modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2018

Gestalterische Aufwertung des Ortszentrums von Egglfing am Inn in Bad Füssing

ein 2. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Westner Schührer Zöhrer Architekten und Stadtplaner PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Erläuterungstext - Konzept
Wir schlagen vor, für Egglfing zwei neue wesentliche, zentrale und prägnante öffentliche Räume zu schaffen: Die Hauptdurchfahrtsstraße „Obere Inntalstraße“ und die Ortsmitte mit der Abfolge von drei Platzräumen: „Kirchvorplatz“, „Kastanienplatz“ und „Dorfplatz“. Eine übergeordnete Bedeutung als Knotenpunkt des Ortes und Begegnungsraum verschiedener Gruppen und Generationen erhält hierbei die Ortsmitte und wird so mit unterschiedlichen gemeinschaftlichen und touristischen Aneignungs- und Nutzungsmöglichkeiten ausgestattet. Die „Obere Inntalstraße“ bringt durch ihre Neugestaltung nicht nur den „Durchfahrenden“, sondern auch den Fußgängern und Fahrradfahrern den Ort und seine Struktur näher und macht ihn für verschiedene „Bewegungs- und Durchwegungsmöglichkeiten“ erfahrbar.
Durch die Orientierung an vorhandenen und historischen Strukturen, welche die Identität des Ortes bilden, rückt im Entwurf der dörfliche und landwirtschaftliche Charakter in der Gestaltung in den Vordergrund. Für die Umnutzung der leerstehenden Wirtschaftsgebäude beispielsweise schlagen wir neue touristische oder handwerkliche Umnutzungen vor.

Ortsmitte: 3Plätze
In der Ortsmitte entsteht durch die neue Führung der „Obere Inntalstraße“ eine Platzabfolge von drei, der Größe des Ortes entsprechenden Platzräumen mit unterschiedlichen Charakteren und Umgebungen, die eine vielfältige Erlebbarkeit Egglfings ermöglichen. Durch wichtige Blickbeziehungen von der „Obere Inntalstraße“ auf die Raumfolge von Dorfplatz - Kirchplatz und die Blickbeziehung zwischen Straße – Kirche und Straße - Bürgerhaus wird die Ortsmitte als Einheit wahrgenommen und verstanden. Die unterschiedlichen Charaktere der Platzräume unterstreichen die Eigenart der im Bestand vorhandenen Strukturen, machen sie nutzbar für verschiedenen Personengruppen und geben ihnen eine vielschichtige Aufenthaltsqualität. Das Ortszentrum wird erlebbar und wahrnehmbar.

„Kastanienplatz“
Der „Kastanienplatz„ kann weiterhin als Freischankfläche und Aufenthaltsbereich genutzt werden, bekommt aber mehr Raum für diese Nutzungen und dient als Treffpunkt der Geselligkeit. Der baumüberstandene Platz wird durch Neupflanzung ergänzt und erhält seine Atmosphäre und räumliche Fassung durch die raumbildende Vegetation der Kastanien. Der Brunnen erhält auf dem „Kirchvorplatz“ eine neue, sonnige Lage.

„Kirchvorplatz“
Mit der Gestaltung des neuen „Kirchvorplatzes“ als kontemplativen „versteckter“ Platzraum erhält die Kirche und der Friedhof einen neuen barrierefreien Zugang. Räumlich wird der Platz gefasst durch eine neue Mauer im Westen, in der Funktionen wie öffentliche WC‘s, Bücherschrank, gekühlter Automat für lokale landwirtschaftliche Produkte, Informationstafeln usw. integriert werden können. Unter den Bäumen werden Spiel- und Sitzmöglichkeiten untergebracht. Im Vergleich zu den anderen beiden Plätzen besitzt der „Kirchvorplatz“ eine ruhige Atmosphäre zum Ausruhen und Verweilen – ein kontemplativer Ort.

„Dorfplatz“
Der Treffpunkt am neuen Bürgerhaus, auf der westlichen Seite der Straße, lässt das Zentrum und die dort im Bestand angesiedelten öffentlichen Nutzungen, wie Feuerwehr, Frisör und Bank, in die Ortsmitte mit einbinden. Es entsteht ein neuer zentraler Platz der Präsentation Egglfings, der für Veranstaltungen und Märkte bespielt werden kann und durch Spiel- und Sitzmöglichkeiten, sowie einem neuen Brunnen, der möglicherweise angelehnt an eine Viehtränke gestaltet werden kann, jederzeit genutzt werden kann.

Neues Bürgerhaus Egglfing
Am verkehrsberuhigten Dorfplatz entsteht das neue öffentliche Bürgerhaus für Egglfing. Der Ersatzbau für das alte Gebäude der Sparkasse greift mit seinem zur Straße giebelständigen Satteldach eine für Egglfing prägende Gebäudeform auf. Der Baukörper schafft eine spannende Raumfolge von Dorfplatz zu Kirchvorplatz und inszeniert den Blickbezug zur Kirche. Das neue Bürgerhaus ist der öffentliche Anlaufpunkt für die Dorfgemeinschaft und Besucher an der neu gestalteten Ortsmitte. Das öffentliche Erdgeschoss ist als Bürgertreff mit Bücherei vorgesehen der gleichzeitig als Foyer für den Bürgersaal im Obergeschoss dienen kann. Der Bürgersaal bietet Raum für Feste und Veranstaltungen im Dorf und ist je nach Veranstaltungsgröße unterteilbar. Der Außenbezug ist besonders wichtig für die Räume im Inneren. Der Hauptzugang erfolgt vom Dorfplatz, der Nebenzugang von der Pichlstrasse. Im Obergeschoss öffnet sich der Bürgersaal zum Dorfplatz und gibt den Blick Richtung Südwesten auf die Obere Inntalstrasse frei. Das neue Bürgerhaus schafft einen offenen, gemeinschaftlichen Ort für die Bewohner von Egglfing.

