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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Wohnbaugebiet Bergäcker in Nürtingen

Lageplan

Lageplan

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Kiderlen Architektur Städtebau

Stadtplanung / Städtebau

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Struktur

Der neue Stadtteil Bergäcker wird als eigenständige städtebauliche Struktur auf der Anhöhe über der Stadt Nürtingen entwickelt. Der Stadtteil wird in zwei Bereiche gegliedert – einen Mittelteil, anschließend an die Siedlung Lerchenberg, und einen Westteil, den städtebaulichen Rand der neuen Stadt formulierend. Entlang dem Eichenweg, der Rad- und Fußwegverbindung von Lerchenberg und Bergäcker zur Innenstadt Nürtingen, wird eine Grünfuge zwischen den beiden Stadtteilen Bestand und Neu ausgebildet mit Retensions- und Erholungsflächen als Verbindung zwischen Talbebauung und Bergbebauung, Übergang von verschiedenen städtebaulichen Strukturen und als Verbindung von den nördlichen Streuobstwiesen zum Schulgelände.
Das Zentrum des neuen Stadtteils liegt in der Verbindung der zwei Stadtquartiere, alle inneren Erschließungsstraßen verknüpfend, als räumlich gefasster Quartiersplatz, offen zur Landschaft mit Blick Richtung Nürtinger Kernstadt und dem Neckarraum.
Der neue Stadtteil lässt sich in zwei Bauabschnitten nacheinander entwickeln. Erster Bauabschnitt ist die Erweiterung der Siedlungsstruktur westlich der Lerchenbergsiedlung, ohne Beeinträchtigung derselben, zweiter Bauabschnitt sind die westlichen Stadtquartiere, ohne Beeinträchtigung des bereits fertiggestellten Mittelteils.

Erschließung

Die Haupterschließung erfolgt von der Südumgehung in der Verlängerung der Robert-Bosch-Straße.
Nach einer kurzen Allee wird zum Auftakt des neuen Quartiers ein Platz ausgebildet, der die südlichen Streuobstwiesen und die landwirtschaftlichen Strukturen abschließt. Gleichzeitig wird hier die Verbindung zur Rudolf-Steiner-Schule und zu weiteren späteren Schulnutzungen hergestellt.
In der Fuge zwischen den beiden Stadtquartieren verläuft die Haupterschließung zum zentralen Quartiersplatz, von dort wird eine Verknüpfung zum Akazienweg der Lerchenbergsiedlung angelegt, hier auch die Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs als Buslinie durch alle Stadtteile.
Die einzelnen Baufelder des neuen Stadtteils werden netzartig erschlossen, gemischte Verkehrsflächen für Fußgänger, Radfahrer und den motorisierten Individualverkehr werden räumlich gefasst und grenzen die Privatbereiche von den öffentlichen Räumen ab.

Freiräume

Jeweils innerhalb der Baufelder werden Wohnhöfe mit privaten Gemeinschaftsflächen gebildet als Orte zum Spielen, Aufenthalt und der Kommunikation in Erweiterung der privaten Freiflächen wie Terrassen, Nutzgärten, Balkone und Loggien, welche anschließend an die Gemeinschafträume liegen. Unterirdische Parkierungsflächen liegen außerhalb dieser mittleren privaten Gemeinschaftsflächen, somit entstehen hier baumbestandene Wohnhöfe mit hoher Aufenthaltsqualität und baurechtliche Komplikationen von Unterbauungen der Gemeinschaftsflächen werden vermieden.

Der südliche, westliche und nördliche Rand des neuen Stadtteils wird durch offene Bebauungen formuliert. Durch eine konsequente Eingrünung mit Obstwiesen wird so eine gute Verzahnung und Einbindung in die umgebende exponierte Landschaftssituation gewährleistet. Zahlreiche Fußwege verbinden das Gebiet mit dem Landschaftsraum. Die Verbindungen zwischen gebundenen Innenräumen und den äußeren Freiräumen sind in der Regel über die öffentlichen Erschließungsräume zu Feld- und Fußwegen hergestellt. Die wichtigste Verbindung zwischen Innenraum und landschaftlichem Freiraum stellt der zentrale multifunktionale Quartiersplatz mit den anschließenden großzügigen Spielflächen und einer Aussichtsplattform auf die Stadt dar. Zusammen mit einem weiteren Platz an der KiTa entstehen so öffentliche Kommunikations- und Identitätsorte für das neue Wohngebiet.

