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Nichtoffener Investorenwettbewerb mit vorgeschaltetem Interessenbekundungsverfahren | 06/2018

Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

1. Preis

Preisgeld: 33.320 EUR

Schmucker und Partner

Architektur

Elke Ukas Landschaftsarchitekten bdla

Landschaftsarchitektur

DIRINGER & SCHEIDEL WOHN- und GEWERBEBAU GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

ÜBERGEORDNETE ZIELE
-Einbindung des Lokschuppens als kulturelles Zentrum mit hohem Identifikationsmerkmal
-Stärkung des Areals als Wohnstandort mit Süd-West-Ausrichtung zum Hanns-Glückstein-Park und Lokschuppen
-Verzicht auf Wohnbebauung mit Ausrichtung zu benachbartem Hochhaus aufgrund von ungünstiger Verschattung
-Adressbildung der Wohnhäuser zur Glücksteinallee
-attraktive Platzkante zum Lokschuppen als Wohnbebauung anstatt unbelebte Gewerbefassade
-Coworking Angebot in Kombination mit Apartmentwohnen in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof

STÄDTEBAU/ NUTZUNGSVERTEILUNG
Schwerpunkt des städtebaulichen Ansatzes ist die Einbindung des Areals um den historischen Lokschuppen als kulturelles Zentrum mit hohem Identifikationsmerkmal. Dabei wird bewusst auf die maximale Ausnutzung des eigenen Grundstückes verzichtet, um sich zum Lokschuppencampus zu öffnen und diesen aufzuwerten.
Durch zwei in sich verschränkte L-förmige Baukörper werden zwei differenzierte Außenbereiche definiert. Zum einen wird ein halböffentlicher Innenhof geschaffen. Zum anderen ein öffentlicher Vorplatz, welcher der Adressbildung des Büroneubaus als auch des Lokschuppencampus dient.
Zur Südtangente ist ein Büroneubau vorgesehen, der als Schallschutzriegel zur Umgehungsstraße sowie den Bahngleisen dient. Zur Glücksteinallee entsteht ein Geschosswohnungsbau, zum Lockschuppencampus ein Neubau mit Apartmentnutzung, der bewusst als Platzhaus anmutet, um diese markante Raumkante klar zu definieren. Als erdgeschossige Nutzung ist in dem Platzhaus eine Kleingastronomie untergebracht, die zusätzlich zur Belebung des Außenbereiches dient. Grundsätzlich soll das Areal als Wohnstandort gestärkt werden.
ERSCHLIESSUNG
Die Erschließung der Wohnnutzungen erfolgt über die Glücksteinallee, wodurch die Fassade im Erdgeschoss trotz Hochparterre differenziert abgebildet wird. Die Erschließung des Büroneubaus sowie der Kleingastronomie im Erdgeschoss des Platzhauses erfolgt über den neu geschaffenen repräsentativen öffentlichen Vorplatz. Über die Stichstraße zum benachbarten Baufeld 2 wird die Tiefgarage mit 178 Kfz-Stellplätzen sowie 119 (insg. 175) Fahrrad- Stellplätzen erschlossen ohne die angrenzende Wohnbebauung negativ zu beeinflussen.
Die Feuerwehrzufahrt erfolgt über die Stichstraße zum benachbarten Baufeld 2 und über den Vorplatz auf den nördlichen Teil des Innenhofes. Die übrigen Wohneinheiten werden über die Glücksteinallee angeleitert. Die Erschließung des Innenhofes sowie des Vorplatzes mit Kfz/ Müllfahrzeugen ist nicht vorgesehen und somit primär dem Fußgänger vorbehalten.
BÜRONEUBAU
Ein sechsgeschossiger L-förmiger Baukörper in Stahlbetonskelettbauweise mit tragenden Stahlbeton Außenwänden als Rasterfassade bildet einen hoch flexiblen zwei- und dreibündigen Büroneubau mit einem Ausbauachsraster von 1,35 m. Dieser wird effizient über zwei Erschließungskerne erschlossen, an die jeweils Nutzungseinheiten mit maximal 400 m² Nutzfläche anschließen. Zielgruppen sind sowohl konventionelle Büronutzer als auch Coworking-Arbeitsplätze mit zentralem Empfang und kleiner Kantine. Die Rasterfassade ist mit zwei unterschiedlichen Fenstergrößen ausgestattet, die zwischen dem ersten und zweiten OG im Format wechseln und damit abstrakt einen klassischen Sockel assoziieren und das Gebäude horizontal gliedern. Darüber hinaus wechseln die Fenstergrößen jeweils an den Gebäudeecken, um ein interessantes räumliches Wechselspiel in der Fassade abzubilden. Ziel des Bürogebäudes ist der Profit in der Vermarktung und Adressbildung durch die Einbindung in den historischen Lockschuppencampus mit hohem Identifikationsmerkmal bei gleichzeitiger Belebung des kulturellen Zentrums.
WOHNUNGSBAU
Der Wohnungsneubau - ebenfalls als L-förmiger Baukörper ausgebildet - gliedert sich in zwei Bereiche.
Zur Glücksteinallee entstehen zwei sieben-geschossige Wohnungsbauten als 3-Spänner mit jeweils zwei durchgesteckten Wohnungen und einer ausschließlich zur Glücksteinallee ausgerichteten Wohnung pro Geschoss. Das Erdgeschoss wird als Hochparterre ausgeführt. Das letzte Geschoss wird zur Glücksteinallee hin als Staffelgeschoss ausgebildet. Die Fassade ist klar strukturiert und öffnet sich großzügig im Wechselspiel mit Loggien.
Zum Lokschuppencampus entsteht ein sieben-geschossiges Apartmentwohnhaus/ Studentenwohnhaus, welches flexibel als Einzelraumnutzung oder als Gemeinschaftsnutzung ausgebildet werden kann. Die Erschließung erfolgt ebenfalls über die Glücksteinallee. Im Erdgeschoss ist eine Kleingastronomie vorgesehen, welche über den Vorplatz erschlossen wird. Die klar gerasterte Fassade im Charakter eines Platzhauses richtet sich hin zum Lokschuppencampus und nimmt klassische Zitate wie die Klappläden in der Fassadengestaltung auf.
FASSADENGESTALTUNG
Büroneubau
Die klar ablesbare Rasterfassade mit Anschlussmöglichkeiten alle 1,35 m erhält durch den Wechsel der Lochformate zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss sowie jeweils an den Gebäudeecken eine horizontale Gliederung. Die Fassade wird mit großformatigen Natursteinelementen in hellem Sandton verkleidet. Zur vertikalen Gliederung der Fassade entlang der Südtangente ist ein marginaler Knick in den geschossen 2-5 vorgesehen. Analog dazu findet zum Innenhof ein marginaler Knick in der Fassade in den geschossen 0-1 statt, um eine einladende Geste hinleitend zu den Eingängen im Sockelbereich abzubilden. Die Eingangsbereiche bilden sich großzügig heraus.
Wohnungsbau
Der Geschosswohnungsbau zur Glücksteinallee erhält ein aufgeräumtes Fassadenraster, das durch den Wechsel von großzügiger Lochfassade, Loggien und repräsentativen Eingangsbereichen definiert wird. Hier erhält die Fassade eine Klinkerverkleidung, zum Innenhof in den Obergeschossen eine Putzfassade.
Das zum Lokschuppen ausgerichtete Apartmentwohnhaus erhält eine Putzfassade, welche durch akustisch wirksame Schiebe-Faltelemente belebt wird und damit einen eigenen Charakter mit hohem Wiedererkennungswert erhält.
AUSSENANLAGE
Durch die Positionierung der Baukörper werden zwei markante Außenräume definiert.
Innenhof
Der halböffentliche Innenhof grenzt sich vom Stadtraum ab und schafft einen Raum des Rückzuges, von welchem sowohl die Büronutzer als auch die Anwohner profitieren. Durch die Ausbildung eines „Baumcarrés“ mit Grün und Sitzmöglichkeiten werden individuelle Rückzugsorte geschaffen. Auch das vorgesehene Coworking-Konzept profitiert von diesem halböffentlichen Bereich, das diesen hier speziell z.B. als „Green Office“ (Arbeiten im Grünen) verwenden kann.
Der Bereich angrenzend an den Wohnungsbau erhält ebenfalls eine Begrünung. Dieser kann den Anwohnern zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt werden oder schlicht als Distanzgrün zum halböffentlichen Bereich dienen.
Vorplatz
Durch Reduktion der Baumasse wurde ein repräsentativer öffentlicher Vorplatz mit Baumhain und Wasserspiel geschaffen, welcher der Adressbildung des Büroneubaus, der Kleingastronomie und des Lokschuppencampus dient. Anstelle des ursprünglich im Masterplan vorgesehenen Bürokopfbaues tritt nun ein Baumhain, der den Stadtraum zur Glücksteinallee öffnet und eine einladende Geste darstellt. Dieser Vorplatz untermauert die grundsätzliche Haltung, das Areal um den Lockschuppen zu beleben, nachhaltig zu entwickeln und im Sinne des kulturellen Denkmals den historischen Charakter der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
