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Konkurrenzverfahren | 06/2018

Stadtquartier Zollhafen Mainz Wohngebäude mit Kindertagesstätte Rheinallee IV

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Molestina Architekten + Stadtplaner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Grundsätzliche Angaben zur gestalterischen Konzeption:

Die Bebauung wird in ‘10 Häuser’ gegliedert, die typologisch ähnlich, jedoch einzeln wahrnehmbar sind. Die heterogene, eher körnige Nachbarschaft bekommt einen weiteren Baustein, der sich verträglich in das allgemeine Stadtgefüge eingliedert. Trotz ähnlicher Materialität der ‘10 Häuser’ werden Unterschiede in der Fassadengestaltung durch Tonalität und Verlegeart des Mauerwerkes entstehen.

Funktionale Zusammenhänge und Abläufe im Gebäude:

An der Rheinallee und in Teilen der seitlichen ‘Stichstrassen’ entsteht ein ‘gewerblicher’ Sockel: KITA, Gewerbeeinheiten und Gemeinschaftsraum ermöglichen hier eine lebendige Strassenfassade. Die intensiv genutzen Aussenflächen der KITA liegen ausschliesslich im westlichen Innenhof. In den restlichen EG-Flächen werden, dank der Erhöhung des EG-Niveaus, nicht einsehbare Wohnungen vorgesehen.

1. Erschliessung / Müll: neun von zehn Häusern erhalten Sicherheitstreppenhäuser, da die Feuerwehr nicht auf die Innenhöfe fahren kann. Die Treppenhäuser entlang der Rheinallee haben einen angegliederten Müllraum, die anderen teilen sich 2 Sammelmül-
lräume an den Innenhöfen, die man in weniger als 25-Meter Distanz erreicht.
2. Fahrräder: Es gibt einen Fahrradbahnhof an der Rheinallee, mit 127 Plätzen. Von hier aus kann man die restlichen Treppenhäuser durch die Innenhof-Erschließung erreichen. Im UG befinden sich weitere 77 Stellplätze für Fahrräder.
3. Parken: Im UG befinden sich 110 Stellplätze - davon 4 Behindertenstellplätze. Die Zu- und Ausfahrt erfolgt durch eine einzige Rampe, die an der westlichen Hofkante gelegen ist.
4. Es werden 172 Wohnungen errichtet: davon 88 mit zwei Zimmern, 12 2-Zimmer Plus-Wohnungen, 30 3-Zimmer-Wohnungen, 21 3-Zimmer Plus-Wohnungen und 21 4-Zimmer-Wohnungen.
5. Keller-/Abstellräume: Sie werden werden sowohl in der Wohnung als auch im UG angeboten. Diese Flächen sind nicht in der Wohnfläche der Wohnungen erfasst.

TGA (insbesondere Lüftungsanlagen)

1. Heizung: Das Projekt wird an das Fernwärmenetz der HKW Mainz angeschlossen. Übergaberäume befinden sich in den Technikflächen im UG.
2. Photovoltaik: eine Vorrüstung für den späteren Einbau einer Photovoltaik-Anlage wird vorgenommen.
3. Die Lüftung erfolgt dezentral für die einzelnen Wohnungen. Zuluft über Lüftungsprofile in den Fensterlaibungen; diese werden in den Schallschutzfenstern durch schallgedämmte Außenwandlüfter motorisch verstärkt angetrieben. Eine Wärmerückgewinnung ist auch im Gerät möglich. Abluft erfolgt über die Bäder und Küchen in der Wohnung.
4. Reduzierung des Starkregenabflusses durch extensiv begrünten Dächer.

Brandschutz:

- Decken sind F-120
- Wände sind F-90
- Brandüberschlag wird durch geschlossene Brüstungs- und Wandelemente vermieden.
- Sicherheitstreppenhäuser werden in neun von zehn Häusern eingeplant. Es besteht
daher keine Notwendigkeit für die Feuerwehr in die Innenhöfe zu fahren.

Kostengünstiges Bauen und Einhaltung der vorgegebenen Kostenkennwerte:

1. Fenster: In den Obergeschossen sind kompakte Lochfenter eingeplant, die auch den Einsatz von Kunststoffsystemen ermöglichen. Im EG im gewerblichen Bereich sind Pfosten Riegel-Fenster vorgesehen, mit möglichst grossem feststehendem Glasanteil.
2. Balkone: Das Übereinanderlegen von Balkonen ermöglicht den Einsatz von Betonfertigbalkonen, ausser über das EG.
3. Brüstungen: Hier werden ebenfalls fertige Beton-/Klinkerelemente als Balkonbrüstüngen vorgesehen. Auch der weitere Einsatz von BFT mit Klinkeroberfläche ist in der Fassade erwünscht und planbar.
4. Eingangsportale sind als Sichtbeton Fertigteile auszuführen.
5. Kompakte Sicherheitstreppenhäuser: Erschliessung ohne großen technischen Aufwand.
6. Wirtschaftliche 3- und 4-Spänner als Grundtypologie.
5. Kompakte Sicherheitstreppenhäuser: Erschliessung ohne großen technischen Aufwand.

