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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Neubau Oberschule am Richard-Hartmann-Platz in Chemnitz

2. Preis

Preisgeld: 14.250 EUR

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

Lohaus · Carl · Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der klare rechteckige Baukörper orientiert sich mit seinem Haupteingang zum bereits bestehenden Platz zwischen der historischen Sheddach- und der neuen Sporthalle. Den Verfassern gelingt es, mit der Positionierung des Schulgebäudes in direkter Beziehung zu den Bestandsgebäuden einen wohlproportionierten Campus zu entwickeln, den eine gemeinsame Mitte zusammenhält. So erhält der Raum eine sinnvolle Arrondierung und eine neue Adresse. Das Ensemble aus den beiden Hallen und dem ruhigen Schulbau überzeugt und kann durchaus als Analogie zu den ehemals den Ort prägenden Industriebauten gesehen werden.

Dass der Schulbaukörper von der Hartmannstraße abgerückt und von Norden keinen Eingang vorgesehen wird, ist konsequent. Durch den gewählten Zugang über Osten ist der Weg von der ÖPNV-Haltestelle im Norden jedoch nicht der kürzeste zum Schuleingang. Sehr kritisch gesehen wird die Qualität des Freiraums an der Nordseite des Grundstückes entlang der Richard-Hartmann-Straße. Die vorgesehene Anzahl an Parkplätzen ist nicht notwendig und verlangt eher nach einer hochwertigen Freiraumgestaltung.

Der Ansatz, in Nordsüd-Richtung eine KFZ-freie „Promenade“ zu gestalten, wird begrüßt, da den Schülern von der Haltestelle zum Eingang ein sicherer Schulweg geboten werden muss. Doch ist dieser Weg durch die Kreuzung mit der Stellplatzzufahrt gestört. Konzeptionsbedingt ist in Kauf zu nehmen, dass die bestehende Ost-West- Wegeverbindung durch die Stellung des Neubaus in Richtung Norden umgelenkt wird. Pausenhof und Sportfreiflächen verzahnen sich gut mit dem angrenzenden Grünzug, jedoch fehlt die Einfriedung und die Laufbahn reicht über die Grundstücksgrenze hinaus.

Über die schlichte Anmutung des Gebäudes mit seinem die Laubengänge tragenden Raster aus Betonfertigteilen – eine auf die industrielle Vergangenheit des Standorts verweisende Interpretation – wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Sicher ist, dass die die Proportion und die die Qualität der Materialien entscheidend für die Wirkung der Schule sein werden. Es wird auch diskutiert, ob der Eingang nicht stärker akzentuiert werden sollte.

Im Inneren besticht die grosszügige zentrale Halle mit ihrem Raumangebot, das neben den im Raumprogramm vorgesehenen Räumen, wie Bibliothek und Schulclub auch flexible nutzbare Lernbereiche miteinander verbindet und durch die offene Struktur Potenzial für die Interpretation und Entwicklung einer zukunftsfähigen Schule lässt. Darüber hinaus bietet der Raum eine klare Orientierung und großes Identifikationspotenzial für die Schulgemeinschaft. Auch der begrünte Innenhof erhöht die Aufenthaltsqualität.

Durch die Anordnung der Differenzierungsräume jeweils zwischen zwei Klassenräumen sind die Möglichkeiten einer besonderen Förderung von Schülern bis hin perspektivischen Realisierung von Inklusion gegeben.

Die Mensa, der Cafeteriabereich wie auch der Fachraum Musik und ein separat ausgewiesener Mehrzweckraum können geöffnet und gemeinsam mit dem Foyer für schulische Veranstaltungen genutzt werden. Ein möglicher Bühnenbereich ist erkennbar und wird positiv bewertet.

Die Klassenräume haben aufgrund der recht geringen Tiefe eine gute Tageslichtausbeute. Das Raumprogramm wird bis auf wenige Flächenunterschreitungen gut umgesetzt, der WC Bereich Küche und barrierefreie WCs sind allerdings unverzichtbar. Die vorhandenen Toiletten sind insgesamt für das Schüleraufkommen nicht ausreichend. Mit je zwei Sanitärbereichen je Etage ist die Anordnung der Toiletten für den Schullalltag gut gelöst.

Die BGF und das Verhältnis von Nutz- zu Verkehrsfläche lassen auf eine wirtschaftliche Realisierung schließen.Die Konstruktion ermöglicht ein hohes Maß an Vorfertigung und sollte eine kostengünstige Umsetzung erlauben. Detaillierte Aussagen zum Energiekonzept werden noch vermisst.

Insgesamt stellt die Arbeit einen eigenständigen und wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung dieses geschichtsträchtigen Ortes dar. Gleichzeitig gelingt eine überzeugende Interpretation des Typus Schulbau zu einem identitätsstiftenden Raumerlebnis. Die konsequente Umsetzung der Campusidee verbundene Abwendung von der Hartmannstraße findet im Preisgericht allerdings nicht nur Befürworter.
Lageplan

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