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7. Rang 8 / 8

Offener Wettbewerb | 06/2018

Ersatzneubau Wohnsiedlung Hardau I in Zürich

Frederick

8. Rang / 8. Preis

Preisgeld: 8.000 CHF

Meier Hug Architekten

Architektur

Synaxis AG

Bauingenieurwesen

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauphysik, sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Frederick» reagiert auf die Anforderung der Innenverdichtung im heterogenen Kontext mit einem hybriden Gebäude. Das mächtige Volumen weckt das Bild einer gewerblichen Atmosphäre an der Grenze zwischen gründerzeitlicher Stadterweiterung und Mischgebiet im Letziquartier. Die rohe Struktur im Gebäudeinnern bildet eine leere Leinwand für das Bild künftigen urbanen Lebens und erwirkt damit einen wohltuend rohen Ausdruck mit sprödem Charme. Während die gläserne Leichtigkeit dem Baukörper zum Park hin einen frischen, fast unbedarften Ausdruck verleiht, dessen wahres Gesicht erst durch die Bedürfnisse des Alltags entstehen wird, bleibt die Fassade zur Hardstrasse eher blutleer. Der zugunsten der Belebung des Hardauparks privatisierte Hofraum und die umliegenden Spiel- und Ruheflächen bilden ein in sich schlüssiges Konzept und decken den Bedarf an Nutzung und Ausstattung sehr pragmatisch. Trotz des vielgestaltigen Innenlebens und städtebaulich unterschiedlicher Bedeutung und Auffindbarkeit der verschiedenen Seiten erfolgt die Adressbildung dreiseitig nach ähnlichem Prinzip. Über grosszügige Foyers und Velohallen wird der Hof für alle Anwohnenden direkt erreichbar, lässt dann allerdings eine öffentlichere Freiraumgestaltung erwarten. Die Organisation der Dreispänner verspricht für die Mehrheit der Wohnungen vielfältige räumliche Bezüge, führt aber auch zu einer Anzahl wenig vorteilhafter Hofwohnungen. Das Potenzial der umlaufenden Laubenschicht wird nicht an allen Stellen gleichermassen ausgeschöpft und verengt überdies teilweise ohne Not den ohnehin knappen Raum. So bleibt die Bedeutung des Hofs ambivalent und etwas unbefriedigend. Überraschende Situationen ergeben sich durch die konsequente Anordnung der Treppenhäuser an der Fassade. Durch die eher ungewöhnliche Treppenführung hin zum Licht entstehen periphere Erschliessungen und eine starke Gliederung der Wohnungsgrundrisse. Die Eingangssituationen mit Küchen entlang der Fassade entwickeln eine eigenständige Kraft. Nicht allen Wohnungstypen gelingt es jedoch gleich gut, die Verkehrsflächen innerhalb der Wohnung ohne Beeinträchtigung der Möblierbarkeit anzuordnen. Im Sinn der Bewirtschaftung attraktiv ist die grosse Flexibilität der zusammenhängenden Gewerbeflächen. Die gemeinschaftlichen und atmosphärischen Aspekte der «Orangerien» und Waschküchen sind ansprechend. Bedauerlicherweise sind sie aber in ihrer Lage etwas unmotiviert und vermögen so weder der Erschliessungsfigur noch dem Hof zusätzliches Potenzial zu verleihen. Konzeptionell nicht ganz ausgereift scheint der Ansatz einer statisch konsequent ausgereizten Skelettstruktur. Obschon nachvollziehbar in der Absicht einer im Erneuerungszyklus flexiblen Primärstruktur, kann für die nun nachgefragte erste Nutzungsphase keine optimale Situation nachgewiesen werden. Die Stützen beeinträchtigen die Nutzbarkeit der knappen Flächen teilweise dramatisch und führen in der Überlagerung mit der starken Kammerung der Grundrisse zu einer Verdoppelung des Systems. Ein (teilweiser) Verzicht auf die Entwurfsidee des Skelettbaus würde das Projekt nicht zerstören, sondern Hand bieten für eine Weiterentwicklung der übergeordneten Haltung. Der hohe Flächenanteil an Fenstern (57%) führt zu grossen Problemen beim sommerlichen Wärmeschutz und bei der Einhaltung der Minergie-P-ECO-Anforderungen. Die Verfassenden experimentieren lustvoll mit verschiedenen Typen und Typologien von Struktur, Raum und Ausdruck. Die Elemente werden überlagert, zu einem neuen Ganzen collagiert und entwickeln dadurch eigenständige Qualitäten. Leider gelingt es letztlich nicht ganz, die durch die komplexe Ausgangslage entstanden Defizite zu bereinigen. Und so bleibt das in seinen Ansätzen sehr spannende Projekt hinter den selber geweckten Erwartungen zurück.
7. Rang 8 / 8