Schallschutz

In den hohen Lärmpegelbereichen sind Kastenfenster mit schallgedämpfter Zuluftführung vorgesehen. Loggien und Aussenbereiche sind zum schallgeschützten Hof gelegt. Punktuell belastete Loggien erhalten eine verschiebbare Glasfassade als Lärmschutz.
Alle Balkonbrüstungen sind massiv und geschlossen bis auf eine Höhe von 60 cm.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag wird durch die Jury als geschickt gegliederte Großform gesehen, die durch eine klug gewählte Anzahl und Anordnung von Treppenkernen zur Rheinallee hin ein angemessen gegliedertes und lebendiges Grundgerüst für das Gebäude bietet. Die luftumspülten Gangbereiche der Sicherheitstreppenräume werden als Rücksprünge innerhalb des Gebäudevolumens angeordnet und so als plastische Gliederungselemente genutzt.
Die Fassaden werden so zum einen über das Schattenspiel der zurückliegenden offenen Gangbereiche gegliedert, zum anderen durch bewusst unterschiedlich proportionierte Fensteröffnungen der Wohnungen. Unterstützt wird die Gestaltung durch unterschiedlich strukturierte Klinkeroberflächen und durch eine farbige Behandlung der offenen Gangbereiche. Sehr positiv beurteilt werden die in der Fassade anderthalbgeschossig betonten Hauseingänge im Erdgeschoss, die gut auffindbare Adressen formulieren. Insgesamt wird diese Herangehensweise durch die Jury als sehr gut geeignet empfunden, um einen angemessen kleinteiligen und zugleich hochwertigen Ausdruck zu erzeugen. Dabei erscheinen die in der Visualisierung und in der Ansicht von der Rheinallee dargestellte Vielfalt der Strukturen übertrieben differenziert – eine bewusste Beschränkung und Reduzierung würde hier klärend und verstärkend wirken. Das gewählte Fassadenmaterial (dunkler Klinker-Vollstein in unterschiedlichen Verbänden) wird ausdrücklich begrüßt. Die Gestaltung der hafenseitigen Fassaden hingegen wird als sehr gelungen betrachtet und könnte als Vorbild für die Überarbeitung der Straßenfassaden dienen. Auch die Sockelzone mit der Rhythmisierung durch deutlich ablesbare Hauseingänge, Kita- Bereiche und Gemeinschaftsnutzungen wird sehr positiv gesehen. Die Gestaltung der Außenbereiche als Mischung aus Freigelände für die Kita und wohnungsbezogenen Freiräumen wird als gelungen betrachtet, wobei die offene Tiefgaragenabfahrt z. B. durch eine nutz- oder bespielbare Einhausung in das Gestaltungs- und Nutzungskonzept integriert werden sollte. Das Raumprogramm der Kita ist im Wesentlichen nachgewiesen und sinnvoll angeordnet. Die Kindertagesstätte ist rein erdgeschossig organisiert, was zu relativ langen Laufwegen innerhalb der Einrichtung führt. Durch die exzentrische Anordnung der Personal- und Nebennutzung der Kita liegen die eigentlichen Gruppenräume jedoch in räumlicher Nähe zueinander. Der Hauptzugang der Kita von der Rheinallee aus wird grundsätzlich eher kritisch gesehen und sollte in Richtung Norden verschoben werden. Die Wohnungen sind grundsätzlich gut strukturiert. Allerdings sollte der Anteil an Durchwohnen möglichst erhöht werden, die teilweise relativ langen und dunklen inneren Erschließungen dagegen reduziert werden. Auch die Wohnungen an den Innenecken des mittleren Querriegels müssen überprüft und ihre Belichtung verbessert werden. Die Kennwerte sowie die gewählten Gestaltungsmittel lassen ein grundsätzlich wirtschaftliches Gebäudekonzept erwarten.
Abschließend wird der Entwurf durch seine lebendige und vielfältige Gliederung als besonders wertvoller Beitrag gewertet, der in der Anwendung seiner gestalterischen Mittel zur Rheinallee hin noch etwas beruhigt und geordnet werden müsste.