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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2007

Fuß- und Radwegbrücke Kirchheim - Rohrbach

3. Preis

Cheret Bozic Architekten

Architektur

knippershelbig GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Erläuterungen




Entwurf

Über der städtebaulich notwendigen Verbindung zweier Ortsteile hinaus liegt die Chance in der „Entdeckung“ der bislang kaum zugänglichen Industriebrache als attraktiver öffentlich zugänglicher Naturraum.

Aus diesen neuen Erlebnisqualitäten generiert sich das Entwurfskonzept:

- gemäß den Vorgaben soll die Brücke unter Verzicht von Aufzügen barrierefrei begehbar sein. Dies bedingt die Überwindung der notwendigen Höhen über Rampen.
- Das Brückenbauwerk soll nicht als trennende Sichtbarriere erscheinen. Vielmehr sollte es sich mit aufgeständertem Tragwerk leicht und luftig über den neu gewonnenen Naturraum erheben.
- Die neue Brücke soll sich unter Verzicht expressiver Formen unprätentiös in den Kontext einfügen.
- Der Baustoff Holz soll exemplarisch und auf dem aktuellen Stand der Bautechnik eingesetzt werden. Die Robustheit des Bauwerkes in allen seinen Teilen ist wichtiger Bestandteil des Entwurfes

Das Ergebnis des Entwurfs ist eine im Grundriss geschweifte Brücke mit kontinuierlich geneigtem Brückenkorpus. Die behindertengerechte Verlauf zur Überwindung der gegebenen Höhendifferenzen (gem. DIN 18024-1) wird mittels Rampen mit 6% Gefälle im Wechsel zu Podesten mit 3% Neigung durch das Anheben des Oberbelags hergestellt. Daraus ergibt sich eine Art „angehobener Fußweg“ mit Aufenthaltsqualitäten. Von hier aus lässt sich der neu gewonnene Naturraum ebenso erleben wie die Aussicht auf die Orte hüben und drüben.

Das hölzerne, unten liegende Tragwerk ist aus massiven, flächigen Elementen gefügt. Damit ist eine Bauweise gewählt, die den aktuellen Stand des Holzbaus dokumentiert und alle Potentiale der Vorfertigung nutzt. Alle baulichen Fügungen und Details sind konstruktiv wie gestalterisch auf das Minimum der funktionalen Anforderungen reduziert. Der konstruktive Holzschutz ist für das Tragwerk in hohem Maße gegeben. Dies gilt auch für die Verschleißschichten wie Gehbeläge oder Handläufe aus hochwertigen heimischen Hölzern. Der geregelte Holzeinschnitt der Profile mit stehenden Jahresringen auf den frei bewitterten Oberflächen bietet eine große Robustheit und ist im Unterhalt wartungsarm. Andere robuste Materialien wie rostfreier Stahl sind sparsam eingesetzt. Das Prinzip der Reduktion gilt auch für die prognostizierten Baukosten.

Um das Brutverhalten der Vögel und sonstiger Tiere nicht zu beeinträchtigen ist die Beleuchtung in den Handlauf integriert. Sie ist zwar keine „Festbeleuchtung“, zeichnet jedoch als lineares Band die Kontur der Brücke nach. Aus der Nähe, aber auch aus größerer Entfernung erscheint das Bauwerk als „Landschaftssignet“.



Statisch-konstruktives Konzept

Der Brückenkörper ist ein im Grundriss gebogener Durchlaufträger. Aufgrund der nahezu konstanten Spannweiten von ca. 12 – 16 m ergeben sich konstante Querschnittshöhen. Der Trägerquerschnitt ist affin zum Biegemomentenverlauf abgestuft. Ausgehend von der maximalen Querschnittshöhe über dem Auflager wird die diese im Feld auf 40 cm reduziert.

