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Offener Wettbewerb | 06/2018

Ersatzneubau Wohnsiedlung Hardau I in Zürich

Linard

7. Rang / 7. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Franz Müllner Architekt

Architektur

grünwerk1 landschaftsarchitekten ag

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Projekt «Linard» liegt eine sorgfältige Lektüre der städtebaulichen Situation mit den öffentlichen Grünraumen im spezifischen Kontext zugrunde. Die Eigenschaften des zunächst immer öffentlichen Freiraums werden über die Setzung der Baukörper und die Formulierung der hausnahen Bereiche bezüglich ihrer Privatheit definiert. Vor diesem Hintergrund zeigt sich der achtgeschossige Baukörper im Rückraum zur Hardstrasse als freigestellter Baukörper mit ostund westseitig gleichwertigen Aussenräumen, der sich auf reizvolle Art im Querschnitt und nach Norden volumetrisch verjüngt, was zu einer kaulquappenartigen Morphologie des Baukörpers führt. Die Strassenzeile wird mit einem fünfgeschossigen, die vorgefundene Bautiefe bestätigenden Baukörper ergänzt, der zur Betonung des Eingangs in den Hardaupark um die Ecke geführt wird. Dieses Motiv des »um die Ecke Führens» findet sich auch beim freigestellten Gebäudevolumen, was im Zusammenspiel mit dem strassenbegleitenden Baukörper zu einer eher sonderbaren Torsituation führt. Die explizite Torbildung steht im Widerspruch zur der im Bericht festgehaltenen städtebaulichen Lektüre der Gleichwertigkeit der Aussenräume. Diese städtebauliche Ambivalenz zwischen nunmehr Hofraum und öffentlichem Freiraum könnte zwar durchaus auch spannungsvoll entwickelt werden, dies geschieht aber im vorliegenden Projekt beispielsweise auch mit den unspezifischen Fassadenausbildungen viel zu wenig. So ist es schwierig nachzuvollziehen, dass bei beiden Häusern - unabhängig ihrer Setzung an der Strasse oder im Parkraum - dieselbe Fassadenkonstruktion mit gleichem Material und Ausdruck die gültige Antwort sein soll. Die Wohnungen entlang der Hardstrasse entsprechen den Anforderungen der Lärmschutzverordnung und sind zweispännig erschlossen, wobei die Bewegungsführung der Wohnungseingänge bis an die Fassade und die gut proportionierten z-förmigen Küchen und Wohnräume überzeugen. Die Erdgeschossnutzungen verfügen über quartiertypische Vorbereiche zur Strasse und nehmen die geforderten Gewerbeflächen auf, die sich teilweise – der bestehenden Topographie verpflichtet – nach Westen mit Splitlevel zeigen. Der westliche achtgeschossige Gebäudekörper bietet im Erdgeschoss südseitig zum Park den sorgfältig entwickelten Kindergarten an, während die weiteren Bereiche gegen Norden mit Waschsalons, Veloabstellplätzen, Spitexflächen und Wohnungen etwas beliebig aufgefüllt werden. Die Freiraumgestaltung reagiert solide auf die Erdgeschossnutzungen widerspiegelt jedoch die Qualitäten der Nutzungsvielfalt zu wenig. Die Wohnungen unterscheiden sich über die Geschosse, so sind im 1. - 3. Obergeschoss einseitig orientierte Wohnungen vorgesehen, während im 4. - 7. Obergeschoss prinzipiell durchgewohnt wird. Die nachträgliche Zusammenlegung zu grösseren Einheiten ist auf allen Geschossen nachgewiesen. Insgesamt vermögen die Grundrisse im Hofkörper nicht zu überzeugen. Problematisch sind die in der Tiefe und somit im Dunkeln liegenden Küchen, deren Anordnung aufzeigt, dass hier die ambitionierte Grundrisstiefe architektonisch nicht adäquat bewältigt wird. Das Projekt weist mit insgesamt 123 Wohnungen eine gute Ausnützung auf, die sich erstaunlich entspannt auf dem Areal abbildet. Die ökonomischen Kennwerte sind in der vergleichenden Betrachtung im Mittelfeld, die Flächeneffizienz liegt im Durchschnitt. Das Projekt «Linard» vermag mit einer erstaunlichen Leichtigkeit die hohen Anforderungen an die Dichte an diesem Ort erfüllen. Die Sorgfalt der Durcharbeitung des Projekts ist bemerkenswert. Allerdings zeigt sich in der Gesamtbetrachtung, dass – trotz der insgesamt recht interessanten städtebaulichen Setzung – vor allem die wenig überzeugenden Wohnungen im Hofbaukörper eine zu grosse Hypothek für das Projekt darstellen.