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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Walckerpark Ludwigsburg

Anerkennung

Preisgeld: 5.500 EUR

arc.grün landschaftsarchitekten.stadtplaner.gmbh

Landschaftsarchitektur

gbm modellbau gmbh

Modellbau

Erläuterungstext

Durch die Verbindung von Urbanen Typologien, der Landschaft, des Favoritenparks und des Blühenden Barock erhöht der Walckerpark unter Bewahrung seiner Identität des wertvollen Baumbestands die ökologische Vielfalt und Wertigkeit für Anwohner und Besucher.
Der Walckerpark verbindet die einfließende Landschaft vor den Türen Ludwigsburg mit der streng geometrisch, geplanten urbanen Barockstadt.

Das Leitbild verfolgt das Ziel unter größtmöglichem Erhalt des Baumbestands einen offenen und flexiblen, landschaftlichen und modernen Park zwischen Freiraum und Innenstadt zu integrieren.

Die Parkgestaltung folgt der Topographie, um den wertvollen Baumbestand zu erhalten.
Lediglich die straßenbegleitende Allee wird mit der Untertunnelung der B27 gelockert, ergänzende Bäume werden frei angeordnet und zeichnen visuell die Richtung zum Residenzschloss noch.

Geschickt wird so eine didaktische Beziehung zwischen den dynamischen Baumreihen, die das Flanieren versinnbildlichen und den Landschaftsqualtäten, die zum Aufenthalt einladen, erzeugt. Der ca. 3m höher gelegene Parkbereich fungiert zu dem als Frischluftlieferant und Klimaanlage der Stadt. Durch die Untertunnelung verbinden sich die umgebenden Grünräume: Landschaft, Park, Schlosspark und der Favoritenpark.
Die Anliegerstraße „Heilbronner Str.“ wird durch eine Shared-Space Promenade mit gepflasterten Wegebelag entschleunigt. Mit der Einfahrt von Osten kommend öffnet ein urbaner Platz den Bereich um das bestehende Torhaus. Im Schatten der Bestandsbäume kann die bereits bestehende Gastronomie die Lage am Park nutzen.
Bis zur Realisierung der Untertunnelung der B27 grenzt und schützt eine 1m hohe Mauer zur Lärmminderung die landschaftliche Terrasse mit Obstbäume zum tieferliegenden Stadtpark ab. Mit der Straßeneinführung von der Heilbronner Straße in die Innenstadt begrüßt repräsentative und qualitätvolle Bebauung und in seiner Geometrie die gegenüberliegenden Gebäude reflektierend Anwohner und Besucher.

Drei neue Gebäude führen die streng geometrische Bebauung der Innenstadt fort. Fassaden und Dachformen spiegeln die gegenüberliegende Straßenseite wieder. Die leicht versetzte Anordnung der Gebäudekörper leitet in Richtung Innenstadt und in den Park.
Die Gebäude werden unterirdisch durch die Tiefgarage verbunden. Diese ist zweigeschossig angeordnet mit einer Ab- und Auffahrt durch das mittlere und längste Gebäude. Das Volumen des Parkhauses ergibt sich durch zwei Etagen mit jeweils vier Parkreihen und somit einer umlaufenden Fahrspur.

Im Torhaus befindet sich nicht störendes Gewerbe im Erdgeschoss und Büroflächen in den zwei darüberliegenden Geschossen. Das nächste Gebäude ist zentrale Dienstleistungs-, Gastronomiegebäude, Parkhauszufahrt und Wohnen am Park.
Als platzdominierendes Gebäude des Walckerplatz öffnet es sich sowohl zur Ost-, als auch zur Westseite. Zur Parkseite bespielt Gastronomie die Terrasse. An der Stadtseite liegt die Zufahrt und Eingänge zur Tiefgarage, sowie die Anlieferung der Gastronomie und Gewerbes. Die Wohnungen in den oberen Geschossen sind zentral und bieten einen grünen Blick in den Park. Das südliche Gebäude fungiert als Bindeglied zwischen Stadteingang und Wohnbebauung. Entsprechend der Identität des Quartiers liegt hier ein Orgelmuseum im Erdgeschoss und eine kleine Bibliothek, von der aus man im 1.Stock einen Blick in den Park hat, im 1.Stock. Dieser wird zudem mit dem 2.Stock als Wohnnutzung gesehen.
Direkt vor den Gebäuden hält der Bus. Die Straße wurde nach Westen verlegt und auf ihre Mindeststraßenbereite verkleinert, sodass wie bisher die Spuranzahl erhalten werden kann. Durch die Lage der Tiefgaragenzufahrt und der Bushaltestelle trennen sich beide Infrastrukturen klar. Südlich des Orgelmuseums markiert die älteste Kastanie den Eingang zum Park und den ersten Stadtplatz.

Die Weiterführung der westlich verlaufenden Lauf- und der Ziegelgasse durch die Gebäude wird im tiefergelegenen Park fortgeführt. Die Typologie der Neubebauung öffnet Räume zwischen den Fassaden und führt auf die Terrassen zum Park. Diese treppt sich sanft zu einer offenen Liege- und Spielwiese und zum Spielplatz.

Das Wegesystem passt sich der Topographie und dem Baumbestand an. Als barrierearmer Weg windet sich die versinnbildlichte Barocke Schleife durch das Grün. Zentral weitet sich diese zu einem Platz und einer Bühne auf und wird durch blütenreiche und pflegearme Präriestaudenpflanzung begleitet. Der Platz, sowie die Wege werden durch Sitzbänke gefasst. Der Orgelbrunnen kühlt den Platz zwischen dem Schatten der Bäume und bietet sich zum Bespielen an. Lineare Wegeverbindungen, die aus der Stadt heraustreten, dienen zum Abkürzen und sind untergeordnete Wege. Aus einer Achse tritt nahe dem Senioren- und Studentenwohnheim ein weiterer, etwas abgesetzter Platz hervor. Dieser lädt zum gemeinschaftlichen Spiel wie z.B. Schach ein. Neben den Bänken an den zwei Plätzen und dem Spielplatz steht jeweils ein Trinkwasserbrunnen zur Verfügung.

