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3. Rang 4 / 4

Generalübernehmervergabeverfahren mit eingebettetem Architektenwettbewerb | 10/2017

WB GIZ Gründer- und Innovationszentrum München

Aussenperspektive

Aussenperspektive

4. Rang

Behnisch Architekten

Architektur

Grossmann Bau GmbH & Co KG

Bauunternehmen

Erläuterungstext

Allgemein

Unsere Welt unterliegt einem stetigen Wandel. Auch die Welt der Arbeit. Das traditionelle Büro als hierarchisch strukturierter, gleichbleibend organisierter Arbeitsort, an dem Scharen von Nutzern Informationen sammeln und verwalten, ist überholt. Individualität, Kreativität, Kommunikation, Kooperation, Kontroverse und Kritik, Phantasie und neue Innovationen brauchen soziale, geistige und räumliche Offenheit und Flexibilität, um sich entfalten zu können.
Dies sollte im Besonderen für ein Gebäude mit einer Nutzung, wie sie im neuen Gründer und Innovationszentrum München vorgesehen ist, gelten. Dem Unternehmergeist entsprechend, soll ein Gebäude entstehen, das im städtebaulichen Kontext des künftigen Kreativquartiers an der Dachauer Straße architektonisch, atmosphärisch und funktional eine Bereicherung für die Stadt München darstellt.
Sowohl in seiner äußeren Erscheinung wie in der Organisation und Gestaltung der Innenräume soll ein wegweisendes und imagebildendes Gebäude entstehen und eine zukunftsweisende Antwort auf das selbstverständliche Ziel nachhaltigen Bauens gegeben werden.
Der gewählte Standort am Kreativpark, der zukünftig als zentraler Anlauf- und Verteilerpunkt in das Quartier und nach außen wirken wird, bietet für dieses Unterfangen ideale Bedingungen. Ein weiterer Baustein neben den denkmalgeschützten Industriebauten Jutier- und Tonnenhalle wird zukünftig das kulturelle und kreativwirtschaftliche Zentrum ergänzen.


Entwurfskonzept

Die vom Auslober gewünschte „Nutzungsvielfalt und Flexibilität des Gebäudes“ ist einnehmend und zukunftsweisend.
Kein zergliederter Baukörper sollte entstehen, eher ein geometrisch klar definierter Solitär ähnlich der benachbarten Industriebauten, nach innen gerichtet und kontemplativ auf der einen Seite, transparent und offen für die Besucher und Nutzer des Gebäudes auf der anderen Seite.
Herzstück bildet das offene Atrium, das dem Besucher eine klare Orientierung im Gebäude ermöglicht und zugleich die innen liegenden Räume mit Tageslicht und Frischluft versorgt. Der visuelle Bezug von unten nach oben, von links nach rechts fördert die gewünschte Vernetzung und Kommunikation zwischen den Gründern, Mitarbeitern, Studenten und Partnern. Intuitiv navigiert der Besucher durch die verschiedenen Nutzungsbereiche. Entlang dieser „Aorta“ gruppieren sich im Erdgeschoss das Foyer mit Information und Arena, die Cafeteria, das Living Lab Experimental Store und der transparente Zugang zum Makerspace.
Im ersten Obergeschoß, welches über eine breite, im Erdgeschoss mit Sitzstufen ausgeformte Treppe erreichbar ist, sind die Seminarräume, das Living Lab Experimental Gym und die kleineren Werkstattbereiche mit den Büros des Makerspace erreichbar. Über offene Erschließungstreppen und Verbindungsstege erreicht der Besucher die darüberliegenden Arbeitswelten. Diese sind aufgrund der sich teilweise schnell ändernden Anforderungen der Projektgruppen hinsichtlich seiner Nutzung hoch flexibel geplant. Eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist so jederzeit möglich.
Organisatorisch, räumlich und atmosphärisch werden unterschiedliche Arbeitsbereiche für verschiedene Aufgaben geschaffen.
Während die Rückzugsbereiche für Arbeiten mit hoher Konzentration, die Einzelbüros, an den Stirnseiten des Gebäudes angeordnet sind, werden die offenen Bürobereiche, die auf Teamarbeit und Kollaboration ausgelegt sind in der Gebäudemitte organisiert. Durch lose Möblierung und bewegliche Trennwände können diese dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Das Tagslichtkonzept ist so gewählt, dass die Versorgung der einzelnen Arbeitsplätze mit natürlichem Licht auch bei wechselnder Raumtiefe und wechselnder Organisation als Einbund, Zweibund oder Großraum, möglich ist. Die außenliegende Spange mit allen dienenden Funktionen, den Besprechungsräumen und den Einzelbüros ist vom open space durch das Atrium, die grüne Lunge des Gebäudes, getrennt. Über die erwähnten Stege und die eingestreuten Think Tanks wird dieser Raum zur Kommunikations- und Austauschfläche.
Es entsteht ein besonderer Gründerort, der differenzierte Stimmungen und Raumerlebnisse zulässt, mit funktional klar gegliederten Bereichen und leichter Orientierbarkeit. In seiner Funktion, seiner äußeren Erscheinung, aber auch im technisch konstruktiven und ökologischen Wert ist dieser maßgeschneidert und zukunftweisend.

