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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Entwicklung der Ortsmitte Birkenwerder mit einem Bildungs- und Kulturcampus sowie weiteren soziokulturellen Angeboten

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

3. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

Herwarth + Holz, Freischlad + Holz, Planung und Architektur, BDA / SRL

Stadtplanung / Städtebau

gruppe F | Freiraum für alle GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Ortszentrum von Birkenwerder –
Ein starkes Band mit besonderen Stadträumen und Funktionen

(I) Die Vernetzung von Ortslage und Landschaft
Im Zentrum der Gemeinde Birkenwerder werden die zentralen, in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßenabschnitte der Hauptstraße, der Clara-Zetkin-Straße und der Bergfelder Straße funktional und gestalterisch, städtebaulich und landschaftlich so aufgewertet, dass in der Vernetzung ein identitätsstiftendes Ortszentrum entsteht.
Wie an einer Perlenkette reihen sich, ausgehend vom 'Historischen Ortskern' mit der Dorfkirche und dem neu genutzten Küster- und Schulhaus als Ort der soziokulturellen Begegnung, der 'Bildungs- und Kulturcampus' mit Pestalozzi-Grundschule und Hort, Aula und Gemeindebibliothek, die 'Neue Ortsmitte' mit markantem Rathaus und ergänzender Wohn- und Geschäftsbebauung sowie das 'Bahnhofsquartier' als Mobilitätshub mit stärkender Einzelhandelsnutzung auf.
Insgesamt entsteht eine, dem Maßstab der Ortslage entsprechende repräsentative Abfolge von Gebäude- und Platzensembles mit besonderen Fenstern in die jeweils umgebende Landschaft. Attraktive Aufenthaltsorte erlauben Blicke über die Krugwiesen oder den Mönchsee und verdeutlichen, dass Birkenwerder in einer landschaftlich reizvollen Niederung liegt. Befindet man sich im Ortszentrum, sind die umgebenden Erlenbruchwälder nach wenigen Schritten erlebbar. Über die Angliederung an die innerörtlichen Wege sowie den überregionalen Wanderwegen, wird das grüne Kapital der Gemeinde stärker als bislang erlebbar gemacht.

(II) Das Ortszentrum mit seinen besonderen Orten

Der Historische Ortskern
Der dörfliche Charakter des Areals um die Dorfkirche Birkenwerder mit dem alten Küster- und Schulhaus sowie weiterer historische Bebauung am Anger wird bewahrt, als ein wichtiger historischer Kristallisationspunkt in Szene gesetzt und als Ort der Begegnung durch die Umnutzung des Küster- und Schulhauses für soziokulturelle Einrichtungen wie 'Geschichtsstübchen', Seniorentreff und Vereinsräume gestärkt.

Der Bildungs- und Kulturcampus
Die östlich anschließende Pestalozzi-Grundschule wird zu einem Bildungs- und Kulturcampus ausgebaut, der Strahlkraft für die Gesamtgemeinde entfaltet.
In spannungsvoller räumlicher Beziehung zum Schulaltbau bildet sich östlich der Schule ein Schulneubau mit integriertem Hort ab. Im südwestlichen Gebäudeteil des dreigeschossigen Atriumgebäudes sind, mit kurzen Wegen zum Hauptgebäude, Unterrichts- und Lehrerräume untergebracht. Der Hort entwickelt sich U-förmig um das zweigeschossige Atrium als wettergeschützter Spielbereich. Unter dem in der Dachgestaltung bewusst differenziertem Gebäude befindet sich eine Tiefgarage mit 31 Stellplätzen.
Auf dem ehemaligen Obermühlengrundstück zwischen historischem Mühlenfließ und Brise bietet ein zweigeschossiges 'Langhaus' in wohltuender, dem Ortsbild angemessener Selbstverständlichkeit Platz für ein multifunktional nutzbares Foyer, für ein 'Mühlencafé', für die Gemeindebibliothek und eine neue Aula als Mehrzweck- und Versammlungssaal.
Adressbildend für das neue Ensemble wirkt der ‘Mühlenplatz‘ an der Hauptstraße. Besondere unprätentiös inszenierte Alleinstellungsmerkmale des Ortes sind die ‘kleine Briese‘ als historischer ‘Mühlenfließ' und die Aue der Briese. Vor dem Hort wird die kleine Briese naturnah geführt. Zwischen Hort und Bibliothek, d.h. auf dem Mühlenplatz ergibt sich ein neues Bild des Fließes. Er ist hier klar gefasst und durchfließt den Außenbereich hörbar. Die Alt- und Neubauten des Campus und der Mühlenplatz sind über einen Treppen-Rampenweg mit der Brieseaue und dem überörtlichen Briese-Wanderweg vernetzt. Ein Postkartenblick eröffnet sich von der Terrasse des Gemeindecafés.
Der Bildungs- und Kulturcampus nimmt auf die unterschiedlichen naturräumlichen Sphären Bezug, zudem bietet ein ‘Grünes Labor‘ vielfältige Möglichkeiten, sich mit den Besonderheiten des Naturraums der Briese auseinanderzusetzen.

