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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Neubau Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern in Bayreuth

Lageplan Neubau Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern

Lageplan Neubau Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern

2. Preis

Preisgeld: 77.425 EUR

Nickl & Partner

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

SÜSS Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das neue Reha-Zentrum in Bayreuth bildet einen städtebaulichen Abschluss des Ensembles bestehend aus der Lohengrin Therme und des angrenzenden Gesundheitszentrums, und lässt so eine Kuranlage entstehen, die sich als grüne Mitte zwischen dem Neubau und den existierenden Gebäuden aufspannt. Die Achse der Kurpromenade wird aufgenommen und bildet die neue Eingangsachse des Reha-Zentrums, und stärkt somit auch den Bezug zur Lohengrin Therme.
Der neue Baukörper ist stark durch seinen topografischen Kontext geprägt: Er biegt sich schlank entlang der Hanglinie und folgt somit dem Höhenverlauf des Geländes. So entsteht ein dynamischer und dennoch klarer Baukörper, dessen Formgebung dem Gebäude einen modernen Hotelcharakter verleiht. Der in den Hang integrierte Sockel folgt dem Straßenverlauf der Thermenallee und bildet das Eingangsgeschoss mit Therapiezentrum. Das zweigeschossige Bettenhaus bildet mit seiner am Geländeverlauf orientierten und geschwungenen Formgebung den Fokus, und hebt sich klar vom Sockel ab. Die beiden Gebäudeteile werden über einen großzügigen, lichtdurchfluteten Marktplatz verbunden, der sich vom Eingangsbereich im Erdgeschoss aus als Ort des Ankommens durch das Gebäude bis in die Pflegegeschosse zieht.
Die aus dem Versatz der beiden Gebäudeteile resultierende Terrassierung ermöglicht es den Eingriff in das Gelände möglichst gering zu halten. Die Topografie wird genutzt um einerseits die Gebäudehöhe zu reduzieren und somit die angrenzende Wohnbebauung zu respektieren, und andererseits um verschiedene Außenbereiche mit unterschiedlichen Themen und Qualitäten zu schaffen. Den Mittelpunkt bildet die Dachlandschaft, die sich über den gesamten Sockel spannt und als Patientengarten ausgebildet wird.

Der Grundgedanke einer gleichwertigen Bevorzugung aller Patienten ist in der unhierarchischen Anordnung der Rehabilitationszimmer deutlich ablesbar: Alle Zimmer, in einem elegant gebogenen, linearen Baukörper aneinandergereiht, orientieren sich nach außen - somit gibt es keine gegenseitigen Einblicke in die Zimmer und alle Patienten haben einen freien Ausblick in die Natur. Es gibt Balkone, eine großzügige Dachlandschaft und eine für jeden Patienten individuell regelbare Verschattungsmöglichkeit.
Durch die Orientierung aller Zimmer an der Außenfassade werden die Innenhöfe frei bespielbar. Die Flurzone, ein sonst eher passiver und rein funktional notwendiger Raum, wird als Therapie-, Bewegungs- und Lebensraum interpretiert. Damit gelingt es einen hellen und lichtdurchfluteten Begegnungsort zu schaffen, der für Therapie und Kommunikation genutzt wird. Nischen, Aufweitungen, Brücken und Shortcut-Treppen machen die Innenhöfe erlebbar und verkürzen Wege für Patienten sowie Personal. Somit unterscheidet sich das neue Reha-Zentrum atmosphärisch deutlich vom Charakter eines Krankenhauses, ohne die therapeutische Zielsetzung aus den Augen zu verlieren.