Die Freiräume zwischen den Wegen und Bestandsgehölzen sind offene, flexible Rasenflächen. Hier eignen sich die Besucher und Anwohner ihren Freiraum an, sei es die Spiel-, Bolz-, oder Liegewiese oder nördlich des Seniorenheims eine großzügige Fläche für gemeinsame Gymnastik, Slackline und Urban Gardening. Der Spielplatz befindet sich zentral umrahmt zwischen dem Walckerplatz und dem Orgelbrunnen.

Im Norden, unterhalb der Lärmschutzmauer, wird der Bestandsweg erhalten und lediglich durch eine Gesteinsbeschichtung aufgewertet. Eine kleine an das Barock angelehnte Terrasse lenkt den Blick zur Bühne und zum Residenzschloss. Der Hang bleibt ebenso bestehen und wird mit Sitzstufen erlebbar gemacht. Diese dienen zudem als Sitzmöglichkeit mit Blickrichtung zur Bühne.
Über den gesamten Platz verteilt locken Nistkästen Vögel in den Park. Ziel der ergänzenden Pflanzung ist es, die ökologische Vielfalt zu erhöhen.

Der Spielbereich liegt zwischen dem Walckerplatz und dem Orgelbrunnen, sodass er prominent, jedoch auch geschützt durch Bebauung und Bepflanzung fern von Straßen und querungsreichen Orten liegt. Der Baumbestand wird in die Spielplatzgestaltung integriert. Schaukeln entlang der Wege und ein großes Liege- und Kletternetz sind Attraktion für jedes Alter. Stadtschweine und Stadtschafe grasen und wühlen friedlich zwischen den Bäumen.

Das Beleuchtungskonzept zielt auf eine gleichmäßige Ausleuchtung entlang der Straßen, Wege und Plätze ab, um Angsträume trotz des dichten Baumbestands zu verhindern.
Entlang der Hauptwege und Plätze springen Mastleuchten von Seite zu Seite. Nebenwege und ergänzend der Mastleuchten an den Plätzen, leiten Pollerleuchten den Weg. Zudem sind beide Torhäuser, sowie die Fenster der Gastronomie, des Orgelmuseums und anderer Gewerbe beleuchtet. Zusätzlich sind wichtige Sitzbänke, sowie die Treppen - und Terrassenstufen durch Lichtbänder auch in dunklerer Jahreszeit deutlich sichtbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee ist die Vermeidung der Störungen der Heilbronner Straße und damit die Vergrößerung des Parks nach Norden durch eine Tunnelung der Bundesstraße. Die entwurfliche Umsetzung dieser großen Geste kann jedoch nicht überzeugen. Sie hat funktionale und gestalterische Schwächen und steht in keinem sinnvollen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Da jedoch der Vorschlag im Ideenteil liegt, wird der Entwurf im Folgenden ohne den Tunnel beurteilt. Leitidee und Alleinstellungsmerkmal für den Realisierungsteil ist eine neue Bebauung an der Bietigheimer Straße mit einem kleinen Orgelmuseum, einem neuen Torhaus, Gastronomie, Arbeiten und Wohnen am Park.

Die mit Abstand größte Qualität des Entwurfs liegt in diesem städtebaulichen Ansatz. Der neue Stadtbaustein interpretiert das historische Torhaus und die ehemalige Raumkante der Talkaserne neu und schafft so einen markanten Eingang zur Innenstadt. Die neuen Nutzungen befinden sich über einer selbstverständlich wirkenden und gut in die Topografie integrierten Tiefgarage. Durch diese Anordnung und Kombination wird ein bedeutender Beitrag zur sozialen Kontrolle im Umfeld der Tiefgarage geleistet. Durch die schmalen Durchgänge zwischen den Gebäuden werden jedoch die Zugänge und die Blickbeziehungen zum Park beeinträchtigt. Im Zusammenhang mit der neuen Bebauung ist die Verschwenkung der Bietigheimer Straße richtig und konsequent. Dadurch können Eingriffe in den Park minimiert werden.
Die freiraumgestalterische Qualität des Parks kann nicht überzeugen. Es werden zwar viele Bäume erhalten, es entsteht jedoch kein identitätsstiftender neuer Freiraum. Die starke Betonung der Diagonalen entspricht nicht dem gewünschten Parkcharakter, auch die weiteren Wegeführungen erscheinen willkürlich.

Eine Tiefgarage unter den Gebäuden ist eine bewährte und funktional schlüssige Form der Parkierung, sie minimiert Eingriffe in den Park. Durch die Integration der Tiefgaragenein- und -ausfahrt in ein Gebäude werden Beeinträchtigungen des Umfelds vermieden.

Der Entwurf leistet einen interessanten Beitrag zur städtebaulichen Weiterentwicklung des Planungsgebiets und zur Integration der Parkierungsanlage, kann jedoch in seiner Gesamtheit nicht überzeugen.
Detailausschnitt Städtebau

Detailausschnitt Städtebau

Detailausschnitt Park

Detailausschnitt Park

Perspektive

Perspektive

Parken, Gewerbe + Wohnen

Parken, Gewerbe + Wohnen

Schnitt WO

Schnitt WO

Schnitt Parken

Schnitt Parken

Schnitt Park

Schnitt Park

Pikto Baumerhalt u.Baumergänzung

Pikto Baumerhalt u.Baumergänzung

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept