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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Standortentwicklung St. Paulus in Ludwigsburg

Lageplan

Lageplan

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Analyse und Strategie
Die katholische Kirchengemeinde St. Paulus beabsichtigt, ihr Gemeindezentrum zu erweitern und eine neue Kindertagesstätte sowie eine Wohnbebauung mit bezahlbarem Wohnraum und stationär betreutem Wohnen für Kinder- und Jugendliche mit Behinderung zu errichten.

Das bestehende Gebäude des Kindergartens steht für die Neubaumaßnahme zur Disposition. Weiterhin soll im Ideenteil ein Vorschlag gemacht werden, wie das Gemeindezentrum weiterentwickelt werden kann. Hier soll insbesondere das Pfarrhaus zukünftig durch ein weiteres Wohngebäude ersetzt werden.

Mit den Neubauten besteht die Chance, das Gemeindezentrum am Standort zu öffnen und zu stärken. Es soll ein einladender Ort an einem gemeinsamen Platzraum unter dem Leitgedanken der „Lebendigen Vielfalt“ entstehen.

Städtebau, räumliches Konzept
Das Areal befindet sich westlich des Grünzugs an der Comburgstraße und wird räumlich stark von dem vorhandenen Baumbestand geprägt. Wohnbebauung und Kindertagesstätte legen sich behutsam in den Grünraum und verzahnen sich mit dem Baubestand entlang der Straßenzüge.

Gleichzeitig wird im Inneren des Geländes eine neue Mitte geschaffen. Die Kirche und das Pfarrhaus werden gemeinsam mit der neuen Wohnbebauung und der Kindertagesstätte zu einem stadträumlichen Ensemble und bilden durch die Anordnung der Baukörper den neuen „Marktplatz“ über den die Gebäude erschlossen und angebunden sind. Dieser Platz wird nach Norden und Süden geöffnet, sodass er sich zu den angrenzenden Straßen und Grünräumen öffnet. Gleichzeitig wird durch die zueinander versetzt liegenden Zugänge die notwendige Privatheit und räumliche Fassung gewährleistet.

Kindertagesstätte
Die Kindertagesstätte wird in dem Landschaftsraum an der Schorndorfer Straße mit seinem umfangreichen und geschützten Baumbestand integriert. Der längliche Baukörper ist gegliedert und ermöglicht eine optimale Umsetzung der gewünschten Raumanordnungen und Zonierungen. Gemeinsam mit dem Kirchenbau bildet das Gebäude ein spannungsvolles Ensemble.

Der Haupteingang der Tagesstätte befindet sich im Nordwesten des Gebäudes am Platz. Die gewünschte funktionale Verknüpfung mit dem Gemeindezentrum ist hierdurch auf ideale Weise gegeben. Unmittelbar am Eingang befindet sich auch der Speiseraum (Kinderrestaurant) mit seiner Ausgabeküche. Der Speiseraum orientiert sich zum öffentlichen Platz und kann für die Feste der Kirchengemeinde eingebunden und genutzt werden können. Im Süden des Eingangsbereichs ist der Bewegungsraum angeordnet, der auch als erweitertes Foyer genutzt werden kann. Gleichzeitig verbindet dieser den Eingang mit dem im Süden befindlichen Garten.

Im östlichen Bereich des Erdgeschosses befinden sich die Gruppenräume der Kleinkinder und der altersgemischte Bereich mit Orientierung zum Garten auf der Südseite der Tagesstätte.

Die zentrale Treppe mit Sitzgelegenheiten bildet den räumlichen Mittelpunkt des Gebäudes. Sie wird durch einen großzügigen und von Oben belichteten Luftraum ergänzt und stellt die räumliche Verbindung zu dem Obergeschoss her. Hier befinden sich die Räume für die 3- bis 6-jährigen Kinder. Die Gruppenräume sind in Raumgruppen nach Themen angeordnet und nach Süden zum Garten hin orientiert. Über eine Außenterrasse mit Treppe ist das Obergeschoß direkt an den Garten angeschlossen.

Über den Aufzug und die übersichtliche und zusammenhängende Anordnung der Räume und Ver-kehrsflächen sind die Grundlagen für eine gruppenübergreifende, barrierefreie Vernetzung der unter-schiedlichen Gruppen und Altersstufen umgesetzt. Die Rahmenbedingungen für die Inklusion sind gegeben.


Wohnbebauung
Die Wohnbebauung schließt den Platz nach Westen hin ab und bildet den städtebaulichen Auftakt zur Schorndorfer Straße. Der Baukörper ist in der Höhe gestaffelt und in Längsrichtung gegliedert. Das Wohngebäude erhält auf diese Weise eine angemessene Maßstäblichkeit gegenüber dem Platz und dem Straßenraum erhält.

Mit seinen einladenden Zugängen zum Platz wird das Miteinander seiner Bewohner gestärkt. Die stationär betreuten Wohnplätze sind wunschgemäß in dem Erdgeschoß und dem ersten Obergeschoß angeordnet. Die gemeinschaftlichen Wohnräume bilden mit den Balkonen und Loggien die Mittelpunk-te der jeweiligen Wohnbereiche.

Im 2. und 3. Obergeschoß befinden sich die Dienstwohnungen und zusätzliche Wohnungen.

