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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Erweiterung Förderschule mit Schwerpunkten Geistige Entwicklung und Sprache/Lernen in Friesoythe

3. Preis

Preisgeld: 15.600 EUR

ANGELIS & PARTNER Architekten mbB

Architektur

Erläuterungstext

AUSGANGSITUATION
Ziel dieses Wettbewerbes ist es, die bestehende Elisabethschule aufgrund geänderter Anforderungen und steigender Schülerzahlen als Förderschule mit den Schwerpunkten Geistige Entwicklung und Sprachen zu erweitern. Die Erweiterung kann auf dem vorhandenen Grundstück am Standort Großer Kamp 7 erfolgen.
Dieses Grundstück liegt zentrumsnah innerhalb der Stadt Friesoythe, in direkter Nachbarschaft zu Grundschule, Haupt- und Realschule sowie einer Sporthalle. Die Bebauung des umgebenen Stadtquartiers, die den Schulkomplex umgibt, ist hingegen sehr kleingliedrig und besteht aus ein- und zweigeschossigen, überwiegend freistehenden Einfamilienhäusern. In der derzeitigen Situation tritt die Elisabethschule im städtebaulichen Gefüge zurück. Sie ist weder von der Barßeler Straße, einer der Haupterschließungsstraßen Friesoythes, aus zu erkennen, noch von der Straße Großer Kamp Ost, da sich der Baukörper in die Tiefe des Grundstücks zurück zieht und von einem großen Baumbestand umgeben ist. Somit fehlt der Schule eine klare Adressbildung und die Eingangs- und Erschließungssituation für Schüler und Personal genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen und dem Selbstverständnis der Schule.

ZIEL
Ziel dieses Entwurfsansatzes ist es, den Neubau so zu integrieren, dass die neuen Bausteine möglichst zentral, raum- und ressourcensparend sowie räumlich selbstverständlich an die bestehende Struktur der Schule anbinden. Dabei wird Aula, auch in ihrer Nutzung als Ganztagsbereich, als Herz der neuen Schule verstanden und soll mit der Anbindung an eine zentrale Erschließung das bestehende Raumangebot ergänzen und Neubau und Bestand so miteinander verknüpfen, das die Schule zu funktional zu einer neuen Einheit wird.
Neben einer direkten und klaren Anbindung im Inneren sollen die neuen Baukörper aber auch die Außenräume gliedern und differenzieren und eine neue Eingangssituation schaffen.

IDEE
Um eine quartiersverträgliche Einbettung des, aufgrund des großen Raumprogramms, hohen Neubau-Volumens zu erreichen, sieht der Entwurf vor die unterschiedlichen Nutzungen in kleinere überschaubare Bereiche zu gliedern und auf zwei neue Baukörper zu verteilen.
Das kompakte Bestandsgebäude wird also um zwei, 2- bzw. 3-geschossige lineare Baukörper ergänzt, die mit etwas Abstand jeweils im Osten und Westen des Bestandes platziert werden. Durch das Verschieben der neuen Körper aus der Achse des Bestandes heraus Richtung Süden bilden ihre Gebäudekanten die räumliche Fassung des neuen Eingangs- und Pausenhofes und rahmen das Bestandsgebäude ein. Durch das Vortreten der beiden neuen Volumen an die Straße Großer Kamp tritt die Schule aus ihrer versteckten Position heraus und bildet mit der Sporthalle ein gesamtheitliches und räumlich dynamisches Gebäudeensemble.
Eine zentrale neue Erschließungsachse, die Magistrale, verbindet zukünftig, ähnlich einer Perlenschnur, alle drei Gebäudeteile und stellt klare Bezüge zu den unterschiedlichen Bereichen und Nutzungen der Schule sowie zu den Außenräumen her. Der erforderliche Flächenbedarf wird durch die kompakte Bauweise und den Anschluss der Magistrale an den Bestand minimal gehalten. Nur wenige der dringend benötigen Nutzflächen des Bestandes gehen verloren.