Veränderungen nach Einarbeitung der Jury Sitzung
Der Werkstattbereich orientiert sich nun nach Nord-Ost. Die Gebäudeecke im Nord- Osten ist somit nicht mehr Rückseite, sondern gewährt bereits Einblicke in den Makerspace. Schallschutztechnisch wendet sich dieser somit von der Wohnbebauung ab und definiert die Fassade hin zur Tonnenhalle.
Die Erdgeschossschublade wurde zurückgenommen womit sich der Abstand zum Bestand verringert hat. Hin zur Wohnbebauung sind die Projekträume (befahrbar über Innenhof, oder über Anlieferung erreichbar) und der offene Arbeitsbereich angeordnet, diese lassen sich zum ruhigen Innenhof öffnen und können diesen bei Bedarf als Erweiterung verwenden. Der sehr prominente Nebeneingang wurde zugunsten eines großzügigeren Atriums gestrichen. Auch finden sich die Fahrradabstellplätze nun unter dem Vordach, an der Nord- Ost Seite, ergänzt werden diese durch einen Raum in der Tiefgarage, welcher zusätzlich ca. 20 Fahrräder aufnehmen kann. Der Makerspace ist zweigeschossig angeordnet und zusätzlich zu den Treppenhäusern mit Lift, über eine Treppe als Shortcut verbunden.
Das Atrium, welches als verbindendes Element bei Veranstaltungen dient, wurde vergrößert und um eine Treppe, welche sich im Eingangsbereich als Sitztreppe ausbildet, erweitert. Im Erdgeschoss ordnen sich hier die Information, der Eingang zum Maker Space, die Arena, die Cafeteria und der Shop an.
Die Arena kann bei Events großzügig dem Atrium und der Cafeteria zugeschaltet werden. Über den verbreiterten Haupteingang und die Gestaltung des Vorplatzes lässt sich diese Eventzone auch mit dem Außenbereich verbinden.
Beim Begehen der Haupttreppe erhält man einen Einblick in den Makerspace, dieser ist auch vom Atrium aus einsehbar.
Das Atrium zieht sich durch das ganze Gebäude, alle Ausschnitte und Durchbrüche wurden so gewählt, dass man beim Gehen der Treppen einen Überblick über die ganze Vielfalt des Hauses erhält.
Im ersten Obergeschoss befinden sich die Seminarräume, diese sind zusammenschaltbar und haben einen Ausgang auf die Terrasse Richtung Süd- Westen. Gegenüber auf der Nord-Westseite liegt der Aufenthaltsraum mit Küche und Zugang zum Balkon, dieser kann über mobile Glastrennwände zur Gänze geöffnet werden und erweitert somit den Eventbereich des Atriums.
Das Living Lab Sport ist so angeordnet, dass man einen Blick über den ganzen Park hat, im Atrium lässt sich der Zugang abtrennen, wodurch es unabhängig vom Rest des Gründer- und Innovationszentrums betreten werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Einbindung
Der Entwurf wird städtebaulich positiv bewertet, da der Baukörper sich gut in den Kontext einfügt. Die überarbeitete Gestaltung des Innenhofs wird positiv eingeschätzt. Im Innenhof ist nunmehr nur ein untergeordneter Eingang angeordnet.
Der Haupteingang und die Adresse des Gebäudes sind im Nord-Osten angeordnet. Es wird kritisiert, dass die Eingangssituation nicht eindeutig erkennbar ist.

Das auskragende Vordach ragt leicht über den Bauraum hinaus. Außerdem müssen die Sonnenschutzelemente bei den Abstandsflächen berücksichtigt werden, da sie keine untergeordneten Bauteile sind.

Innere Organisation
Das Foyer und die Gastronomie können gut zusammengeschaltet werden. Es gibt jedoch im Foyer auch schlecht nutzbare Bereiche (Flure und Raum unter der Treppe). Es gibt kaum eine Sichtbeziehung zum Maker Space.
Der Maker Space ist in Richtung Tonnenhalle angeordnet, sodass keine Konflikte zur Wohnbebauung entstehen.
Die Raumhöhen werden teilweise als zu niedrig angesehen.

Das großzügige Atrium, das Begegnung und Kommunikation zwischen den Nutzern fördern soll, wird als besondere Qualität angesehen. Die Belichtung, die transparente Gestaltung und die Begrünung des Atriums werden sehr positiv bewertet.
Die Umsetzbarkeit des Atriums wird angezweifelt, da der Brandschutz nur mit hohem Aufwand hergestellt werden kann. Die Fluchtwege werden über das Atrium geführt, ohne dass die Entrauchung gewährleistet ist. Die vorgesehene Sprinkleranlage löst dieses Problem nicht. Die notwendige Umgestaltung des Atriums würde das Gesamtkonzept deutlich schwächen.

Fassade
Der feststehende außenliegende Sonnenschutz ist sehr gestaltprägend. Die Fassade der Obergeschosse spiegelt nicht den gewünschten offenen Charakter eines Gründerzentrums wider. Die farbliche Gestaltung wird kontrovers diskutiert.

Technik- und Nachhaltigkeitskonzept
Die natürliche Lüftung wird über eine Querlüftung – angetrieben durch die Kaminwirkung des Atriums – unterstützt. Sheddächer erlauben eine natürliche Belichtung des Atriums. Sie sind nach Süden mit Photovoltaik belegt. Die oberen Geschosse sind als Holzverbundkonstruktion ausgebildet. Das Nachhaltigkeitskonzept ist schlüssig, sehr innovativ und ist integraler Bestandteil des architektonischen Entwurfs.

Freiflächen
In der Überarbeitung wurde die „Landschaft aussen“ und die „Landschaft innen“ vertieft. Vorhandener Pflasterbelag soll weiterverwendet werden und starke Strukturen die Bodenbeläge gliedern.
Die GrünElementik wirkt nun überinstrumentiert.
Erhöhte Cortenstahlbeete in freien Formen strukturieren das Umfeld, die Pflanzenfarben korrespondieren mit den Fassaden.
Die Terrasse im 1.OG wird mit einer Sichtschutzpflanzung am Rand zur Grundgrenze ausgestattet.
Die Innenraumbepflanzung ist dank der Oberlichten möglich und interessant gewählt, der Flächenbedarf jedoch aufwendig.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan

Grundsriss Erdgeschoss

Grundsriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt

Südansicht

Südansicht

Büroausschnitt

Büroausschnitt

Fassadenausschnitt

Fassadenausschnitt

3. Rang 4 / 4