Außenanlagen / Stellplätze
Mit der Anordnung und Ausbildung der neuen Gebäudekörper kann den städtebaulichen und land-schaftlichen Zielvorstellungen des Auslobers auf ideale Weise entsprochen werden. Zentrales Element bildet der „Marktplatz“ als städtischer Raum im Inneren des Areals. An den Rändern bildet der Baumbestand einen wertvollen Grünraum um das Gebäudeensemble. Der umfangreiche Baumbestand steht den Freiflächen und Gärten der Kindertagesstätte und der Wohnbebauung von Anfang an zur Verfügung und bereichert die Qualität der Außenräume.

Die Stellplätze befinden sich nördlich und östlich der Kirche und werden in dem Grünraum integriert. Der zentrale Platz wird befahrbar ausgeführt, so dass die Kindertagesstätte und die Wohnbebauung direkt angefahren werden können.

Der Außenbereich der Kindertagesstätte legt sich um das Gebäude und ist in wesentlichen Teilen nach Süden orientiert. Es wird eine naturnahe Gestaltung vorgeschlagen. Attraktionen werden als Inseln in den Grünraum eingefügt.

Architektur, Materialität und Erscheinungsbild
Die Neubauten sollen mit den bestehenden Gebäuden der Kirche und des Pfarrhauses harmonieren und gleichzeitig den wirtschaftlichen Vorstellungen und Wünschen des Auslobers entsprechen. Es wird vorgeschlagen die Neubauten in einer Massivbauweise mit einer leicht getönten, strukturierten Putzfassade auszuführen.

Das Wohngebäude wird durch die Loggien und die Einschnitte an Eingängen und Treppenhäusern gegliedert und erhält so eine zurückhaltende Feinheit.
Die Fassaden der Kindertagesstätte sind durch das Zusammenspiel von großflächigen Fensterbän-dern der Gruppen- und Aufenthaltsräume und kleinteiligen, frei angeordneten Einzelfenstern mit Faschen geprägt. Im Zusammenspiel mit der gegliederten Kubatur entsteht so ein differenziertes Gebäudeäußeres.

Energetisches Konzept
Zur Reduzierung des Energiebedarfs trägt neben der Kompaktheit der Neubauten im Wesentlichen die geplante hochgedämmte Ausführung der Gebäudehülle bei. Dies führt insgesamt zu einer deutlichen Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten.

Die Dimensionierung der Fensterflächen für die Neubauten folgt bewusst den Anforderungen aus Raumgeometrie und Raumnutzung. Durch die Verwendung hochselektiver Gläser und außenliegenden Sonnenschutzvorrichtungen wird in den Sommermonaten ein zu starker Wärmeeintrag effektiv vermieden und damit Kühllasten deutlich reduziert. Zur Deckung des Strombedarfs wird der Einsatz einer Photovoltaikanlage empfohlen.

Ideenteil / Ersatzbau
Durch den Ersatzbau für das Pfarrhaus kann weiterer Wohnraum am Ort entstehen. Es wird ein 3-geschossiger Baukörper parallel zur Beethovenstraße vorgeschlagen. Der neue Platz im Zentrum erhält damit eine räumliche Fassung nach Norden. Der Ersatzbau kann ohne Eingriffe in den Bestand (Platzraum) nachträglich errichtet werden und wird zu einer weiteren Aufwertung des Areals beitragen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die orthogonal auf den Kirchenbau ausgerichteten, neuen Baukörper reagieren mit Vor- und Rücksprüngen auf den verfügbaren Raum. Damit entsteht zwar eine lebendige Raumfolge, gleichzeitig entstehen jedoch auch unruhige Resträume und keine klar ablesbare räumliche Situation. Der Kirchplatz bietet sich großzügig für Feste an, wirkt jedoch im Alltag schnell zu groß und langweilig. Die Eingänge in alle Gebäude sind richtig zum Platz hin orientiert und fördern dessen Lebendigkeit. Allerdings ist v.a. Auch der Zugang zum Platz von Süden relativ eng und reagiert nicht auf die auch nicht dargestellte Bushaltestelle. Der Grünzug im Osten wird weitgehend erhalten, mit Ausnahme der durch die Parkierung entstehenden Eingriffe. Eine Aufwertung wird nicht angeboten, so dass Gebäuderückseiten und Parkplätze, sowie der KITA Zaun die Chance auf einen attraktiven Grünraum verbauen.

Die Fassaden wirken relativ beliebig und können dem Ort wenig neue Identität verleihen. Der Grundriss der KITA funktioniert gut und dank der großzügigen Flurzonen ist eine gute innere Kommunikation zu erwarten. Im Obergeschoss fehlt im westlichen Teil der 2. Rettungsweg. Die Aufteilung des Gartens in Nord-, Ost- und Südbereich ist bezüglich Beaufsichtigung der Kinder schwierig.

Die angebotenen Wohnungen sind gut vorstellbar, wenn auch die innere Verbindung der Wohngruppen untereinander fehlt.

Die Wirtschaftlichkeit wird als durchschnittlich eingeschätzt. Insgesamt schafft der Entwurf zwar die gewünschte, gemeinsame Mitte, verleiht ihr jedoch nicht die erwartete Identität. Die durch die Staffelung der Baukörper entstehende städtebauliche Körnung wirkt angemessen.
Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt

Schnitt