NUTZUNG UND INNERES
Die Bereiche, bestehend aus den GE- und SR – Klassen sowie Therapie und Verwaltung sind als eigenständige Körper ablesbar. Fachunterricht und Klassenräume sind im Bestandsgebäude, sowie dem größeren westlichen Neubau untergebracht. Therapiebereiche und Verwaltung befinden sich im östlichen, kleiner dimensionierten Baukörper.
Für die Förderschule ist eine einfache und klare Orientierung und eine zentrale Erschließung unabdingbar und steht somit im Mittelpunkt des entworfenen Schulkonzepts. Dieses wird erreicht durch die neue Magistrale, welche alle 3 Körper auf zwei Geschossen ebenen gleich miteinander verbindet. Sie bildet, in Ost-West-Richtung verlaufend den Hauptverteiler in für die Schüler und Personalströme und schafft über Sichtachsen eine gute Orientierung in die verschiedenen angrenzenden Bereiche. Dabei ist die Magistrale als großzügiger, fließender Raum geplant; mit Aufweitungen, Einschnitten und Lufträume entstehen differenzierte helle Begegnungs- und Bewegungsflächen die den speziellen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden und eine Vielzahl an Mehrfachnutzungen z.B. als Rückzugsbereiche, Trainingsmöglichkeiten, Treffpunkte, Abstellmöglichkeiten für Rollstühle etc. zulassen.
Die Aula, das Herzstück der Schule, wird der Magistrale direkt angegliedert. Sie befindet sich im westlichen Neubaukörper, erstreckt sich über 2 Geschosse mit einem darüber befindlichen Dachgarten und markiert, im Zusammenspiel mit der Magistrale den neuen, zentralen Eingangsbereich der Schule. Die Lage und Orientierung des Saals zum Eingangshof lässt Ein- und Ausblicke auf das Schulgeschehen zu, bei Veranstaltungen kann sich der Saal zum Hof hin öffnen und schafft ein öffentliches Gesicht für die Schule. Um den Saal herum orientieren sich die verschiedenen Klassenräume für Fachunterricht, GE und SR.
Der an die Aula anschließende gläserne, überdachte Eingangsbereich, als zweigeschossiger Verbindungsbau zwischen Neu- und Bestandsbau, führt die Schüler zukünftig vom Eingangshof direkt auf die Magistrale und erlaubt ihnen die Übersicht in alle anschließenden Bereiche sowie den dahinter liegenden Freiraum der Schule. Durch die Lage der neuen Therapiebereiche im östlichen Neubau, sind diese auch unabhängig von dem normalen Schulbetrieb nutzbar. Als kleines Gegenüber zur Aula orientiert sich auch hier der 2-geschossige Übungsraum zum Eingangshof hin.

FASSADE, MATERIAL UND ENERGIE
Die Klarheit der Baukörper soll durch die Fassadengestaltung unterstrichen werden und auch äußerlich eine Einheit mit dem Bestand bilden. Als Grundmaterial der Neubauten wird ein helles Verblendmauerwerk (warmes hellgrau/hellbeige) vorgeschlagen. Dies nimmt den Bauvolumen die Schwere und lässt sie leichter wirken und zudem ist es ein langlebiges und damit nachhaltiges Fassadenmaterial. Die Öffnungen sind mit hellen Putz-Faschen eingefasst und akzentuiert. Innerhalb dieser Rahmen überspielen dunkle Metalllamellen geschlossene Wandelemente und wechseln sich mit den Glasflächen zur Belichtung der Räume ab. Öffnungsflügel werden hinter vorgehängten Lochblechen angeordnet die zum einen den festen Sonnenschutz bilden und zum anderen die Funktion der Absturzsicherung für die niedrige Brüstung übernehmen. Diese Materialität der Neubauten wird auch für den Bestandsbaukörper adaptiert. Der Baukörper erhält ein neues Kleid aus vorgehängten Putzträgerplatten mit einem horizontalen Strukturputz. Dieser orientiert sich in Farbe und Materialität an den Neubauten, sodass die Körper auch gestalterisch zu einem Ensemble zusammen wachsen. Zudem erhalten die beiden Neubaukörper ein geneigtes Dach, mit Metalleindeckung. So nimmt der Entwurf figürlich die Formensprache der umliegenden Bebauung auf und verleiht den Neubauten ein spielerisches, leichteres Aussehen.
Der Neubau optimiert seinen notwendigen Energiebedarf durch sein kompaktes Volumen mit günstigem A/V-Verhältnis und einer hinter lüfteten 2-schaligen Wandkonstruktion. Ein hoher Verglasungsanteil in den Fassaden und Oberlichtern ermöglichen viel natürlichen Lichteinfall und Eintrag von Sonnenenergie. Zudem wird eine optimale Querlüftung des Raumes über die Fenster ermöglicht. Außen- und innenliegender Sonnen- bzw. Blendschutz schützen zudem vor Aufwärmung der Räume im Sommer. Die Nutzung der bestehenden Haustechnik des Bestandes (Heizung, Strom und Wasser) minimiert die technische Aufrüstung und nutzt die vorhandenen Reserven. Die geneigten Dachflächen sind so ausgelegt, dass eine Photovoltaikanlage installiert werden kann, um auch sichtbar den Umgang mit regenerativen Energien deutlich zu machen.

AUSSENRAUMPLANUNG
Durch die Anordnung der neuen Erweiterungsbauten wird der Außenraum zukünftig deutlicher differenziert. Im Süden an der Straße Großer Kamp entsteht der öffentliche, nur wenig begrenzte Eingangshof. Hier wird ausreichend Raum für die Anfahrt der Kleinbusse und Elternfahrzeuge geschaffen, um die Kinder sicher vor der Schule abzusetzen und wieder abzuholen. Im Westen geht diese Fläche über in den zukünftigen Parkplatz für die Mitarbeiter und das Lehrpersonal. Im Norden der Baukörper entstehen, wiederrum durch die räumlich verschobenen Baukörper begrenzt und differenziert, unterschiedlich gestaltete Freiräume für die Kinder zum Entdecken, toben, spielen. Hier gibt es verschiedene Bereiche, angepasst an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder, die sich wie Teppiche in verschiedener Gestaltung über die Grundstücksflächen ziehen, von gepflasterten Platzflächen, über Sportflächen bis hin zu Grünräumen wie dem Birkenhain, Schulgarten oder dem „Wäldchen“ an der Barßeler Straße.
Perspektive Elisabethschule

Perspektive Elisabethschule