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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau Marina Tiefenbrunnen in ZĂĽrich

KONTINUUM

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 17.500 CHF

Estudio de arquitectura José María Sánchez García

Architektur

xmade

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Dr. Schwartz Consulting AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das räumliche Zusammenspiel von Pier und landseitig versetzter Baute ordnet den Ort einfach. Um die Flucht des Piers versetzt, ermöglicht die Position des Wassersportzentrums eine klare Differenzierung und Hierarchisierung der unterschiedlich intensiv genutzten, öffentlichen Räume. Das Volumen besetzt so strategisch und sicher einen Ort, der trotz seiner bewusst offen gehaltenen Räume klare Adressen, flexibel bespielbare Funktionsflächen und gut gestaltete Aussenräume aufweist. Massgeblich gelingt dies durch eine sinnvolle und sinnliche Gestaltung der unterschiedlichen Aussenraumsituationen. Das kompakte 16 Meter hohe, viergeschossige Volumen erreicht mit seinem im Dachgeschoss angeordneten technischen Aufbau eine wohl maximale Höhenentwicklung. Die Projektverfassenden entwickeln eine sehr feingliedrige Struktur, welche die Architektur des Wassersportzentrums und die vorgeschlagene Teilüberdachung des Piers mit ihren Stabwerkskonstruktionen zusammenbindet. Die filigrane Auflösung der Struktur erinnert nicht nur an die Tensegrity-Konstruktionen von Buckminster Fuller, sondern leistet geradezu augenfällig eine Verbindung zu Mast- und Wantenkonstruktionen. Die nachhallende Referenz der Konstruktion gleicht öffentlichen Ausstellungspavillons, Hallen- oder Sportbauten und vermittelt somit auch eine vorstellbare Form einer «öffentlichen» und für alle erfahrbaren Architektur. Die Teilüberdachung der rund 17 Meter breiten Pieranlage mit einer leichten Konstruktion ermöglicht einen sinnvollen und architektonisch integrierten Witterungs- und Sonnenschutz. Innerhalb der Jury wurden die in den Pier eingesetzten Wassergärten kontrovers diskutiert. In der Frage nach wie viel Offenheit, Vorbestimmung und «Naturdidaktik» dieser besondere öffentliche Raum effektiv benötigt, bildet dieser Projektvorschlag mit seinen inneren und äusseren Wasserkanten, mit seinen offenen und überdachten Bereichen konkrete und weitgehende Raumdefinitionen aus. Trotz der knappen Platzverhältnisse auf dem Areal gelingt es den Verfassenden, sowohl landseitig als auch auf dem Pier, Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität und verbindende Vegetationsthemen anzubieten. An Tagen mit wenig Publikumsverkehr hat diese Konzeption einen hohen Wert, an schönen Sommertagen jedoch sind die Platzverhältnisse auf dem Pier ziemlich stark beschnitten, die Nutzung ist in weiten Teilen vorgegeben und lässt wenig Spielraum für andere Aktivitäten. Die Nutzungsverteilung im Wassersportzentrum ist schlüssig. Die Verfassenden positionieren das Restaurant im 2. Obergeschoss, wobei mit einer verhältnismässig einfachen Vertikalerschliessung der Gastraum erreicht werden kann. Allerdings reduziert sich durch diese Lage der verfügbare Aussenraum. Zwischen Funktionsflächen des Erdgeschosses und den Schulungs- und Garderobenräumen im 1. Obergeschoss wird eine gut erreichbare und für den Trainings- und Segelbetrieb praktische zweite Erschliessung eingesetzt. Die räumliche Organisation auf dem Pier ist sinnvoll. Aufenthalt, Restauration und durchgehende Verbindung zu den Hafenplätzen können in der vorgeschlagenen Organisationsform gut koexistieren. Der Trockenplatz ist effizient organisiert, die Fläche wird jedoch durch die Gebäudesetzung substantiell reduziert. Die Verfassenden schlagen einen Stahlbau vor, der mit Holorib-Decken, 2-fach Verglasungen und polierten, verspiegelten Metallfassaden ergänzt wird. Die Konstruktion wird aus bauakustischen und brandschutztechnischen Gründen jedoch so nicht umgesetzt werden können. Weiter wirken die polierten und verspiegelten Oberflächen der opaken Fassadenbereiche etwas aufgesetzt. In der vorgesehenen Material- und Konstruktionswahl erreicht der Projektvorschlag den geforderten Minergie-P-ECO-Standard nicht und weist zudem deutlich überdurchschnittliche Kosten auf, nicht zuletzt auch aufgrund des rund 10 Prozent über dem Zielwert liegenden Flächenbedarfs. Insgesamt handelt es sich um einen sehr kompetenten, gesamthaft gut abgestimmten Projektvorschlag. Die architektonische Ausarbeitung fasziniert, ist aber auch sehr aufwendig. Die Aussenräume und die Überdachung des Piers geben die Nutzbarkeit des öffentlichen Raums präzise vor, schränken diese aber bei hohem Besuchsaufkommen erheblich ein.
Blickachse Pier

Blickachse Pier