FREIRAUMKONZEPT
Als grüne Mitte entsteht durch die Setzung des neuen Gebäudes eine Kuranlage, die sich zwischen dem neuen Reha-Zentrum und der existierenden Lohengrin Therme mit angrenzendem Gesundheitszentrum aufspannt. Diese bildet aus den einzelnen Solitären ein Ensemble, das durch das neue Gebäude städtebaulich geschlossen wird. Durchquert wird die neue Kuranlage von der existierenden Kurpromenade, die als Hauptachse die beiden Haupteingänge verbindet.
Das Freiraumkonzept des Reha-Zentrums wird einerseits von der Durchlässigkeit des Gebäudes und andererseits von der Hanglage geprägt. Durch die Einbindung des Gebäudes in das Gelände entstehen verschiedene Außenbereiche mit unterschiedlichen Themen und Qualitäten. Die Dachlandschaft, die auf dem Sockel entsteht, ist direkt vom Marktplatz des medizinischen Zentrums im Pflegegeschoss zugänglich. Durch die Integration des Erdgeschosses in den Hang bildet sich außerdem ein zweiter Zugang über das modellierte Gelände westlich des Gebäudes aus. So entsteht eine direkte Verbindung zwischen dem Therapie-Außenbereich und dem Patientengarten auf dem Sockel.
Der Marktplatz, der sich durch das gesamte Reha-Zentrum zieht, schafft Bezüge zu den Grünräumen auf beiden Gebäudeseiten, und stärkt so die Durchlässigkeit des Gebäudes. Dies verleiht dem Reha-Zentrum einen offenen und einladenden Charakter, der sich an die Atmosphäre eines Wellnesshotels anlehnt. Im Osten entsteht im ruhigeren und von der Straße geschützten Teil des Grundstücks eine Anordnung verschiedener Außenanlagen, die durch die Hanglage direkt vom Bettenhaus aus zugänglich sind. Unter Anderem werden den Patienten ein Yoga-Pfad, ein Tischtennisbereich und eine Minigolfanlage geboten, die sich entlang der gesamten Länge des Gebäudes erstrecken. Dem Therapiebereich direkt angegliedert ist ein überdachter Außenbereich, der dem MBOR als Übungsfläche dient, und sogleich den Übergang zum großzügigen Therapie-Außenbereich darstellt.

FASSADE
Die Gestaltung der Hülle unterstreicht den wohnlichen Hotelcharakter des neuen Reha-Zentrums. Das Gestaltungskonzept der Fassade reflektiert die Gliederung des Baukörpers in seine verschiedenen Funktionsbereiche. Gezielt wird das Erdgeschoss als massiver, in den Hang integrierter Sockel aus Schieferelementen inszeniert. Prägendes Gestaltungselement der Sockelfassade ist die in verschiedenen Neigungen strukturierte Schieferbekleidung, deren Materialität Bezug nimmt auf die ortsüblichen Schieferfassaden.
In den oberen Etagen des Gebäudes, im Patientenhaus, gestaltet sich die Hülle besonders öffnend und leicht, und somit entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität mit Wohlfühlcharakter. In seiner Materialität und Farbigkeit wird das Bettenhaus durch den natürlichen Ausdruck von Holz und der Leichtigkeit von großformatigen Glasflächen bestimmt. Dies verleiht dem Gebäude einen ruhigen, hochwertigen Charakter, der die Qualitäten eines Wellnesshotels widerspiegelt. In Anlehnung an die naheliegenden Baumgruppen die den Ausblick der Bettenzimmer prägen, bilden schlanke, vertikale Holzelemente einen außenliegenden, individuell verschiebbaren Sonnenschutz. Die wohlproportionierten Fensterflächen versorgen die Bettenzimmer optimal mit Tageslicht, während die auf Sitzhöhe liegende Holzfensterbank die innenräumliche Qualität der Zimmer aufwertet. Deren niedrige Höhe ermöglicht es, vom Bett aus den Blick ins Grüne schweifen zu lassen.
Die Gebäudehülle wird aktiv in das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept integriert. Transparente Flächen werden mit einem beweglichen Sonnenschutz beschattet, um solaren Eintrag im Sommer gering zu halten. Die Qualität der Gebäudehülle wird bezüglich der Luftdichtheit und U-Werte an den Anforderungen des Passivhausstandards orientiert. Zur Minimierung der Heiz- und Kühllasten werden alle opaken Fassadenteile luftdicht und wärmebrückenfrei mittels Hanf- und Flachsdämmung wärmegedämmt. Hanf und Flachs sind nachwachsende Rohstoffe mit guten Dämmeigenschaften und gesundheitlich unbedenklich. Die Holzmodulbauweise ermöglicht eine schnelle Montage und generiert einen ökonomischen Mehrwehrt, der dem Gesamtprojekt zugutekomme. Die Verkleidung bestehend aus Holz stellt eine besonders nachhaltige Investition dar.