Das Rathausquartier mit Alter Krugsteig / Gustav-Freytag-Straße als Ortszentrum
Die an der Hauptstraße in östlicher Richtung anschließende Mischbebauung aus Wohnen, Einzelhandel und Handwerk wird in der charakteristischen Typologie des Ortes arrondiert. Punktuell ist auch in der zweiten Reihe, in Interpretation historischer Hofbebauungen, neues Wohnen möglich.
Die Abrundung der Bebauung am 'Alter Krugsteig' mit einer Seniorenwohnanlage und Einfamilienhäusern dient nicht nur zu einer Erweiterung des Wohnungsangebotes, sondern auch der Belebung des Hauptgeschäftsbereichs im Ortszentrum.
Der Bereich um das Rathaus mit der Gemeindeverwaltung wird baulich und funktional in seiner Scharnierfunktion für den Hauptgeschäftsbereich aufgewertet und akzentuiert. Im Schnittpunkt wichtiger Straßenverbindungen und der markanten Änderung der Richtung der Hauptstraße trägt die ergänzende Neubebauung dazu bei, eine neue räumliche, funktionale und identitätsstiftende Mitte der Gemeinde zu schaffen, die über zusätzliche Wohn-, Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote entscheidend belebt wird.
Der ehemalige Sportplatz südwestlich des Rathauses eröffnet die Möglichkeit zum Neubau von Mehrfamilienhäusern mit Orientierung zum aufgewerteten Landschaftsraum. Das ehemalige Sportfeld wird zu einem Ort transformiert, der in das Briesetal führt und zum Aufenthalt einlädt. Der Umfang des Ortsumbaus an dieser Stelle ermöglicht aufzuzeigen, wie sowohl die Ortslage als auch die Landschaft aufgewertet werden kann. Hier kann u.a. auch ein zeitgemäßes Regenwassermanagement im historischen Kontext aufgezeigt werden.
Südlich des Rathauses – Ecke Hauptstraße / Gustav-Freytag-Straße – bietet sich angesichts der exponierten Lage ein rahmensetzender Neubau zum Rathaus mit Wohnen in den Obergeschossen und Gewerbe im Erdgeschoss an. Der südlich des Rathauses vorhandene Platz bleibt erhalten, während das Angebot an Pkw-Stellplätze in einer Tiefgarage integriert wird.
Die Clara-Zetkin-Straße wird als wichtiger Abschnitt des Hauptgeschäftsbereichs ebenfalls behutsam komplettiert und gestalterisch qualifiziert.

