modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2018

Ersatzneubau Wohnsiedlung Hardau I in Zürich

Laurel & Hardy

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

Graber Pulver Architekten

Architektur

w+s Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

EK Energiekonzepte AG

Bauphysik, Energieplanung, Akustikplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

In der Neukonzeption der Wohnsiedlung Hardau l überlagern sich drei städtebauliche Problemstellungen. Zum einen gilt es, eine sehr starke bauliche Verdichtung ortsverträglich zu bewerkstelligen, zum anderen ist eine stadträumlich unverständliche, seit Jahrzehnten unbewältigte Situation zu klären. Denn das beziehungslose Nebeneinander der Blockrandstadt und der offenen Bebauungsstruktur der siebziger Jahre, das heute bloss unbefriedigend ist, wird mit der baulichen Dichte von morgen unerträglich werden. Und schliesslich gilt es, mit der Neubebauung gleichsam ein Bekenntnis zum Hardaupark abzulegen. Davon profitieren beide, Siedlung und Park. Die grosse neue Siedlung, die im Strassenraum kaum sichtbar wird, erhält so eine Adresse. Der Park, dem man seine Vorgeschichte als Parkplatz bis heute ansieht, weil ihm die Häuser rundum den Rücken zuwenden, erhält zum ersten Mal eine angemessene bauliche Fassung. Dem Beitrag «Laurel & Hardy» gelingt eine sehr selbstverständliche Antwort auf die geschilderten Herausforderungen. Die grosse Dichte wird gut integriert, so dass sie generell nicht als kritisch wahrgenommen wird. Das liegt nicht nur an der Beschränkung auf sechs Geschosse im Hofbereich, sondern insbesondere an der mehrflügeligen Gliederung des Hofgebäudes, bei dem auch die dichte, aber respektvolle Annäherung an die Wohnzeile im Westen überzeugt. Im Süden eröffnet die Trennung in Strassen- und Hofgebäude eine Lücke, die gerade weit genug ist, um dem Gewerbehof dazwischen einen genügenden Zugang direkt vom Park zu gewähren. Ausserdem erhält der Hofblock im Süden einen kräftig artikulierten Kopf, womit auch die Hinwendung zum Park überzeugend artikuliert wird. Dazu wird der Sockel plastisch vorgesetzt und durch eine Laube im 1. Obergeschoss angemessen überhöht. Mehr Pathos als in dieser nur gerade angedeuteten Monumentalordnung gibt es nicht, mehr braucht es auch nicht. Die Situierung der öffentlichen Nutzungen im parkseitigen Sockel ist ebenso schlüssig wie der Auftakt zur «Rue Intérieure», die von hier aus die ganze Tiefe des langen Hofblocks erschliesst. Gerade der Beginn dieser wichtigen und attraktiven Erschliessungsstrasse dürfte allerdings etwas grosszügiger ausfallen. Entlang dieser Achse sind die Eingänge, Veloräume und Sondernutzungen einladend und gut auffindbar aufgereiht, und zwar so, dass der Öffentlichkeitsgrad sukzessive abnimmt, bis am nördlichen Ende die Wohnnutzung auch das Erdgeschoss erreicht. Die Gewerbelokale an der Hardstrasse sind gut geschnitten, flexibel und mittels Vorgartenstreifen auf bewährte Weise zum Strassenraum in Beziehung gesetzt; etwas gar pragmatisch wirken dagegen die Parkplätze entlang des Parksaums, die weder zur Qualität des Parks noch zur Standortgüte der Gewerberäume beitragen. Derselbe positive Gesamteindruck setzt sich beim Gang durch die Wohngeschosse fort: pragmatische, komfortable Wohnungstypen mit klarer wohnungsinterner Zonierung zwischen Kollektiv- und Individualbereich. Generell vermittelt ein kompaktes Entrée zwischen Treppenhaus und Privatsphäre, auch sind die Zimmer gut geschnitten und erstaunlich gross, ja es gelingt sogar, den Wohnungen mehrheitlich drei Ausrichtungen einzuräumen. Nur zuvorderst am Park – im Mittelgelenk des Hofgebäudes – wandern die Wohnräume zu tief ins Innere des Volumens hinein. Die Wohnungen entlang der Hardstrasse sind bewährte «Lärmgrundrisse», werden aber dank eines kleinen Erkers zusätzlich aufgewertet. Ansichten und Visualisierungen erzählen von einer Architektur, deren disziplinierter, unpathetischer, vielleicht etwas behäbiger Ausdruck der Aufgabe angemessen ist. Abschliessend sei noch die akkurate Einhaltung des Raumprogramms, die positiven Bewertungen bezüglich der Kriterien Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, das genaue Respektieren des baurechtlichen Rahmens und die Durcharbeitung des Haustechnikkonzepts erwähnt – allesamt Aspekte, die den Gesamteindruck eines souveränen, gelassenen Umgangs mit der komplexen Aufgabenstellung bestätigen.