NACHHALTIGKEIT
Es werden durchgängig dauerhafte, umweltverträgliche und recyclingfähige Materialien sowie materialsparende, erprobte Konstruktionen eingesetzt. Die recyclingfähige Konstruktion kann während Ihrer langen Nutzungsdauer bei minimalem Wartungsaufwand unverändert bleiben und an die kürzeren Innovationszyklen der Haustechnik angepasst werden. Auf diese Weise wird, über die Standzeit gerechnet, der geringste Primärenergiebedarf benötigt. Es wird Wert darauf gelegt, mit wenigen aber dafür hochwertigen Materialien eine freundliche, helle Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Die Fassade aus Holz und Beton unterstützt den Ansatz ökologisch hochwertige Baustoffe zu verwenden und ein nachhaltig, hochwertig recyclingfähiges Gebäude zu schaffen. Alle anderen Materialien werden so verbaut, dass sie am Ende ihrer Nutzungsphase sortenrein rückgebaut und hochwertig recycelt werden können. So wird ein nennenswerter Teil der Grauen Energie zurückgewonnen und für andere Bauvorhaben wieder nutzbar.

WIRTSCHAFTLICHKEIT
Der größte Kostenblock fällt nicht für die Erstellung, sondern während der Nutzungsphase an. Dabei spielen insbesondere die Aufwendungen für Energie sowie für Reinigung und Instandhaltung eine wichtige Rolle. Der Einsatz von langlebigen Bauteilen und einfach zu reinigende Oberflächen, die gute Erreichbarkeit und einfache Austauschbarkeit verschleißanfälliger Bauteile sowie die Berücksichtigung der zeitlichen Abfolge von Austauschclustern bilden die Grundlage für einen langfristig wirtschaftlichen Betrieb.
Oberstes Ziel der TGA-Planung ist das Suffizienz-Prinzip. Hier werden nur die zur Funktion des Gebäudes und zur Sicherung des wissenschaftlichen Betriebs notwendigen Anlagen geplant und installiert. Der Einsatz hocheffizienter Antriebe in der Lüftung-, Heizung- und Kälteanlage sowie der Beleuchtungsanlage sind dabei Grundsätze. Durch den Einsatz einer Gewerke-übergreifenden Gebäudeautomation wird ein bedarfsgerechter Betrieb gesichert. Insbesondere für die Klima- und Heizungstechnik erfolgt die Auswahl der Systeme so, dass die erforderlichen Medientemperaturen im Bereich der Raum- bzw. Umgebungstemperaturen liegen (Low-Ex-Prinzip).

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer kraftvollen Geste definieren die Verfasser Lage und Form des Gebäudes im Übergang von der Landschaft zur Lohengrintherme. Dabei folgt der „Hotel“-baukörper der Höhenlinie des Geländes während der darunterliegende Sockelbau sich an der Straßenführung der Thermenallee orientiert. Das Einfügen in die Topographie führt mit wenig Aufwand zu einem guten Ergebnis.

Durch das Zurückweichen der Zimmergeschosse im nördlichen Bereich schiebt sich der Sockelbau- körper dominant in den Vordergrund und rückt die Erkennbarkeit der Zimmergeschosse etwas in den Hintergrund. Dabei wird die Identität der Geste abgeschwächt. Der vorgesehene Versprung vom Sockelbaukörper gegenüber der Pflegegeschosse erschwert die Erkennbarkeit der Eingangssituation, die nur im Sockelbaukörper wahrnehmbar ist. Hier wäre eine bessere Überlagerung der beiden Ge- bäudeteile wünschenswert.

Dem von den Verfassern gewünschten Hotelcharakter des Gebäudeensembles fehlt die klar erkennbare Eingangs- und Vorfahrtssituation, da sie ausschließlich im Sockelbauwerk ablesbar ist. Die vom Verfasser artikulierte Marktplatzsituation ist in Ansätzen leider erst im Innenren des Gebäudes erkennbar. Hier wäre eine deutlichere Verknüpfung von Sockelbauwerk und „Hotel“-geschossen wünschenswert und mit geringfügigen Änderungen möglich.

Die Anordnung der Stellplätze entlang der Thermenallee unter Freihaltung der Fläche zwischen Rehazentrum und Klink an der Therme ist nachvollziehbar. Die dadurch entstehenden Potentiale für die deutliche Herausbildung der Eingangssituation sind noch ausbaubar.

Die funktionale Anordnung des Wirtschaftshofes in der Nordwestecke wird positiv gesehen und erfüllt die funktionalen Anforderungen.

Die Zweigeschossigkeit des „Hotel“-Baukörpers als Übergang in die Landschaft ist von der Höhenentwicklung angenehm. Die in den Landschaftsraum ragenden Nutzungen des medizinischen Zentrums stören die kraftvolle Geste und formulieren eine Eingangsgeste, die auf dieser Seite kritisch gesehen wird. Gleichwohl wird die gewünschte Offenheit an dieser Stelle positiv gesehen.