Der Brückenkorpus ist aus Brettschichtholz (BS 11/14 Lärche) hergestellt. Die Holzlamellen sind damit auf die vorherrschende Beanspruchung – in Längsrichtung – ausgerichtet. Der massive Block wird dabei entsprechend der über den Querschnitt variierenden Spannungsausnutzung zusammengesetzt. Die oberen und unteren sowie seitlichen Lamellen werden aufgrund der höheren Beanspruchung mit der Sortierung (S13) belegt. Im Inneren des Korpus werden mit wirtschaftlichem Vorteil geringerwertige Sortierklassen zum „Auffüllen“ eingesetzt. Neben dem wirtschaftlichen Abstufen nach Spannungsauslastung bilden die dichteren Aussenlagen einen wirksamen Schutz gegen äußere Einwirkungen.

Der Korpus wird in querzugbeanspruchten Bereichen sowie im querdruckbeanspruchten Lasteinleitungsbereich über dem Mittelauflager durch eingeleimte Gewindestangen „vernadelt“ und somit ertüchtigt.

Die obere Deckplatte aus Brettsperrholz (z.B. „Lenotec“) ist über eine kontinuierliche Verschraubung auf den Korpus aufgesetzt. Mit den diagonal verleimten Einzellagen ist ein zweiachsiger Lastabtrag für die über den Korpus auskragenden Deckbereiche möglich.
Die Gründung erfolgt als Flachgründung. Zu den konventionell hergestellten Widerlagerbänken aus Stahlbeton werden Flügelwände ergänzt.


Montage

Der Brückenkorpus wird abschnittsweise werkseitig vorgefertigt. Alle Anschlussbauteile werden werkseitig eingeleimt.

Die Abschnitte des Brückenkorpus werden über einen Mobilkran eingeschwenkt (Anhängelast 20 to). Temporäre Spindelstützen in den Spannweiten halten den Korpus. Die Deckplatte wird abschnittsweise überlappend aufgelegt und flächig verschraubt.

Die Deckabdichtung wird aufgebracht. Mit dem Aufbringen des Gehbelags und der Geländer wird der Brückenausbau abgeschlossen.


Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Gestaltung
Dem Verfasser gelingt es mit einer unprätentiösen, formalen Führung das Brückenbauwerk geschickt in die landschaftliche Situation einzubinden. Mehr noch: Mit dem Leitgedanken der „Entdeckung“ erschließt sich die bisherige Brache auf angenehme fußläufige Weise und verbindet schlüssig beide Ortsteile und bestehende Wegenetze.
Material und Gestalt folgen dem Prinzip der Einfachheit, sind jedoch sorgfältig gewählt, robust und von haptischer Qualität. Die Lage der Beleuchtung im Handlauf ist schlüssig.

Funktionen:
Die Wegebeziehungen sind direkt gewählt. Die Rampenneigungen im Detail nicht nachgewiesen. Es besteht eine Differgenz zwischen Modell und Plandarstellung im südwestlichen Rampenabschnitt. Hier ist aus Sicht des Preisgerichtes – in Höhe der Straße Im Franzosengewann – eine fußläufige Anbindung herzustellen. Die Brücke sollte hier enden und in eine natürliche Geländemodellierung übergehen. Weiterhin sollte der Treppenabgang an der Nordseite den filigranen Ansätzen des Gesamtentwurfes entsprechen. Die geforderte Barrierefreiheit ist insgesamt qualitätvoll herstellbar.

Konstruktion:
Die Konstruktion aus Durchlaufträgern in Brettschicht-Holzbauweise und geringen Stützabständen ist mit hohem Vorfertigungsgrad und statisch schlanken Querschnitten zu erstellen. Die untergesetzten Blöcke über den Stützen sollten optisch weiter zurücktreten. Ein Berührungsschutz ist nicht nachgewiesen, jedoch als angesetzte und auskragende Konstruktion machbar.

Realisierbarkeit:
Der Entwurf ist wirtschaftlich und durch den hohen Vorfertigungsgrad montagegerecht in kurzer Bauzeit zu realisieren. Er stellt insgesamt einen wertvollen Beitrag für die gestellte Aufgabe dar.