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Studienauftrag | 05/2017

Wohnbebauung BĂ€rau - Teilbereich West

Gewinner

Rykart Architekten AG

Architektur

B+S Ingenieur AG

Bauingenieurwesen

Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Das Planungsgebiet befindet sich am Ortsrand von BĂ€rau in einer Senke zwischen der BĂ€raustrasse und den Bahngleisen. Das angrenzende GebĂ€udeensemble der ehemaligen Lauterburg-Fabrik prĂ€gt den Ort und hat einen hohen Identifikationswert. Insbesondere die alte Zettlerei ist aus dem Strassenraum stark spĂŒrbar. Die neue Überbauung an der BĂ€raustrasse wird prĂ€zise in diese sensible Nachbarschaft eingepasst. Zwei Wohnzeilen bilden den Auftakt und somit auch eine adĂ€quate Adresse fĂŒr das neue Quartier. Das stĂ€dtebauliche Muster, bestehend aus drei unterschiedlichen Baukörpern, ist in der Höhe von 3 bis 5 Geschossen gestuft. Die versetzte Anordnung der GebĂ€ude ermöglicht spannende Durchblicke und Durchwegungen und eröffnet den Bewohnern Ausblicke in die umliegende Landschaft. Die Baukörper werden durch drei Höfe zu Baugruppen zusammengebunden. Diese lehnen sich an die regional typischen Baugruppen der landwirtschaftlichen Gehöfte an und schaffen fĂŒr deren Bewohner IdentitĂ€t und MassstĂ€blichkeit. Die Siedlung mit insgesamt 126 Wohnungen wird durch das sorgfĂ€ltige Einbetten in die Landschaft hindernisfrei gestaltet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Team hat die erforderlichen Dimensionen eines Parkhauses im Kontext mit der Ortschaft BĂ€rau von Anfang an in Frage gestellt. Statt der Konzeption eines Parkhauses entlang der BĂ€raustrasse entschied sich das Team fĂŒr die AuffĂŒllung der beiden durch die Druckleitung entstehenden GelĂ€ndewannen mit zwei grossen, etappierbaren Einstellhallen. Die Wohnbauten sind rund um drei zentrale Höfe angeordnet und weisen unterschiedliche Geschossigkeiten auf. Die an den Zwischenbesprechungen genannte Kritik wurde aufgenommen und der Ansatz entsprechend weiterentwickelt. Die Anordnung der Bauten und Höfe nimmt die Struktur der regional-typischen Baugruppen landwirtschaftlicher Gehöfte auf und versucht so den Bewohnenden die IdentitĂ€t und MasstĂ€blichkeit der Ortschaft BĂ€rau und des Emmentals zu vermitteln.

StÀdtebau
Zwei komplett westorientierte Riegelbauten bilden den Auftakt der Siedlung sowie gleichzeitig den lĂ€rmschutzrelevanten Abschluss gegenĂŒber der BĂ€raustrasse. Die weiteren Wohnbauten sind mit ihrer versetzten Anordnung um drei zentrale Höfe zu Baugruppen zusammengebunden, die identitĂ€tsstiftend den regional-typischen landwirtschaftlichen Gehöften nachempfunden sind. Die Staffelung der GebĂ€ude entlang der Bernstrasse und die feinen Volumen ordnen sich sehr gut in den Kontext der inventarisierten Bauten und die MassstĂ€blichkeit des Ortsbilds von BĂ€rau ein. Die versetzte Anordnung der Bauten und deren Höhenstaffelung rund um die Höfe fĂŒhren zu einer starken Adressbildung und fördern gleichzeitig die Durchblickbarkeit der Siedlung. Eine geringere Anzahl GebĂ€ude könnte die Situation weiter klĂ€ren und die Kompaktheit der Überbauung steigern. Die charakteristische Druckleitung mit ihrer arealteilenden Wirkung wird im Projekt mittels geschickt platzierter Einstellhallen komplett negiert, um ein einheitliches und durchlĂ€ssiges Siedlungsmuster zu schaffen. Der Verlust dieses Charakteristikums wird durch die DurchlĂ€ssigkeit und den Gewinn der Hindernisfreiheit der Siedlung mehr als aufgewogen.

Frei- und Aussenraum
Die Einebnung des GelĂ€ndes und die Bebauung schaffen drei adressbildende, möblierte und so die sozialen Kontakte fördernde Innenhöfe sowie grosse, zusammenhĂ€ngende, die GebĂ€ude umfliessende und bis auf die SpielflĂ€chen unmöblierte GrĂŒnrĂ€ume. Die AuffĂŒllung des Areals fĂŒhrt dazu, dass die bestehenden Niveaudifferenzen weitgehend ausgeglichen und das Areal hindernisfrei gestaltet werden kann. Die durch den RĂŒcksprung des nördlichen GebĂ€udes entlang der BĂ€raustrasse entstehende platzĂ€hnliche Vorzone, verstĂ€rkt als attraktive Eingangssituation ins Areal die Adressbildung zusĂ€tzlich. Die beiden strassenĂŒbergreifenden Baumreihen entlang der BĂ€raustrasse unterstreichen die Verbindung des Teilbereich West mit der Stiftung LebensART östlich der BĂ€raustrasse. Als Herausforderung wird die gestalterische Aufwertung der oberirdisch angeordneten ParkplĂ€tze beurteilt.

Erschliessung und Parkierung
Die Erschliessung fĂŒr den motorisierten Verkehr erfolgt sĂŒdlich des Betrachtungsperimeters ab der BĂ€raustrasse in zwei etappierbare Einstellhallen respektive auf den oberirdischen, öffentlichen Parkplatz fĂŒr Personal und Besucher. Die Einstellhallen bieten Platz fĂŒr öffentliche und private ParkplĂ€tze. Die zusĂ€tzlichen 40 ParkplĂ€tze fĂŒr die Markthalle sind ausserhalb des Betrachtungsperimeters vorgesehen, was aus betrieblichen GrĂŒnden nicht möglich ist und ĂŒberarbeitet werden muss. Durch die sĂŒdliche Zufahrt, zur Parkierung sind die Höfe und Wege der neuen Siedlung autofrei. Mit dem Verzicht auf das Parkhaus und die dadurch entstehende LĂŒcke zwischen den beiden Wohnbauten entlang der BĂ€raustrasse kann fĂŒr den Langsamverkehr ab der BĂ€raustrasse eine offene und einladende Eingangssituation in das Areal geschaffen werden.

Fazit
Die feingliedrige Gestaltung der Bauten um drei zentrale Innenhöfe nimmt die IdentitĂ€t der Ortschaft BĂ€rau ĂŒberzeugend auf und setzt die benachbarten, inventarisierten Bauten ansprechend in Szene. Der Versatz der GebĂ€ude und die Staffelung der GebĂ€udehöhen verleihen der Überbauung eine Verspieltheit und Leichtigkeit, welche die grossen Volumen aufzubrechen vermag. Die Baukörper sind einfach und somit wirtschaftlich gestaltet. Die Setzung der GebĂ€ude fĂŒhrt dazu, dass die Wohnungen allesamt attraktive Ausrichtungen und Wohnungsgrundrisse aufweisen. Mit der scheinbar zufĂ€lligen und dennoch prĂ€zisen Setzung der Bauten weist die Studie die grösste FlexibilitĂ€t fĂŒr eine Weiterentwicklung des Konzepts bezĂŒglich Wirtschaftlichkeit, Anzahl der Baukörper oder der noch nicht abschliessend geklĂ€rten Anordnung der Parkierung auf. DarĂŒber hinaus besticht die Studie durch ihre Möglichkeiten zur Etappierung.