Neubau katholischer Kindergarten St. Antonius in Wangen

Die Frage, ob ein Kindergarten sich als ein weiterer öffentlicher Baustein im Siedlungsgeflecht oder doch eher im Kontext der Wohnbebauung der Nachbarschaft verstehen soll, löst das Projekt auf raffinierte Weise: sechs quaderförmige flachdachgedeckten Baukörpern reihen sich entlang des nordwestlichen
Grundstückskante auf. So entsteht eine kleinparzellierte Körnung und doch bleibt das
Gebäude wohltuend als Einheit ablesbar.

Die moderate Höhenedifferenzierung und Grundrissdisposition machen die Nutzungen
nachvollziehbar und schaffen auf frappierend einfache Weise unterschiedlichste
atmosphärische Situationen: Mehrzweckraum und Foyerbereich sind überhöht. Zwei
Module sind in Längsrichtung gegenüber den anderen versetzt. Hierdurch entstehen rund um das Gebäude Patio-artige Hofsituationen. Diese grenzen an den Gehweg der
nordwestlichen Johannes-Jung – Strasse. Nordöstlich rückt das Gebäude etwas ab. Der
Haupteingang des Kindergartens ist im Bereich des abknickenden Straßenverlaufs der
Johannes-Jung-Strasse angeordnet, durch eine differnzierte Vorplatzgestaltung eindeutig
markiert.

Das Foyer trennt Mitarbeiter- und den Kindergartenbereich. Der Essbereich ist einer der
beschriebenen Hofsituationen zugeordnet, welche auch das Essen im Freien ermöglicht.
Die Gruppenräume mit Garderobe und Kleingruppenraum orientieren sich zu den
Freiflächen. Ein gedeckter Bereich ist jeweils vorgelagert. Die Funktionsräume orientieren
sich zur nordwestlichen Johannes-Jung-Strasse. Hier sind auch die zwei Schlafräume an
einem weiteren Hof angeordnet.

Der Beitrag ist hinsichtlich der Materialität sehr gut nachvollziehbar durchgearbeitet. Es
wird ein robustes Sicht-Mauerwerk vorgeschlagen, das – geschlämmt – ein weiches Licht und Schattenspiel erwarten lässt. Fensterelemente aus Holz ergänzen den
Materialvorschlag zu einem stimmigen, vielgestalten, fast virtuosen Gesamtkomposition
mit starken Atmosphären und hoher Aufenthaltsqualiät.

Flächen- und Kosten-Kennwerte weisen auf hohe Wirtschaftlichkeit hin. Zwar sind
Materialvorschläge hinsichtlich der voraussichtlich höheren Erstellungkosten zu prüfen,
jedoch verdient die damit verbundene Nachhaltigkeit eine besondere Würdigung.
Dies alles weist insgesamt den Beitrag als eine besonders gelungene Verbindung von
Nutzbarkeit, Angemessenheit und architektonischer Qualität aus.