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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2018

Neubau 50m-Schwimmhalle Neufeld in Bern

Stiller

5. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Boltshauser Architekten AG

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Balzer Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

IBG Engineering

TGA-Fachplanung

Basler & Hofmann AG

Bauphysik

JOP Josef Ottiger + Partner AG

TGA-Fachplanung

Schneider Aquatec

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Konzeption liegt im Weiterbauen des bestehenden Sportclusters Neufeld. Sie bildet mit dem rechteckigen, in sich geschlossenen Volumens und der
prägenden Zugangsachse mit einer monumentalen Treppe ein zusammenhängendes System. In umgekehrter Richtung öffnet sich die arealinterne Achse der Bestandesbauten
zum Vorplatz der Schwimmhalle und führt über den Tennisclub-Vorbereich an den Strassenraum. Im Grundsatz handelt es sich um einen nachvollziehbaren Ansatz mit einem überraschenden Freispielen eines durchgängigen Freiraumes zum Quartier. Dieser
Vorteil wird einerseits gemindert durch die mangelnde Anbindung an die Neubrückstrasse und andererseits vermag die Tennisanlage als Auftakt in der vorgeschlagenen Form nicht zu überzeugen. Das Gelände wird mit Mauern zerschnitten und bietet keine grosszügigen Wegverbindungen. Das Clubhaus steht als Nebendarsteller prominent vor der Schwimmhalle. Auch fehlt der inszenierten, breiten Treppe das nötige Vorland, um eine gelungene Verknüpfung mit dem gesamten Erschliessungsraum zu entwickeln. Zusätzlich versperrt die Veloabstellanlage die in der Konzeption angelegte, grosszügige Durchwegung auf der tragenden Konzeptachse. Zur Neubrückstrasse hin entsteht eine gestaffelte Raumfolge. Die einzelnen Nutzer erhalten einerseits je eine eigene Adresse und sind gleichzeitig ablesbar geordnet. Diese gute Raumidee zerfällt in der konkreten Gestaltung und Ausstattung in Restflächen und Abstandsgrün.

Die Organisation der Tennisplätze, Fuss- und Beachvolleyballfelder ist teilweise unklar. Die Chance, im Zuge des Schwimmhallen-Neubaus das ganze Sportareal für das Quartier attraktiver zu machen, wird nicht genutzt. Gesamthaft wird die an sich gute Ausgangslage nicht genutzt und verliert in ihrer Detaillierung und Konkretisierung viel von ihrer Klarheit und Kraft. Ein funktional gutes Projekt mit klaren, einfachen Strukturen. Der Zugang mit dem Empfangs-/Kassenbereich und Bistro ist attraktiv. Vom Eingang her haben Gäste
aber nur eine eingeschränkte Sicht in die Schwimmhalle, die im Wettkampfbetrieb durch den mobilen Tribünenaufbau versperrt wird. Zuschauende gelangen via eine Treppe auf die Galerie, für Menschen mit Behinderungen ist keine Lösung angedacht. Die Schwimmbadbesucher gelangen über Treppen zu den Garderoben und Sanitäranlagen
im UG und wieder hinauf zu den Becken, ohne Tageslicht, was wegen der Treppen im Nassbereich auch sicherheitstechnisch nicht unproblematisch ist. Die Hallenstruktur
ist übersichtlich mit einer kompakten, zentralen Sanitärzelle auf der Ebene der gut mit Tageslicht versorgten Schwimmhalle. Die Funktionalität der Tennisanlage
ist gewährleistet. Die Sportanlagen der Universität werden neu angeordnet, sind aber betrieblich gut angelegt und von der Strasse her etwas geschützt.

Das Bauwerk ist klar konstruiert und bildet mit den Materialien Beton, Faserbeton und Glas eine solide Ausgangslage. Sie stimmt mit der pragmatischen und funktionalen
Haltung des Entwurfsansatzes überein. Der architektonische Ausdruck wirkt trotz durchgehender, grosszügiger Glasfassade im Hauptgeschoss schwer. Die mächtig erscheinende Gestalt wird unterstrichen durch die zeichnenden vertikalen Betonpilaster des Tragrasters und der Fügungslogik des Zugangsportals in Beton. Die Wahl von
gekrümmten Fassadenelementen verstärkt den wehrhaften Ausdruck zusätzlich, als umlaufendes Fassadenband verbirgt es die dahinterliegende räumliche Vielfalt,
die dem Haus auch nach aussen einen differenzierteren Charakter hätte verleihen können.
Die weitgehend vorfabrizierte Dachkonstruktion besteht aus vorfabrizierten Primärträgern und dazwischenliegenden, vorgespannten Rippenträgern. Darüber ist eine Ortsbetonplatte vorgesehen, die eine Scheibenwirkung der Dachebene ermöglicht. Die Unterflansche von Primärund Sekundärelementen prägen die Deckenuntersicht der Schwimmhalle. Die horizontale Aussteifung ist über Kerne und Wandscheiben gut gelöst. Der Verzicht auf den vorgesehenen Fernwärmeanschluss und die Bereitstellung der Wärme durch eine Erdsonden-Wärmepumpe hat zur Folge, dass ein grosses Erdsondenfeld bereitgestellt werden muss. Die Platzierung dieses Feldes wird aber nicht aufgezeigt. Die Technikfläche
wirkt in der Geometrie ungünstig in Bezug auf Erschliessung und Fluchtwege. Der ausgewogene Glasanteil begünstigt einen effizienten winterlichen Wärmeschutz sowie
die Behaglichkeit. Mit der Neukonzeption des Unisportfelds, aber einem recht kompakten Baukörper liegt das Projekt im Kostenvergleich der sechs Projekte im mittleren Bereich.
Der Entwurf ist auf allen Ebenen pragmatisch und funktional gelöst. Es fehlt insgesamt das «Mehr», welches dem Ort und dem Bauwerk als öffentliches Gebäude einen adäquaten Auftritt verleihen würde. Dieser Mangel fruchtet auch in der an sich logischen Konzeption, den Sportcluster weiterzubauen, und überzeugt als Campusidee mit mangelnder Verknüpfung zum städtischen Raum an diesem Ort nicht.