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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau städtische Feierhalle in Krakow am See

3. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

MIND Architects Collective

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Qualität des städtebaulichen Konzeptes:
Die Idee der Verfasser, eine einfache, würdevolle Gestalt dem Entwurf zu Grunde zu legen, die den Innenraum räumlich differenziert in Räume und Lichthöfe, ist genauso nahliegend wie verblüffend einfach und überzeugt die Jury.

Durch die Verlegung der Straße nach Süden und die Anordnung der notwendigen Stellplätze auf der, dem Friedhof abgewandten Seite, entsteht ein zusammenhängender, dem Friedhof zugeordneter, gut nutzbarer Bereich.

2. Funktionelle Lösung
Das Gebäude gliedert sich in den breiten, hohen, mittigen Bereich, der der Feierhalle vorbehalten ist und zwei schmälere und niedrigere seitliche Bereiche. Hier sind die „dienenden“ Räume und zwei Innenhöfe angeordnet, die auf kluge und angemessene Art und Weise die natürliche Belichtung dieser Räume ermöglichen und zur besonderen Atmosphäre der Feierhalle beitragen. Dieser Raum gliedert sich in drei nacheinander geschaltete Raumbereiche, die zusammen oder separiert genutzt werden können. Die seitlichen Innenhöfe strahlen Ruhe und Schutz aus und lenken das Tageslicht bewusst in das Innere. Die räumliche Qualität des Entwurfes wird bestimmt durch einen, der Feierhalle vorgelagerten Hof, von dem aus am Geschehen in der Feierhalle teilgenommen werden kann und einem nachgeschalteten von Hecken begrenzten Hof, auf den der Blick während der Trauerfeier sich richten kann. Beides sind kluge und nachvollziehbare Entwurfsentscheidungen.

3. Architektur und Gestaltung
Die Beschränkung auf wenige Materialien im Innenraum - Holz für alle Wandflächen, einheitlicher Sichtestrich, einfache Bänke aus demselben Holz - stärkt das architektonisch-räumliche Konzept und ist ein nachvollziehbarer Beitrag zu einer kostengünstigen Bauweise.
Im Bereich des Aufbahrungsraums des Sarges, bzw. der Urne wird der Raum zusätzlich über ein Oberlicht akzentuiert, eine Entscheidung, die die Jury sehr gut nachvollziehen kann.
Die Verfasser beschäftigen sich ausführlich mit der Frage der räumlichen Abtrennungen bei kleineren oder größeren Trauerfeiern Dies wird sehr gewürdigt. Erwähnenswert ist auch der Vorschlag über einen als „Vestibül“ bezeichneten Raum unterschiedliche Wege schalten zu können.
Kritisch wird die einheitliche Verkleidung des Gebäudes von außen mit einer Aluminiumfassade gesehen, wenngleich der dafür ausschlaggebende Grund, eine beständige, kostengünstige Lösung zu präferieren, gewürdigt wird und die rot-braune Farbwahl Reminiszenzen an typische mecklenburgische Klinkerfassaden herstellen soll. Der damit erzeugte eher technische Charakter ist einem Gebäude dieser Funktion nicht angemessen.
Insgesamt stellt der Entwurf einen Innenräumlich und funktional sehr guten Betrag dar, der in der Außenwirkung allerdings nicht überzeugen kann.

4. Haustechnik
Beleuchtung: Die Feierhalle wird mit viel natürlichem Licht durchströmt. Es gibt keine Aussage zum Beleuchtungskonzept.
Lüftung: Eine natürliche Querlüftung der Feierhalle ist uneingeschränkt möglich. Es ist auch eine natürliche Belüftung über die beiden Seitenhöfe vorgesehen.
Wärmeversorgung: Der Verfasser präferiert eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die gegenüber einer Luft-Wasser-Wärmepumpe höheren Investitionskosten verursacht. Das vorgesehene Anlagenkonzept kann optional in den Sommermonaten zum Kühlen genutzt werden.
Sonnenschutz: Der Sonnenschutz soll durch Außenvorhänge erfolgen. Diese Lösung ist nach wirtschaftlichen Aspekten im Weiteren zu bewerten.
SW-Entsorgung: Es ist eine abflusslose AW-Grube von 12 m³ vorgesehen.
Akustik: Durch innenliegende Vorhänge soll u.a. auch die Raumakustik verbessert werden. Der Einsatz von einer elektroakustischen Anlage ist zu empfehlen, um auch Schwerhörigen eine umfassende Teilnahme an der Trauerfeier zu ermöglichen.

5. Wirtschaftlichkeit:
Der Verfasser wählt eine Holzmassivbauweise als Baukonstruktion. Die vorgehängte Fassade besteht aus Aluminiumblech. Analog wird die Dachkonstruktion ebenfalls in Aluminiumblech vorgeschlagen. Die Materialwahl insgesamt erscheint wirtschaftlich und wartungsarm. Für die Holzkonstruktion ist ein höherer bauaufsichtlicher Überwachungsaufwand zu erwarten. Des Weiteren wird vermutet, dass die Baukosten den vorgegebenen Kostenrahmen überschreiten werden, da ein hoher Bruttorauminhalt ausgewiesen wird. Die zu erwartenden Baukosten liegen im unwirtschaftlichen Bereich.