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Nichtoffener Investorenwettbewerb mit vorgeschaltetem Interessenbekundungsverfahren | 06/2018

Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Böwer Eith Murken Architekten BDA

Architektur

Martin Vogelsang Freier Architekt BDA

Architektur

Urban Agency

Architektur

LIST Gruppe

Investor*in

Erläuterungstext

Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim - 3. Rang

böwer eith murken vogelsang architekten, Freiburg
& Urban Agency, DK Kopenhagen

In Zusammenarbeit mit Greenbox Landschaftsarchitekten, Düsseldorf


Einleitung

Das Glückstein-Quartier befindet sich direkt am Hauptbahnhof und in unmittelbarer Nähe zur Mannheimer Innenstadt. Mit dem Baufeld 3 wird dem neuen Quartier für Arbeiten, Wohnen und öffentliches Leben ein weiterer Baustein hinzugefügt.
Dieser grenzt süd-östlich direkt an die beiden denkmalgeschützten Lokhallen zwischen denen im Zentrum des Quartiers einen öffentlichen Platz mit attraktiven Aufenthaltsmöglichkeiten entsteht. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnet zwischen den neu errichteten Wohnbauten der Hanns-Glückstein-Parks zur Glücksteinallee.
Städtebauliches Konzept und Gebäude
Der Bebauungsplan sieht für die MK Baufelder eine Grundhöhe von 23,0m vor, die jeweils in einem Teilbereich durch einen Hochpunkt mit max. 52,5m Höhe akzentuiert wird. Die Ausnahme bildet das vorliegende Baufeld 3, bei dem auf die besondere städtebauliche Situation der angrenzenden, denkmalgeschützten Lokhallen reagiert wird. Es wird im B-Plan eine durchgehende Gebäudehöhe von 23,0m vorgeschrieben. Des Weiteren soll mit der verspringenden Baulinie / Baugrenze die Giebelfassade des Lokschuppens aus dem Straßenraum der Glücksteinallee freigestellt werden.
Unser Vorschlag sieht einen homogenen Baukörper vor, der Arbeiten, Wohnen und öffentliche Nutzungen unter einem Dach vereint. Das Erdgeschoss beinhaltet die Nutzungen Sport, Gastronomie und Dienstleistungen. Die Eingänge der Wohnungen befinden sich im Erdgeschoss direkt an der Glücksteinallee.
Über einen dreigeschossigen Einschnitt auf der nordwestlichen Ecke wird einerseits eine identitätsbildende Adresse für das neue Gebäude formuliert und andererseits eine großzügige und einladende Öffnung und Überleitung von Park, über die Glücksteinallee zum öffentlichen Platz ermöglicht.
An dieser Stelle wird über die landschaftlich angelegte Freitreppe im Einschnitt, die als Gelenk zwischen öffentlichen Platz und Park steht, der Zugang auf den halböffentlichen Innenhof geschaffen. Diese bietet nicht nur einen einladenden Zugang zum Empfang, den Konferenz- und Eventflächen im 1.Obergeschoss, sondern auch eine Fläche der Begegnung und des Aufenthalts.
Mit dem Einschnitt in das Volumen, wird ein direkter Sichtbezug des Innenhofes sowohl zum Park, als auch zum öffentlichen Platz zwischen den beiden Lokschuppen geschaffen. Es entsteht eine spannende Sequenz öffentlicher Räume, die Park, Landschaftstreppe, Innenhof und Platz miteinander verknüpft.

Nutzungskonzept

Die Mischung aus Büro, Wohnen, Sport, Dienstleistung und Gastronomie mit im Tagesverlauf sehr unterschiedlichen Nutzungsintensitäten trägt zur Lebendigkeit des Quartiers von morgens bis abends und sowohl in der Woche als auch am Wochenende bei. Gleichzeitig ermöglicht die Positionierung der Nutzungen im Quartier, dass die schallsensible Wohnnutzung vor den Schallimmissionen der Südtangente und den übrigen Nutzern größtmöglich geschützt wird. Flexibilität in den Grundrissen und Nutzungen zeichnet die Nachhaltigkeit der Nutzungskonzeption über die gesamte Lebensdauer der neu geschaffenen Immobilie aus.
Die im Umbruch befindliche Arbeitswelt stellt ständig veränderte Anforderungen an den Arbeitsplatz. Die individuellen Wünsche der Mitarbeiter und Unternehmen mit wechselnden Arbeitsstandorten und Arbeitskonstellationen erfordern neue Wege in der Gestaltung des klassischen Büroarbeitsplatzes. Der Schwerpunkt des geplanten Nutzungskonzeptes liegt daher auf der Schaffung eines vielfältigen Büroangebotes, dass je nach Bedarf abgerufen werden kann. Das Raumprogramm umfasst, Gruppenarbeitsplätze für die Projektarbeit, klassische Einzel- oder Doppelbüros, Separée für „vier Augen“ Gespräche, Aufenthaltsräume für die Regeneration der Arbeitenden, sowie Besprechungs- und Eventräume unterschiedlicher Größe.

