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Offener Wettbewerb | 06/2018

Ersatzneubau Wohnsiedlung Hardau I in Zürich

Von Schaukeln, Beeten und grossen Bäumen

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Brechbuehler Walser Architekten

Architektur

Stefanie Scherer Architektin

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie man sich ziemlich respektvoll ziemlich breit machen kann zwischen zwei Nachbarn, die nicht ganz einfach sind und kaum verschiedener sein könnten, das wird beim Projekt «Von Schaukeln, Beeten und grossen Bäumen» schlüssig vorgemacht. Das Blockrandfragment an der Hardstrasse wird zum Hardaupark hin verlängert, während die offene Konstellation der Siedlung Hardau II um einen dreiflügeligen, parallel stehenden Baukörper ergänzt wird. Gemeinsam fassen die beiden Gebäude einen Hof, der trotz grosser Dichte gut proportioniert ist. Die Selbstverständlichkeit, die diese Setzung im Stadtgrundriss auszeichnet, wird zwar im Schnitt etwas relativiert. Denn weil das Hofgebäude – wohl unter dem Druck der hohen Ausnutzung – nahezu gleich hoch geraten ist wie das Haus an der Strasse, wirkt die angrenzende, niedrige Wohnzeile der Siedlung Hardau II arg bedrängt. Andererseits liegt es wohl gerade an der kräftigen Höhenbetonung der beiden strassenparallelen Baukörper gegenüber den dazu querstehenden Flügeln, dass im Gesamteindruck kein «Dichtestress» aufkommt. Das lässt sich nur von wenigen Projekten sagen. Bewährt, konventionell – im besten Sinne – ist auch die Verbindung des Gebäudekomplexes mit dem Boden der Stadt: Von der Strasse und vom Park betritt man die Gewerbelokale, vom zentralen Wohnhof aus die Treppenhäuser zu den Wohngeschossen. Rund um den Hof liegen im Parterre Kindergarten, Gemeinschaftsraum, Waschsalons und Ateliers: Ein Brennpunkt des Siedlungslebens, dessen mineralische Materialität zur informellen Aneignung ermutigt. Zu diesem schlüssigen Konzept will allerdings weder der enge, dunkle Durchgang passen, der den Hof mit der Hardstrasse verbindet, noch die beziehungslos abgehängten Wohnungszugänge für die Treppenhäuser am nördlich anschliessenden Gartenhof. Die Wohngeschosse sind geprägt vom Ehrgeiz, streng einheitlich auf die verschiedenen Situationen zu reagieren. Dieser genetische Code baut auf einer «durchgesteckten Wohnung» auf, die gemeinsam mit ihrem spiegelbildlichen Vis-à-vis über ein kompaktes zweispänniges Treppenhaus erschlossen ist. Diese – einmal mehr – bewährte, aber attraktive Grundanlage kommt hier allerdings an ihre Grenzen, weil die Baukörper tief sind und die Wohnungsflächen klein. So bleibt für keinen Raum mehr als drei Meter Breite übrig, unabhängig von seiner Aufgabe als Wohn- oder Individualraum. Oder entsteht der Eindruck von «Knappheit allenthalben» von der konsequenten Kammerung der räumlichen Struktur? Die abtrennbaren Küchen sind zwar attraktiv, verengen aber die Essbereiche. Trotzdem überwiegt in der Diskussion der positive Gesamteindruck von Wohnungen, deren robustes Gerüst auch hohe Belegungsdichten zulässt, ohne dass dafür bauliche Eingriffe nötig wären. Überraschend, wie gut sich die starre Grundstruktur zu Clusterwohnungen fusionieren lässt; überraschend leider auch, wie schlecht sie sich offenbar an die Vorgaben des Lärmschutzes anpassen lässt: Die Wohnungen an der Hardstrasse sind so nicht bewilligungsfähig. Die etwas starre Einheitlichkeit, welche die Wohnungsgrundrisse kennzeichnet, prägt auch die Fassaden: Ihr generischer Ausdruck hat bei weitem nicht die Qualität der spezifischen städtebaulichen Setzung. Hinsichtlich Kosten liegt der Beitrag leicht unter dem Mittel der beurteilten Projekte, bei der Nachhaltigkeit wird dagegen der höchste Energiebedarf prognostiziert (hinsichtlich Grau- und Unterhaltsenergie). Insgesamt handelt es sich um ein sehr sorgfältig bearbeitetes Projekt, das von grosser Vertrautheit mit den Themen des sozialen Wohnungsbaus zeugt, und vielleicht gerade deshalb in manchen Konventionen gefangen bleibt.