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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 01/2018

Entwicklung Flugbrunnenareal in Bolligen

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Rykart Architekten AG

Architektur

Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ein eigenständiges Muster aus fünf neuen Baukörpern folgt der wiederhergestellten Topografie. Die Volumen sind versetzt angeordnet und wenden sich der Aussicht und der Besonnung zu. Der Hang fliesst in sanften Wellen zwischen den Mehrfamilienhäusern hindurch. Durch die Gliederung der einzelnen Volumen integriert sich die neue Siedlung gekonnt in den Kontext. Die skulpturalen Baukörper zeichnen sich durch eine klare Formensprache sowie eine sorgfältige und hochwertige Materialverarbeitung aus. Der gewählte Klinker verleiht dem Ensemble Lebendigkeit, Plastizität und haptische Qualität zugleich.

Den fünf neuen Baukörpern liegt ein Basistyp zu Grunde. Dieser wurde abgewandelt und jeweils an Standort und Terrainverlauf angepasst. So entsteht trotz eines einfachen Systems eine grosse Vielfalt in Grundriss und Schnitt. Durch die geschickte Anordnung des Treppenhauses kann variiert werden, welcher der Teilkörper der höchste sein soll. Dies belebt das städtebauliche Muster und sorgt für eine optimale Ausrichtung zum zur Aussicht. In einer durchgrünten Umgebung entsteht eine abwechslungsreiche Wohnanlage von hoher Qualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projektteam sieht im heterogenen Kontext ein Siedlungspatchwork, das keine verbindlichen Ansätze für das Flugbrunnenareal bietet. Deshalb entscheidet sich das Team für einen eigenständigen, in sich schlüssigen Überbauungsvorschlag. Er sieht fünf Baukörper vor, die aus einem Basistyp entwickelt werden. Vielfalt mit System ist dabei das Motto. Die Baukörper verstehen sich als Inseln, die frei und leicht überhöht in die durchfliessende Landschaft gesetzt werden. Leider wird das Gebäude A2 zu nahe an das historische Schulhaus platziert.

Die Projektverfasser schlagen vor, das historische Schulhaus mit bestehendem, östlichen Anbau von seiner südlichen Erweiterung aus den 60er Jahren zu befreien. Das markante Gebäude erhält so seinen solitären Charakter zurück, und der ursprüngliche Hangverlauf kann wieder hergestellt werden. Die vorgeschlagene Nutzung mit KITA, Büros, Ateliers und Wohnung im Dachgeschoss ist überzeugend. Leider werden auf der Süd- und Westseite die Schulhausumgebung und der geschützte Baum durch die Nähe von Gebäude A2 beeinträchtigt.

Die neue Siedlung wird über zwei Zugänge ausschliesslich ab der Flugbrunnenstrasse erschlossen. Von hier werden die zukünftigen Bewohnenden über zwei befestigte und befahrbare Wege zu ihren Hausgemeinschaften geführt. An ihnen liegen die noch zaghaft ausgebildeten Begegnungszonen und Spielbereiche. Das geforderte Rasenspielfeld wird im Süden an den ausgedohlten Flugbrunnenbach angedockt. Der übrige Siedlungsaussenraum ist als isolierter, multifunktional nutzbarer Grünraum ohne Differenzierung in öffentliche, halböffentliche und private Zonen, ausgestaltet. Es werden bewusst keine Verbindungen zur Hühnerbühlstrasse und zum Stegackerweg angeboten, was die Eigenständigkeit dieser neuen Überbauung nochmals betont.

Jede Hausgruppe besteht aus drei in Höhe, Tiefe und Länge unterschiedlich grossen, versetzt angeordneten Gebäudevolumen. Die 14–17 Wohneinheiten werden bei vier Gruppen über einen grosszügigen Eingangsbereich mit gedecktem Veloabstellplatz hangseitig im 2. Obergeschoss erschlossen. A3 wird von Westen her im Erdgeschoss erschlossen und erhält am Eingang den einzigen, sehr bescheidenen Gemeinschaftsraum der Siedlung. In den einzelnen Unter- und Obergeschossen werden durch die rotierende Volumetrie Wohneinheiten mit unterschiedlich guten Hauptorientierungen, Ausblicken, Besonnungen und Lagen innerhalb des Gebäudes angeboten. Von den total 78 Wohneinheiten haben 13 Wohnungen reine Nordwestlage, mit Schmalseite nach Westen und allen Schlafzimmern nach Norden! 10 Wohnungen sind mehrheitlich nach Osten orientiert und enthalten nur eine Schmalseite nach Süden, also keine Abendsonne und Talsicht. Die 9 Wohnungen im Parterre könnten in der ausgebildeten Form, mit mehrheitlich Kellerräumen, als bedrückend empfunden werden. Unbefriedigend ist auch die Lage der beiden Nord- und West-orientierten Erdgeschosswohnungen am Strassenkreuz Flugbrunnenstrasse – Hühnerbühlstrasse. Demgegenüber sind die 11 Attikawohnungen attraktiv.

Die Gebäude werden als skulpturale Körper ausgebildet, in Massivbauweise erstellt und mit einer Klinkerfassade verkleidet. Die architektonische Erscheinung der Gesamtanlage wirkt offen und einladend.

Die dauerhafte Materialisierung und das kompakte Gebäudevolumen können als wirtschaftlich bezeichnet werden. Demgegenüber ist die Flächeneffizienz trotz optimierten Erschliessungskernen nicht optimal und die unterschiedlichen Lagequalitäten der Wohneinheiten – wie oben beschrieben – wirken sich negativ auf das Ertragspotenzial aus.

In einer ersten Etappe werden die beiden Gebäude A1 und A2 mit einer eigenen Tiefgarage vorgeschlagen. Die zweite Gebäudegruppe A3–A5 kann ihrerseits etappiert werden, wobei die Tiefgarage mit A3 und A4 erstellt werden muss, was in der vorgeschlagenen Form und Lage zu gegenseitigen Beeinträchtigungen führen könnte.

Fazit:
Es handelt sich um einen sorgfältig hergeleiteten und entwickelten Projektvorschlag. Die städtebauliche Haltung ist verständlich und die architektonische Ausgestaltung der Baukörper attraktiv. Die komplexe Wohnungsorganisation in den fünf Hausgruppen führt jedoch zu vielen schwierigen und unattraktiven Wohneinheiten, was schliesslich auch für die Wirtschaftlichkeit Konsequenzen hat.
2. Rang 3 / 3