zu 10 m, was sich ertragsmindernd auswirkt.

Die gewünschte Etappierung lässt sich nur bei einer gleichzeitigen Realisierung der beiden Bauten an der Hühnerbühlstrasse umsetzen.

Fazit:
In sich handelt es sich bei dem Projekt «SUISEKI» um einen differenzierten, aus dem Ort und den vorhandenen Qualitäten heraus entwickelten Vorschlag. Der Entwurf zeichnet sich durch eine aussenräumliche Vielfalt aus und vermag spezifische Antworten auf die Eigenheiten des Ortes zu geben. Die Qualitäten des Freiraumes werden aber leider durch die zu tiefen Baukörper im Park erkauft. Dadurch gelingt es nicht, innerhalb der Bauvolumen die gewünschte Wohnungsqualität zu erzielen.