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Nichtoffener Realisierungswettbewerb mit angrenzendem Ideenteil | 05/2018

Ortsmitte Reppenstedt

Lageplan Reppenstedt Ortsmitte

Lageplan Reppenstedt Ortsmitte

1. Preis

Preisgeld: 10.700 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NEUE MITTE REPPENSTEDT

Prägend für die Gemeinde Reppenstedt ist die räumliche Lage des Ortszentrums. Bedingt durch den Verlauf der ehemaligen Lüneburger Landwehr fungiert das Ortszentrum als Bindeglied zwischen den östlich und westlich angrenzenden Siedlungsbereichen und ist auch noch heute das wichtige Versorgungszentrum für die angrenzenden Nachbarschaften.
Entwickelt aus der historisch verwurzelten Lagegunst soll eine „Neue Mitte“ für Reppenstedt entwickelt werden, die die bedeutende Funktion dieses Ortes im Stadtgefüge ablesbar und erlebbar macht. Durch die vorgeschlagenen landschaftsarchitektonischen und verkehrsplanerischen Interventionen entsteht um das Gemeindebedarfszentrum im Kontext des angrenzenden Geschäfts- und dem Dienstleistungs- und Einzelhandelszentrums eine neue Ortsmitte mit eigener Identität und prägender Charakteristik. Neben der Aufwertung und Akzentuierung der eigentlichen Ortsmitte werden auch die Verbindungen und Verknüpfungen der umliegenden Funktionen und Siedlungsbereiche gestärkt und in Ihrer Bedeutung hervorgehoben.
Ziel des vorgeschlagenen Konzeptes ist es, eine neue Mitte zu schaffen, die jegliche Nutzungen und Aktivitäten zulässt, sowie Rückzugs- und Aufenthaltsbereiche anbietet: Es entsteht der Rathausplatz und der Rathausgarten.
Tragendes Element des Entwurfs ist neben der Etablierung der neuen Mitte der Bezug zum historischen und kulturellen Kontext - der ehemaligen Lüneburger Landwehr. Im Rahmen der Umgestaltung wird dieses übergeordnete landschaftliche Motiv aufgegriffen und in einen zeitgenössischen und ortsprägenden Ausdruck übersetzt.

NEUE MITTE - RATHAUSPLATZ
Zwischen Rathaus, Gellersenhalle, Gellersenhaus und der Grundschule entsteht ein großzügiger offener Platz – der Rathausplatz Reppenstedt. Dieser Platz stellt eine freiräumliche Erweiterung der angrenzenden Gebäude dar und ermöglicht die Zusammenführung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche.
Die neue Mitte wird zu einem Ort für alle entwickelt, der den respektvollen Umgang und das Miteinander in sich trägt. Durch die Anwendung des Shared-Space-Prinzips wird die trennende Wirkung des Straßenzuges aufgehoben. Ein einheitlicher Belag aus Betonwerksteinplatten spannt sich zwischen den angrenzenden Gebäuden auf, es entsteht ein Raum, der alle Funktionen aufnimmt und auf die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und Geschwindigkeiten reagiert. Durch diese Neustrukturierung wird auch der Straßenraum mit in die Platzgestaltung intergiert und bewirkt durch den neuen Ausbaustandart eine Beruhigung des Verkehrs entlang der Dachtmisser Straße.


Das prägende Bild der wertvollen Bestandsbäume wird durch gezielte Ergänzungen sensibel in die Neugestaltung integriert. Es entstehen locker gesetzte Baumgruppen mit einem lichten Blätterdach unter denen sich Orte mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln welche durch gezielte Einbauten akzentuiert werden. Das lineare Element „Bank für Alle“ gliedert den Raum und lädt zum Verweilen ein.
Der Rathausplatz erlaubt multifunktionale Nutzungen für z.B. Schul- und Gemeindefeste sowie eine Erweiterung des Marktes. Bei Bedarf sind temporäre Stellplatzflächen nahe dem Rathaus vorgesehen. Die Fahrradstellplätze werden im Rahmen der Neugestaltung dezentral und den Gebäudeeingängen zugeordnet situiert. Durch eine Aufstockung der Stellplatzflächen im Bereich Gellersenhaus und Sporthalle ist es möglich die bestehende Anzahl an Stellplätzen zu erhalten.

NEUE MITTE - RATHAUSGARTEN
Der Rathausgarten entsteht angelehnt an die ehemalige Lüneburger Landwehr. Die ursprünglich topografisch geprägte Ausbildung der Landwehr wird übersetzt in grüne Intarsien. Durch Ihre Anordnung mit den sanft geschwungenen Hügeln und Mulden wird der Verlauf der historischen Lüneburger Landwehr aufgegriffen und räumlich erfahrbar gemacht. Bewusst wird die ehemals abgrenzende Wirkung der Landwehr umgekehrt und durch die Neuinterpretation zu einem verbindenden Element zwischen Rathaus und Bürgerwiese im Kontext der neuen Mitte entwickelt.
Durch die Verdichtung der Inseln entsteht im Zusammenspiel mit den südlich angrenzenden Grünflächen der neue Rathausgarten, der den Rathausplatz um einen attraktiven, vegetativen Freiraum ergänzt und vielseitige Angebote macht.
Die Intarsien nahe dem Rathauseingang werden durch Aufkantungen akzentuiert, die als Sitzelemente Aufenthaltsqualität schaffen und zusammen mit den platzartigen Aufweitungen einen prägenden Raum entstehen lassen, der zur Adressbildung des Rathauses beiträgt. Das im Bodenbereich der Bankelemente integrierte Lichtband bietet eine zusätzliche Qualität, die das neue Entree des Rathauses auch bei Dunkelheit inszeniert.
Auch über die neue Mitte hinaus erstrecken sich die topografisch bewegten Intarsien. Mit den bestehenden und prägenden Bestandsbäumen entsteht eine weiträumige grüne Achse, die ganz selbstverständlich die angrenzenden Grünräume miteinander verbindet und in die umgebende Landschaft vermittelt.
Insgesamt entsteht durch die vorgeschlagenen Interventionen ein moderner Stadtraum, der die vielfältigen Ansprüche und Nutzungen in einem zentralen Ort zusammenfasst und durch seine hohe Qualität und verbindende Funktion zur Aufwertung aller angrenzenden Stadträume beiträgt. Neben der Etablierung des Rathausplatzes wird gleichzeitig ein Bezug zum kulturellen und historischen Erbe hergestellt, welches aufgegriffen und neu interpretiert zu einem zeitgenössischen vielseitigen Stadtraum übersetzt wird. Es entsteht ein neuer Stadtbaustein, der sich mit eigenständiger Identität und neuen Qualität in das Stadtgefüge von Reppenstedt einfügt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Verfasser gelingt es, eine offene und einprägsame Ortsmitte zu inszenieren. Besonders überzeugend erscheint die Ausprägung der zwei Bereiche Rathausplatz und Rathausgarten. Die ausgeprägten Raumkanten unterstützen die innere Organisation und betonen die öffnende räumliche Beziehung zum Landwehrplatz mit seinem Angebot an Gastronomie und Dienstleistungen. Der Vorschlag erweitert so die bestehende Ortsmitte zu den zentralen Gemeindebedarfsflächen. Die nahezu gleichberechtigte Zonierung (Shared Space) der Platzflächen wirkt selbstverständlich und gelungen. Der großzügige Rathausvorplatz hat den Nachteil, dass wesentliche Flächen für Pkw-Parken dort entfallen müssen. Die verkehrliche Lösung für „kiss+ride“ oder Stellplätze bleiben als Diskussionsgrundlage noch vage, erscheinen jedoch lösbar.

Die „Bank für Alle“ begrenzt den befahrbaren Platzbereich und betont die großzügige Aufenthaltsatmosphäre. Die Oberflächengestaltung und die Materialverwendung erscheinen auch im Detail überzeugend und wirtschaftlich angemessen.

Die Stärke des Entwurfes liegt in der prägnanten Ausgestaltung der Platzbereiche, die Rathaus, Schule, Gellersenhalle und Gellersen-Haus untereinander und mit dem Landwehrplatz sehr gut verbinden.
Perspektive Reppenstedt Rathausvorplatz

Perspektive Reppenstedt Rathausvorplatz

Lageplan Reppenstedt Realisierungsbereich

Lageplan Reppenstedt Realisierungsbereich

Detail "Insel"

Detail "Insel"