ÖKOLOGISCHER ANSATZ
Optimierte Gebäudehülle
Die hochgedämmten Fassaden werden mit 3-fach verglasten Fenster ausgestattet. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch außenliegende Verschattungsmaßnahmen (Raffstores/ Schiebe-Faltelemente/ Rolläden) umgesetzt. Der Behang des Büroneubaus ist mit einer Tageslichtlenkung ausgestattet, sodass trotz geschlossenem Sonnenschutz keine künstliche Beleuchtung nötig ist und dennoch ein Sichtkontakt nach außen besteht.
Ressourcenschonende Energieversorgung
Die Wärmeversorgung erfolgt durch Fernwärme mit einem Primärenergiefaktor von 0,42. Um den Primärenergiebedarf weiter zu reduzieren, kann das Dach des Büroneubaus mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden. Der produzierte Strom wird dabei vollständig selbst genutzt, wodurch die Haustechnikanlage gewinnbringend betrieben werden kann.
Gebäudetechnik Büroneubau
Das Energiekonzept hat zum Ziel, die hohen Anforderungen an das Raumklima nachhaltig mit minimalem Energieaufwand zu gewährleisten. Dies wird mit einem architektonisch-technischen Gesamtkonzept erreicht, das interdisziplinär geplant wird. Mit diesem Ansatz wird eine hohe Nutzerakzeptanz erreicht.
Nutzung vorhandener Speichermasse/ optimierte Heizung und Kühlung Büroneubau
Die thermische Speichermasse wird durch Betonkerntemperierung (BKT) genutzt, welche die Grundtemperierung durch thermische Strahlung der Büros gewährleistet. Im Sommer fungiert die Masse der Decke als thermischer Puffer, der tagsüber Wärme aufnimmt, die in den Abendstunden und nachts wieder aus dem Gebäude ausgetragen werden. Die individuelle Heizungsregelung wird über Heizkörper realisiert.
Komfortable Lüftung Büroneubau
Die Lüftung in den Büroetagen erfolgt durch eine Kombination von Fensterlüftung mit maschineller, dezentraler
Mischlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Im Winter wird ein hoher Wärmerückgewinnungsgrad erreicht, in der Übergangszeit ist eine freie Kühlung über die Fenster möglich.
Minimierung des Strombedarfs Büroneubau
Durch sehr gute Tageslichtversorgung und tageslichtgesteuerte Beleuchtung mit LED-Technik wird der Strombedarf
minimiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf hält sich an die städtebaulichen Vorgaben und fügt sich sehr gut in die umgebende Bebauung ein. Der städtebauliche Schwerpunkt des Entwurfs liegt in der Formulierung einer attraktiven, eigenständigen Platzsituation gegenüber dem Werkstattgebäude an der Glücksteinallee. Die beiden verschränkten L-förmigen Baukörper schaffen zwei differenzierte Außenbereiche, einen öffentlichen mit Baumkarree und Wasserspiel zur Glücksteinallee und einen halböffentlichen hofartigen Innenbereich für die Nutzer. Die gelungene Verbindung zur Wohnbebauung auf der gegenüberliegenden Seite wird sehr positiv gesehen. Die funktionale Definition der beiden winkelförmigen Baukörper als Wohn- und Gewerbegebäude ermöglichen eine jeweils klare Adressbildung und Vermietbarkeit. Das Bürogebäude an der Südtangente erhält eine durch die rückspringende Fassade in den beiden unteren Geschossen dezent formulierte, aber klar definierte Eingangssituation im halböffentlichen Innenbereich. Die größer gerasterte Fassade des Wohnbaus bildet die Nutzung nach außen ab und ermöglicht geschützte Loggien an der Glücksteinallee und am Platz. Die Parkgarage ist eingeschossig, wird durch eine Rampe auf der Ostseite des Grundstücks erschlossen und ermöglicht eine wirtschaftliche Realisierung.