Fassade

Basierend auf dem geplanten Ausbauraster von 1,50m wird ein Fenstermodul von 0,75m als Ausgang für die Fassadenstruktur festgelegt. Durch Entfall von Lisenen sowie der variablen Anordnung von geschlossenen Fassadenelemente entsteht eine flexible Struktur, die auf die unterschiedlichen Anforderungen der Nutzungen reagieren kann. Im Bereich der Wohnnutzung wird diese durch eingezogene Loggien ergänzt.
Als Fassadenmaterial sind Metallpaneele in einem warmen kupfer- bis messingfarbenen Ton vorgesehen. Die vertikale Anordnung der herausstehenden Lisenen im gleichen Material führt zu einer differenzierten Erscheinung dieser metallisch schimmernden Flächen. Durch die Tiefe der Fassadenelemente ergibt sich ein interessantes Schattenspiel im Tagesverlauf.
Im Innenhof setzt sich die nicht orthogonale Anordnung der Fassadenfläche des Eingangsportals fort. Hier wird durch sich ausweitende Grundrisse in jedem zweiten Geschoss eine differenzierte Innenhofgestaltung ermöglicht. Auf den dadurch entstehenden horizontalen Flächen wird eine intensive Begrünung vorgesehen, die über die ökologische Qualität hinaus, eine hohe emotionale Qualität für die Büronutzer und den Innenhof hat. Die grünen Terrassen bilden außerdem einen visuellen Filter zwischen Büronutzung und den gegenüberliegenden Wohnungen. Die Bewohner haben somit auch hofseitig einen „Blick ins Grüne“.

Konstruktion

Das Gebäude ist als konventioneller Stahlbetonbau konzeptioniert. Durch die gewählte Geometrie kann auch der Einsatz von Fertigteilen großflächig diskutiert werden, zur Fertigungs- und Baubeschleunigung.
Das Stützenraster wird mit Achsabständen von ca. 5,0 bis 7,5m vorgesehen und stellt damit eine sehr wirtschaftliche und flexible Lösung dar.
Im Bereich der Brücke wird die in den übrigen Ebenen eingesetzte Flachdecke in einen Plattenbalken entwickelt, wodurch die freie Anordnung der Stützen wirtschaftlich ermöglicht wird. Die darüber liegenden Geschosse können dann wieder einem regelmäßigen Stützenraster folgen.
Ökologischer Ansatz
Dem geplanten hohen Verdichtungsgrad des Grundstücks wird mit der Begrünung nahezu sämtlicher waagerechter oder leicht geneigter Flächen begegnet. Aktuelle Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass insbesondere die extensive Begrünung von Dachflächen mit einem hohen Moosanteil zur Lufthygiene und zur wirkungsvollen Reduktion von Feinstaub beiträgt. Durch die stärkere Verdunstung von Niederschlagswasser wird nicht nur das Gebäude, sondern auch die Umgebung nachweislich gekühlt. Das Begrünungskonzept des Innenhofes ist geeignet den Schall zu absorbieren und gleichzeitig eine hohe Aufenthaltsqualität zu schaffen. Mit der Unterschreitung der Vorgaben der ENEV 2016 wird der Primärenergiebedarf des Gebäudes weitgehend minimiert und durch die Nutzung der hocheffizienten Heizenergiequelle Fernwärme optimal gedeckt. Die Nutzung des vorhandenen Fernwärmenetzes kann auch in Zukunft flexibel auf Innovationen reagiert werden.