Die im Funktionsprogramm geforderte Erkennbarkeit der drei Pflegebereiche (a 50 Betten)
ist in der ausgewiesenen Anordnung der Zimmer nicht ablesbar. Dennoch ermöglicht die Ausweisung der Zimmer entlang der Innenhöfe und dort angelagerten medizinischen Zentren eine angenehme hotelartige Atmosphäre mit hoher Aufenthaltsqualität. Der hierarchiefreie Bezug aller Rehabilitantenzimmer zur Landschaft ist positiv, bringt jedoch weite, aber dennoch interessante, Wege zu den Pflegediensteinrichtungen mit sich. Die angebotenen Lichthöfe sind ausreichend dimensioniert, führen zu angenehmen Licht- und Raumverhältnissen in den Inneren Bereichen und bieten angenehme Kommunikations- und Aufenthaltsbereiche.
Die vorgeschlagene Konstruktion des Sockelbaukörpers in Stahlbetonbauweise ist nachvollziehbar. Positiv wird der Vorschlag für die Ausbildung der Zimmer in Holz-Modulbauweise unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Ökologie gewertet. Die Darstellung der Patientenzimmer weist eine hohe funktionale und architektonische, hotelartige Qualität aus.

Die Funktionalität von Untersuchungs-, Behandlungs- und Therapiebereichen ist an einigen Stellen nicht gewährleistet und müsste entsprechend angepasst werden. Die Lage des Speiseraumes ist nachvollziehbar verortet. Die Anordnung der Versorgungs- und Küchenbereiche im darunterliegenden Geschoss hat funktionale Nachteile. Die geforderte Trennung der Besucherströme von ambulanten und stationären Rehabilitanten ist noch nicht ausreichend nachgewiesen. Die Lage und Funktionalität der notwendigen Treppenhäuser ist brandschutztechnisch noch nicht gelöst.

Der Entwurf verfügt über zwei Patientenaufzüge. Da sich das Gebäude über ca. 200 Meter erstreckt, scheint dies zu knapp bemessen, um kurze Wege im Gebäude für Patienten und Mitarbeiter, sowie Besucher abzubilden. Hier gilt es sich in der weiteren Planung zu überlegen, ob der vorhandene Logistikaufzug nicht auch in einen Patientenaufzug umgewidmet werden kann. Die Anforderung an den medizinischen Cluster ist nur teilweise erfüllt, da die Pflegebetten nicht in Einheiten a 50 Betten abge- bildet sind. Die drei zentralen Pflegeeinheiten mit den notwendigen Nebenflächen sind gemäß Auslo- bungsunterlage abgebildet. Auf Haupteingangsniveau befindet sich auch der Bereich der Therapie. Die Leitstelle der Therapie befindet etwa 125 Meter vom Haupteingang entfernt. Die Einfahrtssituation zum Wirtschaftshof an der Westseite ist durch den engen Kurvenradius nicht funktional abgebildet. Die medizinischen Cluster erfüllen die Anforderungen an die zentralen Pflegeeinheiten.

Die klare Anordnung des Hotelbaukörpers schafft deutlich erkennbare Freiflächen in der Übergangszone zur Landschaft mit guten Nutzungsmöglichkeiten. Die Freianlagengestaltung auf der Nordseite des Baukörpers wird im Hinblick auf die topographische Situation nicht schlüssig dargestellt.

Der Entwurf bietet eine hohe Qualität in den Patientenzimmern mit freiem Ausblick in die umgebende Landschaft, als auch in den Erschließungsflächen mit Tageslichtbezug und Blickbeziehungen über differenziert ausformulierte Innenhöfe. Die individuelle, markante Ausformung der Höfe ist für die Größe der Gebäudestruktur wichtig und sollte in der weiteren Ausarbeitung vertieft werden. Die Verschattung erfolgt über Schiebeelemente. Die Effektivität dieser Maßnahme müsste im Planungsprozess weiter untersucht werden. Die Wartung und Reinigung der Innenhoffassaden scheint ungelöst.
Die geringe Geschossigkeit bedingt eine hohe Flächeninanspruchnahme.

Von den wirtschaftlichen Kennwerten liegt der Entwurf im mittleren wirtschaftlichen Bereich.

Insgesamt ein guter Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe, der durch die Kraft und Einfachheit der architektonischen Mittel besticht, aber noch Mängel in der Funktionalität und in Einzelbereichen der Baukörperausformung aufweist.
Schwarzplan

Schwarzplan

Städtebau

Städtebau

Grundriss EG

Grundriss EG

Funktionsverteilung

Funktionsverteilung

Patientenzimmer

Patientenzimmer

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt