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Studienauftrag | 02/2018

Wohnüberbauung „Ahorni“ in Spiez

Gewinner

Rykart Architekten AG

Architektur

Xeros Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Parzellen befinden sich auf der See abgewandten Seite in peripherer Lage zum Ortskern und zu den heterogenen, mehrheitlich durch Einfamilienhäuser geprägten Bebauungen oberhalb Spiezwiler. Betritt man die Bauparzelle ein erstes Mal, ist der fehlende Seebezug schnell vergessen. Das stark nach Süden abfallenden Grundstück öffnet einen überwältigenden Ausblick in das Simmen- und Kandertal sowie auf die imposante Berner Bergwelt mit dem pyramidenförmigen Niesen im Mittelpunkt.

Das städtebauliche Konzept beruht im Wesentlichen auf zwei übergeordneten Prinzipien. Zum einen soll das stark geneigte Terrain mit seinen Wiesenflächen möglichst spür- und erlebbar bleiben, zum anderen soll jede Wohneinheit möglichst von der einmaligen Aussichtslage profitieren können.

Vier in den Hang gelegte, gestaffelte Volumen orientieren sich nach Süden. Jeweils zwei Baukörper bilden mit einer gebauten, terrassierten Mittelzone eine Einheit. Der Zugang zu den Wohneinheiten führt vom Ahorniweg aus über die Begegnungsplätze und die gestalteten Terrassen.

Die differenzierte Höhenentwicklung der Baukörper folgt der vorhandenen Topographie und der Horizontlinie, ohne diese zu übersteigen. Die Vegetation auf der Kuppe und auf den dahinterliegenden Grundstücken bildet zusammen mit dem Taliwald den grünen Rahmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Siedlungsstruktur
Das Team hat sich für einen von den Bauten oberhalb der Hangkante klar abgesetzten Ansatz entschieden, welcher die ZPP-Bestimmungen bezüglich Höhe bewusst in Frage stellt, um die angestrebte dichte Überbauung realisieren zu können. Die insgesamt vier in sich gestaffelten, terrassierten Gebäude sind in zwei unabhängigen, vertikal orientierten Zwillingspaaren organisiert. Durch die vertikale Anordnung der Baukörper werden die topographischen Gegebenheiten im Bearbeitungsperimeter überzeugend aufgenommen und Eingriffe in das Gelände sowie die bestehende Bepflanzung können auf ein Minimum reduziert werden. Die Hangkante wird trotz der Überschreitung der gemäss den ZPP-Bestimmungen zulässigen Gebäudehöhe sehr schön freigespielt. Die Fernsicht der Nachbarparzellen wird somit nicht eingeschränkt. Die vergleichsweise schmalen Frontfassaden wiegen die Wirkung der eher massiven Seitenfassaden bei angemessener
Bepflanzung mehr als auf und führen zu einer überzeugenden Fernwirkung am sensiblen, von weitem einsehbaren Siedlungsrand.

Wohnungsqualität
Pro Geschoss sind jeweils zwei Wohnungen angeordnet, die alle südwestlich ausgerichtet sind und über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Die Wohnungen werden alle von mindestens zwei Seiten beleuchtet und jeder Raum verfügt über mindestens ein Fenster, wodurch eine hohe Wohnqualität garantiert wird. Die Privatsphäre gegenüber den Wohnungen im benachbarten Zwillingsgebäude wird geschickt über die Fassadengestaltung sowie durch eine versetzte Anordnung der Fenster sichergestellt.

Frei- und Aussenraum
Die Eingriffe in das Terrain werden auf ein Minimum reduziert. Die vorhandene Bepflanzung soll mit Hochstammbäumen ergänzt werden. Der Raum zwischen den beiden Gebäudepaaren wird als Siedlungs- und Spielplatz ausgestaltet. Die dezente Anordnung des Siedlungsplatzes zwischen den Gebäudepaaren birgt die Gefahr, dass der Platz insbesondere für die Bewohnenden der Wohnungen im nordwestlichen Gebäudepaar seine gemeinschaftliche Wirkung nicht wie gewünscht entfalten kann. Die Setzung der Bauten sowie das Konzept der möglichst unveränderter Aussenraumgestaltung führt dazu, dass eine grössere Spielfläche gemäss Bauverordnung praktisch ausgeschlossen wird.

Erschliessung und Parkierung
Die Erschliessung für den motorisierten Verkehr und den Langsamverkehr erfolgt über den Ahorniweg. Die Fussgängererschliessung erfolgt über zwei Treppenkaskaden zwischen den gepaarten Gebäuden. Ein rollstuhlgängiger Zugangsweg führt zu den halböffentlichen Plätzen. Alle weiteren Ebenen werden von diesen Plätzen über einen Lift und eine Treppe erschlossen. Hier können Begegnungen stattfinden. Jede Zwillingsbaute verfügt über eine separate Einstellhalle mit Auto- und Veloparkplätzen. Bemängelt wird die geringe Anzahl der Parkplätze in beiden Einstellhallen.

Fazit
Die Studie besticht durch die wohlüberlegte Setzung und Gliederung der Bauten. Trotz dichter Bebauung bleibt die sensible Hangkante frei und die Eingriffe in das bestehende Terrain und die heutige Bepflanzung sind auf ein Minimum reduziert, wodurch der sensiblen Lage am Siedlungsrand angemessen Rechnung getragen werden kann. Die Projektrisiken aufgrund der Abweichung von der heute zulässigen Gebäudehöhe werden dadurch aufgewogen. Die vertikale Ausrichtung der Gebäude führt dazu, dass die Wohnungen allesamt über eine überdurchschnittliche Belichtung verfügen und attraktive Wohnungsgrundrisse aufweisen. Das Beurteilungsgremium ist der Ansicht, dass der Beitrag die grösste Flexibilität in Bezug auf eine Weiterentwicklung der Gebäudekörper, der Wohnungen, der Frei- und Aussenraumgestaltung sowie der Parkierung aufweist. Darüber hinaus wird der Studie die beste Etappierbarkeit beigemessen.