Das Bahnhofsquartier
Der Bereich am Bahnhof wird zu einem belebten Ort des Ankommens und Abreisen und als 'Visitenkarte' am östlichen Ortseingang profiliert.
Das ehemalige Postgebäude wird mit reiseorientiertem Einzelhandel, Gastronomie, publi-kumsintensiven Dienstleistungen (Arztpraxen, Steuerbüros u.a.) und Wohnen nachgenutzt. Die Erschließungszone vor dem Postgebäude wird denkmalgerecht verbreitert, um eine attraktiv nutzbare Vor- / Aufenthaltszone für mögliche gastronomische Angebote und für die Ladengeschäfte zu schaffen. Im südlichen Abschnitt 'An der Bahn' wird der Straßenquerschnitt verringert, um fußgängerfreundliche Übergänge zu schaffen und den neuen Bahnhofsvorplatz zu stärken. Eine Kiss+Ride-Situation schließt an den Platz an.
Als östlicher Abschluss und Anker des Hauptgeschäftsbereichs werden die brachliegenden Bahnflächen östlich der Bahntrasse mit einem Vollsortimenter mit Tiefgarage und darauf befindlichen Gebäuden für Bürodienstleister und freien Berufe entwickelt. Im Vorfeld der Neubebauung lädt ein steinern geprägter Platz mit Kiosk, Rasenkissen und Bäumen zum Aufenthalt ein. Die Fläche kann temporär für einen Wochenmarkt, für kommerzielle Events, für Flohmärkte und kleine Veranstaltungen genutzt werden.
Der August-Bebel-Platz wird zur Integration einer Bushaltestelle und der erforderlichen Buswendeschleife unter Erhalt und Aufwertung des Kinderspielplatzes und des Trafogebäudes neu gestaltet.
An der Straße 'Unter den Ulmen' schließen eine neu geschaffene Park+Ride- (126 Plätze) sowie eine Bike+Ride-Anlage (52 Plätze sowie auf der westlichen Seite parallel 'An der Bahn' 36 Plätze; insg. 88 Plätze) an den Vollsortimenter an. Über eine neue Fußgängerbrücke an der Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße wird die Anlage, aber auch das westliche Gemeindegebiet barrierefrei mit dem Bahnhof verbunden.
Im Zusammenwirken der Gebäude und Freiräume entsteht am östlichen Ortseingang ein belebtes, städtebaulich gefasstes und funktional gestärktes Bahnhofsquartier, das zur angemessenen Nutzung der Verkehrsmittel Bahn, Bus, Auto, Fahrrad im Sinne moderner Mobilität einlädt und Anreize zur Nutzung der neu geschaffenen Einkaufsangebote bietet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Gesamtkonzeption mit einer straßenbegleitenden Bebauung überzeugt, die sich weitgehend an der Maßstäblichkeit der vorhandenen Bebauung der Ortsmitte orientiert. Dies wird unterstrichen durch die Abfolge derjenigen Nutzungen, die die Ortsmitte qualifizieren. Der Entwurf setzt zur Stärkung der Ortsmitte auf eine verdichtete Baustruktur im Rathausumfeld. Allerdings erscheint die vorgeschlagene Massivität der neuen Bebauung im Rathausumfeld unangemessen und setzt das Rathaus in seiner Bedeutung für die Ortsmitte zurück.
Positiv aufgenommen wird die moderate Verdichtung in der zweiten Reihe, die sich durch eine kleinteilige und sich zu den Grünbereichen öffnende Bebauung auszeichnet.
Die herausragenden landschaftsräumlichen Qualitäten, der Brieseflusslauf, Mönchssee, Erlenbruch, werden überwiegend behutsam erschlossen. Lediglich die massive Überformung des Obermühlengrundstücks wird kritisch gesehen, da sie eine Zäsur des nördlichen und südlichen Bereichs des Brieseverlaufs darstellt, auch wenn die Achse ein interessanter Ansatz ist.
Die Ergänzung des Schulcampus durch die konzentrierte Anordnung der schul- und bürgernahen Nutzungen zwischen Schule und Hauptstraße überzeugt. Dadurch erhält der Freiraum der Briese eine neue Wertigkeit. Sie geht sensibel auf Kubaturen / Giebelstellung der alten Schule ein. Durch die neue Bebauung gelingt es dem Entwurf, eine neue Blocksituation entstehen zu lassen. Bedauert wird jedoch, dass sich dieser Platz zur Feuerwehr und nicht zum Landschaftsraum öffnet.
Bemängelt wird, dass durch die massive Bebauung der Grünzug entlang der Briese beeinträchtigt wird.
Die Bebauung beiderseits des Alten Krugsteigs orientiert sich an den Vorgaben des Grünordnungsplans und kommt mit sparsamer Erschließung aus. Allerdings werden die Potentiale des Gesamtareals für eine weitere bauliche Arrondierung nicht ausreichend genutzt.
Kritisch gesehen wird die teilweise Bebauung der Bürgerwiese im Bereich der B96, die nur schmale Durchblicke zu den großen Freiräumen zulässt. Die Anbindung an den Landschaftsraum ist nicht überzeugend gelöst.
Die Weiterentwicklung des Bahnhofsquartiers zum 'Mobilityhub' ist eine interessante Idee die weiterentwickelt werden sollte.
Positiv wird die Spiegelung des Bahnhofsgebäudes durch einen Gewerbebau auf der östlichen Gleisseite gesehen.
Bedauert wird, dass der August-Bebel-Platz durch seine Umnutzung zu einer Buswendeschleife in seiner Nutzungsqualität eingeschränkt wird. Die Positionierung der Erschließung der Tiefgarage und der Park&Ride-Anlage wird kritisch betrachtet. Insgesamt stellt die Arbeit einen guten und konsistenten Diskussionsbeitrag zur Klärung der städtebaulichen Aufgabe in Birkenwerda dar.
Piktogramme

Piktogramme

Vertiefung Bildungs-/ Kulturcampus

Vertiefung Bildungs-/ Kulturcampus

Grundriss Bildungs-/ Kulturcampus EG

Grundriss Bildungs-/ Kulturcampus EG

Grundriss Bildungs-/ Kulturcampus 1.OG

Grundriss Bildungs-/ Kulturcampus 1.OG

Schnitte Bildungs-/ Kulturcampus

Schnitte Bildungs-/ Kulturcampus

Vogelperspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Nordwesten

Vogelperspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Nordwesten

Perspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Südwesten

Perspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Südwesten

Perspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Nordosten

Perspektive Bildungs-/ Kulturcampus Blick Nordosten