Parkierung und Energiekonzept

Zentral zu allen Stadtquartieren wird eine oberirdische Parkierungsanlage angeboten, hier die Stellplätze für Bewohner ohne Tiefgaragenanschluss, Besucher und Mitarbeiter der angebotenen Büro-, Praxis- und Infrastruktureinrichtungen.
Im Untergeschoss der Parkierungsanlage ist das für die Energieversorgung angedachte BHKW untergebracht, auf dem Dach der Anlage sorgen Photovoltaikzellen für nachhaltige Energieversorgung in den Übergangsmonaten.

Infrastruktureinrichtungen

Entlang der Allee am Eingang zum neuen Stadtteil liegen Kita, Familienzentrum, zentrale Parkierungsanlage, am Stadtplatz Büros und Praxen. Die angedachte Buslinie des ÖPNV verknüpft die Einrichtungen mit den angrenzenden Stadtteilen. Die bestehenden und die für die Zukunft vorgesehenen Schulerweiterungen vervollständigen die zwischen Wohnbereichen und Südumgehung liegenden Infrastruktureinrichtungen.

Wassermanagement und landwirtschaftliche Erschließung

Innerhalb der Stadtquartiere und zwischen Lerchenberg / Bergäcker werden naturnahe, erlebnisreiche Retensionsflächen für die Oberflächenentwässerung innerhalb der bestehenden Topographie ausgebildet. Der Anschluss zu den äußeren Freiräumen ermöglicht eine nachhaltige Wasserwirtschaft auf den Bergäckern.
Bestehende landwirtschaftliche Nutzwege dienen nicht nur der Bewirtschaftung der umliegenden Streuobstwiesen, sondern bilden auch in alle Richtungen die für Bewohner und Besucher notwendigen Erschließungswege für die Erholung in freier Landschaft oberhalb der Nürtinger Neckarauen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch sein robustes städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept. Zum Stadtteil Lerchenberg wird eine grüne Fuge ausgebildet, die Weiterführung der angrenzenden Straßen über weitgehend auf Fuß- / Radwege reduzierte Verbindungen ermöglicht dennoch eine Verknüpfung. Die Körnung und Höhe der Bebauung ist angemessen und vermittelt zur bestehenden Bebauung im Osten. Mit ihrer typologischen Vielfalt bieten die Baufelder Möglichkeiten zur Bildung attraktiver Nachbarschaften. Insbesondere der Vorschlag einer verdichteten Form erdgebundenen Wohnens wird begrüßt. Der Ausbildung der Innenhöfe müsste große Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit diese die angestrebte Vitalität erreichen. Der Entwurf zeigt, dass eine verdichtete Bauweise mit hoher Qualität in diesem Kontext möglich ist. Das Quartier wird durch eine offene Bebauung abgeschlossen. Dieser Abschluss durch Punkttypologien wird kritisch diskutiert, ebenso wie die Bebauung zum bestehenden Schulcampus.
Die Erschließung erfolgt in einem netzartigen ausdifferenzierten System. Die Haupterschließung von der Südumgehung wird zur zentralen Quartiersachse. Die von den erforderlichen Versorgungsangeboten flankiert wird. Konsequenterweise ist hier die Führung des Busses wie auch die zentrale Parkierungsanlage angeboten. Den Auftakt bildet der Kindergarten mit vorgelagertem Platz. Im Norden abgeschlossen wird die Quartiersachse durch den zentralen Quartiersplatz, der durch eine angemessene Größe und gute Lage mit Anschluss an den umgebenden Landschaftsraum und Blickbeziehung auf die Stadt überzeugt. Die Jury kritisiert die Nutzung des Akazienwegs für den motorisierten Individualverkehr. Die notwendige Erschließung für den landwirtschaftlichen Verkehr ist gut gelöst. Die Unterbringung der Stellplätze in gemeinschaftliche Tiefgaragen wird begrüßt, die Lage von Besucherstellplätzen ausschließlich in der zentralen Parkierungsanlage wäre zu überprüfen.
Der Entwurf bietet das Potenzial für eine Weiterentwicklung auf Basis des vorliegenden robusten qualitätsvollen Konzepts. Der gestalterischen Ausformulierung der Freiflächen und der Bebauung müsste im Weiteren große Aufmerksamkeit geschenkt werden damit die angestrebte eigene Identität des Quartiers entwickelt wird.
Quartier

Quartier

Modell

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