Freiraumkonzept

Die polygonale Fassadengestaltung im Grundriss des Innenhofs und des Eingangsportals wird als Motiv für die Freiraumgestaltung aufgenommen. Die geschichteten Natursteinplatten, die wie Schollen im Innenhof liegen eröffnen differenzierte Außenräume mit Bereichen für Pflanzungen und Aufenthalt. Dieses Thema setzt sich auf der Stufenanlage fort. Ein Zusammenspiel von Pflanzflächen und Podesten werden mit einem Wasserbecken akzentuiert und bilden so qualitativ hochwertige und abwechslungsreiche Aufenthaltsbereiche. Die zwei Holzdecks erzeugen eine behagliche Atmosphäre und Rahmen die beiden Außenbereiche der Cafeteria.
Die Verwendung trockenheitsresistenter Schattenpflanzen (wie Luzula, Begonia- oder Farnarten) in den Beetflächen, im Innenhof und in den Pflanzflächen der Stufenanlage, ermöglichen eine ganzjährige Begrünung. Das Leitbild findet sich in hochwertigen, aus Naturstein gefertigten polygonalen Bodenplatten wieder, die farbig akzentuiert den Eingangsbereich betonen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurf eines einzigen großen Gebäudes, das sich um einen aufgesockelten Innenhof
organisiert und über eine große Freitreppenanlage mit dem denkmalgeschützten Areal mit
Lokschuppen und Werkstatthaus vernetzt. Die dreigeschossige, sehr großzügige Öffnung
über die Ecke zur Glücksteinallee versinnbildlicht die Intention der Verfasser, diesen inneren, halböffentlichen Freiraum mit der gegenüberliegenden Landschaftstreppe des
Glücksteinparks zu verbinden.
Konsequent bearbeiten die Verfasser in den folgenden Schritten dieses Entwurfsthema des multifunktional genutzten Hybrids, indem sie in der Geschossigkeit wie in der Ausformulierung der Fassaden nicht zwischen Wohnungsanteil und Büroflächenanteil differenzieren. Diese in sich schlüssige Überlegung, die nebenbei auch eine nachträgliche Verschiebung besagter Flächenanteile erlaubte, wird im Preisgericht durchaus nicht einhellig gewürdigt, birgt sie doch die Gefahr der Monotonie, wie überhaupt die Frage der Angemessenheit und Maßstäblichkeit der großen städtebaulichen Geste an dieser Stelle kontrovers diskutiert wird.
Anzuerkennen bleibt der Ansatz, der besonderen städtebaulichen Situation mit den einzig erhalten gebliebenen Bestandsgebäuden eine entsprechende Bühne zu bereiten. Widerspruch löst allerdings die überdimensionale Größe des „Portales“ in Bezug auf die Nutzung aus, handelt es sich hier doch um einen Büro- und Geschäftsbau und nicht um ein Hochschul- oder Konferenzgebäude.
Unverständlich bleibt, dass keinerlei Hinweise auf eine barrierefreie öffentliche Erschließung – beispielsweise über die Freitreppe diagonal querende Rampen – gegeben werden. Zudem wird der Bewegungsfluss durch die nicht vorhandene Anbindung des Innenhofs an den östlichen Straßenraum an einer Stelle gestoppt, die eine Durchwegung des gesamten Areals ermöglicht hätte. Auch die großflächige Nutzung des Sockelgeschosses durch ein Fitness- Studio wird aufgrund zahlreicher ungeklärter Belichtungssituationen eher kritisch gesehen.
Die Feinsinnigkeit, die die intelligente Fassadenentwicklung aufweist, hätte man sich in
Teilen der Grundrisse gewünscht. Die Verknüpfung einzelner Erdgeschoss-Nutzungen mit
dem Gesamtgebäude ist weniger gelungen. Im Bürobereich stellt sich die Frage nach
flexibler Flächenaufteilung, verknüpft mit dem Wunsch nach individueller Adressbildung.
Uneingeschränkt positiv sind die differenzierten Überlegungen zur Ökologie und zum Grünkonzept des Entwurfs zu werten.
Insgesamt ein komplexer, hochinteressanter Ansatz, der zu reicher Diskussion Anlass gibt, aber stellenweise mehr Fragen aufwirft, als er Antworten zu geben vermag.
bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Plan 1 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Plan 1 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

böwer eith murken vogelsang architekten
& Urban Agency - 3. Rang I Plan 2 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

böwer eith murken vogelsang architekten & Urban Agency - 3. Rang I Plan 2 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Plan 3 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Plan 3 - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Lageplan - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Lageplan - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I 1. Obergeschoss - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I 1. Obergeschoss - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Visualisierung Innenhof - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim

bemv architekten & Urban Agency - 3. Rang I Visualisierung Innenhof - Glücksteinquartier Baufeld 3 in Mannheim