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Einladungswettbewerb | 11/2017

Wohn- und Geschäftshaus Hemelinger Str. 45 in Bremen

ein 1. Preis / Zur Realisierung empfohlen / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 4.000 EUR

Wirth = Architekten

Architektur

Erläuterungstext

An der Kreuzung treffen die verschiedensten Paradigmen des Städtebaus aufeinander: Zeile, Blockecke, Punkthochhaus und freistehendes Apartmenthaus.
Die Aufgabe des neuen Bausteins sollte es sein, die Kreuzung als zentralen Ort zu stärken, als freistehendes Haus selbstbewusst Position zu beziehen und gleichzeitig mit den widersprüchlichen „Gegenübern“ zu interagieren.
Der historische Maßstab des Ortes ist das Bremer Haus. Auch das geplante Gebäude geht von diesen Dimensionen aus: Es ist eine Skulptur aus ineinander verschränkten und aufgestapelten Volumen von der Größe eines Bremer Hauses.
Zur Hauptstraße bilden die kompletten sechs Geschosse eine klare Front als Gegenüber zum Hochhaus und als Baustein der heterogenen Abwicklung der Hauptstraße. In die Seitenstraßen treppt der Baukörper sukzessive ab. Zum Apartmenthaus hin setzt der Baukörper sein Spiel der mehrgeschossigen Volumen fort und bildet nicht die reinen Abstandsflächen ab. Es entsteht dadurch auch von den Seitenstraßen der Eindruck einer komplexen Skulptur im urbanen Maßstab und nicht einer übriggebliebenen Rückseite.
Die Gebäudeecken sind abgestumpft, um Winkel, wie sie bei den Erkern der umgebenden Häuser und den Eckhäusern der Nachbarschaft vorzufinden sind, zu bilden. Darüber hinaus entsteht ein fließender Übergang zu den zurückversetzten Zeilen der Seitenstraßen. Die gleichen „Erkerwinkel“ kehren bei allen Fassadenrücksprüngen wieder. Die Gebäudekanten nehmen die Trauflinien der jeweiligen Straße auf.
Die Front zur Hauptstraße ist in Richtung der Kreuzungsmitte ausgerichtet. Nur im Erdgeschoss liegt die Fassade parallel zur Straße.
Gestaltung
In den Baukörper sind die Fensteröffnungen wie in einen Stein hineingeschnitten. Die Fenstergrößen richten sich nach den Raumfunktionen. Die verschiedenen Fensterformate der Umgebung finden sich im Haus wieder und bilden eine gemeinsame Textur.
Die Fassade ist ortstypisch verputzt und in einem sandfarbenen Ton gehalten. Der Bau entfaltet seinen Charakter auch mit einfachen Standarddetails, das Haus ist lowtech und wartungsarm. Die Wohnungen erscheinen durch große Fensteröffnungen großzügig und sind gut belichtet.
Zwischen Erdgeschoss und Obergeschossen gibt es keine gestalterische Trennung, was den skulpturalen Charakter des Hauses stärkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt die spannende Frage, ob ein heterogener Baukörper die Antwort auf ein heterogenes Umfeld darstellen kann.

Der Gebäudekörper besetzt die Ecke gut und prägnant. Gleichzeitig bietet und sucht er nach Orientierung in seiner vielschichtigen Umgebung. Die erforderlichen Abstafflungen werden sehr klug genutzt, um eine überzeugende Eingliederung in die umgebende Bebauung herzustellen. Die deutliche Zurücknahme der rückwärtigen Gebäudekanten unterstützt dieses Bestreben überzeugend.

Der skulptural gedachte Gebäudekörper erzeugt ein durchaus komplexes und zeitgemäßes Bild, allerdings könnte eine Beruhigung und Ordnung der Fassadenöffnungen der noch überzeugenderen Umsetzung dieses Grundgedankens zuträglich sein.

Das vorgeschlagene Fassadenmaterial überzeugt nicht. Der zu erwartende Alterungsprozess einer Putzfassade macht die Auswahl an dem exponierten Standort nicht zustimmungsfähig.

Das oberste Geschoss ist formal ein Vollgeschoss, die Wirkung des Baukörpers zur Verdener Str. erscheint, auch deswegen, relativ hoch.

Die Adressierung für Gastronomie und Wohnnutzung ist sehr gut. Das Café ist überzeugend durchgeplant, der Hausflur großzügig, das Treppenhaus könnte etwas großzügiger konzeptioniert sein. Die Wohngrundrisse sind relativ klassisch und funktionsgerecht, auch wenn einzelne Räume etwas klein erscheinen. Das Gebäuderaster ist plausibel.

Die Arbeit 2018 wählt einen zunächst überraschenden, bei eingehender Betrachtung jedoch sehr klugen Ansatz zur städtebaulichen Eingliederung und stadträumlichen Markierung des neuen Gebäudes. Die Arbeit ist zweifelsfrei preiswürdig. Sofern die festgestellten Fragen hinsichtlich des geeigneten Fassadenmaterials und der Beruhigung der Fassadenöffnungen überzeugend beantwortet werden können, ist der Entwurf realisierungswürdig.
Kreuzungsansicht

Kreuzungsansicht

Seitenstraßenansicht

Seitenstraßenansicht

Südansicht

Südansicht

Seitenstraßenansicht

Seitenstraßenansicht

Lageplan

Lageplan

EG

EG

1. OG

1. OG

2. OG

2. OG

3. OG

3. OG

Staffelgeschoss

Staffelgeschoss