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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Neubau Areal Guggach III - Schule/Wohnen/Quartierpark in ZĂĽrich

Sicht vom Quartierpark auf Schule und WohnĂĽberbauung

Sicht vom Quartierpark auf Schule und WohnĂĽberbauung

LE GRAND VERT

2. Rang / 2. Preis

pool Architekten

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neues urbanes Zentrum in Zuerich-Oerlikon. An der Ecke Hofwiesen-/Wehntalerstrasse entstehen im Auftrag der SEW und der Stadt Zürich 120 gemeinnützige Wohnungen mit Dienstleistungs- und Gewerbeflächen, Kindergarten, Schule und ein 5000m2 grosser Quartierpark.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden von «LE GRAND VERT» schlagen eine Konstellation mit zwei sehr unterschiedlichen Gebäudekörpern vor, die sich zu einer durchlässigen Figur fügen. An der Wehntalerstrasse steht als kompaktes Kraftpaket die Schule. Davon geschickt abgesetzt ergänzt eine klammerartige, jeweils unterschiedlich artikulierte Grossform die Gesamtfigur. Die präzise Setzung schafft drei sehr spezifische Freiräume, die sich jeweils gut mit den umliegenden Siedlungsräumen verbinden: Der Stadtplatz an der Kreuzung Wehntaler- und Hofwiesenstrasse, der Quartierplatz gegenüber dem Radiostudio und der Gartenplatz als westlicher Abschluss der Parkwiese. Dazwischen liegen wohltuend grosszügig die Parkfläche, die Schulfreiräume mit den geschickt angeordneten Allwetterfeldern und die halböffentlichen Wohnfreiräume. Der Korridor zwischen Quartier und Käferberg ist in seiner vegetativen Ausformulierung ein weiterer qualitätsvoller Baustein des Freiraumkonzepts. Entscheidend für diesen Freiraum wird die abschliessende Lösung der Anlieferung zum Grossverteiler sein, die in ihrer gezeigten Form kritisch bewertet wird. Die grosse Gemeinschaftsterrasse ergänzt das Freiraumangebot, hat aber in ihrer Dimensionierung und Ausformulierung noch Entwicklungspotenzial. Der geöffnete Bach zoniert die Freiräume ohne eine trennende Wirkung zu entfalten. Die formale Auflösung des Gewässers auf dem Stadtplatz muss jedoch in Anbetracht der geringen zu erwartenden Wassermengen in Frage gestellt werden. In den Randbereichen werden weitläufige Flächen für die Aneignung durchs Quartier angeboten. Das Bepflanzungskonzept nimmt Bezüge zur direkten Umgebung auf. Die raumbildenden Grossbäume setzen sich aus Arten des nahen Käferbergs zusammen. Kleinkronige Obstgehölze sind den Pflanzenbildern des Kleingartenareals entliehen. Der Entwurf schafft es in hohem Masse, mit dem umgebenden Stadt- und Naturraum in Dialog zu treten ohne sich dabei in Kleinteiligkeit zu verlieren. Das Wohngebäude wird als zur Strasse geschlossenes volumetrisch differenziertes Volumen entwickelt. Ausgehend von der städtischen Front zur Kreuzung Wehntaler-/Hofwiesenstrasse treppt sich das Gebäude entlang der Strasse hoch und umfasst einen Sockelbereich mit dem Grossverteiler, der über einen Gebäudedurchgang direkt von der Strasse her erschlossen ist. Der Kindergarten schliesst den Baukörper schliesslich zum Park gegen Westen ab. Es entsteht so einerseits eine Art offener Wohnhof, der sich erdgeschossig räumlich gut mit dem Park verbindet, andererseits ein, als kollektive Terrasse ausgebildeter Gemeinschaftsbereich im ersten Obergeschoss, dessen Qualität und Verbindung zum Park kritisch diskutiert werden. Typologisch ist das Wohngebäude eher konventionell entwickelt. Die als Zwei- und Dreispänner organisierten Wohnungen sind über einem umlaufenden Gewerbesockel angeordnet und über neun innen liegende Treppenhäuser, mit entsprechend grossem Erschliessungsanteil, zugänglich. Die Anlage der Wohnungen an sich ist gut proportioniert; als interessante Variation werden 3-Zimmer-Wohnungen mit zumietbaren Zimmern angeboten, die flexible Nutzungsszenarien zulassen. Leider entspricht ein grosser Teil der 2- und 3-Zimmer-Wohnungen nicht den Vorgaben; sie sind zu gross. Die Organisation des Schulgebäudes entwickelt sich aus einem strukturellen Verständnis für die vertikal geschichteten Nutzungen. Über der mit grossen Laternen belichteten Turnhalle im Untergeschoss entwickelt sich ein offenes Erdgeschoss, das von massiven Unterzügen überspannt ist und sowohl die Decke der Turnhalle wie auch die darüber liegenden Schulräume trägt. Turnhalle, Erdgeschossnutzungen und Schulräume sind über das rigide Strukturkonzept zusammengebunden, welches das Gebäude bis zum Ausdruck und zur Materialität prägt. Leider ist das absolut formulierte statische System durch die vorgesehenen Öffnungen im Randbereich des Trägers kompromittiert. Die als Raumstruktur entwickelten Unterrichtsbereiche bestehen aus drei, separat erschlossenen, als eigenständige Brandabschnitte entwickelten Raumclustern, die eine hohe Flexibilität ermöglichen sollen. Erschlossen wird das Schulgebäude vom Park; zur Wehntalerstrasse sind Vereinszugänge und die von der Jury kontrovers diskutierten Notausgänge der Treppenhäuser angeordnet. Die ökologischen Vorgaben der Schule und der Wohnüberbauung sind eingehalten, bei den ökonomischen Vorgaben liegen diejenigen der Wohnüberbauung deutlich über den Erwartungen. Der Entwurf überzeugt mit einer stimmigen Gesamtanlage und interessanten Aussenräumen, deren Qualität aber zum Teil von Nutzungskonflikten (Terrasse – Wohnungen, Quartiersplatz – Anlieferung) eingeschränkt ist. Insbesondere das Schulgebäude fasziniert dabei in seiner strukturellen Radikalität. Aufwand und Ertrag scheinen aber nur zum Teil verhältnismässig, die Struktur bekommt in ihrer Rigidität auch etwas Zwanghaftes. Beim Projekt «LE GRAND VERT» handelt es sich um einen stimmigen Beitrag, der sich städteräumlich gut verankert und so einen übergeordneten Mehrwert schafft und sich mit den bestehenden Bebauungsmustern intelligent verbindet, zuletzt aber zu wenig eigenständig bleibt und auch die ehrgeizigen Ziele betreffend Wohnungsgrössen und Zielkosten nur beschränkt einhält.
Lageplan mit Aussenraumgestaltung

Lageplan mit Aussenraumgestaltung

Situationsplan

Situationsplan

Schnittperspektive Schulhaus

Schnittperspektive Schulhaus