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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2018

Neubau 50m-Schwimmhalle Neufeld in Bern

NEMO

4. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Raumbureau

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

Bauphysik, TGA-Fachplanung

b+p baurealisation ag

Projektsteuerung

Beck Schwimmbadbau AG

sonstige Fachplanung

Studio David Klemmer

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Kompakt, reduziert und unter Übernahme der orthogonalen Struktur versteht sich das quadratische, nach allen Seiten ausstrahlende Volumen als Teil der Unisportanlagen.
Die Befreiung vom Zwang eines strassenbezogenen Zugangs wird zur Schaffung eines erhöhten, attraktiven Scharniers zwischen dem unangetasteten, charmanten Neufeldstadion, den Tennisplätzen und der neuen Schwimmhalle genutzt. Der geschätzte Versuch und Wille, das Kunstrasenfeld zu erhalten, führt gegenüber den Nachbarbauten und auch zu den Bäumen zu einer kritischen Nähe. In der übergeordneten Betrachtung
einer der schönsten Strassenräume Berns stört das aus dieser Sicht abgedrehte Volumen den harmonischen Alleeraum zwischen dem Bierhübeli und dem Studerstein.
Möglicherweise erweist sich in diesem Zusammenhang die Aufrechterhaltung des Rasenspielfeldes als zu grosse Hypothek, da kaum Spielraum des Weichens möglich erscheint. Verstärkt wird diese Kritik durch den Umstand, dass der Vorplatz in seiner Ausgestaltung die Qualitäten des geschichteten Strassenraumes nicht weiterführen
kann und als Restraum wahrgenommen wird. Die Autoabstellplätze entlang der Neubrückstrasse liegen im Strassenabstandbereich. Die Erschliessung der Halle an der
Nordwestseite aktiviert das Sportareal von innen heraus. Mit einem grosszügigen Platz entsteht ein Ankunftsort und Aufenthaltsraum, der für die Nutzerinnen und Nutzer
der Schwimm-, Tennis- und Fussballeinrichtungen gleichermassen attraktiv ist. Der Tribünenwall wird belassen, sein Rand mit einer Wildhecke zugepflanzt. Damit bricht
die interne Verbindung zu den Gebäuden der Universität hin unvermittelt ab. Der geschlossene Gebäudesockel erreicht an der Südostecke des Areals Geschosshöhe und
zeigt sich zur Neubrückstrasse hin abweisend. Das Volumen steht zu nah an der Bebauung der Beaulieustrasse und provoziert mit seinem Fensterband ungewollte Blickbezüge zwischen den privaten Wohnungen und dem öffentlichen Badebetrieb. Die Tennisanlage ist gut organisiert. Der Aussenbereich an der neuen Fusswegverbindung kann als Pocket-Park genutzt werden. Zusammengefasst ergeben sich aus der prägnanten Architektur Aussenräume, welche zum Sportareal hin gestalterisch und funktional überzeugen, zur Neubrückstrasse und zur angrenzenden Wohnbebauung hin aber wenig Qualitäten entwickeln.

Einmal oben auf der Eingangsebene angekommen, überzeugen beim Betreten der Bel-Etage der grosszügige Raum eindruck und der Blick in die Schwimmhalle. Alles ist sozusagen auf einen Blick erfassbar, sodass die Orientierung und der Halt im Raum begünstigt wird. Die Abläufe der Badegäste sind einfach und verhältnismässig kurz. Insbesondere der Saubergang im Untergeschoss ist sehr knapp bemessen und ohne räumlich architektonischen Anspruch. So muss der Gang zum Bad eher bedrückt
in Kauf genommen werden, bis man die offenen, fliessenden und schönen Raumfolgen auf der Sportebene betreten darf. Das auf lediglich acht Stützen schwebende Hallendach findet seinen Sinn in der generösen Öffnung des rundum verglasten Hallenniveaus.
Auf Augenhöhe ermöglicht das rundum laufende Glasband einerseits den Blick nach aussen, entwickelt aber durch seine klare und moderate Dimension ein angenehmes
Raumgefühl. Nicht nur ist damit der freie Blick in die Umgebung sichergestellt, auch erfolgt die Befensterung selektiv mit sicherem Gespür für das Notwendige, ohne unangenehme Folgekosten bei Verschattungen und zu hohem Energieverlust. Zwischen dem Tennisclub und dem Schwimmbad wird eine interessante Synergie vorgeschlagen. Dennoch stellt sich die Frage, ob in dieser eher beengten Konstellation die Bedürfnisse des Tennisclubs
gedeckt sind. Das Erscheinungsbild folgt dem Primat der Materialeinheit und findet seine robuste und erratische Kraft in einem reduzierten Formenvokabular. Dieses scheint sich
nicht allein auf die Haptik des Materials und der Proportion verlassen zu wollen und bedient sich der Überzeichnung einzelner Elemente wie der fragilen Aussentreppe,
des kaum nutzbaren Balkons und der ausgedrehten, konstruktiv nicht nachvollziehbaren Stützen. Die wohl formal motivierte Verknüpfung erscheint forciert und stellt die Kraft der Gestalt unnötig in Frage. Gerade die gleichzeitig auf den Stützen liegenden und dennoch gehängten Elementbetonplatten legen die konstruktive und strukturelle Problematik offen. Ein Rost aus 7,50 Meter hohen Wänden, welche gleichzeitig als Betonträger eingesetzt sind, ruht auf acht abgedrehten Betonpfeilern und fasst fünf 2,80 Meter über
dem Hallen- resp. Wasserniveau schwebende Raumkammern. Zwei davon sind zweigeschossig, sodass das Einzelne raumwirksam und sehr geschickt ein äusserst
sparsames Ganzes ergibt. Einerseits können raumtrennende Elemente, wie zwischen
der Schwimmhalle und dem Lehrschwimmbecken, ohne Weiteres damit aufgenommenen werden, vielmehr aber entwickeln die Raumkammern eine bemerkenswerte Raum- und Lichtatmosphäre, in welcher die minimalistische Betonästhetik seine Wirkung sehr schön entfalten kann.

Zu knapp bemessen sind die technischen Räume, ebenso die Steigzonen. Wahrscheinlich ist das Mass an verfügbarem Raum zu klein, um die Hypothek der für ein Hallenbad
und die unterhaltsarme Bewirtschaftung notwendigen Installationsräume ohne einschneidende Massnahmen korrigieren zu können. Der Veloabstellraum ist bedrückend und unattraktiv, insbesondere auch die kleine, sehr funktionalistische Erschliessungstreppe. Ungünstig platziert ist der tageslichtlose Personalraum im Untergeschoss.

Im Quervergleich der sechs rangierten Eingaben weist das Projekt NEMO mit dem sehr kompakten Baukörper und dem Belassen des Unisportfelds Erstellungskosten im unteren Bereich auf. Unter den Bedingungen der starken Einschränkungen entwickelt das Projekt unter Wertschätzung und Aufrechterhaltung des Stadions und des Unisportplatzes eine
bemerkenswerte reduzierte Klarheit und innenräumliche Kraft. Demgegenüber steht die konfliktreiche Nähe zur Nachbarschaft sowie die limitierten Handlungsspielräume
aufgrund zu knapper technischer Räume.