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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 01/2018

Siedlung Oerlikon Friedacker

Paul & Paula

3. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

Meier Hug Architekten

Architektur

manoa Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend von den städtebaulichen und architektonischen Qualitäten der bestehenden Siedlung an der Friedackerstrasseversuchen die Verfassenden eine diesem Erbe verpflichtete Neuinterpretation zu schaffen. Unter Einbezug des heutigen Baurechts werden zwei Baukörper entlang der Quartierstrasse positioniert, welche in ihren Grundzügen den Bestandesbauten folgen. Die beiden gespiegelten C-förmigen Winkelbauten werden fein moduliert, an ihren Rändern variiert und schaffen sowohl vielfältige Bezüge innerhalb des Ensembles als auch mit der mittelbaren und unmittelbaren Nachbarschaft. So vermag auch der Zeilenbau an der Friedheimstrasse als Teil der Anlage lesbar zu bleiben. Die expressiv in den Strassenraum hineinragenden Erker, auch sie eine Reminiszenz an die heutigen Bauten, verleihen der Siedlung zwei unterschiedliche Gesichter, eines, welches von der Stirnseite der Erker geprägt wird und eines, welches von den ausknickenden Längsseitendieser formuliert wird. Dieser willkommene Längsfluss macht es allerdings schwierig, eine plausible Eingangssituation zu formulieren: Die vorgeschlagene Durchquerung der beiden Gebäudemittels enger, nadelöhrartiger Korridorsituationen mit den jeweiligen Hauszugängen aus dem Gartenhof wirkt umständlich und wenig schlüssig. Eine klare Adressierung aus dem Strassenraum mit sekundären Ausgängen in den rückwärtigen Gartenkönnte hierbei eine wünschenswerte Klärung darstellen.

Der architektonische Ausdruck wird von geschosshohen, strukturierten Putzfeldern, welche von grosszügigen Verglasungen rhythmisiert werden, geprägt. Eine feine horizontale Bänderung gliedert die Fassaden und rahmt die verputzten Felder im Zusammenspiel mit den Fenstereinfassungen. Obwohl sich die Verfassenden stark mit dem Quartier und den Bestandesbauten auseinandersetzen und mit den dreieckig zulaufenden Erkern konkrete ortstypische Gestaltungsmerkmale aufzunehmen versuchen, vermag der architektonische Ausdruck diese Reminiszenzen nicht glaubhaft zu transportieren. Unverständlicherweise führt der architektonische Ausdruck nicht zu einer Lesbarkeit des kulturellen Erbes und somit zu einer selbstverständlichen Weiterführung der Geschichte des Ortes, sondern wirkt sonderbar entrückt und autistisch.

Das Aussenraumkonzept lehnt sich an die im Umfeld vertrauten Vorgartensituationen an und interpretiert diese neu. Sockelmauern und Bepflanzung fassen den Freiraum und grenzen ihn vom öffentlichen Strassenraum ab. Ein differenzierter dreidimensionaler Körper aus orthogonal angelegten Pflanzstrukturen – Heckenkörper, gliedernde Blütensträucher und Kleinbäume – umfasst und verbindet die Gebäude über die Friedackerstrasse hinweg. In der Bepflanzung liegen zur Friedackerstrasse hin kleine, hochwertige private Aussenräume. Die Hochparterresituation und die grüne Fassung verleihen ihnen Privatsphäre. Beidseits der Strasse entstehen gut dimensionierte, gemeinschaftliche Gartenhöfe. Je ein Grossbaum, Sitzmauern und Spielelemente gliedern sie und schaffen Aufenthaltsqualität. Der Aussenraumentwurf ist präzise, bietet die nötigen Zonen und Räume und gliedert die Gebäude mit einem stimmigen Bepflanzungskonzept gut ins Quartier ein. Leider stellt die Visualisierung das Aussenraumkonzept nicht dem Grundriss und der Projektbeschreibung entsprechend dar.

Vier mehrspännige Erschliessungskerne führen zu äusserst attraktiven Wohnungen von unterschiedlichem Zuschnitt. Analog zur städtebaulichen Situation wird ein Grundthema etabliert, welches variiert zu verschiedenartigen Wohnungen von ähnlichem Zuschnitt führt. Sämtliche Wohnungen zeichnen sich durch eine mindestens dreiseitige Orientierung und einen gut proportionierten Loggiaraum aus, welcher einen fliessenden, auf Grund der geringen Gebäudetiefen gut belichteten gemeinschaftlichen Raum in Wohn- / Ess- und Küchenbereich gliedert. Insbesondere die geschickt ausgebildete leichte Separierung der Küchen bildet eine willkommene Aufwertung der Wohnsituation und generiert gleichzeitig eine reizvolle räumliche Konstellation. Vier penthouseartige Dachwohnungen runden das Wohnungsangebot ab. Auch diese Attikawohnungen zeugen von einem virtuosen Umgang mit wohnungsbauspezifischen Themen. Sowohl strukturell als auch im architektonischen Ausdruck gebärden sich diese Aufbauten allerdings ziemlich bezugs- und kontextlos. Keine in der Grundstruktur verankerten Elemente finden hier ihre Fortsetzung, sodass die unbestritten hohen innenräumlichen Qualitäten einerseits teuer erkauft werden und andererseits im städtebaulichen Kontext architektonisch nicht überzeugen können.

«Paul & Paula» präsentiert sich sowohl unter wie über Terrain als durchschnittlich flächeneffizient. Die ungünstige Kompaktheit der Baukörper wie auch die sehr ungünstigen Gebäudehüllzahlen ergeben sich aus dem Konzept mit stark eingezogenen Balkonen. Weder die beständige Materialisierung noch der angemessene Dämmstandard können dieses Manko kompensieren. Die Projektverfassenden schlagen ein einfaches und funktionelles Konzept für die Erschliessung und Belüftung der Gebäude vor.

Der Projektvorschlag sieht 46 Wohnungen vor. Die Anlagekosten insgesamt und die Erstellungskosten pro m2 HNF sind durchschnittlich. Ungünstig schneidet das Projekt beim Flächenkennwert HNF zu GF ab.

«Paul & Paula» zeichnet sich durch eine volumetrisch sorgfältige, sich am kulturellen Gedächtnis des Ortes orientierende, städtebauliche Setzung aus. Trotz dieser Orientierungshilfen vermag das Projekt auf Grund seiner vorgeschlagenen architektonischen Sprache allerdings wenig Bezug zum Ort herzustellen und schafft es paradoxerweise nicht, sich selbstverständlich als Teil des bescheidenen Wohngebietes zu verstehen. Herausragendes Merkmal des Vorschlags bilden die auf bemerkenswertem Niveau entwickelten Wohnungen von überdurchschnittlich hohem Wohnwert.
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