„Obere Inntalstraße“ Verkehrskonzept und Parken
Zur Verbesserung der Fußwegverbindung im Ort wird ein beidseitiger Fußgängerweg entlang der „Obere Inntalstraße“ vorgeschlagen. Die Ortsmitte in der Ortsdurchfahrt wird durch einen Belagswechsel (siehe Materialkonzept) gekennzeichnet. Belagswechsel und die neue Führung der Durchfahrtsstraße bewirken eine Entschleunigung des Verkehrs und eine Verkehrsberuhigte Ortsmitte. Künftig wird die „Obere Inntalstraße“ auch als Fahrradstraße verstanden werden, einerseits um den MIV zu beruhigen, andererseits um nicht zusätzlich Radwege zu benötigen. Demnach erhalten auch durch die Verkehrsberuhigung die angrenzenden Platzflächen eine erhöhte Aufenthaltsqualität. Die Führung der „Oberen Inntalstraße“ durch die Ortsmitte Egglfing ist durch die Verkehrsberuhigung kein störendes Element und dient als eine Möglichkeit die Aufmerksamkeit von Durchreisenden und Touristen zu erhalten. Die Bushaltestellen werden in der Ortsmitte angesiedelt, um die Ortsmitte als Knotenpunkt und Ortszentrum zu verdichten. Fahrradstellplätze werden in der Nähe der Bushaltestellen platziert. Die Pkw-Stellplätze werden entlang der wichtigen Straßen und an den Plätzen angesiedelt und verteilt, um eine optimale Erreichbarkeit der verschiedenen öffentlichen Einrichtungen zu gewährleisten.

Materialkonzept
Alle Fußgängerflächen erhalten einen Natursteinpflasterbelag. Während entlang der Hauptdurchfahrtsstraße die Gehwege mit Naturstein im Reihenverband versehen werden, erhält die Ortsmitte einen richtungslosen Natursteinbelag im freien Verband, um so das Zentrum des Dorfes zu markieren. Der Einsatz von Wassergebundener Wegedecke in den Platzbereichen des Kastanienplatzes und des Kirchvorplatzes ist angelehnt an den landwirtschaftlichen Charakter des Ortes, barrierefrei und bietet die Möglichkeit eine optimale Nutzfläche unter Bäumen zu schaffen. Die „Obere Inntalstraße“ erhält im Zentrum einen gefärbten Asphaltbelag, um eine Verlangsamung des Verkehrs auf der Straße zu erreichen. Alle eingesetzten Bodenbeläge sind barrierefrei und für alle Personengruppen zugänglich.

Beleuchtungskonzept
Das Beleuchtungskonzept der Ortsmitte Egglfing orientiert sich an dem räumlichen Konzept der der verschiedenen Platzräume, die räumlich eigene Charaktere und Einheiten bilden aber durch Sichtbezüge und Blickachsen verbunden sind. Hierbei werden auch vor allem die wichtigen öffentlichen und ortsprägenden Gemeinschaftsgebäude von Egglfing, die Kirche und das neue Bürgerhaus, betont.

Resümee
Insgesamt entsteht für Egglfing ein neuer offener, zusammenhängender, vielschichtiger, zentraler Raum, der mir seinen Teilräumen „Obere Inntalstraße“, „Dorfplatz“, „Kirchvorlatz“ und „Kastanienplatz“, diverse Aktivitäten und Aneignungen für die Bewohner und Gäste ermöglicht, dem Erreichbarkeit und Sichtbarkeit der anliegenden Ladengeschäfte dient, gleichzeitig als öffentliche Mitte prägnant und erinnerbar wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser formulieren drei unterschiedliche Bereiche um die Ortsmitte aufzuwerten: Kirchplatz, Kastanienplatz und der sog. Dorfplatz, womit weniger eine Platzfläche als der mit öffentlichen Nutzungen belegte Bereich um das ehem. Sparkassengebäude gemeint ist. Das Sparkassengebäude wird durch einen Neubau in ähnlicher Dimension an gleicher Stelle ersetzt. Dessen Funktion als Blickpunkt und Umlenkung im Straßenverlauf wird grundsätzlich begrüßt, allerdings gelingt es nicht den Rückraum zum Feuerwehrgebäude damit räumlich zu fassen oder befriedigend zu definieren. Für die vorgeschlagenen Nutzungen Bürgersaal, Bürgertreff erscheint das Gebäudevolumen zu knapp bemessen. Der „Kastanienplatz“ respektive Biergarten wird mit zusätzlichen Bäumen ergänzt und erhält durch das Verschwenken der Straße eine angenehme Großzügigkeit. Ebenso positiv wird die Öffnung der Sichtachse auf die Kirche bewertet und die Neupositionierung des Brunnens an dieser Stelle. Die Nebengebäude werden beseitigt und durch eine Mauer ersetzt, die Nebenfunktionen wie Vitrinen etc. aufnehmen kann und in ihrer räumlichen Wirkung durch eine Reihe Walnussbäume sehr schön ergänzt wird. Die barrierefreie Erschließung des Kirchhofes wird über das Platzgefälle auf angenehm selbstverständliche Art gelöst. Die vorgeschlagenen Beläge Asphalt für die Obere Inntalstr. und Pflaster für die Platzbereiche sind angemessen und gut ausgearbeitet. Demgegenüber ist das Beleuchtungskonzept zu schematisch und kann in der Linienführung weder funktional noch gestalterisch überzeugen. Leider beschränken sich die Verfasser in der Bearbeitung auf die Ortsmitte. Zur Entwicklung des Ortes und der Hofstrukturen werden keine Aussagen getroffen.