modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2018

Neubau 50m-Schwimmhalle Neufeld in Bern

goccia

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Armon Semadeni Architekten GmbH

Architektur

Hoffmann & MĂĽller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

dsp Ingenieure & Planer AG

Bauingenieurwesen

Meierhans + Partner AG

TGA-Fachplanung

IBG Engineering

Bauingenieurwesen

Gemperle Kussmann

TGA-Fachplanung

Aqua Transform Bädertechnik

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Klare architektonische und städtebauliche Setzungen auf Basis einer präzisen Analyse prägen den Wettbewerbsbeitrag. Die Angleichung der Uni-Aussensportanlage an die Geometrie des Bestandes stärkt das vorgefundene orthogonale Ordnungssystem und schafft den erforderlichen Spielraum, um den Ort zu klären. Der von der Neubrückstrasse zurückversetzte Neubau spannt einen gut proportionierten, in die öffentliche Anlage
leitenden Empfangsraum auf, der die bestehenden Bauten der Universität einbindet und über die Strasse einen Bezug zum zukünftigen Quartier des Mittel- und Viererfelds aufbaut. Die Schwimmhalle selber fügt sich durch ihre horizontale Wirkung harmonisch und selbstverständlich in die Freiräume ein und tritt wegen der geringen Gebäudehöhe gegenüber den Wohnbauten an der Beaulieustrasse nicht zu dominant in Erscheinung. Der Baumfilter schützt hier zusätzlich vor Ein- und Ausblicken. Die aus dem Gefälle der Topografie hervortretende Ecke des gedrehten Kunstrasenfeldes des Unisportfelds führt
als raumwirksames Element ins Zentrum der Sportanlage.

Insgesamt besticht die Gestaltung der Anlage im Freiraum wie auch am Gebäude durch Angemessenheit, Einfachheit und Funktionalität. Zwei Dachstrukturen – eine grosszügig gewölbte und eine im halben Rhythmus gefaltete Struktur – formen eine städtebaulich begründete Zweiseitigkeit zur Strasse bzw. zu den sportlichen Aktivitäten auf der abgewandten Seite. Diese sichtbare Gliederung in zwei Gebäudeteile widerspiegelt die innere Nutzung, prägt die bildhafte Erscheinung des Baukörpers und bildet sich ausserdem konsequent in der strukturellen und räumlichen Organisation im Innern ab.
Das natürliche Gefälle des Terrains führt den Besucher zum zentral gelegenen und gut sichtbaren Eingang im 1. Obergeschoss. Die einladende Eingangshalle mit Bistro
und Kasse quert, als Brücke ausgebildet, den Luftraum der Schwimmhalle und bietet Einblicke für die Besuchenden. Von hier sind die rückwärtigen, auf zwei Geschossen
übersichtlich organisierten Umkleide- und Nassbereiche erreichbar. Die Erschliessungswege zu den entfernteren Garderoben sind etwas lang, was bei maximalem Besucherandrang ins Gewicht fällt. Auch ist der Saubergang
und die Treppe ins Beckengeschoss im jetzigen Projektstand noch nicht optimal bemessen. Die Halle selber hingegen ist klar und zweckmässig in drei Nutzungsbereiche
unterteilt. Die Anlieferung zu den Technikräumen ist ebenfalls gut gelöst, diejenige zum Beckengeschoss muss noch nachgewiesen werden, so auch die vom restlichen
Betrieb unabhängige Nutzbarkeit des Mehrzweckraums. Die markante Tragstruktur über der Schwimmhalle zeichnet sich durch eine einfache Lösung mit vorfabrizierten
Beton-Faltwerken aus, die mit dazwischengespannten Holz-Druckbögen ergänzt sind. Im Garderobenbereich sind nahezu identische Faltwerke direkt aneinandergereiht.
Die horizontale Aussteifung ist über Erschliessungskerne, Fassadenwände und Wandpfeiler gut gelöst. Letztere schränken die Sichtlinien der Zuschaueranlage auf der
Galerie punktuell ein. Die sichtbare Dachstruktur ist Ausgangslage fĂĽr eine zurĂĽckhaltende
und stimmige Materialisierung. Die Projektverfasser vertrauen auf die unmittelbare Wirkung von natĂĽrlichen, unverhĂĽllten Materialien und formstarken Strukturen,
die sich atmosphärisch mit der Wasserwelt verbinden.

Die Verständlichkeit und Prägnanz des Vorschlags ist hauptsächlich in dieser Haltung begründet. Die unterschiedlichen zenitalen und seitlichen Lichteintritte erzeugen in der Halle eine helle, vielfältige, der Sportnutzung angemessene Stimmung, die sowohl die Freizeitnutzung wie auch den Schul- und Wettkampfsport zu repräsentieren vermögen.
Die konsequente Abwärmenutzung wird begrüsst, die Ergänzung durch eine grossflächige, in die Dachtopografie integrierte Photovoltaikanlage wird als sinnvoll erachtet.
Eine Ausdehnung der PV-Anlage auf das Hauptdach ist ein Anliegen der Auftraggeberin. Anordnung und Menge der projektierten technischen Flächen zeugen von der
eingehenden Auseinandersetzung mit der Materie. Der reduzierte Glasanteil der Fassade begünstigt einen effizienten winterlichen Wärmeschutz sowie die Behaglichkeit.
Die Tennisanlage als Ganzes ist funktional. Die Nebenanlagen sind günstig in der nordwestlichen Ecke des Hallenbadgebäudes integriert und verfügen über separate
Eingänge zu den Clubgarderoben sowie zur Tribüne und den dahinterliegenden öffentlich zugänglichen Räumen.
Die angesprochenen Synergien zwischen Hallenbad und Tennis werden nur teilweise umgesetzt, das vorgeschlagene Konzept beinhaltet insbesondere im Gastronomiebereich
noch ungenutzte Potenziale. Die vorgeschlagene Neuordnung des Sportclusters setzt
eine Anpassung der Aussenanlagen des Unisportfelds voraus. FĂĽr den Neubau wird dadurch eine rationale, wirtschaftliche Bauweise mit repetitiven, vorgefertigten
Bauteilen und einfacher Fundation möglich. Die Massnahme lässt sich allerdings nicht einfach auf einer ökonomischen Ebene diskutieren. Der Hauptnutzen liegt in
der Schaffung einer robusten, für den künftigen Betrieb optimierten Ausgangslage, die die Schnittstellen zwischen den Nutzern regelt, schlecht nutzbare Restflächen vermeidet und die Anlage für das Publikum maximal öffnet. Ähnlich zu verstehen ist der Vorschlag, den Bereich der Stehrampen des Neufeldstadions zu aktivieren. Der baumbestandene öffentliche Sportstrip im Zentrum der Anlage schafft ein wertvolles zusätzliches Nutzungsangebot, das an der Schnittstelle von Fussball, Leichtathletik,Tennis und Uni Sport die Anlage von innen heraus belebt. Mit der Inanspruchnahme des Unisportfelds und einer relativ grossen Geschossfläche liegt das Projekt goccia im Kostenvergleich der sechs rangierten Projekte eher im oberen Bereich. Mit seiner klaren Konzeption und der
gewählten Materialisierung bietet das Projekt aber die Möglichkeit, den angestrebten haushälterischen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen.
Die Verfasser schaffen über klug gewählte Strategien vielfältige Potenziale für ein soziales und umweltbewusstes Projekt, das architektonisch wie auch städtebaulich überzeugt.